LEXIKA
AUS: Austerlitz
AW: Die Ausgewanderten
BU: Beschreibung des Unglücks
CS: Campo Santo
LL: Logis in einem Landhaus
LK: Luftkrieg und Literatur
LW: Über das Land und das Wasser
NN: Nach der Natur
RS: Die Ringe des Saturn
SG: Schwindel.Gefühle
UH: Unheimliche Heimat
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Pacific [AUS 302]

Hotelpalast in Marienbad


Padua [SG 100ff]

Italien

Kapelle des Enrico Scrovegni


Palace Hotel Marienbad [AUS 296ff.]

Zentrum, Jugendstil-Gebäude 19. Jht - gegenüber Kolonnade und Singenden Brunnen, seit 1834. Gäste: Goethe, Masaryk, Edison, 1908 treffen sich König Edward VII. und Kaiser Franz Josef I. nach Konzert einer Wiener Opernsängerin
siehe auch Verschlungene Minnen


Palankin [RS 178]
der P., indischer Tragsessel, Sänfte [Hindi]


Pallas, Peter Simon [NN 68]
* Berlin 1741 † ebda 1811 deutscher Naturforscher und Geograph. 1767 ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg, 1768-74 und 1793/94, gefördert durch Zarin Katharina II., Expeditionen durch Sibirien und das südliche Russische Reich Sehr sprachbegabt, beherrscht Latein, Griechisch, Englisch, Französisch, Russisch und Tatarisch. Universität Halle und Göttingen. Mit 23 Jahren Mitglied der Royal Society. Schlagartig in der wissenschaftlichen Welt und in den Herrscherhäusern berühmt durch Expeditionsberichte. Eigenfinanzierte Expedition nach Südrussland und auf die Krim. Zieht dorthin. Neben vielen wiss. Werken: Zuverläßige Nachrichten von den letzten Schicksalen des Herrn Georg Wilhelm Steller


Palm Beach [AW 131f.]

1894 erste Hotelanlage „The Royal Poinciana“ am Lake Worth, einziges Hotel mit Seeblick. 9-Loch Golfanlage, mit eigenem Clubhaus „The Poinciana Golf Clubhouse“. 1900 bereits als Winterferienort für die Superreichen bekannt.


Panazee [LW 40]
(griechisch: ‚alles heilend‘) Allheilmittel, mythisches Universal-Heilmittel zur Behandlung aller möglichen Krankheiten. Die Suche danach galt wie die Suche nach dem Stein der Weisen als eine Aufgabe der Alchemie. Name abgeleitet von Panakeia einer Tochter des Asklepios, des Gottes der Heilkunst in der griechischen Mythologie. Heute häufig im negativen Sinne gebraucht, um illusorische Universal-Lösung aller Probleme zu bezeichnen.


Pankrácgefängnis [AUS 251]

Gefängnis im Stadtteil Pankrác im Süden Prags. Stadtteil Pankrác Synonym für das berühmteste Prager Gefängnis, bis 1889 erbaut. Unter der deutsche Okkupationsverwaltung Untersuchungsgefängnis der Gestapo. 1943 Zentrale Hinrichtungsstätte für das Protektorat Böhmen und Mähren, drei Zellen mit einer Guillotine, bis 1945 richtet Alois Weiss, ehemaliger Hilfslagerarbeiter aus München, genannt „Henker von Pankratz“ 1087 Menschen hin.
In den 1950er Jahren "Staatsfeinde" des kommunistischen Regimes untergebracht, gefoltert und hingerichtet. Heute Haftanstalt mit etwa 1000 Insassen
Zum Nazi- und Kommunisten-Terror siehe





Pandämonium [AW 179] [CS 130]
die Gesamtheit aller bösen Geister in der griechischen Mythologie


Panorama von Waterloo [RS 6]
von Louis Dumoulin











1912 eingeweiht


Pantaleon [NN 9]
* Nikomedien 3. Jht + ebda 305
Heiliger . Einer der vierzehn Nothelfer


Pantheon [AUS 17]

in Rom, ursprünglich ein allen Göttern Roms geweihtes Heiligtum, für mehr als 1700 Jahre die größte Kuppel der Welt gemessen am Innendurchmesser, Einfluss auf die Architekturgeschichte enorm, vor allem die der Neuzeit


Paoli, Pasquale [Aufzeichnungen aus Korsika 149]
korsisch: Filippu Antone Pasquale de Paoli 1725 - 1807 korsischer Revolutionär und Widerstandskämpfer


Paolini, Pietro [CS 9]
* Lucca 1603 + ebda. 1681 italienischer Barockmaler, auch "Paolino" (liebevolle Verkleinerungsform des Nachnamens) Stillleben, musikalische und allegorische Themen einschließlich Musik, Astronomie, Geometrie und Philosophie. 1652 eröffnet er Akademie
Vgl.



Papillons [AUS 305]
op.2 - Werk von Robert Schumann
(franz.: Schmetterlinge) Klavierzyklus. Komponiert 1829 bis 1832, gewidmet Therese, Rosalie und Emilie Schumann. Entstanden im Zusammenhang mit der Lektüre des Romanfragments Flegeljahre von Jean Paul.
siehe


Papylus, Heiliger [RS 348]
siehe bei Carpus
Gedenktag 13. April


paquebot [AW 179]
(frz) Dampfer, Steamer, Überseedampfer


Paracelsus [NN 85][Unerzählt 65]
Philippus Theophrastus Aureolus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus, * Egg/Kanton Schwyz, vermutlich 1493 + Salzburg 24. September 1541 Arzt, Alchemist, Astrologe, Mystiker, Laientheologe.
Wissen und Wirken umfassend, Heilungserfolge legendär, tragen ihm aber auch erbitterte Gegnerschaft durch etablierte Mediziner und Apotheker ein, zusätzlich verschärft durch die oft beißende Kritik seitens des Paracelsus an der vorherrschenden Lehrmeinung.
Zahlreiche deutschsprachige Aufzeichnungen und Bücher medizinischen, astrologischen, philosophischen und theologischen Inhalts, größtenteils erst nach seinem Tod gedruckt.
siehe auch bei astra und Unerzählt
sowie .



Paradiesapfel [NN 80]
Mehrdeutig.
Die Tomate - umgangssprachlich im Deutschen auch als Paradiesapfel bezeichnet - ist in Italien eine der wichtigsten Bestandteile der Küche. Pomodoro heißt Goldapfel, weil die Frucht, als sie im 16. Jahrhundert nach Europa kam, noch gelb war. Männer zahlten Unsummen für ein Exemplar wegen ihrer aphrodisierenden Kräfte, tugendhafte Frauen verweigerten ihren Genuss.
Apfel aus dem Paradies? In der Bibel wird nur vom Baum der Erkenntnis und des Lebens gesprochen. Deshalb mehrere Deutungen im Umlauf. Am Baum der Erkenntnis hingen Äpfel, Trauben oder Feigen. Dass später nur noch vom Apfel die Rede war, hat wohl mit dem lateinischen Namen malum, das Übel zu tun.
In bestimmten Gegenden Deutschlands werden um die Weihnachtszeit Äpfel auf feste Holzstäbe gesteckt, rundum mit roter Glasur überzogen: Paradiesäpfel.


Parasoleil [RS 65]
Ungebräuchlich frz. Sonnenschirm


Parkes [RS 175]
siehe Loch


Parkinson, Michael H. [RS 14ff]
* ca. 1945 + (unbekannte Ursache) Mai 1993 (ca.50jährig) Kollege Sebalds in Norwich. Werk: "The Rural Novel: Jeremias Gotthelf, Thomas Hardy, C.F. Ramuz" (1984) Studium in Oxford Junggeselle wohnt in Norwich/Portersfield Road
arbeit viele Jahre an Studie über Ramuz, weite Fußreisen durch das Wallis, Waadtland, Jura und Cevennen. Befreundet mit J. R. Dakyns



Paroxysmus [AUS 244]
Folge von sich steigernden Ausbrüchen eines Vulkans oder von Krankheitssymptomen


Park von All Saints [LW 22]
All Saints, Campus der Manchester Metropolitan University im Süden Manchesters



Parrhasios [LL 175f]
griechischer Maler aus Ephesos, lebt um 400 v. Chr. in Athen.
Neben Zeuxis Hauptvertreter der ionischen Malerschule. Mit Timanthes wetteifert er erfolglos in einem Gemälde, Ajaxs mit Odysseus um die Waffen des Achilleus streitend.
Xenophon überliefert Gespräch zwischen Sokrates und Parrhasios, bei dem sie übereinstimmen, dass ein gutes Kunstwerk nicht nur die äußere Erscheinung von Personen auf schöne Art nachbilden soll, sondern auch danach streben muss, die Gefühle und den Charakter dieser Personen durch seine Gestaltung zum Ausdruck zu bringen.
Nach Seneca soll Parrhasios Greis als Sklaven gekauft haben, um ihn zu martern und Studien für seinen Prometheus zu machen.
Sein Bild des athenischen Demos, der Personifikation des Volkes, zeigt es nach der Schilderung des Plinius zugleich als veränderlich, jähzornig, ungerecht, unbeständig, nachsichtig, erhaben und niedrig, mutig und feig, kurz alles in einem.
Legende siehe Plinius


partie honteuse [CS 141]
frz. Schandfleck, ein Teil, der einem Ganzen zur Scham oder zur Schande gereicht.
Englische Psychologen rücken bei der Rekonstruktion Nietzsches 'Genealogie der Moral' die partie honteuse des menschlichen Innenlebens in den Vordergrund


Pascal, Blaise [LW 26]
* Clermont-Ferrand 1623 + Paris 1662 französischer Mathematiker, Physiker, Literat und religiös inspirierter Philosoph.


Pasley, Malcolm [CS 196]
(Hrsg.): Franz Kafka, Max Brod – Eine Freundschaft. Briefwechsel, 1989


Passah [AW 307]
Pessach, Passah, Pascha („Vorüberschreiten“) gehört zu den wichtigsten Festen des Judentums, erinnert an den Auszug aus Ägypten, also Befreiung der Israeliten aus ägyptischer Sklaverei. Die Nacherzählung (Haggada) des im Buch Exodus des Tanach erzählten Geschehens verbindet jede neue Generation der Juden mit ihrer zentralen Befreiungserfahrung. In der Woche vom 15. bis 22., in Israel bis zum 21. Nisan gefeiert, Familienfest mit verschiedenen Riten


Pastell [SG 12]
bezeichnet Material und das damit hergestellte Bild: P.-malerei Technik, bei der Pigmente auf Malgrund (Papier, Pappe, Leinwand) aufgetragen werden. Es mischen sich die Möglichkeiten des Zeichnens mit denen der Malerei. Verwendet werden reine Pigmente oder runde oder eckige Kreiden oder Pastellstifte. (Begriff abgeleitet vom italienischen pastello: geformter Farbteig)


Pasteur-Haus [AW 67]
in Arbois/Frankreich



Paternalismus [LL 29]
(von lat. pater"Vater“) Herrschaftsordnung, die im außerfamiliären Bereich ihre Autorität und Herrschaftslegitimierung auf eine vormundschaftliche Beziehung zwischen Herrscher/Herrschern und den Herrschaftsunterworfenen begründet.


Paternoster [AUS 297]
Abkürzung für Paternosteraufzug, Aufzugsanlage zur Personenbeförderung, üblicherweise für ein bis zwei Personen je Kabine im ständigen Umlaufbetrieb. gefahrlose Beförderung beim Wendevorgang



Patmos-Hymne [RS 217]
Gedicht Friedrich Hölderlins von 1802, Text , gewidmet dem Landgrafen von Homburg , das der Landgraf ursprünglich bei Klopstock bestellt hatte.


Patras [AW 190]
wichtige Hafenstadt Griechenlands (Karte siehe bei Kérkyra )


Pauker von Niklashausen [NN 30]
Hans Böhm oder Hans Behem * Helmstedt 1458 † Würzburg 1476, auch „Pfeifer von Niklashausen“, „Pfeiferhannes“, „Pfeiferhänslein“ oder „Henselins“
Viehhirte, Musikant, Prediger und Initiator der „Niklashäuser Wallfahrt“ von 1476.
Im Frühjahr 1476 ruft der bis dahin unbedeutende Viehhirte die Menschen zur Wallfahrt nach Niklashausen auf. Verspricht Wallfahrern im Namen der Jungfrau Maria vollkommenen Ablass von ihren Sünden, soziale Gleichheit der Menschen, Gemeineigentum und Gottes Strafgericht über die Eitelkeit und unersättliche Gier der Fürsten und hohen Geistlichkeit. Seine Predigten treffen Seelenlage des Volkes, begeisterte Zuhörer verehren ihn als „Heiligen Jüngling“ und „Propheten“. In drei Monaten soll er mehr als 70.000 Anhänger gewonnen haben. Kirchliche und weltliche Obrigkeit verfolgt entstehende Massenbewegung mit großer Sorge. Auf Befehl des Würzburger Fürstbischofs Rudolf II. von Scherenberg verhaftet, im Schnellverfahren als Ketzer zum Tode verurteilt und am 19. Juli 1476 in Würzburg auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Wegen seiner Gefangennahme unter fränkischer Landbevölkerung kurzzeitiger, spontaner Massenprotest.
Im Schloss auf der heutigen Festung Marienberg hat niemand damit gerechnet. Aber die Wallfahrer sind in der Mehrzahl standesgemäß unbewaffnete Bauern, die militärisch keine ernste Bedrohung darstellen. Da sich die Massenversammlung insgesamt friedfertig zeigt, begibt sich Konrad von Hutten als Abgeordneter des Fürstbischofs zu den Wallfahrern. Er erklärt, dass sich Hans Böhm als Untertan des Fürstbischofs im Schloss aufhält und – wie die meisten der Wallfahrer auch – seinem kirchlichen und weltlichen Fürsten Gehorsam schulde. Rudolf von Scherenberg wolle die Botschaft des jungen Predigers hören und habe ihn deshalb zu sich bringen lassen. Die Tore hielte man vorsorglich geschlossen, da ein großes Gedränge zu befürchten sei, wenn die vielen Menschen ins Schloss wollten, und die Wälle seien bewehrt, um Unbesonnene am Eindringen zu hindern. Aus diesem Grund bliebe ihnen auch der Weg über den Main hinter die Mauern der Stadt verwehrt. Konrad von Hutten fordert die Wallfahrer beschwichtigend auf, sich nicht ungebührlich gegen die weltliche und geistliche Obrigkeit zu empören und nach Hause zurück zu kehren. Nach seinen beruhigenden Worten entspannt sich die Lage unterhalb des Schlosses zusehends. Ohne Argwohn löst sich die Menge in kleinere Gruppen auf und zieht ab.
Nachdem Konrad von Hutten wieder ins Schloss zurückgekehrt ist, nimmt das Geschehen jedoch – für die Wallfahrer überraschend – eine gewalttätige, blutige Wendung. Von den Wällen des Schlosses feuert man mit Kanonen auf die abziehenden Menschen, die in Panik flüchten. Der Abt Johannes Trithemius schreibt 1514, dass durch die Kanonade einige Wallfahrer ums Leben kamen und viele verwundet wurden. Nach der Kanonade nehmen bischöfliche Reiter die Verfolgung auf, um aufsässige, möglicherweise auch gewaltbereite Wortführer zu fassen. Als sich die Verfolgten den Festnahmen widersetzen, sollen die Reiter insgesamt zwölf Männer erstochen und viele verwundet haben. Die Verfolgungsjagd endet aber wahrscheinlich mit mehr als zwölf Todesopfern. So gibt es Überlieferungen, wonach Würzburger Reiter eine größere Anzahl Männer, Frauen und Kinder, die ca. 5 km westlich von Würzburg im Büttelbrunner Kirchhof Schutz gesucht hatten, auf der Flucht erschlagen. Über die Zahl der Gefangenen gibt es unterschiedliche Angaben. Von 100 bis zu 300 Männern ist die Rede. Bis auf zwei Bauern, die der Anführerschaft verdächtig waren, läßt man die meisten Gefangenen schon nach wenigen Tagen wieder frei. Nach dem Schrecken, den die Kanonade, der Reiterangriff und die weiträumige Verfolgung bei den unorganisiert fliehenden Wallfahrern hinterläßt, erübrigte sich jede weitere Befürchtung, dass von Niklashausen jemals ein bewaffneter Bauernaufstand ausgehen könnte. Kunz von Thunfeld und die anderen Wortführer der Wallfahrer halten sich danach längere Zeit versteckt. Es herrscht wieder Ruhe im Land. Der Ritter Kunz von Thunfeld und sein Sohn Michael müssen dem Bischof Urfehde schwören, dass sie sich für die erlittene Schmach der Gefangenschaft nicht rächen wollten und ihre Besitzungen dem Würzburger Hochstift übertrugen.
Als die Häscher Hans Böhm am Morgen des 13. Juli im Würzburger Schloss ablieferten, war ihm auf Grund der vorbereiteten Anklage das Todesurteil sicher. Schon am vierten Tag der Verhaftung Böhms wird die Richtstätte vorbereitet. Gleichzeitig erhalten die Würzburger Bürger die Bekanntmachung, dass die Niklashäuser Wallfahrt und der Massenauflauf, den sie vor drei Tagen vor der Stadt erlebt hatten, Teufelswerk seien. Des Teufels Diener sei als Hauptschuldiger erkannt und gefasst. Ihn erwarte in drei Tagen die gerechte Strafe. Am Freitag, dem 19. Juli, wird das Urteil über Hans Böhm gesprochen. Er habe mit Teufels Hilfe Marienerscheinungen vorgetäuscht und die ehrbaren Wallfahrer in Niklashausen durch seine Predigten verhext. Deshalb sei er unwiderruflich der Ketzerei schuldig und öffentlich auf dem Scheiterhaufen hinzurichten. Zusammen mit zwei Bauern, die am 14. Juli willkürlich aus einer Schar flüchtender Wallfahrer ergriffen worden waren, wird er zur Richtstätte auf dem linksmainischen Würzburger Schottenanger geführt. Einer der Bauern war schuldig gesprochen worden, im Wallfahrerlager Aufruhr geschürt und dazu ein Schwert geschwungen zu haben, der andere, ein Einsiedler, soll Wundermären über den „Heiligen Jüngling“ erfunden und verbreitet haben. Um dem „Pauker von Niklashausen“ das Ausmaß seiner Schuld vor Augen zu führen, zwingen Richtknechte die beiden Bauern vor ihm auf die Knie, und er muss ihrer Enthauptung zusehen. Der fassungslose Jüngling wird danach auf den Scheiterhaufen geführt. Während die Flammen hochlodern, soll er mit heller Knabenstimme Marienlieder gesungen haben, bis Schmerz, Feuer und Rauch seine Stimme brechen und ersticken. Um den Ketzer vollständig von der Erde zu tilgen, wird die Asche unter strenger Aufsicht in den Main gestreut.
Sofort nach Böhms Hinrichtung werden vom Würzburger Fürstbischof regelrechte Desinformationskampagnen eingeleitet. Sie haben zum Ziel, den Ruf des aufrichtigen Predigers, „Heiligen Jünglings“ und „Propheten“, als der er im Volk bekannt war, dauerhaft zu diskreditieren. Dazu wird eine moritatenhafte Ballade in Auftrag gegeben und im August 1476 unters Volk gebracht. Da der Nürnberger Stadtrat sich in Würzburg nach dem Verbleib des verhafteten Mönchs erkundigt hatte, packt man in die Ballade auch noch einen Vers, der den Mönch als rätselhaftes Teufelsgeschöpf darstellt, das nach seiner Entdeckung spurlos verschwand. Der Mainzer Erzbischof und der Wertheimer Graf teilen sich den in Niklashausen aufgehäuften Opferschatz, der so wertvoll war, dass damit ein Brückenbauwerk und größere Baumaßnahmen in der Mainzer bischöflichen Residenz finanziert wurden.
Um authentische Erinnerungen an Hans Böhm schnellst möglich auszulöschen, wird die Verbreitung seiner Botschaft und das Singen seiner Lieder mit Unterstützung der süddeutschen Landesherren und Stadträte verfolgt und strengstens bestraft. Auf Würzburger Drängen schreitet der Mainzer Erzbischof im Sommer 1477 schließlich zur finalen Tat und läßt das Niklashäuser Kirchlein abreißen. Wertvolles Inventar und weitere Opfergaben werden nach Mainz gebracht und der Dombauhütte des Mainzer Doms übereignet. Wallfahrern, die nach Niklashausen pilgern wollten, werden die schrecklichsten Strafen angedroht, wenn sie im Mainzer Hoheitsbereich aufgegriffen würden. Damit nicht genug, wirde im Würzburger Hochstift der ehemalige Viehhirte, der gelegentlich auch mal auf die Pauke gehauen hatte, zum leichtlebigen Musikus, Sackpfeifenspieler und Narren umgewidmet. Auf einem Würzburger Druck von 1490 wird seine Figur nicht nur mit einer Pauke, sondern auch noch mit einer Flöte dargestellt.
Anmerkung: Wenn Grünewald um 1475 bis 1480 geboren wurde, kann er (sechs- oder siebenjährig)) den Pauker schlecht erlebt haben


Paul, Jean [LL 11]
Siehe Jean Paul


Paulinchen [CS 139]
Siehe Struwwelpeterbuch


pavor nocturnus [CS 147]
lat. nächtliche Angst, Form der Schlafstörung. Diese Parasomnie betrifft vorwiegend Klein- und Schulkinder, kann aber auch Erwachsene ein Leben lang begleiten. Der Pavor Nocturnus tritt häufig gemeinsam mit dem Schlafwandeln auf, grundsätzlich harmlos


Pavelić, Ante [RS 122]


* Bradina/Bosnien und Herzegowina † Madrid 1959 in Madrid kroatischer faschistischer Politiker, 1941 bis 1945 Führer des kroatischen Ustaschastaates NDH (Nezavisna Država Hrvatska = Unabhängiger Staat Kroatien). 1929 ins Exil in das faschistische Italien, von wo er die kroatische Unabhängigkeitsbewegung Ustascha und ihren mit terroristischen Mitteln geführten Befreiungskampf in seiner Heimat leitet. An der Ermordung König Alexanders I. von Jugoslawien und des französischen Außenministers Louis Barthou in Marseille 1934 beteiligt.
Der von Benito Mussolini unterstützte Pavelic nach der Kapitulation Jugoslawiens vor den Achsenmächten 1941 Staatsoberhaupt des Unabhängigen Staates Kroatien, den er schon eine Woche vorher proklamiert hat. Kurz danch von Hitler zu Staatsbesuch auf dem Berghof empfangen. Der von der Ustascha dominierte Unabhängige Staat Kroatien umfasst flächenmäßig etwa zwei Fünftel des ehemaligen jugoslawischen Territoriums. Da er großen Teil der kroatischen Küste (Istrien, Kvarner-Bucht, Dalmatien) und den Gorski Kotar an Italien abtreten muss, andererseits jedoch größere Gebiete mit mehrheitlich kroatischer Bevölkerung in Bosnien-Herzegowina und Syrmien an ihn angeschlossen werden, sind mehr als die Hälfte seiner Einwohner mehrheitlich römisch-katholische Kroaten, knapp ein Drittel hingegen hauptsächlich orthodoxe Serben. Eine weitere große Gruppe die heutigen Bosniaken, damals als „Kroatische Muslime“ bezeichnet. Ante Pavelic läßt planmäßigen Völkermord an Serben, Juden, orthodoxen Christen sowie kroatischen und muslimischen Systemgegnern (häufig Kommunisten) durchführen. Das größte kroatische Konzentrationslager in Jasenovac , wo nach ca. 100.000 Serben, Juden, Roma und kroatische Oppositionelle umgebracht werden. Es gibt mehrere Todestransporte von hier nach Auschwitz.
1945 verläßt Pavelic die fliehenden kroatischen Truppen und flieht über Österreich und Italien nach Argentinien. Bei der Flucht soll er einen Teil des Staatsschatzes mitführen. In Argentinien gründet er Exilregierung. In Jugoslawien in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Pavelic steht unter dem Schutz von Juan Domingo Perón (dessen Sicherheitsberater) und nach dessen Sturz unter dem Schutz von Francisco Franco Bahamonde.
Bei Attentat vermutlich des im Exil lebenden Montenegriner Blagoje Jovovic 1957 verletzt. Das Attentat könnte durch den jugoslawischen Geheimdienst UDBA veranlasst sein. Pavelic stirbt in Spanien an den Spätfolgen seiner Verletzungen.


peccatum [CS 140]
lat. Sünde, Begriff insbesondere aus dem Judentum, Christentum und Islam, nach christlichen Verständnis der unvollkommene Zustand des von Gott getrennten Menschen und seine falsche Lebensweise. Diese Trennung kommt der biblischen Erzählung zufolge durch den Sündenfall zustande. Die Sünde besteht in einer willentlichen Abkehr von Gottes gutem Willen, im Misstrauen Gott gegenüber, im Zulassen des Bösen oder im Sich-Verführen-Lassen. Bei Paulus erscheint die Sünde als eine unheimliche Macht, die Leben wie Zusammenleben bestimmt und die Menschen zu Sklaven ihrer Leidenschaften macht.


Pedell [SG 274]
Diener, Bote oder Hausmeister, organisatorische Hilfskraft bei öffentlichen Institutionen (Gericht, Schulen und besonders an Universitäten).


Pegaus [RS 318]

ausgedehntes Sternbild am Herbsthimmel, das ein auf dem Kopf stehendes fliegendes Pferd darstellen soll.
Sternenhimmel am 17.10.1987 über Norwich siehe


Pennant [AUS 72]



Pepys, Samuel [SG 297ff] [LW 59 ]
* London 1633 † Clapham bei London 1703
Privatsekretär Montagus (späterer Lord Sandwich), Staatssekretär im Schatzamt bei Downing und im englischen Marineamt, Präsident der Royal Society, Unterhausabgeordneter, Tagebuchautor, Chronist der Zeit Karl II.
Teils gewollte, teils unfreiwillige Komik der Tagebücher resultiert aus der Diskrepanz zwischen prüdem, lustfeindlichem Puritanismus und den barocken Genüssen seiner Ära, die er in vollen Zügen genoss. Vielfältige illegale Nebeneinnahmen (Korruption durch Lieferanten, Unterschlagung von Prisengeldern gekaperter holländischer Ostindienfahrer). Auf der Dienstreise in die Kolonie Tanger erlebt er Angriff algerischer Piraten. Nach ihm benannt eine Phantominsel im Atlantik, Pepys Island. Entdeckung seiner geheimen Tagebücher 1818 in Cambridge (3.100 Seiten). Sie enthalten privat wie dienstlich verfängliche Informationen, herausragende Quelle für den Alltag wie die Psyche eines Menschen seiner Zeit und für bedeutende Ereignisse (Rückkehr König Karls II., Große Pest von 1665, Großer Brand von London 1666 (siehe oben). Gewandter, erzählerischer Stil, in stenographischer Schrift, die seine Mitmenschen - einschließlich Ehefrau - nicht lesen konnten. Angesichts außerehelicher Affären und der Korruptionsfälle hatte P. gute Gründe zu dieser Vorsicht. Mehr noch als behördliche Untersuchungen fürchtete P. offenbar den Unmut seiner Frau, die ihn 1668 inflagranti mit dem Dienstmädchen ertappte (wenige Monate darauf gab er das Tagebuch auf!). Nach Shakespeare gehören die Tagebücher zu den meist zitierten Texten der englischen Literatur.
(SG 297ff) Ich blätterte ein wenig in der Dünn-
druckausgabe - Everyman's Library 1913 -
des Tagebuchs von Samuel Pepys, die ich
am Nachmittag erstanden hatte. Willkür-
lich las ich hier ein Stückchen und da in
dem über eineinhalbtausend Seiten sich aus-
breitenden Zehnjahresbericht ...
Fragmente aus dem Bericht über das
große Feuer von London. Ich sah es wachsen
mehr und mehr. Es war nicht hell, es war ein
grausig blutig böses Lohen, vom Wind getrieben
durch die ganze Stadt. Zu Hunderten die toten
Tauben auf dem Pflaster, das Federkleid ver-
sengt. Ein Haufen Plünderer in Lincoln's Inn.
Die Kirchen, Häuser, Holz und Mauersteine,
alles brennt zugleich. Am Gottesacker die
immergrünen Bäume fangen Feuer. Ein rasend
kurzer Fackelbrand, ein Krachen, Funkenstie-
ben und Erlöschen. Des Bischofs Braybrookes
Grab ist aufgetan. Ist dies die letzte Stunde?
Ein dumpfer, ungeheurer Schlag. Wie Wellen in
der Luft. Das Pulverhaus fliegt auf. Wir fliehen
auf das Wasser. Um uns der Widerschein, und
vor dem tiefen Himmelsdunkel in einem Bogen
hügelan die ausgezackte Feuerwand bald eine
Meile breit. Und ändern Tags ein stiller
Aschenregen - westwärts, bis über Windsor
Park hinaus.
(LW 59)
Die untergehende Stadt im Rücken
lese ich abends auf dem Heimweg
den Bericht des Samuel Pepys
über das große Feuer von London

People taking to boats
many pigeons killed
panic on the river
looting near Lincoln's Inn
Bishop Baybrooke's corpse exposed
fragments blown to Windsor Park













Pera Palas [AW 191f]

ein noch bestehendes (neben dem Ghezirah Palace in Kairo, dem Hotel de la Plage in Ostende, den Hotels Terminus in Bordeaux und Marseille und später dem Grand Hotel des Wagon-Lits in Peking) großes Eisenbahnhotel der Gründerzeit in Istanbul, 1892 vom türkisch-französischen Architekten Alexander Vallaury (1850-1921) im Stil des Historismus (Fassade im Neo-Rokoko) im Istanbuler Europäerviertel errichtet.
1893 an der Kontaktstelle des europäischen und asiatischen Kontinents eröffnet unter der Regie der Compagnie Internationale des Wagons-Lits et des Grands Express Européens.
In erster Linie für Gäste des legendären Orient-Expresses, der damals zwischen Paris und Konstantinopel verkehrte. Auf der Eisenbahnreise wurden die Fahrgäste verwöhnt mit allem, was das Herz begehrte. Menschen, die ein solches Ambiente gewohnt waren, konnte man am Sirkeci Bahnhof nicht einfach der nackten Wirklichkeit überlassen: Ein Hotel mit europäischem Standard musste her, und das war die Geburtsstunde des Pera Palas. Der Fahrgast gelangte ins nahe gelegene Luxushotel. Das älteste europäische Hotel Istanbuls thront wie eine Festung über dem Goldenen Horn. Hinter der steinernen Fassade nächtigte in der Vergangenheit alles, was Rang und Namen hatte. Die Gäste wurden vom ersten elektrischen Aufzug Istanbuls von einem Stockwerk ins andere transportiert. Alles, was man sich an Bällen und Wohltätigkeitsveranstaltungen vorstellen kann, fand hier statt. Man gab sich dem Wiener Walzer ebenso hin wie dem Charleston und dem Foxtrott. Trotz der Ausgelassenheit ging es sittenstreng zu. Die Hotelordnung verbot ausdrücklich Damenbesuch auf den Zimmern.
Eine illustre Gesellschaft von Königen, Staats- und Ministerpräsidenten, Militärs, Dichtern, Schriftstellern, Schauspielern, Sängern, Millionären und Spionen rastete hier. In Zimmer 411 schrieb Agatha Christie "Mord im Orientexpress"
Die große Ära des Pera Palas Hotels ist vorbei, auf sechsspurigen Straßen flutet der Verkehr am Hotel vorbei.
1974 Renovierung (139 Zimmer, 6 Suiten). 2006 geschlossen, soll Ende 2009 wieder eröffnet werden, Teile als Museum


Perec, Georges [CS 220]
* Paris 1936 † Ivry-sur-Seine 1982 französischer Schriftsteller und Filmemacher. Mitglied der Oulipo-Gruppe, zählt zu den wichtigsten Vertretern der französischen Nachkriegsliteratur. Abkömmling polnischer Juden, in den Zwanzigerjahren nach Frankreich ausgewandert. Vater gefallen, Mutter 1943 verschleppt vermutlich in Auschwitz ums Leben gekommen. 1958-59 bei den Fallschirmjägern Militärdienst. Nach Heirat ein Jahr (1960-61) in Sfax (Tunesien), wo Frau Paulette als Lehrerin arbeitet. 1965 für seinen Erstling "Les choses", dt. Die Dinge, renommierter Prix Renaudot. Hauptwerk: "La Vie mode d'emploi", dt. Das Leben Gebrauchsanweisung. Hörspiele, Filme. An Lungenkrebs gestorben.
Werke sind gespickt mit Wortspielen und voller Listen. Intertextualität von großer Bedeutung. In Die Winterreise (Le voyage d'hiver) geht es um ein Buch aus dem 19. Jahrhundert, aus welchem alle großen Autoren der Weltliteratur zitieren, ohne ihre Quelle zu nennen. Verfasst Palindrom in Form eines Briefes an EDNA D'NILU mit mehr als 1300 Wörtern. Der Brief ist von der Anschrift bis hin zur Unterschrift vollständig rückwärts lesbar. "W ou le souvenir d'enfance" (1975) dt 1982 Meisterwerk des (auto-)biografischen Romans, der Autor beschreibt sein eigenes Leben und gleichzeitig das Leben in den nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslagern


Pergamon & Bodemuseum [LW 93]

Pergamonmuseum Das Bode-Museum Teile des Museumsensembles auf der Berliner Museumsinsel. 1910 bis 1930 erbaut, beherbergt das Pergamonmusuem Teile der Antikensammlung, das Vorderasiatische Museum und das Museum für Islamische Kunst.
Bodemuseum, 1904 eröffent, beherbergt die Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst und Münzkabinett. 2006 nach sechsjähriger Renovierung wiedereröffnet







S-Bahnlinie



Pestalozzi, Johann Heinrich [AW 89]
* Zürich 12. Januar 1746 † Brugg, Kanton Aargau 17. Februar 1827 Schweizer Pädagoge, macht sich ausserdem als Philanthrop, Schul- und Sozialreformer, Philosoph und Politiker einen Namen.
Bis 1780 scheitert er in allen praktischen Unternehmungen wie Kindereziehung, Landwirtschaft, Kinderbetreuung und widmet sich der Theorie.
Mitbegründer der Zürcher Filiale des Illuminatenordens, verliert schnell das Interesse an dieser Verbindung. 1792 erklärt ihn die französische Nationalversammlung als einzigen Schweizer zum französischen Ehrenbürger. In den Wirren der helvetischen Revolution (Einmarsch der Franzosen 1798) stellt sich Pestalozzi der neuen helvetischen Regierung zur Verfügung, einerseits durch publizistische Tätigkeit (Redaktor am Helvetischen Volksblatt), andererseits durch die Führung eines Waisen- und Armenhauses in Stans (1799), wo er grundlegende pädagogische Erfahrungen macht. Gründete berühmtes Erziehungsinstitut im Schloss Burgdorf, wo er eine Unterrichts- und Erziehungsmethode entwickelt und theoretisch begründet (Hauptwerk: Wie Gertrud ihre Kinder lehrt).
1804 verlegte Pestalozzi sein Institut nach Yverdon-les-Bains (Kanton Waadt) [dort will Bereyter das Buch Pestalozzis "Abendstunde eines Einsiedlers" vorgelesen bekommen], wo er Methode weiterentwickelt und in zahlreichen Schriften publiziert.
Wichtiges Werk: "Die Abendstunde eines Einsiedler"


Petechen [LL 25]
oder Petechien: Vielzahl stecknadelkopfgroßer Blutungen aus den Kapillaren in die Haut oder Schleimhäute, meist auf Störung der primären Hämostase hinweisend. Oft treten als erstes kleinste Blutpünktchen an den Knöcheln und Unterschenkeln auf.


Peterhof [NN 41]
siehe bei St. Petersburg
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Peterhof (74.000 Einw) russisch Petergof an der Newabucht des Finnischen Meerbusens, 29 km westlich des Stadtzentrums von Sankt Petersburg. Seit 1998 zu Sankt Petersburg gehörend.
Bekannt durch den Palastkomplex Peterhof, 1723 erbaut und zur Zeit des Russischen Reiches Sommerresidenz des Zaren


Kurz nach Gründung seiner neuen Hauptstadt St.Petersburg lässt Peter I. kleines Landhaus bauen, in dem er auf dem Weg von oder zur Festung Kronstadt oftmals eine Rast einlegt. Es gilt als russisches Versailles.
Nach dem Sieg über die Schweden bei der Schlacht bei Poltawa 1709 beschließt der Zar, sich zeitgemäße Residenz errichten zu lassen, die ein Wahrzeichen der neuen Großmacht Russlands werden soll. 1714 Planungsbeginn, Peter, der sich auf einer langen Rundreise durch Europa bereits mit verschiedenen Handwerkskünsten beschäftigt hat, arbeit aktiv an den Entwürfen mit, für die er sich Rat von Andreas Schlüter und dessen Schüler Johann Friedrich Braunstein einholt.
Ensemble von Schloss, Park, Pavillons und der historischen Altstadt seit 1990 UNESCO-Weltkultur- und Naturerbe der Menschheit


1723 Einweihung. Neben Palast sind Goldene Kaskade und ein großer Teil des Unteren Parks angelegt, der 400 Meter lange Kanal zur Ostsee ausgehoben sowie die Arbeiten an den Lustschlössern Monplaisir und Marly, eine Reminiszenz an das Schloss Marly-le-Roi von Ludwig XIV., weitgehend beendet.
Nach dem Tod Peters I. (1725) steht Palast einige Jahre leer. Erst 1730 lässt Zarin Anna Arbeiten wieder aufnehmen.
Im WK II Peterhof von den Deutschen weitgehend geplündert und zerstört.
Heute eines der wichtigsten Tourismus-Ziele.


siehe auch


Petersinsel [LL 6]
siehe bei St. Petersinsel


Peter Street [AUS 190]
Straße in London



petits cheveaux [AW S. 135]
wohl Boule gemeint, ein dem Roulette ähnlichen Glücksspiel, das aus dem im 19. Jahrhundert beliebten Petits chevaux hervorgegangen ist. Der Kessel ist in 18 Felder unterteilt, diese sind mit den Zahlen 1 bis 9 nummeriert, jede Zahl ist zweifach vertreten.


petite vérole [CS S. 212]
(frz) die Pocken, Blattern, gemeint aber wohl nur 'vérole' (frz) Syphilis, Franzosenkrankheit, die man sich früher meist in solchen Häusern geholt hat, in denen, zumindest nach dem franzöischen Sprachgebrauch, eine Makrele als Herbergsmuitter an der Kassa saß: (frz) maquerelle oder mère maquerelle (ugs) die Puffmutter


Peto, Samuel Morton [RS 5, 45ff]

* Woking, Surrey 1809 † 1889 englischer Eisenbahnbau-Unternehmer, erlangt riesiges Vermögen in Europa, Kananda, Algerien, Norwegen, Austrailien, Rußland u.a.
Lehre im Baugeschäft seines Onkels, das er mit Vetter Grissell weiterführt. Zahlreiche bekannte Gebäude in London gebaut: Oxford & Cambridge-Club, Reform-Club, Lyzeum, St. James`s Theater, Nelson-Säule, Abwasserkanal aus Backstein uv.a.. Mit Betts als neuen Geschäftspartner zahlreiche große Eisenbahnprojekte im In- und Ausland: South Eastern Railway, London- ,Chatham and Dover Railway, die London-., Tilbury and Southend Railway sowie die Grand Trunk Railway in Kanada oder Flensburg–Husum–Tönning mit Stichbahn nach Rendsburg. Erste Eisenbahn in Algerien (er begleitet Napoleon III. zur Eröffnungsfeier)

Zweigbahn nach Lowestoft - etablierter Badeort, wo er auch den Hafen für 1000 Schiffe erweitert, Luxushotels baut und Strandpromenade und Parks anlegt.
1854, während des Krimkriegs baut er die Eisenbahn Balaklava-Sewastopol.
Geadelt, 1847 Mitglied des Unterhauses (Liberale Paretei). In dieser Zeit eine der bekanntesten Persönlickeiten des öffentlichen Lebens. Er bürgte für die Finanzierung der Great Exhibition of 1851 ebenso wie für Joseph Paxtons Crystal Palace. In der Wirtschaftskrise von 1866 Konkurs. Er wandert nach Budapest aus, versucht sich im Eisebahngeschäft in Rußland und Ungarn. Zurück in England der mißlungene Versuch einer kleinen Grubenbahn in Cornwall.
1843 Kauf von Somerleyton Hall In dieser weilte Charles Dickens bei Peto in Somerleyton Hall, "David Copperfield" ist teilweise in Blundeston entstanden.


Petra [LL 38]
Die verlassene Felsenstadt Petra (arabisch al-Batra’) im heutigen Jordanien ist in der Antike die Hauptstadt des Reiches der Nabatäer. Wegen ihrer Grabtempel, deren Monumentalfassaden direkt aus dem Fels gemeißelt sind, gilt sie als einzigartiges Kulturdenkmal. Seit 1985 im UNESCO-Welterbe


Petrín, Aussichtsturm [AUS 355f]
(Petrínská rozhledna) auf Petrín-Hügel (327m) im Westen der tschechischen Hauptstadt Prag. Turm 60m, anlässlich der Industrieausstellung 1891, verkleinerter Nachbau des Pariser Eiffelturms, umfassender Ausblick auf Prag und weitere Umgebung.
Erreichbar zu Fuß (Aufstieg durch Park 45min) oder Petrin-Standseilbahn (10min). Unterschied zum Eiffelturm (viereckig): Petrín-Aussichtsturm durchgehend achteckiger Querschnitt, Platz zwischen Fundamenten komplett von der Eingangshalle ausgefüllt.

Petrín und Eiffelturm


Petrínberg [AUS 227f]
Der Hang, der von Westen her die Prager Kleinseite abschließt, einer der größten Parks von Prag. Früher Weinberge bzw. Steinbrüche, aus denen Baumaterial für die Häuser und Kirchen des romanischen und gotischen Prags gewonnen wird. Auf Gipfel des Laurenziberges Aussichtsturm mit Seilbahn


Panorama





Petropawlowsk [NN 48, 61]
zu deutsch „Peter-Paul-Stadt. Hauptstadt der Region Kamtschatka in Russlands Föderationskreis Fernost (180.000 Einw)
1740 gegründet: Am 10. Juli sendet Vitus Bering den Navigator Iwan Fomitsch Truskott aus, um den natürlichen Hafen in der Awatscha-Bucht für die Zweite Kamtschatkaexpedition zu erkunden. Die geschützte Lage in der Bucht und die Mündung des Awatscha-Flusses sind der Grund für die Entwicklung zur wichtigsten Stadt Kamtschatkas.
1854 greift britisch-französischer Schiffsverband im Krimkrieg die Stadt an. Nach langem Beschuss landen ca. 600 Soldaten südlich der Stadt, werden jedoch nach schweren Gefechten von 230 Verteidigern abgewehrt und zum Rückzug gezwungen. Weitere 970 Alliierte können sich östlich der Stadt ebensowenig durchsetzen.


Petschaft [CS 9]
das P. (tschech.) Siegelstempel mit eingraviertem Namenszug, Wappen oder Bild


Petschekpalais [AUS 251]
neoklassizistisches Gebäude in Prag Ecke Washingtonova/Politických vézňú, bis 1929 als Bank erbaut. Stahlbeton, voll klimatisiert, Rohrpost, Telefonschalttafel, Druckerei, Paternoster, massive Tresore. Nach Einmarsch der Deutschen 1939 Hauptquartier der Gestapo im Protektorat Böhmen und Mähren. Verhöre und Folterungen des tschechischen Widerstands, Kriegsgerichte, die Reinhard Heydrich etabliert, die meisten der Gefangenen zum Tode verurteilt und im Gebäude selbst hingerichtet.
Heute Ministerium für Industrie und Handel und nationales Kulturdenkmal.



Peugeot [AW 181]
frz. Fahrzeughersteller, älteste noch existierende Automarke. Zusammen mit Citroën Teil der PSA-Gruppe. Neben Kraftfahrzeugen stellt Peugeot Fahrräder, Motorroller, Heimwerkermaschinen, Mahlwerke für die Bauindustrie und Gewürzmühlen her.
Wenn es eine Hocharistokratie der Industrie in Frankreich gibt, so gehört diese Familie dazu. Für sie ist Familie Michelin, die nicht nur Reifen produziert, sondern vor allem auch das Automobilunternehmen Citroën beherrscht, ein Emporkömmling.
Ist der ab 1443 bekannte Hans Peugeot bereits ein „richtiger“ Peugeot (die Provinz gehört damals noch den Habsburgern)?
Die eigentliche Geschichte der Industriellenfamilie Peugeot beginnt jedenfalls mit Jean Jacques Peugeot, der sich 1725 als Müller in Hérimoncourt, in der Nähe des Städtchens Montbeliard, niederlässt. Die Hauptwerke des Konzerns liegen in dieser Gegend. Die Peugeots verstehen es mit großer Geschicklichkeit, sich anzupassen. Jede Generation führt das Werk ihrer Vorgänger fort und erweitert es. Vom Mühlenbetrieb zur Stoffärberei, von dort zur Metallverarbeitung und Mechanik und schließlich zur Produktion von Fahrrädern und Automobilen.


Pfarrkraiche von Lindenhardt [NN 7]
siehe Lindenhardt


Pflichtabgabestelle [AUS 254]
oder Zwangsabgabestelle.
Für Ausreisende Juden (siehe ) aus Prag bestanden strenge Beschränkungen bei der Mitnahme von Edelmetallen. Radios, Musikinstrumente und weitere Wertgegenstände durften hingegen überhaupt nicht ausgeführt werden und waren in den genannten Stellen abzugeben


Philantropie [LL 100]
von (gr.philanthropía, von phílos ‚Freund‘ und ánthropos ‚Mensch‘), allgemein menschenfreundliches Denken und Verhalten. Begriff aus Antike. In der Neuzeit während der Aufklärung aufgegriffen und im Rahmen der Wesensbestimmung des Menschen diskutiert. Im 18. und 19. Jahrhundert spielt allgemeine Menschenfreundschaft oder Menschenliebe wie schon in der Antike im philosophischen Diskurs wichtige Rolle.


Physica [NN 57]
Eines der Hildegard von Bingen zugeschriebenen Werke (das andere Causae et curae (Ursachen und Behandlungen)), ursprünglicher Titel: Liber subtilitatum diversarum naturarum creaturarum (Buch von den Feinheiten der verschiedenen Naturen der Geschöpfe), auf beide Werke bezieht sich die Hildegrad-Medizin


phrygische Mütze [LL 77]

auf den legendären phrygischen König Midas I. zurückgehend, der Streit zwischen Apollo und Pan zugunsten des Pan entscheidet. Von dem entzürnten Apollo mit Eselsohren bestraft, versteckt er diese unter einer Mütze. Fortan gilt sie als Zeichen des Kampfes gegen die Unterdrückung. Von den Jakobinern zur Zeit der Französischen Revolution wiederentdeckt und als Erkennungszeichen getragen (im irrigen Glauben, sie sei in der Antike von freigelassenen Sklaven getragen worden), seither ein Attribut der Allegorie der Freiheit. Robespierre selbst hasste sie - wegen der "Herrschaft der Vernunft" verachtete er Mode, körperliche Vertrautheiten, betont revolutionäre Tracht und Gebaren der Jakobiner


Physiokraten [LL 27]
Physiokratie oder Physiokratismus (gr.: Herrschaft der Natur) eine von François Quesnay im Zeitalter der Aufklärung begründete ökonomische Schule mit der Annahme, nach welcher allein die Natur Werte hervorbrächte, der Grund und Boden der einzige Ursprung des Reichtums eines Landes sei. Somit könne nur die Landwirtschaft einen Überschuss der Produktion über die Vorleistungen erzielen, Gewerbe forme lediglich landwirtschaftliche Produkte um.
Ausgangspunkt der Physiokraten sind der Niedergang der Landwirtschaft durch die merkantilistische Wirtschaftspolitik Jean-Baptiste Colberts in der späten Regierungszeit von Ludwig XIV. sowie die wirtschaftlichen Turbulenzen in der Zeit von Philipps von Orléans, die durch die Mississippi-Spekulation John Laws ausgelöst worden sind.


Piana [Aufzeichnungen aus Korsika 128ff]

Ort auf Korsika, ca. 500 Einw. nahe den berühmten roten Felsformationen Calanche de Piana, an der Küstenstraße D 81, als eines der Plus beaux villages de France (Schönste Dörfer Frankreichs) klassifiziert
Hochburg der Résistance. Am Strand von Arone (9 km entfernt) bringt das U-Boot Casabianca am 6. Februar 1943 Menschen und Waffen aus Algier (Sitz der des frz. Befreiungskomitees, CFLN) für den Widerstand in Korsika an Land, sie werden in Verstecke (z.B. Schäfereien) gebracht und später an FN-Gruppen im Land verteilt (Piana, Ota, Marignana, Petreto-Bicchisano).
Geburtsort zweier Widerstandskämpfer: Archange Giovanelli und Jean Casanova, siehe dort


Pick, Otto [SG 164ff]
* Prag 1887 † London 1940 böhmisch-tschechoslowakischer Schriftsteller und Übersetzer jüdischer Herkunft


Pietragrua, Angela [SG 16ff]
Mailänder Maitresse Beyles, die er dort 1811 wieder trifft und die sich ihm hingibt


Pilaster [AUS 11]
nur ein wenig aus der Wand hervortretender Pfeiler mit Basis und Kapitell, kanneliert (mit Rillen im Säulenschaft)


Pilatusmassiv [AUS 14]
Pilatus ist ein Bergmassiv in der Schweiz südlich von Luzern im Grenzbereich der Kantone Luzern und Nidwalden



Pindar, Paul [AUS 190]
1565–1650, a merchant and, from 1611 to 1620, Ambassador of King James I of England to the Ottoman Empire.
In the 18th century Sir Paul Pindar's House in Bishopsgate became a tavern called the "Sir Paul Pindar's Head" and was then demolished to make way for the expansion of Liverpool Street station in 1890. Its façade was preserved and can now be seen in the Victoria and Albert Museum.


Pisanello, Antonio [SG 88ff, 292f]
[Auf ungeheuer dünnem Eis 67, 139]
eigentlich Antonio die Puccio Pisano oder Vittore Pisano, * Pisa 1395 † Rom 1455
Italienischer Maler und Medailleur .
Verkündigung in der Kirche San Fermo, Georgslegende in
San Anastasia
San Giorgio con capello di paglia


Piston [CS 183]
Blechblasinstrument (Kornett)


Plätt [CS 249]
"Im Engen Plätt" bei Wertach, siehe Sebaldweg , gibt es nicht mehr: Die Schlucht bei Junghoz ist eine breite Straße verwandelt worden.


Platen-Hallermünde, Karl August Georg Maximilian Graf von [UH 36]
1796 - 1835 deutscher Dichter, 1828 macht Heine (ausgelöst und folgend eine lebenslange Fehde zwischen den Dichtern – durch Platen, der Heine wegen dessen jüdischer Herkunft verunglimpft hat) Platens Homosexualität öffentlich Platen vor allem Lyriker, Meister des Sonetts und der Ghasel.


Plattling [CS 180]
Der Icherzähler besucht dort 1948 mit dem soeben aus Kriegsgefangenschaft heimgekehrten Vater die Großeltern.


Plejaden[RS 318] [AUS 166]

auch Atlantiden oder Atlantiaden. Deutscher Name: Siebengestirn, Sieben Schwestern und Gluckhenne. Offener Sternhaufen, mit bloßem Auge sichtbar. Teil der Galaxie. Nur Mitte September (Flug findet Spätsommer statt?) bis Ende April am nördlichen Sternhimmel sichtbar.
Sternenhimmel am 17.10.1987 über Norwich siehe


Pleyel [AUS 238]
französische Klavierfabrik, 1807 in Paris vom österreichischen Komponisten Ignaz Josef Pleyel gegründet. Frédéric Chopin spielt ab seinem ersten Pariser Auftritt in Camille Pleyels "salon" (Salle Pleyel) 1832 fortan ausschließlich auf den Pleyel-Flügeln, deren leichtgängige Mechanik und warmer süß-samtiger sonorer Ton gerühmt wird. Pleyel stellt heute jährlich etwa 1000 Instrumente her, davon 900 Pianos und 60 Flügel.


Plinius [LL 175]
Gaius Plinius Secundus Maior, Plinius der Ältere genannt
* Novum Comum (Como) etwa 23 + Stabiae 79, römischer Gelehrter und Schriftsteller, entstammt vermögender römischer Ritterfamilie, kommandiert mehrere Militäreinheiten in verschiedenen Provinzen, begleitet als Vertrauter der Kaiser Vespasian und Titus deren Feldzüge nach Germanien. Nach dem Tod seiner Schwester adoptiert er Neffen, als Plinius der Jüngere bekannt.
Naturalis historia (Naturgeschichte) als einziges Werk erhalten. Enzyklopädie in 37 Büchern unschätzbare Quelle für das antike Wissen. 20.000 wichtige Fakten zu den Themen Anthropologie, Arzneien aus Pflanzen- und Tiersubstanzen, Botanik, Ethnographie, Gartenbau, Geographie, Kosmologie, Kunstgeschichte, Medizin, Metallverarbeitung, menschliche Physiologie, Mineralogie, Schöne Künste und Zoologie, die er aus ca. 2.000 Büchern 100 verschiedener Autoren zusammentrug. Plinius stirbt bei Ausbruch des Vesuv
Bekannte Zitate: „In Vino veritas“ „Nulla dies sine linea“ „Sutor, ne ultra crepidam!“ „Vita vigilia est“

von Sandart siehe
Nach Plinius soll Zeuxis im 5. Jh. v. Chr. Trauben auf einem Wandbild so täuschend echt gemalt haben, dass sie von Vögeln angepickt wurden. Sein Konkurrent Parrhasios malte daraufhin einen Schleier über verschiedene gemalte Gegenstände so naturalistisch, dass Zeuxis den Schleier beiseite schieben wollte, um die Malerei darunter besser betrachten zu können (Trompe-l'œil-Effekt )


podolisch [RS 127]
Podlien, Gebiet in der südwestlichen Ukraine und im nordöstlichen Moldawien, seit 1699 polnisch (Woiwodschaften Podolien und Braclaw). Kamjanez-Podilskyj (poln. Kamieniec Podolski) jahrhundertelang südöstliche Grenzfestung des Königreichs Polen. 1793 russisch (Gouvernement Podolien). 1920 bis 1939 der westliche Gebietsteil polnisch, der östliche sowjetisch.


Pöffel [NN 30]
(mittelhochdeutsch und frühneuhochdeutsch) = Pöbel


Poesie für das Album [NN 52] [LW 52f] [Unerzählt 17] [FOR YEARS NOW 75]


(LW 52f)
Poesie für das Album

Gefühle mein Freund
schrieb Schumann
sind Sterne die bloß
bei hellem Himmel
leiten aber die Vernunft
ist eine Magnetnadel
die das Schiff treibt
bis es zerschellt

Als ich mit meinem gelähmten Finger
nicht mehr Klavier spielen konnte
schon damals fing in mir
das Unglück an

Kenntet ihr jede Falte
in meinem Herzen
ihr wüßtet den Schmerz nicht
den die Erinnerung bringt
an frohe Stunden

Carnaval für die Kinder
die Freunde verkleidet
als Ormuzd und Ariman
goldene Lämmerwölkchen
im reinen Äther zerflossen

Nun hab ich seit Jahren
einen einzigen hohen
Ton im Ohr
der mich sehr geniert

Am Ufer des Rheins
spazierend weiß ich
ich werde zu dem ersehnten
Nord steuern sollte er gleich
kälter sein als das Eis
in den Schnittlinien
der Geometrie

(Unerzählt 17)
Gefühle

mein Freund
schrieb Schumann
sind Sterne die nur
am lichten Tage
uns leiten















(NN 80)
Es war öfter Carneval
für die Kinder. Lämmerwölkchen
standen am Himmel. Die Freunde
kamen verkleidet als Ormuzd und Ahriman.

(FOR YEARS NOW 75)
For years now

I've had this
whistling
sound in
my ears





Poinciana [AW 132]

Hotel in Palm Beach
siehe auch


Polo, Marco [CS 216]
* vermutlich Venedig ca. 1254 † ebda 1324) venezianischer Händler, dessen Familie wohl ursprünglich aus Dalmatien stammend, bekannt durch Berichte über seine China-Reise. Einzelne Geschichtswissenschaftler hegen aufgrund von falschen Angaben und vermeintlichen Ungereimtheiten in den Reiseberichten Zweifel an der Historizität seiner China-Reise, von den meisten Historikern als erwiesen angesehen


Polonia [AUS 302]
Hotelpalast in Marienbad Stadtzentrum, gegenüber dem Park mit der Kolonnade und der "Singenden Fontäne"


Poniatowski, Józef Antoni [AUS 401]
* Wien 1763 + Leipzig 1813 polnischer Adeliger, Fürst, General, Kriegsminister des Herzogtums Warschau, Reichsfürst im Heiligen Römischen Reich und Marschall von Frankreich.
Im Russisch-Polnischen Krieg von 1792 mit dem Ziel die polnischen Reformen, rückgängig zu machen, Oberbefehlshaber des polnischen Heeres, Sieg in der Schlacht bei Zielence (heute Ukraine).
1793, nach dem verlorenen Krieg und der folgenden Zweiten Teilung Polens ins Exil nach Wien und Brüssel, 1794 Rückkehr, Teilnahme am nationalen Aufstand von General Kosciuszkou. Scheitern des Aufstandes und Dritte Teilung Polens, die seine Existenz 1795 beendet.
Nach der Niederlage Preußens gegen Napoléon bildet sich neues polnisches Staatswesen mit eigenen Streitkräften. Nach dem Tilsiter Frieden 1807 Kriegsminister in der Regierung des Herzogtums Warschau unter dem Zepter des sächsischen Königs sowie Oberbefehlshaber der polnischen Truppen. Baut neue polnische Armee von 30.000 Mann auf. 1812 wird unter Louis-Alexandre Berthier aus den drei Divisionen des Herzogtums das V. Korps der Großen Armee gebildet. Im Juni übernimmt Poniatowski den Oberbefehl über das Korps und rückte unter dem Kommando des Königs von Westfalen, Jerome, einem Bruder Napoleons, ins Feld. Teilnahme an den Schlachten von Smolensk und Borodino und mit Napoléon Einzug in Moskau. Angebot Preußens und Russlands Anfang 1813 zum Abfall von Napoléon lehnt er strikt ab, seine 14.000 Mann starke Truppe wird als VIII. Korps in die Große Armee Napoléons eingegliedert, er selbst den französischen Marschällen gleichgestellt. In der Völkerschlacht bei Leipzig bilden seine Truppen den rechten Flügel der im Süden und Südosten von Leipzig aufgestellten Truppen Napoléons. Marschall von Frankreich. Nach der verlorenen Schlacht Befehlshaber der Nachhut und deckt Rückzug Napoléons. Durch die vorzeitige Sprengung der Brücke über die Weiße Elster war ihm selbst der Rückweg abgeschnitten; als er nach mehreren Verwundungen versucht, die Elster mit dem Pferd zu überqueren, im Fluss ertrunken.


Pont-l’Évêque [Aufzeichnungen aus Korsika 146]

Gemeinde mit ca. 4500 Einw. Département Calvados/Region Basse-Normandie, an der Mündung der Calonne in die Touques


Pont Llogel [AUS 75]




Pont de Tolbiac [AUS 403]

Brücke über die Seine in Paris


Poradowska, Marguerite [RS 9, 142]

* Brüssel 1848 + Nièvre 1937 geborene Gachet. Französiche-belgische Schriftstellerin, Vertraute ("Tante") Josef Conrads , mit der er Briefe wechselt.
Familie 1835 aus Lille nach Brüssel gezogen, Vater bekannter Historiker und Paläograph. Alexander Poradowski (1836-1890) Offizier in der russischen Armee, Teilnahme am Warschauer Aufstand 1863. Zum Tode verurteilt, kann mit Hilfe eines befreundeten Offiziers fliehen. Exil in Lemberg, Deutschland und Frankreich. Baut in Brüssel Hilfswerk für polnische Emigranten auf, trifft Marguerite. Familie entsetzt, als Marguerite polnischen Exilanten heiratet, mit ihm in dessen Heimat Galizien lebt. Alexander ist ein Vetter von Teofila Bobrowska, Josef Conrads Großmutter mütterlicherseits. Alexanders Großnichte Aniela Zagorska wird Conrads Übersetzerin. 1887 erscheinen Geschichten Marguerite Poradowskas aus der Ukraine ("Yaga"). Ihr bekanntestes Werk: Die Stimme des Blutes (1903) Conrad nimmt großen Anteil an ihren Veröffentlichungen, betitelt sie immer als »Liebe Tante« oder »Ma chere petite Tante«.


pornographe manqué [CS 141]
frz. Verfasser von pornografischen Schriften, manqué verfehlt


Porta Nigra [CS 241]
lat.=Schwarzes Tor, ehemaliges römisches Stadttor und bekanntes Wahrzeichen der Stadt Trier.



Porten, Henny [CS 62]
Henny Frieda Ulricke Porten (1890-1960) Schauspielerin und Star des deutschen Stummfilms.
Großen Erfolg hat sie unter der Regie von Ernst Lubitsch und als Partnerin von Emil Jannings 1920 in Anna Boleyn und im selben Jahr in Kohlhiesels Töchter.
Figur in Handkes Stück "Ritt über den Bodensee" siehe dort


Portersfield Road [RS 14]


Norwich, wo das "schmale Haus" von Michael Parkinson steht



Porträt der Ginevra de Benci [RS 227]
Gemälde von Leonardo da Vinci von ca. 1478.
Früheste Versuche Leonardos mit dem damals neuen Medium der Ölfarbe. Die sorgfältige Darstellung der Natur und die feine Dreidimensionalität des Gesichts zeigen schon deutlich den neuen Naturalismus, mit dem Leonardo die Renaissancemalerei später verändert. Eine Zeichnung da Vincis könnte darauf hindeuten, dass die Person einen kleinen Zweig, eventuell eine Blume in den Händen trug. Ginevras Gesicht wird durch die Blätter eines Wacholderstrauches umrahmt. Möglicherweise ist die Wahl dieser Pflanze ein Wortspiel mit dem Namen „Ginevra“: Eine italienische Bezeichnung für Wacholder ist „Ginepro“.
Die dargestellte Person Ginevra de’ Benci (1457–1520) ist die Tochter eines wohlhabenden Florentiner Bankiers. Ihr Porträt wahrscheinlich zur Zeit ihrer Eheschließung mit dem Kaufmann Luigi Niccolini (* um 1440) in Auftrag gegeben. Ginevra ist damals sechzehn. Die National Gallery of Art in Washington D.C. erwirbt es 1967 für 5 Millionen US-Dollar, das bis dahin am teuersten verkaufte Gemälde.
siehe


Postl, Karl [UH 17ff]
Klarname Charles Sealsfield


Pound, Ezra [LW 14]

Ezra Weston Loomis Pound * Hailey, Idaho 1885 † Venedig 1972 amerikanischer Schriftssteller, 1908 Übersiedlung nach Europa (zuerst Venedig, 1909 bis 1920 London (verkehrt mit James Joyce, Ford Madox Ford, Wyndham Lewis) Begegnung mit dem Bildhauer Henri Gaudier-Brzeska, in der Folge Gründung des Vortizismus (am italienischen Futurismus orientiert), während WK I Privatsekretär seines Vorbilds William Butler Yeats in Irland. 1914 Heirat Dorothy Shakespeare, lernt Japanisch, beschäftigt sich mit ostasiatischer Lyrik und No-Theater. 1915 bis Tod Hauptwerk "Cantos" (Gesänge. Vorbild Dantes Göttliche Komödie, zahlreiche andere Formen, enzyklopädische Fülle von Motiven, okkulter oder mystischer Natur) 1920 bis 1924 Paris, lernt Geigerin Olga Rudge kennen, bis Tod mit ihr und Ehefrau gelebt.1924 Rapallo (Fürsprecher Mussolinis). Während WK II über Radio Rom antiamerikanische und antisemitische Propagandareden (Motiv: Bekämpfung des Kapitalismus, der „usura“ (lat.: Wucher)).
1945 von amerikanischen Truppen festgenommen, Pisa (in eigens angefertigtem Käfig für Todeskandidaten). Aus dieser Zeit die "Pisaner Cantos". In USA wegen Landesverrats angeklagt, entgeht Verurteilung und möglicher Todesstrafe durch von Gutachter diagnsotizierte Geisteskrankheit. 12 Jahre staatliche Heilanstalt in Washington, D.C. 1958 (auch auf Betreiben Ernest Hemingways) freigelassen. Kehrt nach Italien zurück, Brunnenburg oberhalb Merans, später Venedig. Sehr zurückgezogen, weigert sich zuletzt überhaupt noch zu sprechen. Experimentiert mit Gedichtsformen (Haiku). Berühmter Zweizeiler:
In a Station of the Metro:
The apparition of these faces in the crowd;
Petals on a wet, black bough.



Poussin, Nicolas [CS 31]
* Les Andelys/Normandie 1594 † Rom 1665 Maler des Barock-Klassizismus


Tod des Germanicus


Das Massaker der Unschuldigen


POW [Luftkrieg und Literatur 124]
„Prisoner of war“ Kriegsgefangener, auf Bekleidung gekennzeichnet. Kombattant (im allgemeinen Soldat) oder ein bestimmter Nichtkombattant, von einer gegnerischen Streitmacht während bewaffneten Konfliktes gefangengenommen


Powerscourt [RS 261]

House und Gardens, im südost-irischen County Wicklow am Fuße des 503 m hohen Sugar Loaf Mountain nahe Enniskerry, knapp 20 km südlich von Dublin; gelten als eine der schönsten Anlagen ihrer Art in Irland.

Erster Eigentümer war La Poer, der wohl zu Power anglisert. Powerscourt House wurde 1731 bis 1741 weitgehend vom deutschen Architekten Richard Cassels verändert. 1961 wurde der Besitz vom 9. Viscount, Mervyn Patrick Wingfield an die Slazenger Familie verkauft.


Prag [CS 179]



Prager Arbeiterversicherungsanstalt [SG 161]
In der „Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt für das Königreich Böhmen“ (AUVA) in Prag arbeitet Kafka nach seiner Promotion 1906 zum Doktor der Rechte von 1908 bis 1922.
Die Tätigkeit als Beamter in der halbstaatlichen Institution verlangt von ihm genaue Kenntnisse der industriellen Produktion und der großbetrieblichen Technik. Anfangs in der Unfallabteilung, dann in der versicherungstechnische Abteilung. Dabei hat er direkten Einblick in die katastrophalen, in hohem Grad gefährlichen Arbeitsbedingungen in der Industrie. Auf Kafka lassen sich einige Vorschläge zu Unfallverhütungsvorschriften zurückführen. Seit 1910 "Konzipist“ in der Betriebsabteilung, nachdem er sich durch den Besuch von Vorlesungen über „Mechanische Technologie“ an der deutschen Technischen Hochschule in Prag darauf vorbereitet hat.
Kafka arbeitet Bescheide aus, wenn es alle fünf Jahre gilt, die Betriebe in Gefahrenklassen einzuteilen. Von 1908 bis 1916 er immer wieder zu kurzen Dienstreisen in Nordböhmen, besonders häufig bei der Bezirkshauptmannschaft Reichenberg. Er besichtigte Unternehmen, referiert vor Unternehmern und nimmt Gerichtstermine wahr. Verfasst Beiträge für die jährlich erscheinenden Rechenschaftsberichte der Anstalt. Kafka wird als „vorzügliche Konzeptskraft“ erkannt und vier Mal befördert (1910 Konzipist, 1913 Vizesekretär, 1920 Sekretär, 1922 Obersekretär).


Prager Juden [AUS 248]
Jüdische Kaufleute sind in Böhmen ab Mitte des 10. Jahrhundert belegt, vor allem als Sklavenhändler. Sklavenhandel und Kriegsbeute wichtigste Einkommensquellen der böhmischen Fürsten.
Erste jüdische Siedlung im 10. Jahrhundert im Bereich des Schlosses. Synagoge des Viertels 1124 erbaut wird Zentrum der Juden. Im 11. Jahrhundert zweite jüdische Siedlung ganz in der Nähe. Beide Viertel in den Kreuzzügen 1096 stark beschädigt. Durchziehende Kreuzfahrer zwingen sie zur Taufe; wer sich weigert, den erschlagen sie. Als viele daraufhin die Stadt verlassen, lässt Fürst Bretislav II. ihr Eigentum konfiszieren, sie können nur das nackte Leben retten. Tiefgreifende Folgen 1214, das sich unter anderem mit "Ketzerbekämpfung" befasst. Die Anordnungen und Verbote für Juden behahlten im Kern bis weit ins 19. Jh. Gültigkeit: Juden ist verboten, Boden zu besitzen, Landwirtschaft und Handwerk zu betreiben, sie sollen in bestimmten, abgetrennten Vierteln siedeln und auch äußerlich durch Kleidung und besondere Zeichen - etwa einen gelben Ring auf der Brust - als Juden erkennbar sein.
Diese durch Kirche und Obrigkeit forcierte Isolierung schafft günstigen Nährboden für Gerüchte, Vorurteile und trübe Spekulationen und für immer neue blutige Pogrome. Christen können nur gewinnen: Als eines von wenigen Gewerben ist den Juden das Verleihen von Geld gegen Pfand oder Zins erlaubt. Kaum ein böhmischer Herrscher mag auf eine Finanzspritze der wohlhabenden Bankiers verzichten, aber auch Adlige und Handwerker verlassen sich bei Beschaffung von Kapital auf jüdische Geldgeber. Ohne deren Finanzkraft wirtschaftlicher Fortschritt nicht möglich gewesen, so manche Schlacht nicht siegreich. Und wenn man ein Darlehen nicht zurückzahlen kann, bezichtigt man Gläubiger leicht irgend einer Schuld und macht seinen Anspruch zunichte. Die fremdartigen Bräuche und Riten der Juden liefern Vorwände genug.
1389 eines der blutigsten Pogrome unter Wenzel IV. Vorwand eine Hostienschändung, aufgestachelt von katholischen Geistlichen, stürmen Banden von Pragern das Ghetto, plündern Häuser und Gräber und töten mehr als 3000 Juden.
Maria Theresia unversöhnliche Feindin der Juden: sie kenne "keine ärgere Pest vorm Staat als diese Nation". 1745 erlässt sie Befehl, dass sämtliche Juden Prag verlassen. Wirtschaftlicher Schaden, den diese Ausweisung der Stadt zufügt, unermesslich. Prager Stände wehren sich: 1784 düfen die Juden zurückkehren. An Maria Theresia muss die jüdische Gemeinde 210 000 Gulden jährlich für die "Aufenthaltsgenehmigung" bezahlen.
Toleranzpatent Josephs II. und Ideen der Revolution von 1848 bringen der jüdischen Bevölkerung mehr Freiheiten, schrittweiser Emanzipations-, und auch Assimilierungsprozess eingeleitet. Ab 1867 Juden per Gesetz anderen Staatsbürgern gleichgestellt. Das jüdische Ghetto - größtes und bekanntestes Ghetto im christlichen Europa- verliert ursprüngliche Bedeutung als erzwungene Wohnstatt. 1783 wohnen dort 9 Christen, 1837 das Ghetto zu 80 % von Juden bewohnt, 1880 nur noch 28 %. Die ehemalige Judenstadt sinkt zu reinem Armenviertel ab, mit den Kennzeichen Kriminalität, Prostitution und unhygienische Zustände..
Nach Gründung der Tschechoslowakei 1918 während antideutscher Unruhen 1920 in Prag Erstürmung des Jüdischen Rathauses, 1919 erste Zeitung für Juden, Prag 1920 erste jüdische Schule, in der Franz Kafkas Schwester Valli Pollak als eine der ersten Lehrerinnen unterrichtet.
Nach Besetzung der Tschechoslowakei durch Deutschland 15. März 1939 verkündet Adolf Hitler Errichtung des „Reichsprotektorats Böhmen und Mähren“. Fast die gesamte jüdische Bevölkerung des Protektorats im KZ Theresienstadt interniert und von dort zumeist weiter nach Auschwitz deportiert. Von etwa 82.000 deportierten Juden überleben nur rund 11.200.
Von 1941 bis 1945 verschwinden über 45 000 Prager Bürger jüdischer Abstammung in Theresienstadt oder anderen Konzentrationslagern, finden dort auf bestialische Weise den Tod.
In der Nachkriegszeit den wenigen tausend zurückkehrenden Juden teilweise feindlich gesinnt. Bürokratische Hindernisse bei Ausreiseanträgen und Rückerstattung ihres Besitzes (um den Besitz nicht zurückgeben zu müssen.) Zwischen 1945 und 1950 wandern 24.000 Juden nach Israel und Übersee aus.


Prairial [SG 21]
Der Prairial (Wiesenmonat prairie=Wiese) ist der neunte Monat des Republikanischen Kalenders der Französischen Revolution. Er folgt auf den Floréal, ihm folgt der Messidor. Dritter Monat des Frühlingsquartals (mois de printemps). Er beginnt etwa am 20. Mai und endet etwa am 18. Juni.


Praterstern [AUS 245]

Platz in Leopoldstadt/Wien, durch den Zusammenlauf von sieben Straßen gebildet. Neben dem regionalen Bahnhof Wien Praterstern dominiert das Denkmal für den österreichischen Admiral Tegetthoff den Platz.
Nach Errichtung des Nordbahnhofes 1838 entwickelt sich die benachbarte Kreuzung sukzessive zu einem Verkehrsknotenpunkt, da die Nordbahn, die die Stadt mit Mähren, Österreichisch-Schlesien und Galizien verband, sich bald als die wichtigste Bahnverbindung der Stadt und der ganzen Monarchie erweist. 1868 erste Pferdebahnlinie des 2. Bezirks über den Praterstern eröffnet. 1886 das Tegetthoff-Denkmal, eine Columna rostrata, ursprünglich genau in der Mitte des Platzes, liegt es seit 1955, bedingt durch die Erweiterung des Pratersterns, an seinem westlichen Rand.
Heute Kreisverkehr.



Preparatory School [AUS 157]
Privatschule für Jungen von 8 - 13, sowohl Tages- wie Internatsschule


Prévost d’Exiles, Antoine-François [UH 20]
1697 - 1763 französischer Schriftsteller, heute nur noch mit dem kurzen Roman Manon Lescaut bekannt, siehe wiki


Prijedor [RS 121]
Lage


Procul Harum [AW 179]
auch Procol Harum, britische Rock-Band (Bandname wohl Falschschreibung eines Katzennamens) Erfolgreichster Song: A Whiter Shade of Pale


Prokopowitsch, Theophan [NN 42]
siehe Theophon


Prokreation [LL 130]
eigene Wortschöpfung, gemeint Procreation (veralt.) für Zeugung


Proliferation [NN 43] [LL 104]
(lat. proles=Nachwuchs, Sprößling und ferre ‚tragen‘)r: in der Zellbiologie für das Wachstum und die Vermehrung von Zellen
Die Proliferation der Arten und die damit verbundene Verdrängung von Arten ist unaufhaltsam. Im Prinzip Welt zu einem Pangäa-Kontinent zusammen gewachsen (was Artenreduktion im Realfall bedingt).
Lösung: Zahl der Menschen auf eine Menge von ca. 1 Mrd. zu reduzieren, durch strikte Geburtenkontrolle - da das unrealistisch, werden sich in naher Zukunft >10 Mrd. Menschen die Erde streitig machen
Proliferation des Kapitals:
Weitergabe, Gewebsvermehrung durch Wucherung


Properz [LW 43]
Sextus Propertius, eingedeutscht Properz * Umbrien (Perugia oder Assisi) † unbekannt.
Mit Gallus, Tibull und Ovid Vertreter römischer Liebeselegie, Blüte im Augusteischen Rom. Verzichtet auf öffentliche Ämterlaufbahn (wie Tibull und Ovid). Schon erstes Buch (wohl vor 28 v. Chr.) erregt Aufmerksamkeit, in den Dichterkreis des Maecenas aufgenommen. Nur Elegien überliefert. Hauptthema Liebe des Elegischen-Ichs zu einem Mädchen Namens Cynthia (Apuleius Hostia)


Prosektur [RS 22] [LL 182]
Teil eines Krankenhauses oder eines anatomischen, pathologischen oder rechtsmedizinischen Institutes, in dem Sektionen durchgeführt werden. Bezeichnung selten. Heute: Pathologie oder Sektionssaal oder Sektionsraum.


Proselytin [NN 14]
Proselyt (griechisch = ein Hinzugekommener) Bezeichnung von Personen, die von christlichen Religionsbekenntnis zum andern übertreten oder ihren nicht christlichen Glauben abschwören und Christen werden.


Prospero [SG 294]

Hauptfigur in Shakespeares "Sturm (The Tempest)". In der Hauptfigur Prospero wird gerne Shakespeare selbst gesehen, der am Ende seiner Schaffenszeit seiner „Zaubermacht“ entsagt.


Proszenium [LL 119]
(lat.proscenium) und (griech. pro vor) "vor der Bühne" Heute Bühnenportal, Vorderteil der Bühne zwischen Vorhang und Orchester. Beidseits des Proszeniums meist die repräsentativen Proszeniumslogen (früher „Fürstenloge“, heute oft „Intendantenloge“)


Protektor [NN 8]
Beschützer, Schutzheiliger


Proust, Marcel [LL 183]
[Auf ungeheuer dünnem Eis 171]
Valentin Louis Georges Eugène Marcel Proust
* Auteuil 1871 † Paris 1922 französischer Schriftsteller und Kritiker.
Vater Arzt katholisch, Mutter aus der jüdischen Bankiersfamilie Weil aus der Nähe von Stuttgart. 1881 erster Asthmaanfall. 1887 erste schriftstellerische Versuche, 1889 freiwillig Militärdienst studiert nach 1 Jahr Jura. 1893 Anfang des Dreyfus-Skandals, der die französische Öffentlichkeit 13 Jahre lang beschäftigt. Skandal in seinem Werk Basis der Rahmenbedingungen für gesellschaftlichen Erfolg oder Misserfolg, je nach politischer Strömung. 1894 lernte Proust den Komponisten Reynaldo Hahn kennen, mit ihm zwei Jahre leidenschaftliche Liebesbeziehung. 1895 unbezahlte Stelle als Bibliothekar in der Bibliothèque Mazarine. 1897 Duell mit dem Kritiker Jean Lorrain, der eine doppeldeutige Bemerkung über Prousts Erstling gemacht hatte. 1903 stirbt Vater, zwei Jahre später Mutter. Proust fällt in tiefe Depression. Durch Erbe finanziell unabhängig.
Kuren, Alfred Agostinelli Chauffeur und Sekretär, Proust verliebt sich unglücklich in ihn. Beginn Hauptwerk À la recherche du temps perdu (Auf der Suche nach der verlorenen Zeit), fiktive Autobiographie mit raffinierter Struktur.
Literaturhistorisch bedeutend, weil Roman mit einer bis dahin unbekannten Konsequenz die Subjektivität der menschlichen Wahrnehmung inszeniert, mit all ihren Nachteilen und Möglichkeiten: So zeigt er einerseits, dass kein Mensch die Wirklichkeit oder Wahrheit als solche erkennen kann, sondern allenfalls eine subjektive Wahrheitsvorstellung besitzt. Andererseits entfaltet jeder Mensch in seiner subjektiven Wahrheit eine einzigartige Welt, jeder Mensch ist ein eigener Kosmos.

Les Pastiches Der erste Teil enthält neun literarische Nachahmungen. Thema jeweils die Affäre Lemoine, die 1908-1909 im Mittelpunkt des Klatsches steht. Ein Betrüger namens Lemoine will das Geheimnis der Diamantenherstellung kennen. Infolge gefälschter Erfahrungen erhält er beträchtliche Summen. 1908 angeklagt und 1909 zu sechsjähriger Haftstrafe verurteilt. Die neun Nachahmungen berichten in der Manier von Honoré de Balzac, Gustave Flaubert, Charles-Augustin Sainte-Beuve, Henri de Régnier, Jules Michelet, Émile Faguet und Ernest Renan. Die Sammlung schließt mit der Nachahmung der Denkschriften für Saint-Simon, einem von Proust besonders bewunderten Autor. Die Mehrzahl dieser Texte ist in der Literatur-Beilage von "Figaro" ab 1908 erschienen.
siehe aucn die Figur Henri Lemoine in AUS


prozedieren [NN 67]
nach einer bestimmten Methode verfahren


Prozessionsspinner [LL 17]

Johann Peter Hebel:
Von den Prozessionsraupen (1811)
Oft fürchten wir, wo nichts zu fürchten ist, ein andermal sind wir leichtsinnig nahe bei der Gefahr. In unsern Eichwäldern hält sich eine Art von graufarbigen haarigen Raupen auf, die sich in sehr großer Anzahl zusammenhalten, und in ganzen großen Zügen dicht aneinander und aufeinander von einem Baum auf den andern wandern, deswegen nennt man sie Prozessionsraupen. Oft sieht man sie langsam auf der Erde fortkriechen, oder an den Eichenstämmen hinaufziehen; sie teilen sich bisweilen wie ein Strom in zwei und mehrere Arme, ziehn eine Strecke weit so fort, vereinigen sich dann wieder und schließen einen leeren Raum in der Mitte, wie eine Insel zwischen sich ein: Oft sieht man an der Länge eines ganzen Stammes hin eine unzählige Menge leere Bälge, welche sie bei der Häutung hängen ließen. Wer im Sommer oft in Eichwälder kommt, wird sich erinnern, dieses schon gesehen zu haben. Daß solche ganze Züge von gefräßigen Raupen an den Blättern der Bäume, wo sie hinkommen, große Verwüstungen anrichten, und das Gedeihen und die Gesundheit der Bäume hindern können, ist leicht zu erachten; doch ist das nicht das schlimmste, sondern sie können sogar dem menschlichen Körper gefährlich werden, wenn man ihnen zu nahe kommt, sie mutwillig beunruhigt, oder gar aus Unvorsichtigkeit mit einem entblößten Teil des Körpers berührt und drückt. Sie dulden es nicht ungestraft, wenn sie sich rächen können. Man hat schon einige traurige Beispiele an Leuten erlebt, denen solches widerfahren ist. Sie bekamen bald starke Geschwulst, heftige und schmerzhafte Entzündungen an der Stelle des Körpers, wo sie diese Raupen mit bloßer Haut berührten, und nach dem Zeugnis erfahrner Ärzte könnte daraus noch größeres Unheil entstehen, wenn man nicht mit zweckmäßigen Heilmitteln zuvorkäme. Aber wie das zugehen mag. Die Raupen lassen augenblicklich ihre kurzen, steifen stechenden Haare gehen, und drücken und schießen sie gleichsam wie Pfeile ihrem Feind in die zarte Haut des Körpers. Dies ist das Mittel, welches die Natur auch diesen verachteten Tieren zu ihrer Verteidigung gegeben hat. Mehrere andere Arten von Haarraupen tun es auch. Aber bei den Prozessionsraupen ist die Menge gefährlich. Der Körper bekommt unzählig viele kleine unsichtbare Wunden; in jeder bleibt der feine reizende Pfeil stecken, und viel kleine Ursachen zusammen tun eine große Wirkung, was man auch sonst im menschlichen Leben so oft erfährt, und doch so wenig bedenkt. Man soll also mit diesen Tieren keinen unnötigen Mutwillen treiben; wenn man Ursache hat, an einem Baum hinaufzuklettern, soll man aufschauen, was daran ist; man soll in der Nähe von Eichbäumen halbnackte Kinder nicht auf den Boden setzen, ohne ihn zuerst zu besichtigen, und sie warnen, daß sie es nicht selber tun. Es ist leichter, Schaden zu verhüten, als wieder gutzumachen.


Psittacus erithacus L. [AUS 121]

Kongo-Graupapagei, Vogelart aus der Familie der Eigentlichen Papageien (Psittacidae). Europa häufig in Zoos und Privathaltung Hohe Intelligenz und Sprachbegabung. Einzelne Graupapageien weltweite Berühmtheit. Alex (1976 - 2007), der der Wissenschaftlerin Irene Pepperberg gehörte, lernte unter anderem 50 ihm dargebotene Objekte korrekt durch eine spezielle Lautäußerung zu bezeichnen, dazu sieben Farben und fünf Formen


Puerto Natales [CS 219]



Pulcinello [AUS S. 121]

gemeint wohl Pulcinella (neapolitanisch: Pulecenella) Figur des süditalienischen und neapolitanischen Volkstheaters aus der Commedia dell’arte Name bedeutet 'kleines Küken' (italienisch pulcino 'Küken' + Verkleinerung -ella). Zumeist mit Buckel, häufig lange Vogelnase, die ihm einen füchsischen Gesichtsausdruck verleiht, schwarzen Halbmaske.
Aufführungen der Commedia dell'arte am Hof Augusts des Starken 1709 und 1719, eine Commedia-Schauspieler-Truppe residiert ab 1738 am Warschauer und Dresdner Hof und gibt regelmäßig Vorstellungen. Die ersten Commedia-Figuren in Meissen in Böttgersteinzeug modelliert. Pantelone, Capitano, Harlequin und Pulcinella etwa ab 1710


Purcell [RS 235ff]
* + County Waterford And The Little Island 1852 Heirat mit Mary Frances Fitzgerald bekannt als John Fitzgerald Purcell. 1818 name er den Nachmnamen und das Wappen der Fitzgeralds an 1824 war er High Sheriff von Suffolk und 1838 von County Waterford. Member of Parliament (M.P.) für Seaford 1826 bis 1832


Purgatorium [CS 140][LL 110]
lat. Reinigungsort, Fegefeuer. Läuterung, die nach einer besonders in der Westkirche entwickelten theologischen Lehre eine Seele nach dem Tod erfährt, sofern sie nicht als heilig unmittelbar in den Himmel aufgenommen wird


Putziger Nehrung [NN 40]
poln. Pólwysep Helski, 34 km lange Landzunge in Polen, trennt Danziger Bucht teilweise von der Ostsee. 200 m bis 3 km breit, aus einer Kette kleiner Inseln, die bis zum 18. Jht hier lagen, entstanden: durch Strömung die Lücken zwischen den Inseln mit Dünen geschlossen (für Ostsee typische Nehrung). Im Gegensatz zur Frischen und zur Kurischen Nehrung dahinter liegende Danziger Bucht zu groß, als dass sie wie ein Haff vollständig von der Ostsee hätte abgetrennt werden können.


Pyritkristall [AUS 258]
siehe bei


Pyrsau [AUS 79]
siehe Frongastell


Pythæas von Marseille [RS 322]
Pytheas von Massilia (heute Marseille) * um 380 † um 310 v. Chr. griechischer Händler, Geograph und großer Entdecker der Antike.
Zur selben Zeit, als Alexander der Große im Osten bis an die Grenzen der damals in Europa bekannten Welt vordringt, erforscht er den unbekannten Nordwesten Europas. Sein Reisebericht Über den Ozean nicht erhalten. Wenige Fragmente des Buches aus Zitaten anderer Autoren (u. a. Strabo)
Pytheas gelangt möglicherweise durch die Straße von Gibraltar in Atlantik. Mündung der Loire, die Halbinsel Armorica, das zu Cornwall gehörende Kap Belerion, die Irische See und den Nordkanal bis zu den Hebriden (Breitengradangaben antiker Astronomen, die auf Sonnenstandsmessungen Pytheas’ zurückgehen und ungefährt mit der Nordküste der Bretagne, der Insel Man und der Hebrideninsel Lewis übereinstimmen).
Beobachtet das für Griechen unbekannte Phänomen von Ebbe und Flut und bringt es als erster richtigerweise mit den Mondphasen in Zusammenhang. Bestimmt mit Hilfe der unterschiedlichen Schattenlänge seiner Sonnenuhr die Entfernung von der Nordspitze Schottlands zum Heimathafen Massalia (= 1.700 Kilometer, tatsächlich: 1.815 km). Von Schottland aus segelt er weiter nach Norden und bemerkt, dass die Sommertage länger werden.
Eine Tagesfahrt nördlich von Thule stößt er auf das „träge und geronnene Meer“ (lat. pigrum et concretum mare) und beobachtet als erster Grieche Treibeis, das Polarlicht und Mitternachtssonne, im Mittelmeer gänzlich unbekannte Erscheinungen. Unklar Pytheas’ Erwähnung einer „Meereslunge“ (pleumon thalassios, im Mittelmeer der Name einer Qualle), als metaphorische Beschreibung des „gallertartigen“ Übergangsgebiets von Nebel, Wasser und Eismeer gedeutet.
Zitat aus Brownes Musaeum Clausum :
8. A Fragment of Pythæas that ancient Traveller of Marseille; which we suspect not to be spurious, because, in the description of the Northern Countries, we find that passage of Pythæas mentioned by Strabo, that all the Air beyond Thule is thick, condensed and gellied, looking just like Sea Lungs.


Pythagoras [LW 25]
570 - 510 v. Chr. griechischer Philosoph (Vorsokratiker) und Gründer einer einflussreichen religiös-philosophischen Bewegung, sehr rätselhafte Persönlichkeit der Antike. Zitat (Empedokles): Pythagoras selbst konnte die Harmonie des Alls hören, weil er die Allharmonie der Sphären und der auf ihnen bewegten Sterne wahrnahm. Wir können sie wegen der Schwäche unserer Natur nicht hören.