Poradowska, Marguerite [RS 9, 142]
* Brüssel 1848 + Nièvre 1937 geborene Gachet. Französiche-belgische Schriftstellerin, Vertraute ("Tante") Josef Conrads , mit der er Briefe wechselt.
Familie 1835 aus Lille nach Brüssel gezogen, Vater bekannter Historiker und Paläograph. Alexander Poradowski (1836-1890) Offizier in der russischen Armee, Teilnahme am Warschauer Aufstand 1863. Zum Tode verurteilt, kann mit Hilfe eines befreundeten Offiziers fliehen. Exil in Lemberg,
Deutschland und Frankreich. Baut in Brüssel Hilfswerk für polnische Emigranten auf, trifft Marguerite. Familie entsetzt, als Marguerite polnischen Exilanten heiratet, mit ihm in dessen Heimat Galizien lebt.
Alexander ist ein Vetter von Teofila Bobrowska, Josef Conrads Großmutter mütterlicherseits. Alexanders Großnichte Aniela Zagorska wird Conrads Übersetzerin. 1887 erscheinen Geschichten Marguerite Poradowskas aus der Ukraine ("Yaga"). Ihr bekanntestes Werk: Die Stimme des Blutes (1903) Conrad nimmt großen Anteil an ihren Veröffentlichungen, betitelt sie immer als »Liebe Tante« oder »Ma chere petite Tante«.
pornographe manqué [CS 141]
frz. Verfasser von pornografischen Schriften, manqué verfehlt
Porta Nigra [CS 241]
lat.=Schwarzes Tor, ehemaliges römisches Stadttor und bekanntes Wahrzeichen der Stadt Trier.
Porten, Henny [CS 62]
Henny Frieda Ulricke Porten (1890-1960) Schauspielerin und Star des deutschen Stummfilms.
Großen Erfolg hat sie unter der Regie von Ernst Lubitsch und als Partnerin von Emil Jannings 1920 in Anna Boleyn
und im selben Jahr in Kohlhiesels Töchter.
Figur in Handkes Stück "Ritt über den Bodensee" siehe dort
Portersfield Road [RS 14]
Norwich, wo das "schmale Haus" von
Michael Parkinson steht
Porträt der Ginevra de Benci [RS 227]
Gemälde von Leonardo da Vinci
von ca. 1478.
Früheste Versuche Leonardos mit dem damals neuen Medium der Ölfarbe.
Die sorgfältige Darstellung der Natur und die feine Dreidimensionalität des Gesichts zeigen schon deutlich den neuen Naturalismus,
mit dem Leonardo die Renaissancemalerei später verändert.
Eine Zeichnung da Vincis könnte darauf hindeuten, dass die Person einen kleinen Zweig,
eventuell eine Blume in den Händen trug. Ginevras Gesicht wird durch die Blätter eines Wacholderstrauches umrahmt.
Möglicherweise ist die Wahl dieser Pflanze ein Wortspiel mit dem Namen „Ginevra“: Eine italienische Bezeichnung für Wacholder ist „Ginepro“.
Die dargestellte Person Ginevra de’ Benci (1457–1520) ist die Tochter eines wohlhabenden Florentiner Bankiers.
Ihr Porträt wahrscheinlich zur Zeit ihrer Eheschließung mit dem Kaufmann Luigi Niccolini (* um 1440)
in Auftrag gegeben. Ginevra ist damals sechzehn. Die National Gallery of Art in Washington D.C. erwirbt es
1967 für 5 Millionen US-Dollar, das bis dahin am teuersten verkaufte Gemälde.
siehe
Postl, Karl [UH 17ff]
Klarname Charles Sealsfield
Pound, Ezra [LW 14]
Ezra Weston Loomis Pound * Hailey, Idaho 1885 † Venedig 1972 amerikanischer Schriftssteller, 1908 Übersiedlung nach Europa (zuerst Venedig, 1909 bis 1920 London (verkehrt mit James Joyce, Ford Madox Ford, Wyndham Lewis)
Begegnung mit dem Bildhauer Henri Gaudier-Brzeska, in der Folge Gründung des Vortizismus (am italienischen Futurismus orientiert), während WK I Privatsekretär seines Vorbilds William Butler Yeats in Irland. 1914 Heirat Dorothy Shakespeare, lernt Japanisch, beschäftigt sich mit ostasiatischer Lyrik und No-Theater. 1915 bis Tod Hauptwerk "Cantos" (Gesänge. Vorbild Dantes Göttliche Komödie, zahlreiche andere Formen, enzyklopädische Fülle von Motiven, okkulter oder mystischer Natur) 1920 bis 1924 Paris, lernt Geigerin Olga Rudge kennen, bis Tod mit ihr und Ehefrau gelebt.1924 Rapallo (Fürsprecher Mussolinis). Während WK II über Radio Rom antiamerikanische und antisemitische Propagandareden (Motiv: Bekämpfung des Kapitalismus, der „usura“ (lat.: Wucher)).
1945 von amerikanischen Truppen festgenommen, Pisa (in eigens angefertigtem Käfig für Todeskandidaten). Aus dieser Zeit die "Pisaner Cantos". In USA wegen Landesverrats angeklagt, entgeht Verurteilung und möglicher Todesstrafe durch von Gutachter diagnsotizierte Geisteskrankheit. 12 Jahre staatliche Heilanstalt in Washington, D.C. 1958 (auch auf Betreiben Ernest Hemingways) freigelassen. Kehrt nach Italien zurück, Brunnenburg oberhalb Merans, später Venedig. Sehr zurückgezogen, weigert sich zuletzt überhaupt noch zu sprechen. Experimentiert mit Gedichtsformen (Haiku). Berühmter Zweizeiler:
In a Station of the Metro:
The apparition of these faces in the crowd;
Petals on a wet, black bough.
Poussin, Nicolas [CS 31]
* Les Andelys/Normandie 1594 † Rom 1665 Maler des Barock-Klassizismus
Tod des Germanicus
Das Massaker der Unschuldigen
POW [Luftkrieg und Literatur 124]
„Prisoner of war“ Kriegsgefangener, auf Bekleidung gekennzeichnet. Kombattant (im allgemeinen Soldat) oder ein bestimmter Nichtkombattant, von einer gegnerischen Streitmacht während bewaffneten Konfliktes gefangengenommen
Powerscourt [RS 261]
House und Gardens, im südost-irischen County Wicklow am Fuße des 503 m hohen Sugar Loaf Mountain nahe Enniskerry,
knapp 20 km südlich von Dublin; gelten als eine der schönsten Anlagen ihrer Art in Irland.
Erster Eigentümer war La Poer, der wohl zu Power anglisert.
Powerscourt House wurde 1731 bis 1741 weitgehend vom deutschen Architekten Richard Cassels verändert.
1961 wurde der Besitz vom 9. Viscount, Mervyn Patrick Wingfield an die Slazenger Familie verkauft.
Prag [CS 179]
Prager Arbeiterversicherungsanstalt [SG 161]
In der „Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt für das Königreich Böhmen“ (AUVA) in Prag arbeitet Kafka nach seiner Promotion 1906 zum Doktor der Rechte von 1908 bis 1922.
Die Tätigkeit als Beamter in der halbstaatlichen Institution verlangt von ihm genaue Kenntnisse der industriellen Produktion und der großbetrieblichen Technik. Anfangs in der Unfallabteilung, dann in der versicherungstechnische Abteilung. Dabei hat er direkten Einblick in die katastrophalen, in hohem Grad gefährlichen Arbeitsbedingungen in der Industrie. Auf Kafka lassen sich einige Vorschläge zu Unfallverhütungsvorschriften zurückführen. Seit 1910 "Konzipist“ in der Betriebsabteilung, nachdem er sich durch den Besuch von Vorlesungen über „Mechanische Technologie“ an der deutschen Technischen Hochschule in Prag darauf vorbereitet hat.
Kafka arbeitet Bescheide aus, wenn es alle fünf Jahre gilt, die Betriebe in Gefahrenklassen einzuteilen. Von 1908 bis 1916 er immer wieder zu kurzen Dienstreisen in Nordböhmen, besonders häufig bei der Bezirkshauptmannschaft Reichenberg. Er besichtigte Unternehmen, referiert vor Unternehmern und nimmt Gerichtstermine wahr. Verfasst Beiträge für die jährlich erscheinenden Rechenschaftsberichte der Anstalt. Kafka wird als „vorzügliche Konzeptskraft“ erkannt und vier Mal befördert (1910 Konzipist, 1913 Vizesekretär, 1920 Sekretär, 1922 Obersekretär).
Prager Juden [AUS 248]
Jüdische Kaufleute sind in Böhmen ab Mitte des 10. Jahrhundert belegt,
vor allem als Sklavenhändler. Sklavenhandel und Kriegsbeute wichtigste
Einkommensquellen der böhmischen Fürsten.
Erste jüdische Siedlung im 10. Jahrhundert im Bereich des Schlosses. Synagoge des Viertels 1124 erbaut
wird Zentrum der Juden. Im 11. Jahrhundert zweite jüdische Siedlung ganz in der Nähe.
Beide Viertel in den Kreuzzügen 1096 stark beschädigt.
Durchziehende Kreuzfahrer zwingen sie zur Taufe; wer sich weigert, den erschlagen sie.
Als viele daraufhin die Stadt verlassen, lässt Fürst Bretislav II. ihr Eigentum konfiszieren,
sie können nur das nackte Leben retten.
Tiefgreifende Folgen 1214, das sich unter anderem mit "Ketzerbekämpfung" befasst.
Die Anordnungen und Verbote für Juden behahlten im Kern bis weit ins 19. Jh. Gültigkeit:
Juden ist verboten, Boden zu besitzen, Landwirtschaft und Handwerk zu betreiben,
sie sollen in bestimmten, abgetrennten Vierteln siedeln und auch äußerlich durch Kleidung und besondere
Zeichen - etwa einen gelben Ring auf der Brust - als Juden erkennbar sein.
Diese durch Kirche und Obrigkeit forcierte Isolierung schafft günstigen Nährboden für Gerüchte,
Vorurteile und trübe Spekulationen und für immer neue blutige Pogrome.
Christen können nur gewinnen: Als eines von wenigen Gewerben ist den Juden das Verleihen von
Geld gegen Pfand oder Zins erlaubt. Kaum ein böhmischer Herrscher mag auf eine Finanzspritze
der wohlhabenden Bankiers verzichten, aber auch Adlige und Handwerker verlassen
sich bei Beschaffung von Kapital auf jüdische Geldgeber. Ohne deren Finanzkraft wirtschaftlicher Fortschritt
nicht möglich gewesen, so manche Schlacht nicht siegreich. Und wenn man ein Darlehen
nicht zurückzahlen kann, bezichtigt man Gläubiger leicht irgend einer Schuld und
macht seinen Anspruch zunichte. Die fremdartigen Bräuche und Riten der Juden liefern Vorwände genug.
1389 eines der blutigsten Pogrome unter Wenzel IV. Vorwand eine Hostienschändung,
aufgestachelt von katholischen Geistlichen, stürmen Banden von Pragern das Ghetto, plündern
Häuser und Gräber und töten mehr als 3000 Juden.
Maria Theresia unversöhnliche Feindin der Juden: sie kenne "keine ärgere Pest vorm Staat als diese Nation".
1745 erlässt sie Befehl, dass sämtliche Juden Prag verlassen.
Wirtschaftlicher Schaden, den diese Ausweisung der Stadt zufügt, unermesslich.
Prager Stände wehren sich: 1784 düfen die Juden zurückkehren.
An Maria Theresia muss die jüdische Gemeinde 210 000 Gulden jährlich für die "Aufenthaltsgenehmigung" bezahlen.
Toleranzpatent Josephs II. und Ideen der Revolution von 1848 bringen der jüdischen Bevölkerung
mehr Freiheiten, schrittweiser Emanzipations-, und auch Assimilierungsprozess eingeleitet.
Ab 1867 Juden per Gesetz anderen Staatsbürgern gleichgestellt.
Das jüdische Ghetto - größtes und bekanntestes Ghetto im christlichen Europa-
verliert ursprüngliche Bedeutung als erzwungene Wohnstatt.
1783 wohnen dort 9 Christen, 1837 das Ghetto zu 80 % von Juden bewohnt,
1880 nur noch 28 %. Die ehemalige Judenstadt sinkt zu reinem Armenviertel ab,
mit den Kennzeichen Kriminalität, Prostitution und unhygienische Zustände..
Nach Gründung der Tschechoslowakei 1918 während antideutscher Unruhen 1920 in Prag
Erstürmung des Jüdischen Rathauses, 1919 erste Zeitung für Juden, Prag 1920 erste jüdische Schule,
in der Franz Kafkas Schwester Valli Pollak als eine der ersten Lehrerinnen unterrichtet.
Nach Besetzung der Tschechoslowakei durch Deutschland 15. März 1939 verkündet
Adolf Hitler Errichtung des „Reichsprotektorats Böhmen und Mähren“.
Fast die gesamte jüdische Bevölkerung des Protektorats im KZ Theresienstadt interniert
und von dort zumeist weiter nach Auschwitz deportiert. Von etwa 82.000 deportierten
Juden überleben nur rund 11.200.
Von 1941 bis 1945 verschwinden über 45 000 Prager Bürger jüdischer Abstammung
in Theresienstadt oder anderen Konzentrationslagern, finden dort auf bestialische Weise den Tod.
In der Nachkriegszeit den wenigen tausend zurückkehrenden Juden teilweise feindlich gesinnt.
Bürokratische Hindernisse bei Ausreiseanträgen und Rückerstattung ihres Besitzes
(um den Besitz nicht zurückgeben zu müssen.) Zwischen 1945 und 1950 wandern 24.000 Juden
nach Israel und Übersee aus.
Prairial [SG 21]
Der Prairial (Wiesenmonat prairie=Wiese) ist der neunte Monat des Republikanischen Kalenders der Französischen Revolution.
Er folgt auf den Floréal, ihm folgt der Messidor. Dritter Monat des Frühlingsquartals (mois de printemps).
Er beginnt etwa am 20. Mai und endet etwa am 18. Juni.
Praterstern [AUS 245]
Platz in Leopoldstadt/Wien, durch den Zusammenlauf von sieben Straßen gebildet. Neben dem regionalen Bahnhof Wien Praterstern dominiert das Denkmal für den österreichischen Admiral Tegetthoff den Platz.
Nach Errichtung des Nordbahnhofes 1838 entwickelt sich die benachbarte Kreuzung sukzessive zu einem Verkehrsknotenpunkt, da die Nordbahn, die die Stadt mit Mähren, Österreichisch-Schlesien und Galizien verband, sich bald als die wichtigste Bahnverbindung der Stadt und der ganzen Monarchie erweist. 1868 erste Pferdebahnlinie des 2. Bezirks über den Praterstern eröffnet.
1886 das Tegetthoff-Denkmal, eine Columna rostrata, ursprünglich genau in der Mitte des Platzes, liegt es seit 1955, bedingt durch die Erweiterung des Pratersterns, an seinem westlichen Rand.
Heute Kreisverkehr.
Preparatory School [AUS 157]
Privatschule für Jungen von 8 - 13, sowohl Tages- wie Internatsschule
Prévost d’Exiles, Antoine-François [UH 20]
1697 - 1763 französischer Schriftsteller, heute nur noch mit dem kurzen Roman Manon Lescaut bekannt, siehe wiki
Prijedor [RS 121]
Lage
Procul Harum [AW 179]
auch Procol Harum, britische Rock-Band (Bandname wohl Falschschreibung eines Katzennamens)
Erfolgreichster Song: A Whiter Shade of Pale
Prokopowitsch, Theophan [NN 42]
siehe Theophon
Prokreation [LL 130]
eigene Wortschöpfung, gemeint Procreation (veralt.) für Zeugung
Proliferation [NN 43] [LL 104]
(lat. proles=Nachwuchs, Sprößling und ferre ‚tragen‘)r:
in der Zellbiologie für das Wachstum und die Vermehrung von Zellen
Die Proliferation der Arten und die damit verbundene Verdrängung von Arten
ist unaufhaltsam. Im Prinzip Welt zu einem Pangäa-Kontinent zusammen gewachsen
(was Artenreduktion im Realfall bedingt).
Lösung: Zahl der Menschen auf eine Menge von ca. 1 Mrd. zu reduzieren,
durch strikte Geburtenkontrolle - da das unrealistisch, werden sich in naher Zukunft >10 Mrd.
Menschen die Erde streitig machen
Proliferation des Kapitals:
Weitergabe, Gewebsvermehrung durch Wucherung
Properz [LW 43]
Sextus Propertius, eingedeutscht Properz * Umbrien (Perugia oder Assisi) † unbekannt.
Mit Gallus, Tibull und Ovid Vertreter römischer Liebeselegie, Blüte im Augusteischen Rom.
Verzichtet auf öffentliche Ämterlaufbahn (wie Tibull und Ovid). Schon erstes Buch (wohl vor 28 v. Chr.) erregt Aufmerksamkeit, in den Dichterkreis des Maecenas aufgenommen. Nur Elegien überliefert. Hauptthema Liebe des Elegischen-Ichs zu einem Mädchen Namens Cynthia (Apuleius Hostia)
Prosektur [RS 22] [LL 182]
Teil eines Krankenhauses oder eines anatomischen, pathologischen oder rechtsmedizinischen Institutes, in dem Sektionen durchgeführt werden. Bezeichnung selten. Heute: Pathologie oder Sektionssaal oder Sektionsraum.
Proselytin [NN 14]
Proselyt (griechisch = ein Hinzugekommener) Bezeichnung von Personen, die von christlichen Religionsbekenntnis zum andern übertreten oder ihren nicht christlichen Glauben abschwören und Christen werden.
Prospero [SG 294]
Hauptfigur in Shakespeares "Sturm (The Tempest)". In der Hauptfigur Prospero wird gerne Shakespeare selbst gesehen, der am Ende seiner Schaffenszeit seiner „Zaubermacht“ entsagt.
Proszenium [LL 119]
(lat.proscenium) und (griech. pro vor) "vor der Bühne"
Heute Bühnenportal, Vorderteil der Bühne zwischen Vorhang und Orchester.
Beidseits des Proszeniums meist die repräsentativen Proszeniumslogen (früher „Fürstenloge“, heute oft „Intendantenloge“)
Protektor [NN 8]
Beschützer, Schutzheiliger
Proust, Marcel [LL 183]
[Auf ungeheuer dünnem Eis 171]
Valentin Louis Georges Eugène Marcel Proust
* Auteuil 1871 † Paris 1922 französischer Schriftsteller und Kritiker.
Vater Arzt katholisch, Mutter aus der jüdischen Bankiersfamilie Weil aus der Nähe von Stuttgart.
1881 erster Asthmaanfall. 1887 erste schriftstellerische Versuche, 1889 freiwillig Militärdienst
studiert nach 1 Jahr Jura. 1893 Anfang des Dreyfus-Skandals, der die französische Öffentlichkeit 13 Jahre lang beschäftigt. Skandal in seinem Werk Basis der Rahmenbedingungen für gesellschaftlichen Erfolg oder Misserfolg, je nach politischer Strömung. 1894 lernte Proust den Komponisten Reynaldo Hahn kennen, mit ihm zwei Jahre leidenschaftliche Liebesbeziehung. 1895 unbezahlte Stelle als Bibliothekar in der Bibliothèque Mazarine.
1897 Duell mit dem Kritiker Jean Lorrain, der eine doppeldeutige Bemerkung über Prousts Erstling gemacht hatte.
1903 stirbt Vater, zwei Jahre später Mutter. Proust fällt in tiefe Depression. Durch Erbe finanziell unabhängig.
Kuren, Alfred Agostinelli Chauffeur und Sekretär, Proust verliebt sich unglücklich in ihn. Beginn Hauptwerk À la recherche du temps perdu (Auf der Suche nach der verlorenen Zeit), fiktive Autobiographie mit raffinierter Struktur.
Literaturhistorisch bedeutend, weil Roman mit einer bis dahin unbekannten Konsequenz die Subjektivität der menschlichen Wahrnehmung inszeniert, mit all ihren Nachteilen und Möglichkeiten: So zeigt er einerseits, dass kein Mensch die Wirklichkeit oder Wahrheit als solche erkennen kann, sondern allenfalls eine subjektive Wahrheitsvorstellung besitzt. Andererseits entfaltet jeder Mensch in seiner subjektiven Wahrheit eine einzigartige Welt, jeder Mensch ist ein eigener Kosmos.
Les Pastiches
Der erste Teil enthält neun literarische Nachahmungen. Thema jeweils die Affäre Lemoine,
die 1908-1909 im Mittelpunkt des Klatsches steht. Ein Betrüger namens Lemoine will das Geheimnis der Diamantenherstellung
kennen. Infolge gefälschter Erfahrungen erhält er beträchtliche Summen. 1908 angeklagt und 1909
zu sechsjähriger Haftstrafe verurteilt.
Die neun Nachahmungen berichten in der Manier von Honoré de Balzac, Gustave Flaubert, Charles-Augustin Sainte-Beuve,
Henri de Régnier, Jules Michelet, Émile Faguet und Ernest Renan.
Die Sammlung schließt mit der Nachahmung der Denkschriften für Saint-Simon,
einem von Proust besonders bewunderten Autor.
Die Mehrzahl dieser Texte ist in der Literatur-Beilage von "Figaro" ab 1908 erschienen.
siehe aucn die Figur Henri Lemoine in AUS
prozedieren [NN 67]
nach einer bestimmten Methode verfahren
Prozessionsspinner [LL 17]
Johann Peter Hebel:
Von den Prozessionsraupen (1811)
Oft fürchten wir, wo nichts zu fürchten ist, ein andermal sind wir leichtsinnig nahe bei der Gefahr.
In unsern Eichwäldern hält sich eine Art von graufarbigen haarigen Raupen auf, die sich in sehr großer
Anzahl zusammenhalten, und in ganzen großen Zügen dicht aneinander und aufeinander von einem Baum
auf den andern wandern, deswegen nennt man sie Prozessionsraupen. Oft sieht man sie langsam auf
der Erde fortkriechen, oder an den Eichenstämmen hinaufziehen; sie teilen sich bisweilen wie ein
Strom in zwei und mehrere Arme, ziehn eine Strecke weit so fort, vereinigen sich dann wieder
und schließen einen leeren Raum in der Mitte, wie eine Insel zwischen sich ein:
Oft sieht man an der Länge eines ganzen Stammes hin eine unzählige Menge leere Bälge,
welche sie bei der Häutung hängen ließen. Wer im Sommer oft in Eichwälder kommt,
wird sich erinnern, dieses schon gesehen zu haben. Daß solche ganze Züge von gefräßigen
Raupen an den Blättern der Bäume, wo sie hinkommen, große Verwüstungen anrichten, und das
Gedeihen und die Gesundheit der Bäume hindern können, ist leicht zu erachten; doch ist
das nicht das schlimmste, sondern sie können sogar dem menschlichen Körper gefährlich werden,
wenn man ihnen zu nahe kommt, sie mutwillig beunruhigt, oder gar aus Unvorsichtigkeit mit einem
entblößten Teil des Körpers berührt und drückt. Sie dulden es nicht ungestraft, wenn sie sich rächen können.
Man hat schon einige traurige Beispiele an Leuten erlebt, denen solches widerfahren ist.
Sie bekamen bald starke Geschwulst, heftige und schmerzhafte Entzündungen an der
Stelle des Körpers, wo sie diese Raupen mit bloßer Haut berührten, und nach dem
Zeugnis erfahrner Ärzte könnte daraus noch größeres Unheil entstehen, wenn man nicht mit
zweckmäßigen Heilmitteln zuvorkäme. Aber wie das zugehen mag. Die Raupen lassen
augenblicklich ihre kurzen, steifen stechenden Haare gehen, und drücken und schießen
sie gleichsam wie Pfeile ihrem Feind in die zarte Haut des Körpers. Dies ist das Mittel,
welches die Natur auch diesen verachteten Tieren zu ihrer Verteidigung gegeben hat.
Mehrere andere Arten von Haarraupen tun es auch. Aber bei den Prozessionsraupen ist
die Menge gefährlich. Der Körper bekommt unzählig viele kleine unsichtbare Wunden;
in jeder bleibt der feine reizende Pfeil stecken, und viel kleine Ursachen zusammen
tun eine große Wirkung, was man auch sonst im menschlichen Leben so oft erfährt,
und doch so wenig bedenkt. Man soll also mit diesen Tieren keinen unnötigen Mutwillen treiben;
wenn man Ursache hat, an einem Baum hinaufzuklettern, soll man aufschauen, was daran ist;
man soll in der Nähe von Eichbäumen halbnackte Kinder nicht auf den Boden setzen,
ohne ihn zuerst zu besichtigen, und sie warnen, daß sie es nicht selber tun. Es ist
leichter, Schaden zu verhüten, als wieder gutzumachen.
Psittacus erithacus L. [AUS 121]
Kongo-Graupapagei, Vogelart aus der Familie der Eigentlichen Papageien (Psittacidae). Europa häufig in Zoos und Privathaltung Hohe Intelligenz und Sprachbegabung. Einzelne Graupapageien weltweite Berühmtheit. Alex (1976 - 2007), der der Wissenschaftlerin Irene Pepperberg gehörte, lernte unter anderem 50 ihm dargebotene Objekte korrekt durch eine spezielle Lautäußerung zu bezeichnen, dazu sieben
Farben und fünf Formen
Puerto Natales [CS 219]
Pulcinello [AUS S. 121]
gemeint wohl Pulcinella (neapolitanisch: Pulecenella) Figur des süditalienischen und neapolitanischen Volkstheaters aus der Commedia dell’arte
Name bedeutet 'kleines Küken' (italienisch pulcino 'Küken' + Verkleinerung -ella). Zumeist mit Buckel, häufig lange Vogelnase, die ihm einen füchsischen Gesichtsausdruck verleiht, schwarzen Halbmaske.
Aufführungen der Commedia dell'arte am Hof Augusts des Starken 1709 und 1719, eine Commedia-Schauspieler-Truppe residiert ab 1738 am Warschauer und Dresdner Hof und gibt regelmäßig Vorstellungen. Die ersten Commedia-Figuren in Meissen in Böttgersteinzeug modelliert. Pantelone, Capitano, Harlequin und Pulcinella etwa ab 1710
Purcell [RS 235ff]
* + County Waterford And The Little Island 1852 Heirat mit Mary Frances Fitzgerald
bekannt als John Fitzgerald Purcell. 1818 name er den Nachmnamen und das Wappen der Fitzgeralds an 1824 war er High Sheriff von Suffolk und 1838 von County Waterford. Member of Parliament (M.P.) für Seaford 1826 bis 1832
Purgatorium [CS 140][LL 110]
lat. Reinigungsort, Fegefeuer. Läuterung, die nach einer besonders in der Westkirche entwickelten
theologischen Lehre eine Seele nach dem Tod erfährt, sofern sie nicht als heilig unmittelbar
in den Himmel aufgenommen wird
Putziger Nehrung [NN 40]
poln. Pólwysep Helski, 34 km lange Landzunge in Polen, trennt Danziger Bucht teilweise von der Ostsee. 200 m bis 3 km breit, aus einer Kette kleiner Inseln, die bis zum 18. Jht hier lagen, entstanden: durch Strömung die Lücken zwischen den Inseln mit Dünen geschlossen (für Ostsee typische Nehrung). Im Gegensatz zur Frischen und zur Kurischen Nehrung dahinter liegende Danziger Bucht zu groß, als dass sie wie ein Haff vollständig von der Ostsee hätte abgetrennt werden können.
Pyritkristall [AUS 258]
siehe bei
Pyrsau [AUS 79]
siehe Frongastell
Pythæas von Marseille [RS 322]
Pytheas von Massilia (heute Marseille) * um 380 † um 310 v. Chr. griechischer Händler, Geograph und großer Entdecker der Antike.
Zur selben Zeit, als Alexander der Große im Osten bis an die Grenzen der damals in Europa bekannten Welt vordringt, erforscht er den unbekannten Nordwesten Europas. Sein Reisebericht Über den Ozean nicht erhalten. Wenige Fragmente des Buches aus Zitaten anderer Autoren (u. a. Strabo)
Pytheas gelangt möglicherweise durch die Straße von Gibraltar in Atlantik. Mündung der Loire, die Halbinsel Armorica, das zu Cornwall gehörende Kap Belerion, die Irische See und den Nordkanal bis zu den Hebriden (Breitengradangaben antiker Astronomen, die auf Sonnenstandsmessungen Pytheas’ zurückgehen und ungefährt mit der Nordküste der Bretagne, der Insel Man und der Hebrideninsel Lewis übereinstimmen).
Beobachtet das für Griechen unbekannte Phänomen von Ebbe und Flut und bringt es als erster richtigerweise mit den Mondphasen in Zusammenhang. Bestimmt mit Hilfe der unterschiedlichen Schattenlänge seiner Sonnenuhr die Entfernung von der Nordspitze Schottlands zum Heimathafen Massalia (= 1.700 Kilometer, tatsächlich: 1.815 km). Von Schottland aus segelt er weiter nach Norden und bemerkt, dass die Sommertage länger werden.
Eine Tagesfahrt nördlich von Thule stößt er auf das „träge und geronnene Meer“ (lat. pigrum et concretum mare) und beobachtet als erster Grieche Treibeis, das Polarlicht und Mitternachtssonne, im Mittelmeer gänzlich unbekannte Erscheinungen. Unklar Pytheas’ Erwähnung einer „Meereslunge“ (pleumon thalassios, im Mittelmeer der Name einer Qualle), als metaphorische Beschreibung des „gallertartigen“ Übergangsgebiets von Nebel, Wasser und Eismeer gedeutet.
Zitat aus Brownes Musaeum Clausum :
8. A Fragment of Pythæas that ancient Traveller of Marseille; which we suspect not to be spurious, because, in the description of the Northern Countries, we find that passage of Pythæas mentioned by Strabo, that all the Air beyond Thule is thick, condensed and gellied, looking just like Sea Lungs.
Pythagoras [LW 25]
570 - 510 v. Chr. griechischer Philosoph (Vorsokratiker) und Gründer einer einflussreichen religiös-philosophischen Bewegung,
sehr rätselhafte Persönlichkeit der Antike. Zitat (Empedokles): Pythagoras selbst konnte die Harmonie des Alls hören, weil er die Allharmonie der Sphären und der auf ihnen bewegten Sterne wahrnahm. Wir können sie wegen der Schwäche unserer Natur nicht hören.
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