Nabokov, Vladimir [LL 109][AW 27, 65][CS 184ff][Auf ungeheuer dünnem Eis 98, 107f., 120]
* Sankt Petersburg 1899 + Montreux 1977 russisch-amerikanischer Schriftsteller, Literaturwissenschaftler, Schmetterlingsforscher, Schachkompositeur.
Entstammt der kosmopolitischen russischen Oberschicht, die nach der Revolution zu existieren aufhört. Liest englische Kindermädchen und Literatur, spricht schon als Kind Französisch und Englisch, von Privatlehrern unterrichtet, liest viel. Früh entwickelt sich Leidenschaft für Schmetterlinge (für Sebald ein Seitenzweig der Geisterkunde, die Nabokov mehr als alles andere beschäftigt), ebenso die für das Schreiben von Gedichten. Mit 17 Jahren erster Gedichtband.
Kindheit von europäischen Gesinnung der Familie geprägt. Infolge der Oktoberrevolution emigriert Familie 1919 über Jalta nach England, später Berlin. Nabokov studiert russische und französische Literatur und Naturwissenschaften am Trinity College (wie FitzGerald ) in Cambridge 1919 bis 1922. Nicht sonderlich engagiert, widmet sich eigenen Übersetzungen, Liebschaften und Fahrten nach London. Erster Artikel über Schmetterlinge.
Berlin bei Familie 1922 bis 1937. Eltern führen beliebten Salon, Anlaufpunkt vieler Künstler und Politiker unter den mehr als 350 000 russischen Emigranten im Berlin der zwanziger Jahre. Familie wohnt zunächst in Grunewald, später im bei den Russen beliebten Wilmersdorf. Vater gründet Slovo (Das Wort) einen der ersten russischen Exilverlage. 1922 kommt Vater beim Versuch, Attentäter zu entwaffnen, ums Leben, für Nabokov einschneidendstes Ereignis. Er veröffentlicht unter dem Pseudonym "Vladimir Sirin" Gedichte, Dramen und Erzählungen. Erste Romane "Maschenka" (1926), "Lushins Verteidigung" (1929/30).
Schlägt sich mit Tennis-, Box- und Russischunterricht durch. Privatlehrer, Übersetzer, Gelegenheitsschauspieler.
1925 heiratet er die Russin Vera Jewsejewna Slonim (Jüdin),
1934 Sohn Dimitri geboren. 1937 Flucht: Vera nach Prag zur Mutter Nabokovs.
Nabokov nach Paris und Südfrankreich.
1940 USA, erster englischsprachiger Roman "The real life of Sebastian Knight" (1941).
1945 verhungert Bruder Sergej in KZ. Nabokov US-Staatsbürger.
1948 bis 1956 Professor für russische Literatur an der Cornell Universität in Ithaca/New York (Ambros Adelwarth!).
1955 "Lolita" Roman über pikante Affäre von 50-jährigem mit 12-jähriger Stieftochter.
1957 "Pnin" 4. in englischer Sprache verfasste Roman.
Namensgeber dessen Hauptfigur: Timofei Pnin, ein stets tragikomischer, zum Unglück neigender Antiheld,
ältlicher, liebenswerter und feinsinniger Collegeprofessor in den USA während der 1950er-Jahre.
Welterfolg.
1961 mit seiner Frau ins schweizerische Montreux in Hotel (Ambros Adelwarth!). 1967 Autobiografie "Sprich, Erinnerung, sprich" .
Zeitlebens hervorragender Schachspieler und Insektenforscher, beide Interessengebiete in vielfältiger Form im Werk präsent.
Nach der Natur [NN 3]
Das 1992 erschienene "Elementargedicht", erstes Werk des Schriftstellers W. G. Sebald
Nadler, Josef [UH 17]
1884 - 1963 österreichischer Germanist und Literaturhistoriker.
Professor in Fribourg (Schweiz), Königsberg (Preußen), Wien.
Hauptwerk: Literaturgeschichte der deutschen Stämme und Landschaften (Regensburg 1912-1928), N. inerpretiert die deutsche Literaturgeschichte unter vornehmlich völkischen Gesichtspunkten. Danach nehmen die Germanen durch körperliche Vermischung mit den Römern die besten Eigenschaften der römischen Kultur auf und werden so fähig, diese Eigenschaften in die Entwicklung ihrer „Rasse“ aufzunehmen. Nadler macht verschiedene Volksstämme für verschiedene geistige Strömungen in der deutschen Literatur verantwortlich.
Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 4. Auflage der Literaturgeschichte (Berlin, 1938-41). Antisemitische Töne: „Alle europäischen Völker haben, solange sie gesund und eigenständig waren, die Wohngemeinschaft mit den Juden als unwillkommen und gefährlich empfunden. Alle die jung aufstrebenden westeuropäischen Volksstaaten des Mittelalters haben die Juden unter sich bis auf die Wurzel ausgerottet.“
Nach 1945 3. Auflage als Nachdruck vorgelegt.
1935 klagt Nadler den Wiener Landesschulinspektor Oskar Benda wegen Ehrenbeleidigung an, da dieser ihn in die Nähe des Nationalsozialismus gerückt und seine (katholische) Rechtgläubigkeit bezweifelt hatte. Damals, zur Zeit des katholisch orientierten Ständestaates, meint Nadler sich gegen eine solche Einschätzung wehren zu müssen. (Nach Kriegs-Ende griff Nadler diese seine Klage als Argument auf, um seine Distanz zum Nationalsozialismus zu belegen.)
Eigenen Angaben (nach Kriegs-Ende) Mitgliedschaft NSDAP 1938, als ehemaliger Schüler seine nationalsozialistische Gesinnung in Frage stellt, verweist N. auf seine aktive Mitarbeit in der NSDAP sowie darauf, dass er die Rassenkunde keineswegs geringschätze, sondern sie in seiner Vorlesung sogar "als Zentralwissenschaft gefordert" hatte.
Namensfest [RS 348]
Am Namensfest wird der Namenstag gefeiert von Menschen die in der christlichen Taufe einen
besonderen Schutzpatron und damit dessen Namen erhielten. In überwiegend katholischen Ländern wie Italien, Spanien, Malta oder Polen ist der Namenstag genauso wichtig für die Menschen wie der Geburtstag.
Am Gedenktag dieses Heiligen (Todestag, Namensfest) wird durch Feiern und Glückwünsche an die Taufe erinnert.
Naphthalin [AW 54f]
(griech. naphtha = Erdöl) farbloser Feststoff mit charakteristischem Geruch nach Teer, gesundheitsschädlich und umweltgefährlich.
Hauptbestandteil von Mottenkugeln, heute wegen des unangenehmen Geruchs durch andere Substanzen ersetzt.
Napoléon [LL 30][SG 7, 24][RS 274, 304][AUS 101ff][LW 14][CS 7ff., 52, 249][Auf ungeheuer dünnem Eis 52, 180, 200, 238f., 260]
Bonaparte, * Ajaccio/Korsika 1769 + St. Helena 1821 Staatsmann und Feldherr nach der Französischen Revolution.
Napoleon zieht über den Großen St. Bernhard
. vgl.
Sebald: Napoleon und alles Napoleonische taucht in fast allen meinen Büchern auf, als historisches Paradigma,
das etwas mit der Europa-Idee zu tun hat, die damals erstmals auf brachiale Weise durchexerziert wurde.
Was mich daran wiederum interessiert, ist die Tatsache, dass man in Deutschland dann rund 130 Jahre
später dasselbe noch einmal versucht hat, mit noch brachialeren Methoden, diese Idee einer deutschen Hegemonie,
die sich von Wilhelm II. bis in die Jahre 1939/40/41 zieht. Schauen Sie sich doch die Europakarte von
1941/42 an: Da ist sozusagen alles Deutschland, mit Satelliten.
Napoleoniden [UH 22]
Abkömmlinge der Familie Napoleons
Národní [AUS 246]
Národní (Nationalstraße), eine der wichtigsten Straßen in Prag, zwischen Neu- und Altstadt
Richtung Südwesten. Verbindet Legií-Brücke mit Jungmannovonáměstí. Hier wichtige Gebäude und Institutionen, wie Nationaltheater und Tschechische Akademie der Wissenschaften.
17. November 1989 unterdrückt Polizei gewaltsam friedliche Studentendemonstration, der als Beginn der Samtenen Revolution gedacht wird.
Deutsche Wehrmacht marschiert am 15. März 1939 in Prag ein
Nationalbibliothek Frankreichs (Bibliothèque nationale de France) [AUS 366ff, 387ff]
Bibliothèque nationale de France (BnF) öffentlich-rechtliche Anstalt mit Sitz in Paris. Aufgabe, Schriften zu sammeln,
zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Früher königliche, dann kaiserliche Nationalbibliothek, eine der reichsten der Welt, bis 1996 in der
rue de Richelieu, dort noch die kostbarsten Gegenstände aus dem Fundus der BnF,
insbesondere Manuskripte, Kupferstiche, Karten und Pläne, Fotografien, Münzen und Medaillen (Cabinet des Médailles)
sowie Dokumente der Musikgeschichte, alle sonstigen gedruckten Werke, Tonträger,
Videomaterialien usw. in das neue Gebäude im Osten der Stadt umgezogen.
Die neue Bibliothèque nationale de France (Site François-Mitterrand)
Architekt: Dominique Perrault.
Baubeginn 1990, abgeschlossen 1996.
Trägt zu Ehren ihres Initiators den Namen „Bibliothèque nationale François Mitterrand“.
In der Mitte des 60.000 m² großen rechteckigen Areals 12.000 m² großer Garten.
Die vier Ecken des Gebäudes je ein 79 m hoher Turm mit durchgehender Glasfront, L-förmig,
symbolisieren aufgeschlagenes Buch:
T1 Tour du temps (Turm der Zeit)
T2 Tour des lois (Turm der Gesetze)
T3 Tour des nombres (Turm der Zahlen)
T4 Tour des lettres (Turm der Buchstaben bzw. Briefe)
Aufgrund Fehlplanungen und zahlreicher Bauverzögerungen lange umstritten.
Über die Métrostation Bibliothèque François Mitterrand erreichbar.
siehe auch
siehe Resnais-Film
zum Lager in der Besatzungszeit siehe
Blick vom Südostturm siehe
Nationalgalerie [SG. 292] [LL 187]
National Gallery London: Kunstmuseum am nördlichen Ende des Trafalgar Squares,
gilt als eines der umfassendsten und bedeutendsten der Welt. Gemäldesammlung umfasst rund 2300
Werke vom 13. bis zum 19. Jahrhundert.
nature morte [CS 244]
In der Vernetzung anscheinend weit auseinander liegender Dinge in der Manier der nature morte,
sei, so Sebald in einem Versuch einer Restitution, die Verfahrensart seines Schreibens - zurückgehend auf den Stich Tripps des kopfkranken Schreber. "nature morte" bedeutet Stilleben, vgl.
neogermanisch [LL 12]
Nervatur [NN 71]
Begriff aus der Biologie: Gesamtheit der Nerven. Zoologie: Aderung der Insektenflügel.
Botanik: Blattrippen, Blattadern oder Blattnerven der Pflanzenblätter
Nestroy, Johann [LL 97]
österreichischer Schriftsteller, siehe wiki
Neue Welt [UH 12]
historische europäische Bezeichnung für das von den Spaniern unter Christoph Kolumbus 1492 wiederentdeckte Amerika. Der bis dahin bekannten Alten Welt (Europa, Asien und Afrika) gegenübergestellt
Neuf-Brisach [AUS 23]
(deutsch Neubreisach, elsässisch (Neu-)Brisach) Gemeinde im gleichnamigen Kanton im Département Haut-Rhin/Frankreich. Stadt liegt etwa drei Kilometer westlich des Rheinseitenkanals und des Rheins, der hier die Grenze zwischen Frankreich und Deutschland bildet, gegenüber der Stadt Breisach in Deutschland. Erbaut von Vauban , als Planstadt im Form eines Achtecks mit zentralem Exerzierplatz (heute Marktplatz) und schachbrettförmig angelegtem Straßennetz, Idealform einer Festungsstadt: Unterkünfte für Soldaten und Offiziere, Versorgungseinrichtungen, Kirche, Häuser für nicht-militärische Einwohner der verschiedenen Stände sowie eine beeindruckende Anlage aus Mauern, Gräben und Toren um die Stadt, in der Ebene angelegt, deshalb Idealform des Festungsbaus umzusetzbar, repräsentativ für die Militärarchitektur des Barock unter Ludwig XIV. Dieser
beauftragt seinen Festungsarchitekten Vauban mit dem Bau einer Gegenfestung zu Breisach. Vauban errichtet 1699 - 1703 die damals größte Befestigungsanlage nach dem Muster einer barocken Reißbrettsiedlung. Stadt durch Festungsanlagen und die Garnison mit ihren Kasernenbauten keine Entwicklungsmöglichkeiten. Straßen um ein Quadrat rechtwinklig angeordnet. Häuserblöcke (50 x 50 m) gleich groß, ein zentraler Platz von 2 x 2 Blocks als Exerzierplatz freigelassen. Alles, selbst die Kirche, der militärischen Absicht untergeordnet. Marktplatz mit Rathaus in Randlage zur Place d´Armes. Vier Tore an den vier von der Place d´Armes wegführenden Straßen.
neurasthenisch [CS 140]
Neurasthenie, psychische Störung, in heutigen Zeit selten diagnostiziert,
inzwischen andere Krankheitsbilder (wie Depression, Erschöpfungsdepression, Burn-Out),
die Symptome der Neurasthenie umfassen; häufig als „reizbare Schwäche“ bezeichnet.
Neurasthenie gehört im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert zu den
Modekrankheiten einer gehobenen Gesellschaftsschicht
Ney, Michel [AUS 108]
Herzog von Elchingen, Fürst von der Moskwa
* Saarlouis 1769 + Paris 1815 Marschall von Frankreich. Napoléon nannte ihn 'le brave des braves' (der Tapferste der Tapferen).
Newton, Isaac [RS 297]
1642 - 1726 englischer Naturforscher, Verwaltungsbeamter, in der Sprache seiner Zeit als Philosoph bezeichnet.
Verfasser der Philosophiae Naturalis Principia Mathematica, bechreibt mit seinem Gravitationsgesetz die universelle Gravitation, formuliert die Bewegungsgesetze, legt Grundstein für die klassische Mechanik. Fast gleichzeitig mit Gottfried Wilhelm Leibniz entwickelt er die Infinitesimalrechnung, verallgemeinert das binomische Theorem mittels unendlicher Reihen auf beliebige reelle Exponenten. Bekannt auch für seine Leistungen auf dem Gebiet der Optik: Die von ihm verfochtene Teilchentheorie des Lichtes und Erklärung des Lichtspektrums.
Aufgrund seiner Leistungen, vor allem auf den Gebieten der Physik und Mathematik gilt Newton als einer der bedeutendsten Wissenschaftler aller Zeiten. Principia Mathematica als eines der wichtigsten wissenschaftlichen Werke eingestuft
Niagara [RS 297]
Vor 12.000 Jahren am Ende der letzten Eiszeit schmelzen die letzten großen Gletscher in diesem Gebiet und bringen den Eriesee zum Überlaufen. Die Schmelzwasser bilden den Fluss Niagara, der sich über die Klippen der Niagara-Schichtstufe in den Ontariosee ergießt.
Niam-Niams [AW 182]
angeblich geschwänzte Menschen im Inneren Afrikas, deren Existenz, so oft auch das Gerücht von ihrem Vorhandensein sich wiederholt, nicht erwiesen ist.
Nibelungenfilm [AUS 10]
siehe bei Fritz Lang
Niederland, William [CS 153ff.]
* Ostpreußen 1934 in die USA emigriert. Deutsch-amerikanischer Psychiater und Psychoanalytiker.
In den sechziger Jahren Gutachter des Generalkonsulats der Bundesrepublik Deutschland in New York, wo er
im Rahmen von Wiedergutmachungsanträgen viele Hunderte - meistens jüdische - traumatisierte Überlebende der Nazi-Verfolgung untersucht. Er prägt den Begriff Überlebenden-Syndrom (Survivor-Syndrom), auch KZ- oder Holocaust-Syndrom. Form der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). In der ursprünglichen, engen Verwendung handelt es sich bei den betroffenen Menschen um Überlebende des Holocaust. In einer weitergefassten Verwendung des Begriffs heute Personen bzw. Personengruppen, die Formen von Völkermord und Lagerhaft körperlich überstanden, durch die Erlebnisse jedoch seelisch traumatisiert sind.
Buch: Folgen der Verfolgung: Das Überlebenden-Syndrom - Seelenmord
Niederland kritisiert, dass die meisten deutschen Gutachter der Nachkriegszeit nicht die Belastungen des Überlebende-Syndroms erkannten. Die deutschen Vertreter der klassischen Psychiatrie seien sich einig gewesen, dass seelische Belastungen und Erschütterungen unmittelbar nach der Verfolgung abklingen. Es "mute geradezu grotesk an, wenn man das Überleben in einem Vernichtungslager in einem vertrauensärztlichen Gutachten als Unannehmlichkeiten des Konzentrationslagers beschrieben findet und damit der Wiedergutmachungsantrag eines so geschädigten Menschen abgelehnt wird. Die psychologische Stumpfheit eines derartigen Gutachters erscheint selbst bei Hinnahme des bereits geschilderten Konservativismus der deutschen Psychiatrie unüberbietbar."
Nietzsche, Friedrich Wilhelm [CS 140f]
siehe
Nikolayevsky Bahnhof [LW 71]
Bahnhof in Moskau, später umbenannt in Leningrader Bahnhof von 1851(ältester Bahnhof Moskaus) Kopfbahnhof und Endpunkt der Bahnstrecke Sankt Petersburg-Moskau, oft mit historischem Namen Nikolaibahn genannt. 1855 nach dem Tod des Zaren Nikolaus I. zum Gedenken an ihn Nikolaibahnhof benannt.
Nimrod [RS 36, 109]
altorientalischer in Bibel und Koran erwähnter Held und König, wohl Sagengestalt.
Nach jüdischer Überlieferung Gründer des assyrischen und babylonischen Reiches, gilt als derjenige, der den Turmbau zu Babel anregte, seine Frau Semiramis. In Genesis 10/9 Nimrod ein "gewaltiger Jäger vor dem Herrn", hier die Parallelen zum griechischen Orion .
Nishnij Novgorod [RS 128]
Nithart, Mathis [NN 17ff]
Maler
siehe Grünewald und Selbstbildnis eines unbekannten jungen Malers
Nocturama [AUS 6ff]
Nachttierhaus.
Siehe zu den umfangreichen Bezügen zu Jean Améry in
"Kritik aus Passion" S. 145ff Susan Nurmi-Schomers,
Blick aus dem 'Nocturama'
Nona [AW 355]
und Decuma (oder Decima) und Morta, die drei Parzen. In der römischen Mythologie die drei Schicksalsgöttinnen.
Sie können gemeinsam oder einzeln agieren. Eine spinnt den Schicksalsfaden der Menschen,
die zweite trennt ihn auf und die dritte schneidet ihn endgültig ab.
Bei Hesiod in der Theogonie entweder als Töchter der Nacht oder wie ihre Schwestern, die Horen, als Töchter von Zeus und Themis bezeichnet.
Norfolk [LW 48]
[RS 218]
Grafschaft in East Anglia im Osten von England. Norfolk grenzt an die Grafschaften Lincolnshire und Cambridgeshire im Westen und Südwesten und Suffolk im Süden. Das Gebiet wird im Norden und Osten von der Nordsee begrenzt. Das Gebiet von Salzmarschen zwischen den Grafschaften Norfolk und Lincolnshire heißt The Wash. Die Angeln, nach denen East Anglia und England selbst benannt wurden, siedelten hier seit dem fünften nachchristlichen Jahrhundert und wurden später zu dem "north folk" (den nördlichen Leuten) und dem "south folk" (den südlichen Leuten). Daraus entstanden "Norfolk" und "Suffolk."
Hauptstadt und Verwaltungssitz ist Norwich. Andere größere Städte sind King's Lynn und Great Yarmouth.
Norfolk & Norwich Hospital [RS 19]
gegründet 1771 als gemeinnützige Einrichtung für die Betreuung der "Armen und Kranken", im Jahr 2003 endgültig geschlossen, nachdem die Einrichtungen zum Norfolk and Norwich University Hospital verlagert wurden
Norwich [RS 12, 333][AW 7]
mittelgroße Universitätsstadt im Osten Englands, Hauptstadt des County Norfolk. Gelegen am Fluss Wensum, Stadtbild durch einen gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtkern ausgezeichnet. Trotz etwa 120.000 Einw. durch die eher abgeschiedene Lage gewissen Kleinstadtcharakter bewahrt. 1963 nimmt die neu gegründete University of East Anglia (UEA) ihren Dienst auf, prägender Faktor für den Charakter der Stadt; Sebald ist 1988 - 2001 Ordinarius für Neuere Deutsche Literatur, gründet 1989 das British Centre for Literary Translation.
Der Ich-Erzähler in "Die Ringe des Saturn" wird 1993 in einem Zustand nahezu gänzlicher Unbeweglichkeit in das Spital von N. eingeliefert
Nach der Aufhebung des Edikts von Nantes lassen sich zahlreiche hugenottische Flüchtlinge in N. nieder, erfahren in
in der Aufzucht der Seidenraupen und in der Herstellung seidener Stoffe
Der Ich-Erzähler in "Die Ausgewanderten" tritt Herbst 1970 eine Stellung in N. an
Nossack, Hans Erich [CS 72ff]
[Auf ungeheuer dünnem Eis 189]
* Hamburg 1901 + ebda 1977 ebd. deutscher Schriftsteller.
Der Untergang (1948) thematisiert (einer der ersten Schriftsteller der deutschen Nachkriegsliteratur) die Schrecken des Bombenkriegs anhand der Zerstörung seiner Heimatstadt Hamburg. 1955 erfolgreichster Roman Spätestens im November
"Nothelfer, Vierzehn" [NN 8]
Siehe
notig [NN 30]
sehr arm, dürftig
Novelle [LL 29]
von J. W. von Goethe.
Prosaerzählung. 1797 als Versepos Die Jagd konzipiert, nimmt Goethe den Stoff 1826 und 1827 wieder auf,
in Prosaform neu geschrieben, 1828 gedruckt.
Goethe selbst vergleicht die Erzählung mit einem „Gewächs, das eine Weile aus einem starken Stengel
kräftige grüne Blätter nach den Seiten austreibt und zuletzt mit einer Blume endet.
Die Blume war unerwartet, überraschend, aber sie mußte kommen; ja das grüne Blätterwerk war nur
für sie da und wäre ohne sie nicht der Mühe gewesen.“
„Zu zeigen, wie das Unbändige, Unüberwindliche oft besser durch Liebe und Frömmigkeit
als durch Gewalt bezwungen werde, war die Aufgabe dieser Novelle, und dieses schöne Ziel,
welches sich im Kinde und Löwen darstellt, reizte mich zur Ausführung. Dies ist das Ideelle,
dies die Blume. Und das grüne Blätterwerk der durchaus realen Exposition ist nur dieserwegen
da und nur dieserwegen etwas wert. Denn was soll das Reale an sich? Wir haben Freude daran,
wenn es mit Wahrheit dargestellt ist, ja es kann uns auch von gewissen Dingen eine deutlichere
Erkenntnis geben; aber der eigentliche Gewinn für unsere höhere Natur liegt doch allein im Idealen,
das aus dem Herzen des Dichters hervorging.“
Novelli, Gastone [AUS 38ff]
* Wien 1925 + Mailand 1968. Italienischer Maler, Grafiker, Fotokünstler, Keramiker und Kunstdozent
Während des Krieges in der Resistenza, Oktober 1943 zum Tode verurteilt, 1944 befreit. 1947 und 1949 Zürich. 1950 bis 1954 Dozent Sao Paulo. Ab1955 Rom, 1967 Venedig. Werke nachhaltig von Klee beeinflusst. Malen ist zeichnen mit Zeichen
Novofastov [RS 6]
(Nowofastow) Gut des Bruders Taddeus Bobowski der Mutter Ewelina Kozionowski Joseph Conrads , auf dem ihr gestattet wurde, drei Monate
während der Verbannung der Familie in Vologda zuzubringen
Novofastov [Die Ringe des Saturn S. 129]
Nowgorod [NN 42]
Weliki Nowgorod
Nürnberg [NN 29][CS 179]
Nürnberger Gesetze [Campo Santo 158, 162]
auch Nürnberger Rassengesetze: 1935 anlässlich des 7. Reichsparteitags der NSDAP ("Reichsparteitag der Freiheit") in Nürnberg vom Reichstag angenommen; von Reichstagspräsident Hermann Göring feierlich verkündet. Reichstag eigens zu diesem Zweck telegrafisch nach Nürnberg einberufen, Gesetz einstimmig beschlossen. Hierduch antisemitische Ideologie auf juristischer Grundlage institutionalisiert.
Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre (RGBl. I S. 1146) ("Blutschutzgesetz") und das Reichsbürgergesetz (RGBl. I S. 1146).
auch Nürnberger Rassengesetze: 1935 anlässlich des 7. Reichsparteitags der NSDAP ("Reichsparteitag der Freiheit") in Nürnberg vom Reichstag angenommen; von Reichstagspräsident Hermann Göring feierlich verkündet. Reichstag eigens zu diesem Zweck telegrafisch nach Nürnberg einberufen, Gesetz einstimmig beschlossen. Hierduch antisemitische Ideologie auf juristischer Grundlage institutionalisiert.
Reichsbürgergesetz vom 15. September 1935 (RGBl. I S. 1146)
Der Reichstag hat einstimmig das folgende Gesetz beschlossen, das hiermit verkündet wird.
§1
1. Staatsangehöriger ist, wer dem Schutzverband des Deutschen Reiches angehört und ihm dafür besonders verpflichtet ist.
2. Die Staatsangehörigkeit wird nach den Vorschriften des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes erworben.
§2
1. Reichsbürger ist nur der Staatsangehörige deutschen oder artverwandten Blutes, der durch sein Verhalten beweist, daß er gewillt und geeignet ist, in Treue dem deutschen Volk und Reich zu dienen.
2. Das Reichsbürgerrecht wird durch Verleihung des Reichsbürgerbriefes erworben.
3. Der Reichsbürger ist der alleinige Träger der vollen politischen Rechte nach Maßgabe der Gesetze.
§3
Der Reichsminister des Innern erläßt im Einvernehmen mit dem Stellvertreter des Führers die zur Durchführung und Ergänzung des Gesetzes erforderlichen Rechts- und Verwaltungsvorschriften.
Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre (RGBl. I S. 1146) ("Blutschutzgesetz")
Durchdrungen von der Erkenntnis, daß die Reinheit des deutschen Blutes die Voraussetzung für den Fortbestand des deutschen Volkes ist, und beseelt von dem unbeugsamen Willen, die deutsche Nation für alle Zukunft zu sichern, hat der Reichstag einstimmig das folgende Gesetz beschlossen, das hiermit verkündet wird.
§1
1. Eheschließungen zwischen Juden und Staatsangehörigen deutschen oder artverwandten Blutes sind verboten. Trotzdem geschlossene Ehen sind nichtig, auch wenn sie zur Umgehung dieses Gesetzes im Auslande geschlossen sind.
2. Die Nichtigkeitsklage kann nur der Staatsanwalt erheben.
§2
Außerehelicher Verkehr zwischen Juden und Staatsangehörigen deutschen oder artverwandten Blutes ist verboten.
§3
Juden dürfen weibliche Staatsangehörige deutschen oder artverwandten Blutes unter 45 Jahren nicht in ihrem Haushalt beschäftigen.
§4
1. Juden ist das Hissen der Reichs- und Nationalflagge und das Zeigen der Reichsfarben verboten.
2. Dagegen ist ihnen das Zeigen der jüdischen Farben gestattet. Die Ausübung dieser Befugnis steht unter staatlichem Schutz.
§5
1. Wer dem Verbot des §1 zuwiderhandelt, wird mit Zuchthaus bestraft.
2. Der Mann, der dem Verbot des §2 zuwiderhandelt, wird mit Gefängnis oder mit Zuchthaus bestraft.
3. Wer den Bestimmungen der §3 oder §4 zuwiderhandelt, wird mit Gefängnis bis zu einem Jahr und mit Geldstrafe oder mit einer dieser Strafen bestraft.
§6
Der Reichsminister des Innern erläßt im Einvernehmen mit dem Stellvertreter des Führers und dem Reichsminister der Justiz die zur Durchführung und Ergänzung des Gesetzes erforderlichen Rechts- und Verwaltungsvorschriften.
§7
Das Gesetz tritt am Tage nach der Verkündung, §3 jedoch erst am 1.Januar 1936 in Kraft.
1. Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 14. November 1935
Auf Grund des §3 des Reichsbürgergesetzes vom 15.September 1935 wird folgendes verordnet:
§1
1. Bis zum Erlaß weiterer Vorschriften über den Reichsbürgerbrief gelten vorläufig als Reichsbürger die Staatsangehörigen deutschen oder artverwanden Blutes, die beim Inkrafttreten des Reichsbürgergesetzes das Reichtagswahlrecht besessen haben oder denen der Reichsminister des Inneren in Einvernehmen des Stellvertreter des Führers das vorläufige Reichsbürgerrecht verleit.
2. Der Minister des Inneren kann im Einvernehmen mit dem Stellvertreter des Führers das vorläufige Reichsbürgerrecht entziehen.
§2
1. Die Vorschriften des §1 gelten auch für die Staatsangehörigen jüdischen Mischlinge.
2. Jüdischer Mischling ist, wer von ein oder zwei der Rassen nach volljüdischer Großelternteilen abstammt, sofern er nicht nach §5 Abs.2 als Jude gilt. Als volljüdisch gilt ein Großelternteil ohne weiteres, wenn er der jüdischen Religionsgemeinschaft angehört hat.
§3
Nur der Reichsbürger kann als Träger der vollen politischen Rechte das Stimmrecht in politischen Angelegenheiten ausüben und ein öffentliches Amt bekleiden. Der Reichsminister des Inneren oder die von ihm ermächtigte Stelle kann für die Übergangszeit Ausnahmen für die Zulassung zu öffentlichen Ämtern gestatten. Die Angelegenheiten der Religionsgesellschaften werden nicht berührt.
§4
1. Ein Jude kann nicht Reichsbürger sein. Ihm steht ein Stimmrecht in politischen Angelegenheiten nicht zu; er kann ein öffentliches Amt nicht bekleiden.
2. Jüdische Beamte treten mit Ablauf des 31. Dezember 1935 in den Ruhestand. Wenn diese Beamten im Weltkrieg an der Front für das Deutsche Reich oder für seine Verbündeten gekämpft haben, erhalten sie bis zur Erreichung der Altersgrenze als Ruhegehalt die vollen zuletzt bezogenen ruhegehaltsfähigen Dienstbezüge; sie steigen jedoch nicht in Dienstaltersstufen auf. Nach Erreichung der Altersgrenze wird ihr Ruhegehalt nach den letzten ruhegehaltsfähigen Dienstbezügen neu berechnet.
3. Die Angelegenheiten der Religionsgesellschaften werden nicht berührt.
4. Das Dienstverhältnis der Lehrer an öffentlichen jüdischen Schulen bleibt bis zur Neuregelung des jüdischen Schulwesens unberührt.
§5
1. Jude ist, wer von mindestens drei der Rassen nach volljüdischen Großeltern abstammt. §2 Abs. 2 Satz 2 findet Anwendung.
2. Als Jude gilt auch der von zwei volljüdischen Großeltern abstammende staatsangehörige jüdische Mischling,
a) der beim Erlaß des Gesetzes der jüdischen Religionsgemeinschaft angehört hat oder danach in sie aufgenommen wird,
b) der beim Erlaß des Gesetzes mit einem Juden verheiratet war oder sich danach mit einem solchen verheiratet,
c) der aus einer Ehe mit einem Juden im Sinne des Abs. 1 stammt, die nach dem Inkrafttreten des Gesetzes zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre vom 15. September geschlossen ist,
d) der aus dem außerehelichen Verkehr mit einem Juden im Sinne des Abs. 1 stammt und nach dem 31. Juli 1936 außerehelich geboren wird.
§6
1. Soweit in Reichsgesetzen oder in Anordnungen der NSDAP und ihrer Gliederungen Anforderungen an die Reinheit des Blutes gestellt werden, die über §5 hinausgehen, bleiben sie unberührt.
2. Sonstige Anforderungen an die Reinheit des Blutes, die über §5 hinausgehen, dürfen nur mit Zustimmung des Reichsministers des Innern und des Stellvertreters des Führers gestellt werden. Soweit Anforderungen dieser Art bereits bestehen, fallen sie am 1. Januar 1936 weg, wenn sie nicht von dem Reichsminister des Innern im Einvernehmen mit dem Stellvertreter des Führers zugelassen werden. Der Antrag auf Zulassung ist bei dem Reichsminister des Innern zu stellen.
§7
Der Führer und Reichskanzler kann Befreiungen von den Vorschriften der Ausführungsverordnungen erteilen.
Verstöße gegen das "Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre"
sind "Rassenschande". Der außerehelichen Geschlechtsverkehr zwischen Juden und Nichtjuden nur gegen Mann mit Strafe bedroht (Um Frau - kein Zeugnisverweigerungsrecht - als Zeugin zu haben). Juden untersagt, "deutschblütige" Dienstmädchen unter 45 Jahren zu beschäftigen (ideologische Unterstellung, "der Jude" würde sich an diesen vergehen.) "Halbjuden" dürfen nur dann "Deutschblütige" oder "Vierteljuden" mit Genehmigung ehelichen. Tatsächlich Anträge auf Heiratsgenehmigung meist erfolglos. Ehen zwischen "Vierteljuden" sollten nicht geschlossen werden. "Vierteljuden" und "Deutschblütige" dagegen düfen heiraten. (Wahrung des "rassisch kostbaren arische Bluts", der geringe jüdische Blutsanteil verblasst im Laufe der Generationen. Eheverbot auf andere Gruppen ausgeweitet: "Zigeuner, Neger und ihre Bastarde".)
Reichsbürgergesetz legt fest, dass nur "Staatsangehörige deutschen oder artverwandten Blutes" Reichsbürger sein konnten ("Reichsdeutsche"). Assimilierten "jüdischen Mischlingen" Wahlrecht und "vorläufige Reichsbürgerschaft" zugestanden.
Folge: kein Jude durfte mehr öffentliches Amt innehaben. Alle jüdischen Beamten, die bislang durch das so genannte Frontkämpferprivileg im Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums 1933 von der Entlassung verschont geblieben waren, mussten zum 31. Dezember 1935 den Dienst quittieren. Außerdem verloren Juden das politische Wahlrecht. Jüdischen Ärzten und Rechtsanwälten die Zulassung entzogen, deutschen Juden Staatsangehörigkeit aberkannt, wenn sie ihren Wohnsitz im Ausland nahmen. Bei Deportation verloren Juden mit dem Grenzübertritt ihre Staatsangehörigkeit, zugleich ging ihr gesamtes Eigentum und Vermögen wie ihre Ansprüche aus Lebensversicherungen und Renten förmlich an den Staat über.
Durch alliiertes Kontrollratsgesetz 1945 aufgehoben.
1937 512 Männer (darunter 355 Juden), 1936 bis 1940 1.911 Männer wegen "Rassenschande" verurteilt.
Nungesser, Charles [Unerzählt S. 21]
siehe bei Coli
Nymphenburg [LW 11]
Schloss N. bei München, zählt zu den großen Königsschlössern Europas, vielbesuchte Sehenswürdigkeit.
Sommerresidenz der Wittelsbacher. 1664 vom Kurfürsten Ferdinand Maria als Geschenk an seine Frau Adelheid von Savoyen in Auftrag gegeben,
holzvertäfeltes Vorzimmer (Sandel )
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