LEXIKA
AUS: Austerlitz
AW: Die Ausgewanderten
BU: Beschreibung des Unglücks
CS: Campo Santo
LL: Logis in einem Landhaus
LK: Luftkrieg und Literatur
LW: Über das Land und das Wasser
NN: Nach der Natur
RS: Die Ringe des Saturn
SG: Schwindel.Gefühle
UH: Unheimliche Heimat
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Zauberflöte [AUS 69]
Oper von W. A. Mozart


Zebaoth [AUS 69]
Zebaot, Wort der hebräischen Bibel = Heere, Heerscharen. Martin Luther schreibt in seiner Übersetzung des Neuen Testaments 'Herr Zebaoth'. In der Einheitsübersetzung 'Herr der Heere', in der katholischen Liturgie 'Herr aller Mächte und Gewalten'. Bibelübersetzung der Zeugen Jehovas 'Jehova der Heerscharen'


Zentralbahnhof Antwerpen [AUS 6 ff]

Centraal Station
Zentralbahnhof, Salle des pas perdus Der Antwerpener Zentralbahnhof ist eine Kathedrale der Eisenbahn und zählt zu den schönsten Bahnhöfen Europas. Ursprünglich als Kopfbahnhof konzipiert, ist er heute ein untertunnelter Durchgangsbahnhof. Er ist die Endstation der ältesten Eisenahnlinie in Belgium (Brüssel-Mechelen-Antwerpen). Erbaut 1895 bis 1905, ersetzte er den aus Hoz erbauten Bahnhof von 1854. Der Komplex besteht aus drei Teilen: dem Bahnhofsbgebäude, dem Metall-Glas-Gewölbe und dem erhöhten Eisenbahngleis. Das Monumentalgebäude erntwarf L. Delacenserie .

Es hatte eine riesige Kuppel mit 8 kleinen Türmen, von denen 6 1956 abgerissen wurden. 2008 begann ihre Rekonstruktion.


Zeppelin [AW 318]
Starrluftschiff, benannt nach Erfinder Ferdinand Graf von Zeppelin. 1900 bis 1940 zur Personenbeförderung und militärisch eingesetzt. Erfolg so groß, dass der Begriff Zeppelin heute häufig synonym – Gattungsname – zu ‚Starrluftschiff‘ ist
Mindestens 4 Mal zwischen 1913 und 1939 werden Zeppeline über Kissingen gesichtet – für die damalige Bevölkerung ein überwältigendes Ereignis






Zeuge des Schneewunders [NN 7]
Siehe Schneewunder


Zeuxis [LL 175f]
Zeuxis von Herakleia, einer der berühmtesten Maler des antiken Griechenland lebt gegen Ende des 5. und Anfang des 4. Jahrhunderts v. Chr. Vertreter der alten Vierfarbenmalerei, soll aber besonderen Wert auf Illusionen gelegt haben. Seine Bilder fallen durch sorgfältige Technik, harmonische Wirkung von Licht und Schatten und durch die gedrungenen Formen der Figuren auf. Von seinen Werken nichts erhalten Selbstbildnis als Zeuxis von Rembrandt van Rijn
Legende siehe Plinius

















Zichorienkaffee [SG 277]
auch Landkaffee. Kaffee-Ersatz aus den Wurzeln der Chicorium intybus L., salatähnliches, äußerst ballaststoffreiches inulinhaltiges Gewächs. Wurzelteile geröstet, gemahlen und mit Speiseölen und -fetten, Carbonaten, Melasse und Zuckerarten vermischt. Von intensiver karamellbrauner Farbe, coffeinfrei. Bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg viel getrunken.


Zikkurat [AUS 389]
Eine Zikkurat, auch Ziqqurrat, Zikkurrat, Ziggurat oder Schiggorat: gestufter Tempelturm in Mesopotamien. Überlieferung des Turmbaus zu Babel wahrscheinlich auf solchen Bau zurückgehend.

Schema des Zikkurattempels von Sialk


Zille [NN 25]
flachbodiges Wasserfahrzeug im deutschen und österreichischen Donauraum, Zillen sind einfach konstruierte, zwischen fünf und über 30m lange Boote.
der Papst in einer Zille: bezieht sich auf die Aussage des "Hellsehers von Freilassing" , wonach der Papst über das Wasser einem Mordanschlag entkommen kann


Zinggenstock [AW 24]

Zinggenstock, Scheuchzerhorn, Rosenhorn, Lauteraarhorn, Schreckhorn, Ewigschneehorn - Berge in den Berner Alpen. Berühmtes Strahlergebiet (Sammelstelle für Kristalle) beim Grimselpass/Schweiz. 1978 wird dort ein transparenter, glänzender Rosafluorit gefunden.
1719 finden 4 Brüder die grösste je im Alpengebiet entdeckten Kristallkluft, die Rufibachkluft, von 35m Tiefe und gut 5m breit, der Inhalt über 1.000 Zentner schwer. Der Fund löst "Kristallfieber" aus. Als man einen Teil der Kristalle im Dorf Guttannen lagert, brennen 15 Häuser und die Kirche nieder. Von den Kristallen wird nicht mehr die geringste Spur gefunden.


Zionismus [UH 13]
(von Zion, Name des Tempelberges in Jerusalem) politische Ideologie europäischer aschkenasischer Juden und die damit verbundene Bewegung, die auf die Errichtung, Rechtfertigung und Bewahrung eines jüdischen Nationalstaats in Palästina abzielt


Zischler, Hanns [CS 195ff]
eigentlich Christoph Johann Zischler * Nürnberg 1947 Filmschauspieler, Dramaturg, Hörspielsprecher, Übersetzer und Essayist. Spielte die Rolle des Robert in dem Film "Im Lauf der Zeit" Hanns Zischler: Kafka geht ins Kino, Reinbek bei Hamburg 1996. Dort erhellt Z. akribisch Wechselwirkungen von Film, Filmgeschehen, Filmgestalten einerseits, Kafkas Befindlichkeiten, Wandlungen, Lebensgestaltung andererseits. Was der Film für Kafkas Prosa bedeutete, wird dabei am Rand berührt. Viele erstmals reproduzierte oder beschriebene Dokumente und Bilder, Beitrag zur Filmgeschichte. Z führt Zauberwelt des frühen Kinos mit seinen stummen beweglichen Bildern und dazugehörigen beredten Dramatisten lebhaft vor Augen.
Sebald hebt Z.s vorbildliche Darstellung hervor (S. 196)




Zschokke, Johann Heinrich Daniel [UH 33]
1771 - 1848, uch Johann von Magdeburg und Johann Heinrich David Zschokke, ein deutscher Schriftsteller und Pädagoge, lässt sich in der Schweiz einbürgern, übernimmt zahlreiche politische Ämter, wirkt als liberaler Vorkämpfer und Volksaufklärer


Zuban [SG 268, 270]

Zigarettenmarke, von Reemtsma,
vermutlich auf illegale Weise,
wie die meisten anderen Zigarettenfirmen,
aufgekauft








Zucker [RS 229ff]
Das Zuckerrohr stammt aus Melanesien.
Vor mehr als 10.000 Jahren nehmen die Bewohner der Inseln die Pflanze mit auf Reisen. Von dort aus gelangt das Zuckerrohr nach Neuguinea, die Philippinen, Indien und Persien. Die Perser entwickeln um 600 n. Chr. Methode der Zuckergewinnung, deren Form bis heute erhalten ist (Zuckerhut).
Zuckerrohr breitet sich mit den arabischen Eroberungen aus.
Um 800 Anbau von Zuckerrohr in Sizilien, Malta oder Spanien, mit den Kreuzrittern wird Zucker ab dem 11. Jahrhundert in Mittel- und Nordeuropa bekannt, wo er sich bei Königen und Fürsten schnell großer Beliebtheit erfreut.
Schon bei seiner zweiten Amerika-Reise (1493 bis 1496) führt Kolumbus das Zuckerrohr in der Karibik ein, die klimatischen Bedingungen dort sind für den Zuckerrohranbau nahezu perfekt. Schnell läuft das Geschäft mit dem "süßen Gold" an, dass bereits 1503 erste Sklaven zur Arbeit auf den Zuckerrohrplantagen nach Lateinamerika gebraucht werden, um die europäische Nachfrage befriedigen zu können.
Unter der Führung Großbritanniens, neben Spanien und Portugal die drittgrößte Kolonialmacht in Amerika, entwickelt sich zwischen 1600 und 1700 der berüchtigte transatlantische Dreieckshandel. Von Lateinamerika aus werden vor Zucker, Tabak und Gold nach Europa verschifft. In Europa wurden diese Waren entladen und mit gutem Gewinn verkauft. Dann werden auf die gleichen Schiffe Waren für den afrikanischen Kontinent, Waffen, Branntwein und Baumwollstoffe geladen und an die westafrikanische Küste geschickt. Nach dem Entladen und Verkaufen dieser Waren an die afrikanischen Herrscher, belädt man die Schiffe mit Sklaven. Ein großer Teil dieser Mesnchen übersteht die Reise über den atlantischen Ozean nicht. Trotzdem lohnen sich die Transporte, die Überlebenden werden mit gutem Gewinn an die Plantagenbesitzer verkauft. Ein perfekter Handel mit großen Gewinnmargen und voller Ausnutzung der Transportwege.
Die Arbeitszeit der Sklaven auf den Plantagen betragen bis zu 18 Stunden täglich. Die Verpflegung ist mager, viele Sklaven sterben in den ersten Monaten nach der Ankunft an Unterernährung oder Mangelerscheinungen. Für die Plantagenbesitzer ein reines Rechenexempel: Gute Verpflegung für ihre Arbeiter ist teurer als regelmäßig neue Sklaven zu kaufen.
Den Zuckerkonsumenten in Europa gleichgültig. Durch die billige Herstellung fällt der Zuckerpreis, Zucker kann das traditionelle Süßungsmittel Honig aus der Küche verdrängen. Mit den neuen, ebenfalls aus den Kolonien stammenden Heißgetränken Tee, Kaffee und Kakao, die mit Zucker gesüßt werden müssen, und mit immer neuen kulinarischen Erfindungen wie kandierten Früchten, Marzipan, Limonade, Likör, Pralinés oder Speiseeis wirde der Zuckermarkt immer größer und profitabler. Die Zukunft des Zuckers aus Zuckerrohr scheit gesichert.
1747 entdeckt der deutsche Chemiker Marggraf, dass die Runkelrübe, von der man zu dieser Zeit vor allem die Blätter verzehrt, den gleichen Zucker enthält wie das Zuckerrohr. Der Zuckergehalt der Runkelrübe ist zu gering, um daraus Zucker herstellen zu können. Dann wird aus der Runkelrübe die Zuckerrübe gezüchtet, Zuckerherstellung aus der Rübe ist lohnend.
Dass vor allem der aus Zuckerrohr gewonnene Zucker in Europa konsumiert wird, ändert sich aber erst mit der Blockade der englischen Handelswege durch Napoleon. Schon 1806 gibt es kaum mehr Zucker aus Zuckerrohr in den europäischen Handelshäusern. Napoleon lässt Zuckerrübenfabriken bauen und veranlasst den Anbau von Zuckerrüben im großen Stil. Die europäische Zuckerindustrie entsteht. Bis heute wird der Bedarf an Zucker in Europa vor allem aus Zuckerrüben gestillt.
Erst vor 200 Jahren also wurde die Zuckerrübe zum ernstzunehmenden Konkurrenten des süßen Rohrs. Für die Zuckerrohr-Anbauländer, die vorwiegend in Lateinamerika liegen, ist das eine wirtschaftliche Katastrophe. Denn Zucker ist bis dahin ein rares Gut, das in Gold aufgewogen wird. Kein Wunder, dass Zucker zu einem der ersten industriell hergestellten Welthandelsgüter wird.
Der erhebliche Konkurrenzdruck auf dem europäischen und Weltmarkt hat zu einer starken Konzentration der beteiligten Firmen geführt. Während um 1900 die Zuckerindustrie allein in Deutschland noch aus Hunderten kleinerer "Aktien-Zuckergesellschaften" bestand, die meist nur eine oder wenige Zuckerfabriken besaßen und häufig den zuliefernden Bauern gehörten, haben diese sich in der Zwischenzeit im Wesentlichen zu drei größeren deutschen Gesellschaften zusammengeschlossen, nämlich der Südzucker AG mit Sitz in Mannheim, der Nordzucker AG mit Sitz in Braunschweig und der Pfeifer & Langen mit Sitz in Köln. Die Aktien der Nordzucker AG gehören auch heute noch gemäß Satzung überwiegend den Bauern, deren Zuckerrüben in den Zuckerfabriken dieser Gesellschaft verarbeitet werden. 2009/10 wurden in Deutschland 3,126 Mio. t Zucker abgesetzt, davon wurden 85,8 Prozent Verarbeitungszucker für die Industrie und das Handwerk und 14,2 Prozent als Haushaltszucker in Form von Raffinade, Puder-, Würfelzucker, Kandis und anderen Sorten vorwiegend über den Lebensmittelhandel verkauft.


Zülch, Walter Karl [NN 13]
Dr. phil. * 1883, Kunsthistoriker in Dresden

Vorwort aus seinem Hauptwerk "Der historische Grüenwald"


Zündapp [SG 261]

KS 750: (speziell als geländegängige Fahrzeuge für die deutsche Wehrmacht entwickeltes Gespann), Baujahr 1940?1948, Zweizylinder-Viertakt-?Boxer?, 26 PS, angetriebenes und gebremstes Seitenwagenrad, Motorrad der Zündapp-Werke (Zünder- und Apparatebaugesellschaft), einer der großen deutschen Motorradhersteller von 1917 bis 1984.


Zum weißen Schwan [LW 96]
Eigentlich "Haus zum weißen Schwan", ehemals Pension in Marienbad, heute Haus Chopin, Hlavní 47, im ursprünglichen Stil erhalten. Fr. Chopin verbringt hier den Sommer 1836, wo seine geheime Liebe Maria Wodzinska mit Familie untergebracht ist.


Zu Straßburg auf der Schanz [AW 62]
Volkslied
Zu Straßburg auf der Schanz,
Da ging mein Trauern an;
da wollt ich den Franzosen desertiern
und wollt es bei den Preußen probiern
ei, das ging nicht an.

Ein Stund wohl in der Nacht
habens mich gefangen gebracht;
Sie führten mich vor des Hauptmanns Haus,
Ach Gott, was soll werden daraus,
Mit mir ist's aus.

Frühmorgens um zehn Uhr
Stellt man mich dem Regimente vor
da soll ich bitten um Pardon,
Und werd doch kriegen meinen Lohn,
Das weiß ich schon.

Ihr Brüder allzumal,
Heut´ seht ihr mich zum letztenmal;
Unser Korporal, der gstrenge Mann
ist meines Todes Schuld daran
Das klag ich an.
oder:
Der Hirtenbub ist doch nur schuld daran
das Alphorn hat mir solches angetan
Das klag ich an.

Ihr Brüder alle drei,
ich bitt, schießt allzugleich
Verschont mein junges Leben nicht,
Schießt, daß das rote Blut rausspritzt,
Das bitt ich euch.

O Himmelskönig!
Nimm du mein Seel dahin,
Nimm sie zu dir in Himmel hinein,
alwo die lieben Englein sein
Und vergiß nicht mein!


Zvonimir [RS 122]
Dmitar Zvonimir auch Demetrius, 1089 König Kroatiens. Zunächst Ban von Slawonien in den Diensten von König Stephan I. von Kroatien, danach Fürst von Kroatien in Diensten von König Peter Kresimir IV. Petar erklärte vor seinem Tod 1074 Dmitar zu seinem Nachfolger und im Frühjahr 1075 besteitgt er den Thron. Der letzte ethnisch kroatische König, der seine Macht über das gesamte kroatische Königreich ausüben kann. Regierungssitz Knin (Stadt trägt bis heute den Zusatznamen 'Stadt des Zvonimir').
Enger Verbündeter des Papstes, institutionalisiert die Gregorianische Reform, schafft die Sklaverei ab. Gegner des Byzantinischen Reiches, verbündet sich mit den Normannen, mit denen er es gemeinsam bekämpft. Im Jahr 1089 bittet Papst Urban II. Demetrius um militärische Unterstützung im Kampf gegen Seldschuken vor Konstantinopel. Demetrius berief den Sabor auf dem kroatischen Amselfeld nahe Knin ein, um mit seinen Streitkräften den Papst zu unterstützen, stirbt aber bei dieser Versammlung.


Zweite Kamtschatkaexpedition [NN 37ff][AW 49]
1733 und 1743 durchgeführte Forschungs- und Entdeckungsreise unter der Leitung des dänischen Marineoffiziers Vitus Bering zur Erforschung Sibiriens, Vermessung der nördlichen Küsten des Russischen Reiches Erkundung der Seewege von Ochotsk nach Nordamerika und Japan.
Unter teilweise beachtlichen Strapazen gewonnene Ergebnisse: Entdeckung Alaskas, der Alëuten, der Kommandeurinseln und der Beringinsel, die genaue kartografische Erfassung der nördlichen und nordöstlichen Küsten Russlands und der Kurilen, die Widerlegung der Legende von der Existenz sagenhafter Länder im Nordpazifik und die ethnografische, historische und naturwissenschaftliche Erforschung Sibiriens und Kamtschatkas. Mit dem Scheitern einer Umrundung der nordöstlichen Spitze Asiens auf dem Seeweg zerschlug sich der seit Beginn des 16. Jahrhunderts gehegte Wunsch einer wirtschaftlichen Nutzung der Nordostpassage. Mit über 3.000 direkt und indirekt beteiligten Personen eines der größten Expeditionsvorhaben der Geschichte. Mit Bezug auf Umfang und Bedeutung auch als ?Große Nordische Expedition? bezeichnet.
Vorgeschichte: Der Beginn der systematischen geografischen Erkundung und wissenschaftlichen Erforschung des östlichen Teils Asiens im 18. Jahrhundert geht auf die Initiative des ab 1689 in Russland regierenden Zaren Peter I. (1672?1725) zurück. Er holte junge, zumeist deutschsprachige Wissenschaftler an seine neugegründete Akademie in St. Petersburg. Eine ihrer Aufgaben bestand in der Ausrichtung und wissenschaftlichen Begleitung von Expeditionen in bislang unbekannte Teile des russischen Kaiserreichs. Noch zu Lebzeiten Peters fand die Reise des deutschen Mediziners Daniel Gottlieb Messerschmidt statt, der zwischen 1720 und 1727 West- und Zentralsibirien bereiste und dabei Untersuchungen zur Geografie, Mineralogie, Botanik, Zoologie, Ethnografie, Philologie sowie zur Wirtschaft und zum Handel anstellte. Heute gilt Messerschmidts Expedition als Auftakt zur wissenschaftlichen Erforschung Sibiriens.
Im September 1740 kam der Arzt und Naturforscher Georg Wilhelm Steller auf Kamtschatka an. Steller hatte nach seinem Studium zunächst als Lehrer am Waisenhaus August Hermann Franckes (den heutigen Franckeschen Stiftungen) in Halle gearbeitet. Ohne Aussicht auf eine akademische Karriere in Preußen und angelockt von Nachrichten über die Zweite Kamtschatkaexpedition war er in russische Dienste getreten und im November 1734 in Sankt Petersburg angekommen. Nachdem Anfang 1735 eine Erweiterung des wissenschaftlichen Stabes der Expedition beschlossen worden war, reiste er der akademischen Abteilung hinterher, um als Assistent Gmelins botanische Studien durchzuführen. Anfang 1739 traf er im sibirischen Jenisseisk auf Gmelin und Müller. Diese hatten inzwischen entschieden, nicht selber nach Kamtschatka zu reisen und schickten an ihrer Statt Steller auf die Reise nach Osten. Als dieser am 8. Oktober 1740 schließlich in Bolscherezk eintraf, informierte er sich zunächst auf der Grundlage eines ausführlichen schriftlichen Berichtes Krascheninnikows über dessen bisherige Arbeit. Da im hereinbrechenden Winter kaum botanische Arbeiten durchzuführen waren, unternahm Steller gemeinsam mit Krascheninnikow einen Abstecher in eine nahe gelegene Siedlung der einheimischen Itelmenen, bevor er Anfang 1741 mit Hundeschlitten zu einer fast zwei Monate dauernden Reise durch den Süden der Halbinsel aufbrach. Nach seiner Rückkehr erreichte ihn ein Schreiben Berings, in dem er aufgefordert wurde, diesen als Arzt auf der Seeexpedition nach Nordamerika zu begleiten. Im Jahr 1742 erhielt auch Krascheninnikow den Befehl, Kamtschatka zu verlassen, traf dann in Sibirien mit Gmelin und Müller zusammen und kehrte gemeinsam mit beiden 1743 nach Sankt Petersburg zurück.
Neben Krascheninnikow schrieb auch der Arzt und Naturforscher Georg Wilhelm Steller einen Bericht über seine Reise durch Kamtschatka. Dieses 1774 unter dem Titel Beschreibung von dem Lande Kamtschatka lange nach Stellers Tod von Johann Benedict Scherer veröffentlichte Werk enthält neben exakten geographischen und naturkundlichen Beschreibungen auch ausführliche Passagen über die Bewohner Kamtschatkas. Eine Besonderheit des Werkes liegt in der deutlichen Stellungnahme, mit der Steller die Unterdrückung der einheimischen Volksgruppe der Itelmenen durch die Kosaken verurteilt. Diese Position hatte Steller schon während seines Aufenthaltes auf der Halbinsel an den Rand eines Hochverratsprozesses gebracht, als er sich in einer nach Sankt Petersburg versandten Protestnote über das Verhalten des russischen Kommandanten Wassili Chemetevski gegenüber den Itelmenen beschwerte. Bemerkenswert ist jedoch nicht allein der für die damalige Zeit ungewöhnliche Respekt Stellers gegenüber der fremden Kultur der Ureinwohner, sondern auch seine wissenschaftliche Vorgehensweise. Anders als Gmelin und Müller, die während ihrer Reise eine Bibliothek von mehreren hundert Bänden mit sich führten, reiste Steller nur mit leichtem Gepäck. Darüber hinaus versuchte er sich an die Ernährungsgewohnheiten der von ihm untersuchten Völker anzupassen und bediente sich auf seinen Reisen durch Kamtschatka itelmenischer Boote und Hundeschlitten. Sein Interesse an der Naturheilkunde der Itelmenen und der Frage, warum die Ureinwohner im Gegensatz zu den Expeditionsteilnehmern nicht an Skorbut litten, retteten Steller während seiner Teilnahme an der Schiffsreise der pazifischen Gruppe unter Bering letztendlich das Leben. In seinem Nachwort zu dem 1996 erschienenen Neudruck von Stellers Beschreibung von dem Lande Kamtschatka hebt der deutsche Ethnologe Erich Kasten die Teilnahme Stellers am Leben der von ihm untersuchten Völker hervor und macht in dessen Forschungstätigkeit ?erste Ansätze zu der heute geführten Debatte um indigenes Wissen oder ?native knowledge? im Ressourcen-Management in zirkumpolaren Gebieten? aus.
Folkwart Wendland: Die Ergebnisse der Großen Nordischen Expedition waren grandios und beeindrucken uns auch heute noch wegen ihrer Komplexität, der Einsatzbereitschaft und des Mutes der vielen bekannten und unbekannten Expeditionsteilnehmer und Helfer, ...auf Grund der im einzelnen ungenügenden Vorbereitung, Durchführung und inkonsequenten Leitung, gerade der pazifischen Gruppe Berings, wurden große Fehler gemacht, die viele Menschen unnötigerweise das Leben kosteten


zyprusschwarz [LL 175]
Unbekanntes Wort, Neuschöpfung Sebalds?