Mark Freuder Knopfler, geboren 1949 in Glasgow, Vater 1939 aus Ungarn geflohener Jude, Architekt und Schachspieler, Mutter britische Lehrerin. 1956 zieht die Familie nach Blyth, Heimat der Mutter - 'Schlafstadt' von Newcastle upon Tyne. In Schottland besucht Mark 2 Jahre die Bearsden Primary School/Glasgow, in England die Gosforth Grammar School/Newcastle upon Tyne, ist in Schülerbands aktiv, mit 16 Auftritt im Lokalfernsehen als Harmony Duo mit Klassenkameradin.
Ich habe als Kind sehr gern gezeichnet: Gitarren, Autos und Motorräder. Statt in der Schule zu lernen, habe ich Bilder unter dem Tisch gemalt. Und was ich damals gemalt habe, gefällt mir bis jetzt.
In Newcastle we lived near the A1, the nation’s main north-south route, and at eight years old I was starting to know the liveries of the major haulage companies as their lorries came through town. In the hitch-hiking years of my teens and early 20s, many kind-hearted lorry drivers stopped to pick me up. The song «Southbound Again» on the first Dire Straits album is about that, going up and down the country and my blossoming romance with London.
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Als Teenager lernt Mark das Gitarrespielen, 1968, nach 1-jährigem Journalistik-Studium am Harlow College, schreibt Knopfler in Leeds 2 Jahre für die Yorkshire Evening Post, 1972 heiratet er Klassenkamerdin und Komilitonin Kathy White (sie bringt 1976 Sohn Samuel Jonathon zur Welt, dessen Vater aber Tony Webster ist.)
Knopfler studiert bis 1973 Englisch an der University of Leeds, ist 3 Jahre Dozent am Loughton College.
Anfangs durfte ich nur kleine Meldungen schreiben. Aber ich hatte ja schon ein bisschen Training durch meine Collegekurse. Und ich habe schnell gelernt. Die Redaktion hat mich als Volontär schnell zur Berichterstattung ins Rathaus von Leeds geschickt. Ich habe auch eine Menge Gerichtsreportagen geschrieben. Das war ein gutes Training für das Songwriting, mit dem ich erst später anfing.
Einmal bekam ich den Auftrag, die Mitglieder einer Pantomimegruppe in einem Theater zu interviewen. Daraus entstand der Song «One More Matinee», den ich allerdings erst viel später, im Jahr 2000, auf meinem Soloalbum «Sailing to Philadelphia» veröffentlichte. Damals als Reporter wurde mir erstmals klar, dass ich ernsthaft angefangen hatte, Songs zu schreiben. Bis dahin hatte ich mich nur als Gitarristen gesehen, der sein Instrument lausig beherrscht.
Als Journalist musst du tough sein. Du musst Druckerschwärze in deinen Adern haben. Ich war mir nicht sicher, ob ich dafür der Richtige war.
Die ernsthaften Musikbesprechungen übernahm ein Redakteur, der etwas älter war als ich. Hin und wieder ließ er mich einen Einspalter über ein Album schreiben. Aber nie viel mehr.
Ich habe einen Nachruf auf einen ganz Grossen geschrieben. Kurioserweise war das der letzte Artikel, den ich für die "Evening Post" schrieb. Ich erinnere mich noch genau daran: Ich sass gerade in einem Büro des Rathauses. Ich hatte bereits den Entschluss gefasst, mit dem Journalismus aufzuhören, um an der Uni zu studieren, und überlegte gerade, wie ich das meinen Kollegen am besten sagen könnte. Dann klingelte das Telefon, Jeff aus der Nachrichtenredaktion war dran: "Hallo, Mark, bist du das? Dieser Bursche ist gestorben, Jimi Henderson oder Hendrix." "Oh nein", stöhnte ich und war schockiert. "Wie auch immer", sagt er, "er ist tot, ich stell dich gleich zur Telefonaufnahme durch." "Nein, Jeff, warte mal, gib mir wenigstens ein paar Minuten." "Beeil dich aber, wir drucken gleich. Ruf mich in zwei Minuten zurück, dann lieferst du uns was für die Abendausgabe, okay?"
Fragen Sie mich nicht, was drinstand. Ich habe irgendetwas über Hendrix zusammengetragen und durchs Telefon durchgegeben. Dann ging ich vom Rathaus zur Redaktion, sagte "Goodbye" zu allen und verliess die Zeitung. Für immer.
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Er unterrichtet Englisch. Er bekommt eine Stelle als Dozent an einer Hochschule in Loughton, Essex, wo er in einer Band namens "Café Racers", wo auch Dire Straits ihr Debüt im Juli 1977 haben.
Ich hatte zu dem Zeitpunkt aber schon versucht, meinen Lebensunterhalt mit Musik zu verdienen - das hatte nur nicht geklappt. Ich hatte eine Menge unterschiedlicher Jobs. Als ich die Dozentenstelle bekam, war das ein Segen, der Job hat mein Leben abgesichert. Ich konnte mir eine Wohnung mieten, ein Auto, ein Motorrad kaufen. Und meine erste Fender Stratocaster.
Die ersten zwei Jahre an der Schule haben mir Spass gemacht. Aber dann spürte ich, wie all die Songs, die ich in dieser Zeit geschrieben hatte, mir Druck machten. Ich sehnte mich danach, sie zu veröffentlichen, wollte eine Band zusammenstellen, um die Lieder live zu spielen.
Ich hatte eine lange Mähne, bis über die Schultern, trug einen blauen Samtanzug und knallrote Basketball-Boots. Ich habe alle Schüler mit ihren Vornamen angesprochen. Und sichergestellt, dass alle ihre Prüfungen bestanden. In meiner Klasse hat es jeder geschafft.
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1977 gründet er mit Bruder David, Bassist John Illsley und Schlagzeuger Pick Withers die Dire Straits ('üble Notlage').
1978 erscheint das Album
«Sultans of Swing» wird der erste Hit. Mark Knopfler wird Kopf der Band. Bis auf Bassist Illsley wechseln die Bandmitglieder mehrfach. Wichtigster musikalischer Begleiter ist Guy Fletcher, seit 1985 Mitglied der Dire Straits. Er unststützt Knopfler bei The Notting Hillbillies und allen Soloalben.
The Notting Hillbillies:
1988 gründen Mark Knopfler und Steve Phillips diese Country-Band, weitere Bandmitglieder sind Guy Fletcher und Brendan Croker.
1990 trifft sich die Formation im Londoner Stadtteil Notting Hill - der Name der Band lässt grüßen - in Knopflers Aufnahmestudio und produziert das Album «Missing ... Presumed Having A Good Time» mit Volksliedern, alten Songs und einem Lied aus Knopflers Feder: «Your Own Sweet Way»
The Notting Hillbillies unternehmen eine kurze Tournee und gehen dann wieder auseinander.
1988, knapp drei Jahre nach dem globalen Erfolg des Millionensellers «Brothers in Arms»
und einer mehr als 230 Konzerte umfassenden Welttournee, erscheint mit «Money for Nothing» die erste Best-of-Compilation der Dire Straits um Mastermind Mark Knopfler (Sänger, Texter, Komponist, Gitarrist, Produzent).
Vertreten sind hier Songs aus allen bisherigen Schaffensperioden, sie bieten Einblick in die musikalische Welt der Briten. Und die hat es in sich…
"Dire Straits" ist mit dem Opener «Sultans of Swing» und «Down to the waterline» vertreten und das 1980 veröffentlichte «Making Movies» («Romeo & Juliet» und «Tunnel of love») mit «Brothers in arms», dazu «Portobello Belle» und «Telegraph Road» als Live-Versionen. Die Titelauswahl von «Money for Nothing» - benannt nach der einzigen US-Nr.1 Single der Dire Straits, 1985 zusammen mit Ex-Police-Frontman Sting aufgenommen) kann sich sehen - und hören - lassen.
Obwohl Gitarrenspiel und Gesang von Mark Knopfler das prägende Stilelement in den Songs der Dire Straits sind, wirken die Stücke nie gezwungen auf ihn zugeschrieben oder verkrampft. Knopfler stellt sein phänomenales Gitarrenspiel nie penetrant in den Vordergrund. Ohne Reizüberflutung von Soli, aber mit stetiger Präsenz und der Demonstration seies Könnens in «Telegraph Road» und «Sultans of Swing» fährt Knopfler jeden Song locker und entspannt in den Hafen des sicheren Gespürs für Melodik.
Für Neueinsteiger ist die Compilation sicher eine wunderbare Einführung in die musikalische Welt der Dire Straits.
2002 gibt Mark Knopfler vier Benefiz-Konzerte in London, auf denen er sich im ersten Teil mit den Notting Hillbillies wiedervereint (im zweiten Teil mit einigen Musikern der Dire Straits).
1983 veröffentlicht Knopfler den Soundtrack zum Film
sein erstes Soloalbum, bleibt aber Mitglied der Dire Straits, die 1985 mit dem Album
ihren größten Erfolg haben.
1983 heiratet Knopfler Lourdes Salomone,
US-Amerikanerin, mit der er Zwillingssöhne hat, Benji und Joseph, geboren 1987, 1993 wird die Ehe geschieden.
1991 erscheint das letzte Studioalbum von Dire Straits.
Nach der anschließenden Tour beginnt Knopfler seine Solokarriere.
Daneben ist Knopfler auch Gastmusiker und Produzent, arbeitet mit bekannten Country-Musikern wie Chet Atkins, Emmylou Harris oder John Anderson, aber auch Bob Dylan, Eric Clapton, Van Morrison, Randy Newman und Sting zusammen. Tina Turner schreibt er die Single «Private Dancer», verhilft ihr damit 1984 zu einem Comeback. Bob Dylan produziert Knopfler 1983 das Album «Infidels».
1997 heiratet Knopfler die 13 Jahre jüngere
Kitty Aldridge
britische Schauspielerin und Schriftstellerin, mit der er zwei Töchter hat, Isabella, geboren 1998 und Katya geboren 2003. Sie leben zurückgezogen in London.
Nachwort
Mark Knopfler mag Journalisten nicht besonders. Interviews gibt er vor allem dann,
wenn es eine neue Platte oder Tournee zu bewerben gilt. Auf Fragen antwortet er mitunter nicht.
Vielleicht liegt das Desinteresse an den Enthüllungen der Medien. Knopfler, der mit Dire Straits, als Solo-Künstler und als Produzent für viele Größen des Musik-Business Abermillionen verdient, soll Geld für Ex-Frau Lourdes und ihre beiden Söhne im Steuerparadies Jersey anlegen. Er habe aber alle Details den britischen und US-amerikanischen Behorden dargelegt. Staatssekretär Danny Alexander im britischen Finanzministerium: "Die Nutzung solcher Schlupflöcher ist das moralische Äquivalent zum Sozialhilfebetrug, das jedem Grundprinzip von Fairness widerspricht."
Rockstars in Luxushotels zu treffen, kann eine enervierende Erfahrung sein. Das klingt nach Luxusproblem – nach Playboy, der klagt: «Immer diese öden Partys mit gratis Kaviar, Champagner und Topmodels.» Aber bereits der Hotel-Concierge gibt sich Mühe, einem Kopfschmerzen zu verursachen. Ich: «Guten Tag, Mister Knopfler, Mark Knopfler, erwartet mich.» Er: «Hier wohnt kein Mister Knöpfler.» Natürlich, Stars reisen unter Decknamen, etwa Dirk Diggler. Ich: «Sie wissen schon, Mark ‹der Gitarrengott› Knopfler, der ehemalige Chef von Dire Straits.» Er: «Nein, ich weiss nicht.» Ich: «Doch – ein dünner, bleicher Kerl mit dünnem hellbraunem Haar und Frottee-Stirnband.» Er schüttelt den Kopf; ich greife zur Luftgitarre, mime die Griffe F, C, Bb und singe – «He can play the Honky Tonk like anything... with the Sultans, the Sultans of Swing.» Ein Schrank in einem Anzug kommt und sagt: «Ich bin vom Hotel-Sicherheitsdienst. Gibt’s ein Problem?»
In der Suite im ersten Stock träufelt ein Herr etwas Milch in seinen Tee und sieht mich fragend an. Ich erwarte ja nicht, dass Knopfler für Interviews auf Tommy Lee von Mötley Crüe macht, aber muss er gleich als Tee trinkender Mittfünfziger mit weissen Haaren, Bäuchlein und hellgrauem Faserpelzoberteil daherkommen? «Sie haben ein sehr schönes Notizbuch», sagt Knopfler. Es ist von Moleskine, der Marke, die Bruce Chatwin für seine Reisetagebücher verwendete. Chatwin, sagt Knopfler, sei einer seiner Lieblingsautoren.
Musik höre er selten. Und wenn, dann in der Küche. Musik, die ihm gefällt, nenne er deshalb «Küchenmusik». Zum Beispiel Gillian Welch, Norah Jones und Gabrielle. Muss Küchenmusik von Frauen interpretiert werden? Er denkt angestrengt nach. «Ja. Denn es ist wohltuender, einer Frauenstimme zuzuhören und dabei die Zeit totzuschlagen.» Zeit für meine Lieblingsfrage: «Blood on the Tracks», «Love and Theft» – ich fürchte, er sei beim Nachdenken, welche drei Alben in keiner Sammlung fehlen dürften, eingeschlafen. Ist er aber nicht, sein Kopf ist bloss tief in seine Hand gerutscht. «Highway 61», sagt er endlich. Drei Platten von Bob Dylan: Knopfler ist entweder ein sehr methodischer oder ein sehr bequemer Mensch.
«Unsere Welt ist ein bizarrer Ort», sagt er. Gute Antwort, die Kulmination eines grossen Gedankens? Grösser jedenfalls als meine Frage: «Was halten Sie davon, dass Radio-Discjockeys Ihre Solostücke in Countrymusikprogrammen spielen?» Nächste Frage: Wo kauft er seine Gitarren? Er sagt: «Ich verstehe Ihre Frage nicht.» Ich denke: Was gibt’s da nicht zu verstehen? Gitarren, sagt er, sollen eine Seele haben – werde jedenfalls behauptet. Er wisse aber nicht, ob das stimme. Ich weiss es auch nicht. Was ich auch nicht weiss: W-o k-a-u-f-e-n S-i-e I-h-r-e G-i-t-a-r-r-e-n? «Ach ja», er erinnert sich, dass er ein Interview gibt – der Gitarrenbauer C. F. Martin habe neulich eine für ihn hergestellt. Und sonst bei Rudy’s Music Stop in New York.
Ein paar Blocks weiter sei sein Lieblingshotel in Manhattan: das «Four Seasons». Wenn er in Rom ist, steige er im «Hotel de Russie» ab. In Paris wähle er das «Relais Christine». In London wohne er in seinem Mews, das ist ein umgebauter Pferdestall. Ich frage, ob er oft ausgehe, wenn er nicht auf Tour sei. Er sagt: Natürlich, jeden Abend, und dann mache er... ach was, dieser Witz ist von mir und zu durchsichtig. Nein, sagt er, er verlasse sein Haus in Südengland selten. Dennoch habe er jüngst beim neuen, superschicken Italiener «Locanda Locatelli» in London gegessen.
Er ist tief in die Polster des Sofas gesunken – ich überlege, ob ich ihn sehr störe. Er sagt: «Ich werde manchmal ein wenig technisch, wenn ich über meine Musik spreche – unterbrechen Sie mich ruhig.» Ich verstehe das als Warnung und versuche, den Mann vom Sicherheitsdienst durch Telepathie aufzubieten. Knopfler droht: «Ich langweile sogar Musikjournalisten.» Die Türe öffnet sich – es klappt! Der Sicherheitsmann, verkleidet als Mitarbeiter der Plattenfirma, lugt herein und sagt: «Sorry, Ihre Zeit ist um.»
Mark van Huisseling, 2002
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2003, als Knopfler in London mit seiner Honda einen roten Fiat passiert, den eine 23jährige Ecuadorianerin steuert, biegt sie plötzlich nach rechts in eine Tankstelle ab, Knopfler bricht sich sieben Rippen, das Schlüsselbein und die rechte Schulter.
If you're a writer, you have to have compassion for people. Maybe being a parent has an effect, too. What I do know is that because of what happened, I've had the opportunity to spend more time with my family, and the accident helped create my new record. You know, the woman who knocked me over never asked after me. At least she could have asked how I was doing.
I was being given painkillers, and my arm was in a sling, to ease my collarbone and shoulder, but I felt I would be better off at home, I can't fault the standard of treatment - the ambulance people, in particular, were great - but I didn't fancy any more hospital food, so they reluctantly agreed to let me go home.
There was nothing heroic about the recovery process, I just had to sit still and wait for the bones to heal. The worst part was trying not to sneeze or laugh, because it was horribly painful if I did, I was getting treatment from my physiotherapist, who is also training to be an osteopath and an acupuncturist, so I felt really spoiled.
I thought, 'Oh no, that's going to be a drag, I'll just be playing electric guitar for the rest of my life'. A few weeks later, I tried again, and I was able to play.
One thing I've learnt since the accident is how quickly things can change, and so I try to enjoy the present. I'm not constantly pushing forward and looking to the future the way I used to as a young man. Shangri-La is about getting as much out of the present as you possibly can and treasuring moments of happiness as they happen. For me, they are private moments with your loved ones. I've had lots of highlights through the years, but there's nothing that's sweeter than a child.
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Mark Knopfler ist Träger des britischen Ordens 'Officer of the Order of British Empire'.
Ein Dinosaurier und ein Asteroid (28151) heißen nach Knopfler
Masiakasaurus knopfleri
Knopfler sammelt klassische Automobile, mit denen er Rennen fährt und die er in Shows zeigt, u. a. einen Maserati 300S und einen Austin-Healey 100S und er macht Reklame für die Autoindustrie ...
Aus Protest gegen Razzien und Repressionen russischer Behörden gegen Menschenrechtler von Amnesty International und Human Rights Watch sagt Knopfler 2013 zwei Konzerte in Moskau und St. Petersburg ab.
Auszug aus einem Interview:
Mark Knopfler mag Multimillionär, Maserati besitzender Gitarrengott sein, aber in seinem Album "Tracking" lauert der trotzige Klassenkämpfer. Knopflers Antwort auf Fragen nach der Inspiration für die Lobreden auf unbesungene Schriftsteller aus dem Norden, irische Hilfsarbeiter und Wanderarbeiter:
"The north," sagt er in seinem leisen Newcastle-Akzent, "it certainly does inform my writing. Northern themes,
and Geordie themes, reappear from time to time."
Er hängt an Glasgow, wo er die Schule besuchte. "It's amazing what Glasgow has become. It's a fascinating city in so many ways. It's a talking town. If you ask someone for directions in Glasgow, you're very conscious of the engagement and the friendliness. In general, there's a massive connection and sense of sympathy between the Geordies and the Scots. It's a work thing."
Dieses Bewusstsein für Zeit und Ort dominiert zusehends seine Solo-Arbeit. Viele der Songs meditieren über Erinnerung, Knopfler zeigt eindringlich auf, wie Musik uns in die Vergangenheit ziehen kann. "If you were a certain age when you heard Sam the Sham & the Pharaohs, you'll always love it. No matter how sophisticated you become, you might be playing classical music in an orchestra, you will always love the music of your youth. There's nothing as strong and primal
as that connection."
Es ist nicht nur Musik. Auf zwei Tracks beschwört er die Geister eines Paars literarischer Außenseiter.
"The lilting Basil" ist ein Bleistifportrait des Dichters Basil Bunting. Knopfler traf ihn in seiner Zeit als 15-jähriger Laufbursche bei der Zeitung Newcastle Evening Chronicle. Jetzt - ein halbes Jahrhundert später - reflektiert er über die Distanz zwischen dem jugendlich großspurigen Teenie, dem die ganze Welt offen steht, und einem desillusionierten kompromittierten Dichter in den Sechzigern.
Knopfler sinniert:
"When you're 15 the world is a rosy promise, isn't it? I think Basil was seeing it from the other way. The road ahead was certainly shorter than the one he'd left behind. As you get older you view time differently, it's a reverse telescope. At the point I met him he was writing Briggflatts, which is a meditation on time and abandoned love. I'd hand him a piece of copy and he'd just grunt.
'Boy', that's what I was called! I'm sure he was perfectly fine in the right circumstances, but it was quite clear that he
really didn't want to be there."
Beryl dagegen ist eine überschwängliche Hommage an die Liverpooler Autorin Beryl Bainbridge, verstorben 2010, posthum ausgezeichnet vom Booker Prize Committee, dem Knopfler unterstellt, Beryl zu Lebzeiten unfair brüskiert zu haben.
"It was a different world when she started writing. There was an Oxbridge prejudice back then that doesn't really seem to exist now. Beryl was self-deprecating, she was a working class Liverpool girl who never went to university, and if you
look at the Booker judges from that period you'll see a very heavy Oxbridge bias. She was kind of overlooked, although
in a peculiar way somehow that seemed to suit her."
Knopfler beschreibt im Interview jeden Song als "a short story, where you're trying to conjure up a distinct atmosphere, yet maintains that he would be a terrible writer of prose. I can leave a note for the milkman, but there's a massive
gulf between poetry, prose and song. They're all quite different."
Hat er Angebote gehabt, seine Memoiren zu schreiben? "Here and there. It always seems wildly off, that kind of stuff. I guess some people have a talent for it, but it never seems to capture it for me." Der Journalist in ihm kommt wieder an die Oberfläche. "Whenever I've read about something that was supposed to have happened, I'm always going, 'It wasn't like that!' I suppose that's the inevitable fate of biography and autobiography." Seine Zurückhaltung macht Knopfler zu einem unwahrscheinlichen Kandidaten für vorbehaltlose Offenbarungsmemoiren.
Einmal sagt Knopfler mit Blick auf Beryl "maybe she realised how good she was, but she didn't want to make a big thing of it". Als der Interviewer anmerkt an, diese Beschreibung könnte auch auf ihn passen: "Oh no, I don't think so," stottert er, macht eine Pause. "I don't know, I just turn up." Seit Dire Straits sich sang- und klanglos vor 20 Jahren auflöste - zum Teil, weil der enorme Erfolg der Band zur Ochsentour wurde - fährt Knopfler sich bewusst herutner. Seine Musik wurde intimer, sein Profil einfacher.
Das Arragement scheint ihm gut zu passen in dem Maß, wie Knopfler sich in diesen Tagen in seiner eigenen Vergangenheit wohl fühlt. Und tatsächlich, Beryl ist ein verschmitztes Echo von Sultans of Swing, Meilensstein des Dire Straits Vermächtnisses. "It even has the same start," saagt er fröhlich. "Three bashes on the hi-hat and one on the snare. It's the same key, same kind of tempo, same kind of chords, same little four-piece stripped down sound. It's a direct nod. It just seemed right for the time."
Er erkennt den Konflikt, die Lieder, die er für Dire Straits schrieb, zu umarmen und das Vermächtnis der Band auf Distanz halten. "It's a little bit of both, all the time," he says. "I don't do cabaret, but when I play Brothers in Arms in concert, I'll start with the same three or four notes that the record starts with, even though I improvised them in the studio. I'll start it that way so that everybody knows where they are. These things are part of the milestones in people's lives, they're signposts which conjure up a time and a place. They do that for me, as well. It can be very strong, that feeling."
Es ist dieser verführerische Sog zwischen Vergangenheit und der Gegenwart, die ihn weiter schreiben lässt, die ihn ins Studio zieht und auf Tournee. Findet er es schwer, sich während seiner Fünf-Monats-Tour von Heim und Herd zu trennen?
"It does get more daunting, but it's what I've always done and continue to do, even though you're a victim of it at the same time." Er kichert. "It boils down to being an obsession. You have to be obsessed to do this. Might as well admit it."
Anmerkung zur Geordie:
Dialekt der Bevölkerung in der Umgebung von Newcastle upon Tyne; der Dialekt ist näher an der Sprache der Angeln und hat deutlich weniger Einflüsse aus der französischen und der lateinischen Sprache als das südliche Englisch.
Es weist auch Unterschiede in den Personalpronomen auf: Geordies benutzen we anstelle von us, youse als Plural von you, me anstelle von my, us anstatt me und wor für our.
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