Vendée Globe - was ist das?
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Sensation: Boris kreuzt am 77. Tag seiner Weltumsegelung die eigene Kurslinie vom Rennauftakt - und sehnt das Ende im Segel-Krimi herbei. "Das Rennen stand für mich unter einem guten Stern. Aber es war deutlich härter als gedacht", sagt der 39-Jährige in einem Interview. "Ich bin normalerweise glücklich auf See. Doch jetzt habe ich wirklich die Nase voll. Und bin froh, bald zurück zu sein. Ich bin im Moment positiv überrascht und stehe nach jetzigem Stand auf dem Podium. Das ist natürlich noch nicht sicher. Es ist in der Spitze sehr eng, da kann auch noch ein 7. Platz dabei rumkommen. Meine Erwartung ist, solide ins Ziel zu fahren." - wo Boris noch eine sechsstündige Zeitgutschrift bekommt für seine Teiklnahme an der Rettung Kevin Escoffiers.
Mit dem Kreuzen der eigenen Kurslinie hat Boris die Welt als 3. deutscher Segler nach Wilfried Erdmann und Susanne Huber-Curphey und als erster Regatta-Teilnehmer allein und nonstop umrundet. Nach all den Strapazen auf hoher See, den riesigen Wellen, der Kälte und der Einsamkeit freut er sich darauf, im Ziel seine Frau "in die Arme zu schließen" und die ganz normalen Dinge des Alltags wieder zu erleben. "Alles ist wieder neu. Der Supermarkt, die Umgebung, der Duft des Kaffees zu Hause. Darauf freue ich mich." Nach 16 anstrengenden Navigationstagen mit defektem Kiel legt Isabelle gegen 17 Uhr (Ortszeit) am Sonntag in Brasilien mit ihrer IMOCA MACSF in Salvador de Bahia an. Teammanager und Kommunikationsleiter der MACSF sind vor Ort, um sie zu begrüßen. Was für ein Empfang! Auf die Skipperin wartet am Liegeplatz ein großzügiger Frischobstkorb, ein Festmahl, von dem sie schon lange träumte! Dann genießt sie den Abend, das Wiedersehen mit ihrem Team und gönnt sich eine erholsame Nachtruhe. siehe auch Hanna Oldendorff HANNA OLDENDORFF, Massengutfrachter, gebaut 2017, unter portugiesischer Flagge, 300m lang, 13 kn, 18 m TG, Eigner: Oldendorff Carriers GmbH&Co, Lübecker Schifffahrtsunternehmen, größte deutsche Massengutreederei mit rund 500 Schiffen (Tragfähigkeit etwa 40 Mill. t) Die Entscheidung bei der Vendée Globe naht. Wer gewinnt die härteste Solo-Regatta des Segelsports? 16:53 Uhr Keine 50sm mehr für Charlie Dalin. Der Franzose hat das Ziel vor Augen. Louis Burton muss etwa noch die doppelte Distanz absolvieren. Boris Herrmann trennen noch 168sm von Les Sables-d’Olonne, der fünftplatzierte Yannick Bestaven hat aufgrund seiner Zeitgutschrift von 10:15 Stunden (Boris Herrmann: 6 Stunden) beste Aussichten, rund 264sm. Vater Moritz Herrmann: "Wie soll ich den Tag überstehen?" Während Boris Herrmann um jeden Meter auf See kämpft, kämpft sein Vater Moritz mit den Nerven: "Wie soll ich bloß den Tag überstehen bis zum Abend hin? Das ist so eine knappe Geschichte, das wird noch richtig dramatisch" "Kurz nach seiner Geburt haben wir das Bündel gepackt und auf einen Jollenkreuzer gelegt. Da hat er gut drin geschlafen." Die Sache mit den Zeitgutschriften: Boris Herrmann, Yannick Bestaven und Jean Le Cam erhalten aufgrund ihrer Beteiligung an der Rettungsmission für den schiffbrüchigen Kevin Escoffier in der Nacht vom 30. November auf den 1. Dezember Zeitgutschriften. Boris freut sich aber vor allem darauf, Ehefrau Birte Lorenzen-Herrmann und seine sieben Monate alten Tochter Malou im Ziel in die Arme schließen zu können. |
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Yannick Bestaven gewinnt Vendée Globe Ein harter Hund Der "Maitre CoQ"-Skipper wurde zur prägenden Figur des stürmischen Südens. Als es auf Robustheit ankam, wuchs er über sich hinaus. (Kai Müller, Tagesspiegel) Bis zuletzt war der Ausgang des Rennens ungewiss. Dass der führende Charlie Dalin es als Erster ins Ziel schaffen würde, zeichnete sich am Mittwochmittag ab, als er mit hoher Geschwindigkeit von Kap Finisterre kommend seinen Vorsprung sogar ausbaute. Er erreichte die Ziellinie um 20.35 Uhr. Von da an begann eine zweite Uhr zu ticken. Denn mit dem Wind einer Sturmfront näherte sich Yannick Bestaven von Osten. Seine Zeiterstattung von 10.15 Stunden nach der Rettungsaktion für Kevin Escoffier würde ihn zum Sieger machen, wenn er vorher nach Les Sables d'Olonne gelangte. Und so geschah es auch. Um 03.19 Uhr war er da, früher als erwartet. Aber das unterstrich nur noch einmal den ungezügelten Kampfgeist dieses Mannes, der das Rennen immerhin 23 Tage lang angeführt hatte und einen Vorsprung von 700 Meilen einbüßte, als er vor der brasilianischen Küste von einer Hochdruckbarriere gestoppt wurde. Bestaven war die prägende Figur des "Grand Sud", mit den ungewöhnlich rauen Bedingungen im Südpolarmeer kam er am besten zurecht. Hier zeigte sich, dass Robustheit diesmal mehr wert war als berechnete Höchstgeschwindigkeiten. Sein erster Versuch endete noch an der Haustür Sein Boot, die vormalige "Safran", war 2015 das erste (von sechs Schwesterschiffen), das mit Foils versehen war. Es gelangte allerdings ebenso wenig ins Ziel wie Herrmanns "Seaexplorer". Danach wurde es von Bestaven weniger stark modernisiert. So ging er mit kleineren Foils ins Rennen, die zwar ebenfalls für Auftrieb sorgen, das Boot aber nicht gänzlich aus dem Wasser heben, wie es die jüngste Generation von Tragflächenschwertern vermag. Es ist, wie sich herausstellte, die robustere Variante, die bei Windstärken über 20 Knoten immernoch Vorteile bietet, während jüngere Boote in ihrem Drang gezügelt werden müssen, vor lauter Kraft nicht zu zerplatzen. Yannick Bestaven hat nicht den üblichen Werdegang der Imoca-Elite hinter sich. Lange war er Halbtagsprofi. Yannick Bestaven hat nicht den üblichen Werdegang der Imoca-Elite hinter sich. Lange war er Halbtagsprofi.FOTO: REUTERS Die Genugtuung dürfte groß sein für den 48-jährigen Unternehmer aus La Rochelle. Acht Jahre zuvor hatte er es bei seinem ersten Vendée Globe nicht mal aus der Biskaya hinausgeschafft. Sein Mast knickte ab. Und Bestaven wendete sich hernach vor allem dem Aufbau seiner Firma zu, die Hydrogeneratoren entwickelt und vertreibt. Dass er es noch einmal versuchen würde, war nicht abzusehen. Ein bisschen kam wohl der Zufall zu Hilfe. Denn der Lebensmittelkonzern Maitre CoQ, den eine lange Tradition als Sponsor mit den Vendée Globe verbindet, verlor nach einem grandiosen dritten Rang 2017 mit Skipper Jérémie Beyou einen Top-Favoriten an die Konkurrenz von Charal. So kam Bestaven ins Spiel, führte seine Kampagne wie sein Unternehmen und dürfte in den Augen vieler als zu alt gegolten haben, um bei den physischen Anstrengungen des Ozeanmarathons zu den Besten zu zählen. Doch erwies er sich als ausgesprochen harter Kerl. Schonungslos gegenüber sich selbst. In der dicken Daunenmontur, die er entlang der Eisbarriere trug, ähnelte er mit seinem weißen, wolkigen Bart genau dem Typus Seebär, den das Vendée Globe schon längst aussortiert hatte. Seine Erfolge als Rennsegler reichen weit zurück. Ironischerweise triumphierte er in demselben Minitransat 2001, in dem Boris Herrmann als jüngster deutscher Teilnehmer bis dahin zwölfter wurde. In späteren Jahren startete der mehrfache Familienvater dann mit Class40-Yachten. Es war für ihn ein langer Weg zu dem Punkt, da man ihm das Budget einer Open-60-Kampagne anvertraute. 2015 empfahl er sich dafür allerdings auch mit einem Sieg beim Transat Jacques Vabre. In der quälenden Windstille des St. Helena-Hochs hatten Boris Herrmann und Yannick Bestaven noch gleichauf gelegen. Sie waren einander sogar so nahegekommen, dass sie Fotos voneinander machten. "Wir waren kurz davor, einen Drink zusammen zu nehmen", erinnert sich Bestaven in seiner ersten Pressekonferenz. Nichts deutete darauf hin, dass Bestaven sich mit zwei geschickt platzierten Manövern absetzen und mit erstaunlicher Konsistenz an die Spitze des engen Feldes setzen würde. Am 38. Tag des Rennens löste er Chalie Dalin als Spitzenreiter ab. Oft hatte er zu viel Segelfläche gesetzt, bewegte das Boot an der Kante zum Whipe-out und zögerte dennoch sich aufdrängende Manöver hinaus. In Videos sah man ihn auf seinem Schalensitz unter Deck wild hin und her geschüttelt werden. Die Welt dieses erfolgreichen Ingenieurs und Geschäftsmanns hatte sich in etwas Unmenschliches verwandelt. Doch selbst die größte Anstrengung wird erträglich, wenn man sie für normal hält. Wenn man davon ausgehen darf, dass sie sich auf ein gewisses Maß der Qual beschränkt, so dass ein Rest der Persönlichkeit sich damit arrangieren kann. Doch bei diesem Rennen folgte auf eine Herausforderung immer nur die nächste noch schlimmere, mit der man nicht rechnen durfte. Wie hätte Yannick Bestaven annehmen sollen, dass sein komfortabler Vorsprung von 700 Meilen, der in früheren Jahren locker für einen Sieg ausgereicht hatte, sich in Nichts verflüchtigen könnte? So geschah es im Südatlantik unweit Rio de Janeiros. Bestaven musste hilflos mitansehen, wie seine Verfolge an ihm vorbeizogen. Alles sprach gegen ihn: sein altes Boot, und dass er sich hinter Kap Hoorn um seinen Satz an Schwachwindsegeln gebracht hatte, als Bugkorb und ein Teil der vorderen Segelbeschläge zerschmettert wurden; der spitze Winkel zum Wind, der ihn Tempo kostete; und dann war da der nagende Frust. Trotzdem kam Bestaven zurück und wählte seine Route für den Schlusspurt genau so verwegen, wie es nötig war. Dass er nun als erster in der 30-jährigen Geschichte des Vendée Globes nach berechneter Zeit gewinnt, ist kein Makel. Er hat sich diesen Eintrag ins französische Buch der Nationalhelden verdient. Und ganz überraschend ist es nicht, dass ein älteres Boot doch mal gewinnt. 2005 brachte Vincent Riou dasselbe Kunststück fertig. Er hatte danach nicht genug und trat drei weitere Male an. Das darf man wohl von Bestaven nicht erwarten. |
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Tatjana Pokorny |