Mehr Schwermut geht nicht: Mit diesem seinem dritten Album versinkt Cohen in tiefe selbstreferentielle Melancholie,
in düstere kryptische Abhandlungen über zwischenmenschliche Grenzerfahrungen, dem Wesen der Dinge und Suizid.
Es ist die düstere Periode der Schaffensphase des begnadeten Songschreibers.
Das Album Songs of Love and Hate, entstanden in einer Phase persönlicher Krise,
ist wohl das emotionalste und traurigste Cohens. Kritiker forderten, mit dem Album sollten auch gleich Rasierklingen
geliefert werden.
Ist "Famous Blue Raincoat" - Beschreibung einer verwickelten Dreiecksbeziehung - eine Art Vertonung von Cohens
Kultbuch "Beautiful Losers"?
Der Sänger schreibt 4 Uhr morgens einen melancholischen Brief, der Adressat („my brother, my killer“)
hatte eine Beziehung zu Jane, des Sängers Frau und er bedankt sich dafür, dass es Jane dadurch nun
besser gehe. Als Jane aufwacht, merkt er, dass sie in Gedanken ganz bei dem Dritten ist, obwohl
sie von beiden Männern gleich weit entfernt zu sein scheint („and when she came back she was nobody's wife“).
Ansonst bleibt viel offen und apokryph.
Die Frage „Did you ever go clear?“ könnte eine Anspielung auf das „Clear“ sein,
das Scientology bei ihren Anhängern herbeizuführen sucht. Cohen war tatsächlich -
trotz seines jüdischen Glaubens - kurze Zeit in der Sekte. Er sagte, er habe sich
nur deshalb dorthin gewandt, weil er gehört habe, dass es leicht sei, dort Frauen kennenzulernen.
In einem BBC-Interview sagt er 1994, er habe vergessen, wen er in dem Song gemeint habe. Cohen
selbst trug jahrelang einen in London 1959 erworbenen „Famous Blue Raincoat“
Mit Suzanne Elrod aus Kalifornien zeugt er Sohn Adam (*1972) und Tochter Lorca (*1974). Obwohl Cohen sich 1979 von ihr trennt, sagt Suzanne später: "Ich habe mich immer verheiratet gefühlt. Leonard ist der verantwortungsvollste Mensch, den man sich vorstellen kann. Er ist immer für die Kinder da gewesen." 1990 etwa harrt er nach einem schweren Verkehrsunfall seines Sohnes an dessen Krankenbett aus.
Cohens Texte sind übervoll von religiösen Anleihen, Zitaten, Brechungen und Variationen. Weniger der Staat Israel, aber das
Volk Israel konnte auf Cohens Sympathie bauen. Er trat dort stets als eine Art Priester-Poet auf, der das Publikum segnete.
In Berlin lag die Sache anders. Bei einem Auftritt 1972 im Sportpalast ist Cohen sauer auf die undisziplinierten Zuhörer. "Da dachte ich an Goebbels’ Rede in diesem Haus anno 1943", erklärt er später und blökte die Fans auf Deutsch an: "Wollt ihr den totalen Krieg?"
Charlie Daniels, sein Gitarrist, flüsterte dem Bandleader Johnston zu, er werde jetzt gleich die Bühne verlassen,
vielleicht werde hier noch geschossen. Johnston flüsterte zurück: "Du bleibst. Wenn sie schießen, dann auf Lenny,
nicht auf uns."
Diamonds in the mine
The woman in blue, she's asking for revenge
The man in white -- that's you -- says he has no friends
The river is swollen up with rusty cans
And the trees are burning in your promised land
And there are no letters in the mailbox
And there are no grapes upon the vine
And there are no chocolates in the boxes anymore
And there are no diamonds in the mine
Well, you tell me that your lover has a broken limb
You say you're kind of restless now and it's on account of him
Well, I saw the man in question, it was just the other night
He was eating up a lady where the lions and Christians fight
And there are no letters in the mailbox
And there are no grapes upon the vine
And there are no chocolates in the boxes anymore
And there are no diamonds in the mine
Ah, there is no comfort in the covens of the witch
Some very clever doctor went and sterilized the bitch
And the only man of energy, yes the revolution's pride
He trained a hundred women just to kill an unborn child
And there are no letters in the mailbox
Oh no, there are no, no grapes upon your vine
And there are, there are no chocolates in your boxes anymore
And there are no diamonds in your mine
And there are no letters in the mailbox
And there are no grapes upon the vine
And there are no chocolates in your boxes anymore
And there are no diamonds in your mine
Die Frau im blauen Kleid, sie verlangt nach Rache,
Der Mann in Weiß - das bist du - sagt, er habe keine Freunde.
Der Fluss ist mit rostigen Kanistern bis zum Rand gefüllt
Und die Bäume brennen in deinem verheißenen Land.
Und es sind keine Briefe im Briefkasten
Und es sind keine Trauben am Weinstock
Und es sind keine Pralinen mehr in den Schachteln
Und es sind keine Diamenten in der Mine.
Nun, du erzählst mir, dein Lover hätte sich ´was gebrochen,
Du sagst, du seiest jetzt irgendwie ruhelos und zwar wegen ihm.
Nun, ich sah den fraglichen Mann erst gestern nacht,
Er verschlang eine Lady, dort, wo die Löwen und die Christen kämpfen.
Und es sind keine Briefe im Briefkasten
Und es sind keine Trauben am Weinstock
Und es sind keine Pralinen mehr in den Schachteln
Und es sind keine Diamenten in der Mine.
(Du teilst ihnen jetzt mit)
Ah, es ist nicht behaglich in den Hexenzirkeln,
Irgendein sehr cleverer Arzt ging und sterilisierte die Hure
Und der einzige energievolle Mann, ja der Stolz der Revolution,
Er trainierte einhundert Frauen, nur um ein ungeborenes Kind zu töten.
Und es sind keine Briefe im Briefkasten,
Oh nein, es sind keine, keine Trauben an deinem Weinstock
Und es sind keine Pralinen mehr in deinen Schachteln
Und es sind keine Diamanten in deiner Mine.
Und es sind keine Briefe im Briefkasten
Und es sind keine Trauben am Weinstock
Und es sind keine Pralinen mehr in deinen Schachteln
Und es sind keine Diamenten in deiner Mine.
1972
Zu Glen Hansard und Javier Mas siehe
Joan of Arc
England erhebt im Hundertjährigen Krieg erbrechtliche Ansprüche auf den französischen Thron. Die dor-tigen Juristen leugnen ein Recht: Frauen und deren Erben seien von der Thronfolge ausgeschlossen.
Jeanne d’Arc verhilft den Truppen des Dauphins zum Sieg über Engländer und Burgunder und geleitet Karl VII. zur Krönung nach Reims. Johann II. von Luxemburg nimmt Jeanne d’Arc 1430 gefangen und liefert sie an die Engländer aus. Bischof von Beauvais lässt die 19jährige 1431 auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Später erklärt die Kurie sie zur Märtyrin, 1920 spricht Papst Benedikt XV. sie heilig.
Now the flames they followed joan of arc
As she came riding through the dark;
No moon to keep her armour bright,
No man to get her through this very smoky night.
She said, I'm tired of the war,
I want the kind of work I had before,
A wedding dress or something white
To wear upon my swollen appetite.
Well, I'm glad to hear you talk this way,
You know I've watched you riding every day
And something in me yearns to win
Such a cold and lonesome heroine.
And who are you? she sternly spoke
To the one beneath the smoke.
Why, I'm fire, he replied,
And I love your solitude, I love your pride.
Then fire, make your body cold,
I'm going to give you mine to hold,
Saying this she climbed inside
To be his one, to be his only bride.
And deep into his fiery heart
He took the dust of joan of arc,
And high above the wedding guests
He hung the ashes of her wedding dress.
It was deep into his fiery heart
He took the dust of joan of arc,
And then she clearly understood
If he was fire, oh then she must be wood.
I saw her wince, I saw her cry,
I saw the glory in her eye.
Myself I long for love and light,
But must it come so cruel, and oh so bright?