Ferdinand Magellan





















Törn


Juan Sebastiáns Wappen trägt die Inschrift: Primus circumdedisti me (Du hast mich als erster umrundet).
Wie so oft in der Menschheitsgeschichte ist das Ziel Ferdinand Magellans ein anderes - berühmt aber macht ihn das bei Verfolgung des Ziels Erreichte - wovon alle Hochseesegler träumen: eine (Fast-)Erdumrundung.

Der Admiral hatte vergeblich den westlichen Seeweg zu den Gewürzinseln im Rio de la Plata gesucht, dafür aber die Passage um Südamerika gefunden.
Nach der mühsamen Durchsegelung der Estreito de todos los Santos - Allerheiligenstraße - ist er an der Pazifikküste seinem Ziel ein gewaltiges Stück näher: Aber immer noch liegen gut 3 Monate ohne Landsicht vor ihm, in denen, um nicht zu verhungern, Ratten zur begehrten Delikatesse der Seeleute werden.
Geschafft hat die nicht beabsichtigte Weltumrundung seines Herrn aber sein Sklave.
Magellan erwirbt ihn 1511 vermutlich auf Sumatra, tauft ihn auf den Namen Enrique und nimmt ihn 1519 als Dometscher auf seine Expedition mit. Als Eingeborene Magellan 1521 auf der Insel Mactan töten, gelingt Enrique, dem Magellan ohnehin die Freiheit versprochen hat, die Flucht.

Die wirklichen ersten europäischen Weltumsegler aber sind 17 Seeleute und ihr Kapitän Juan Sebastián Elcano von der Victoria - nomen est omen! Die umrundet am 6. Mai 1522 das Kap der Guten Hoffnung und kehrt am 6. September zurück, nach 37.260 sm unter Segeln!

Für heutige Begriffe sind mittelalterliche Expeditionen von unglaublicher Härte und Grausamkeit gekennzeichnet, so auch die Weltumsegelung Magellans und seiner Flotte:
Schon beim Start entkommt Magellan mit knapper Not der Verfolgung des portugiesischen Königs, nach Überquerung des Äquators meutern seine spanischen Kapitäne, er setzt seinen Ersten Offizier gefangen. Bei einer weiteren Meuterei auf drei Schiffen richtet Magellan 3 Kapitäne hin und setzt den vierten und einen Geistlichen als Anstifter an der Küste Patagoniens aus. Weit mehr als 100 Seeleute sterben bei Schiffbruch und Kämpfen, an Hunger und Krankheiten. Eingeborene - ohne Begriff von Privateigentum - versuchen, ein Beiboot zu nehmen, sie werden hingerichtet, ihre Häuser verbrannt. Als die Bewohner von Cebu angreifen, kommen weitere 35 Seeleute ums Leben.

Als die Trinidad zurück nach Südamerika segelt, wird sie von Portugiesen gekapert, nur 5 Seeleute kommen zurück.

Auf der Victoria verhungern noch 20 Seeleute, 13 weitere läßt der Kapitän als portugiesische Geiseln auf den Kapverden zurück - er fürchtet um seine Ladung von 26 Tonnen Gewürzen (!)...

Neben der Magellanstraße findet die Expedition noch etwas Wichtiges heraus:
Als das letzte (und einzige) Schiff ankommt, ist ein Konflikt mit dem Kalender zu lösen: die Mannschaft schien geirrt zu haben, das Logbuch weist einen Tag Abweichung aus, man muss die Datumsgrenze einrichten.
Wer weiß übrigens, ob das Logbuch dem Datum in Spanien hinterher oder voraus war?
*) Zur Lösung der Datumsgrenzfrage siehe

Nur eine fast psychopathologische Durchtriebenheit Magellans, eine unzerbrechliche Selbstüberschätzung und ein beneidenswert treuer Glaube an die Umsegelbarkeit der Erde als Kugel in alle Richtungen lässt alle Stockungen und Rückschläge letztendlich überstehen.
Derselbe Charakterzug, diese gewisse machtlüsterne, revanchefreudige Selbstüberschätzung ist es aber auch, die Magellan den Tod beschert, - in einem Augenblick, in dem er sich hätte glücklichst auf einem goldenen philippinischen Thron zurücklehnen können, nachdem er den Durchschlupf in den Pazifischen Ozean gefunden hat:
Irgendeiner kleinen unwichtigen Insel mit aufgebrachten Speerschwingern will er partout beweisen, dass er sie mit einer nur kleinen Anzahl gepanzerter Weltumsegler zur Ehrfurcht werde zwingen können: Aus diesem Hamsterrad des Siegens nicht aussteigen könnend, metzeln sie ihn jämmerlich im Wasser watend hin ...