Du musst verstehn! Aus Eins mach Zehn, Und Zwei lass gehn, und Drei mach gleich, so bist du reich. Verlier die Vier! Aus fünf und sechs - so sagt die Hex - Mach Sieben und Acht, so ist´s vollbracht: Und Neun ist Eins, und Zehn ist keins. Das ist das Hexeneinmaleins! Als sie Giordano Bruno verbrannten sandte sein Gott keine Blitze gegen das Unrecht munter flackerte das Feuer der Pöbel musste manchmal husten zwischen zwei Lachern so qualmte Giordano oder Grandier neben seinem Scheiterhaufen sonnte sich Richelieu vierzehn Nonnen mit Klistierspritzen garniert wälzten sich vor Wollust und Gier und das christliche Abendland sann befriedigt nach weiteren guten Taten. Was hat dieser Ketzer mit uns zu tun flötet unser Jahrhundert doch dreihundert Jahre später konnte ein gewisser Trotzki angeklagt der Unzucht mit der Freiheit das Haupt vom Dogmenbeil schon gespalten dreihundert Jahre später konnte dieser Trotzki die Menschheit nur noch um Vergebung bitten für seinen Henker. Immer noch werden Hexen verbrannt auf den Scheiten der Ideologien. Irgendwer ist immer der Böse im Land und dann kann man als Guter und die Augen voll Sand in die heiligen Kriege ziehn! Gerechter Krieg, heiliger Krieg. Nur zum Teufel: Welcher Gott ist denn nun der richtige? Der glitzernde Gott der Börsianer vielleicht? Und welcher Gott hat den Giftgasverkäufern die Absolution erteilt? Gibt es ein gerechtes Gas, und wird es erst böse, wenn es uns treffen könnte? Gerechter Krieg, heiliger Krieg. In erster Linie ist es ein männlicher Krieg, einer Wirtshausschlägerei nicht unähnlich. Man spricht von Waffengang und meint Verstümmelung, sie verfehlen militärische Objekte und meinen Tausende, vielleicht sogar Hunderttausende von Toten. Man nennt alles rücksichtsvoll "Szenario" und verschweigt den Massenmord. Heimtückische Sprache, die verschleiern soll, dass es um Menschen geht. Menschen mit Hoffnungen und Nöten, keine Nationen und Bündnisse und Armeen, sondern einzelne, verwundbare Menschen. Aber lasst uns doch jetzt einmal die Möglichkeit ergreifen, alles ganz anders zu versuchen, wie einer, der kurz vor dem Tod noch das Leben erleben und durchleben möchte, ohne Rücksicht auf das Gequassel der Zyniker und Drübersteher. Laaat uns doch jetzt mal alles das versuchen, was wir uns noch nie so richtig zugetraut haben. Lasst uns freundlich sein, wo wir feindlich sein sollten. Lasst uns kindlich sein, wo wir erwachsen sein sollten. Lasst uns herzlich sein, wo wir logisch sein sollten. Lasst uns fraulich sein, wo wir männlich sein sollten. Dass diese Welt nie ende - nur dafür lasst uns leben! |