1974 DIE BALLADE VOM DACKEL WALDI

Mein Gott, wo ist der Waldi nur,
der Waldi nur geblieben?
Was hat sich auch das gute Tier
im Walde rumgetrieben!
Im Wald, da ist es bitterkalt,
der Waldi wird erfrieren,
und außerdem kann da auch sonst
noch mancherlei passieren.

So spricht Frau Kühn, die Wangen sind
vor Schreck ihr hochgerötet,
vielleicht hat ihren Waldi gar
ein schlechter Mensch getötet.
Ein Gastarbeiter, der des Nachts
allein durch Wälder streift
und sich mit fressensgeilem Blick
am Dackelfleisch vergreift.

Man denke nur, das Tier, das stets
auf Frauchens Schoß gesessen,
wird mit Tomatensoße und
Spaghettis aufgefressen!
Frau Kühn erblaßt, sie sinkt vom Stuhl
mit Pauken und Tschinellen,
doch plötzlich springt sie auf voll Mut,
man hört´s von ferne bellen.

Mein Gott, das muß der Waldi sein,
so silbern bellt nur einer!
Die Kaffeedamen flöten süß:
Wo bleibt er denn, mein Kleiner?
Die Luft ist lau, der Kaffeekranz
gleicht einem wilden Rudel.
Da zeigt sich schon ein Hundeschwanz,
doch leider ist´s - ein Pudel.
Nun also doch, Frau Kühn hat recht
mit der Spaghetti-These,
nun sind sie schon im deutschen Wald!
Das Kränzchen rümpft die Näse.
Der Waldcafeterrassentisch
gerät aus allen Fugen.
Wo kann denn nur der Kellner sein?
Nu holn Se mal den Buben!

Der Bube kommt, sein dunkler Teint
läßt alles schnell erblassen.
Man tuschelt hier, man giftet dort:
Das ist ja nicht zu fassen!
Auch noch gewelltes schwarzes Haar,
auch sieht man´s an den Zähnen.
"Un cafe, prego! " Alles klar.
Schon sieht man die Hyänen
zu Kuchengabeln greifen.
Doch der Bub versucht zu fliehen.
Da hilft nichts mehr. Sie werden gleich
die Küchenmesser ziehen.

Schon sind sie über ihm. Der Arme,
er liegt in Weiberzähnen,
und auf den toten Wangen rollen
zwei Italienertränen.
Da bellt es glockenhell vom Wald,
man sieht ein Dackelschwänzchen.
Das wär´s. Das ist das Happy End
von unserm Kaffeekränzchen.