2001

Alles das und mehr



Sie wagt zu weinen mittendrin,
ein Stachel scheinbar ohne Sinn,
schreibt ohne Rücksicht auf Gewinn die tiefen Lieder,

zwar meistens wird sie überdeckt,
hinter Betriebsamkeit versteckt,
doch aus der Tünche taucht sie immer wieder.

Wohin du fliehst, sie beißt und nagt,
gibt keinen Frieden, hinterfragt,
die Professoren nennens Depressionen.

Dann hast du Angst allein zu sein
und sperrst dich in Gemeinschaft ein
und würdest lieber in dir selber wohnen.

Du spürst, sie will, dass man sich stellt,
vor allem dem, was nicht gefällt,
und du erkennst bald, deine Seele ist nur Leergut.

Wohin du flüchtest – du verbrennst,
wenn du sie nicht beim Namen nennst,
die Schwester deines Glücks – die Schwermut.

Ach wir verwechseln Sinn und Zweck
und cremen uns die Falten weg,
bewundern einzig und allein den eignen Nabel.

Egal wer dieses Spiel verliert,
wir bleiben gierig, ungeniert,
entscheidend ist: die Welt ist profitabel.

Doch wie du dich auch noch bemühst,
vor Eigennutz im Zorn erglühst,
um alles auf dein Weltbild zu beschränken,

sie ist es, die, noch wenn man stirbt,
den letzten Atemzug verdirbt,
um deinen Blick von dir auf andere zu lenken.

Du spürst, sie will dass man sich stellt,
vor allem dem, was nicht gefällt,
wenn du sie nicht mehr fühlst, dann bist du tot.

Selbst wenn du flüchtest, du verbrennst,
wenn du sie nicht beim Namen nennst,
denn sie ist weiter in der Welt – die Not.

Wer seine Werte selbst bestimmt
und wer sich auf sich selbst besinnt,
ist marktwirtschaftlich nicht mehr zu gebrauchen.

Das ist nicht gern gesehn zur Zeit.
Verdient wird an Beliebigkeit,
und schließlich muss der Schornstein immer rauchen.

Deshalb bleibt manches Lied gezielt
sich selbst umkreisend ungespielt.
Es könnte beim Verdrängen stören.

Und doch, wir können nicht umhin,
wir ahnen es tief in uns drin:
Es ist gefährlich, zu oft wegzuhören.

Du spürst: es will, dass man sich stellt
und nicht nur dem, was dir gefällt.
Es bleibt nur dies: Du musst dir alles geben.

Und wenn du flüchtest, du verbrennst,
wenn du es nicht beim Namen nennst.
Denn alles das und mehr: Das ist das Leben.