Petřínská rozhledna
Aussichtsturm Petřín

Die Tschechen suchen Inspiration im Ausland: 363 Mitglieder des Tschechischen Wandervereins reisen 1883 zur Weltausstellung nach Paris: Der Eiffelturm beeindruckt. Sie beschließen, auch in Prag einen zu errichten. Als Vilém Kurz, einer der Gründer des Wandervereins, in einem Feuilleton 1890 den geplanten Aussichtsturm beschreibt, halten das die meisten Leser für bloße Phantasterei. Kurios auch, dass einer der Ingenieure, die die Metallkonstruktion des Turms entwerfen, Prášil heißt, was Münchhausen entspricht. Wider Erwarten gelingt es Ingenieuren und Architekten, den Turm innerhalb weniger Wochen zusammenzumontieren.

1891 anlässlich der Großen Landesjubiläumsausstellung ist die Idee in die Tat umgesetzt. Der Laurenziberg ist der ideale Standort, bei guter Sicht kann man weit nach Böhmen hineinsehen. 175 t wiegt die Stahlkonstruktion, deren Verankerung sich 11 Meter tief in den Berg hineinbohrt.

Aussichtsturm Petřín (Petřínská rozhledna), wohl der bekannteste Turm der 100 Türme Prags, sieht aus wie der Pariser Eiffelturm (Kopie im Verhältnis 1:5), 63,5 Meter hoch, eines der beliebtesten Prager Touristenziele, nicht mehr wegzudenkende Dominante Prags, 299 Stufen führen zur Spitze, die genauso hoch über dem Meeresspiegel wie der echte Eiffelturm liegt. 1953 bis 1992 dient der Turm als Fernsehsendestation.

Der angrenzende Kinský-Garten wird Ende des 19. Jahrhunderts neu gestaltet und mit der zum Aussichtsturm hinaufführenden Standseilbahn gewinnt der Laurenziberg weiter an Attraktivität.

Im Unterschied zum Eiffelturm hat der Petřín-Aussichtsturm keinen viereckigen, sondern durchgehend achteckigen Querschnitt, den Platz zwischen den Fundamenten füllt komplett die Eingangshalle aus.





















Wir schreiben das Jahr 1936. Rundfunkreporter Gottlieb:
„Von hier aus, in der rechten Ecke, gibt es den schönsten Blick auf die Prager Burg, den Sitz des Herrn Präsidenten. Dahinter, mit dem grünen Dach, das Lustschloss der Königin Anna und in der Mitte des Burgkomplexes der Veitsdom, dessen herrliche Architektur in Europa einzigartig ist. Unter den Palästen ragt insbesondere der Palast des Fürsten Christian von Lobkowitz hervor, der im 18. Jahrhundert erbaut wurde und heute dem staatlichen Denkmalschutzamt gehört.“
Gut vierzig Jahre später wird im Palast die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland untergebracht. Sie befindet sich noch heute dort, am Fuße des Laurenziberges mit dem Petrín-Turm
„Die Altstadt von Prag liegt vor uns. Sie hat sich leider schon sehr verändert. Das alte jüdische Viertel ist verschwunden, heute ist es ein Palastviertel. Und von hier oben aus ist sehr gut zu sehen, wie klein das alte Prag war und wie weit es heute reicht.“
Drei Jahre nach dieser Reportage unterjochen die Deutschen unter Adolf Hitler die Tschechoslowakei. Wenn es nach ihm gegangen wäre, dann stünde heute der Petrín-Turm nicht mehr auf dem Laurenziberg. Der Turm verderbe ihm die Aussicht von der Prager Burg. Man möge ihn abreißen, soll Hitler im März 1939 in Prag gewettert haben. Seinem Wunsch ist man – zum Glück – nicht nachgekommen.









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