Palast Žofín
Sophienpalais






Franz Liszt, Hector Berlioz, Richard Wagner und der Geigenvirtuose Jan Kubelik musizieren hier. 1848 findet der Slawische Kongress im Palais statt. Seitdem heißt die Moldauinsel, auf der das Sophienpalais steht, auch Slaweninsel (Slovanský ostrov). Und zu Ehren Sophies (Žofíe), der Gattin Kaiser Franz Josephs, heißt sie Sophien-Insel.
Der Neo-Renaissancebau stammt von 1837 und bis heute finden im repräsentativen Sophienpalais wichtige gesellschaftliche Ereignisse statt. Rundum auf der Insel gehen Einheimische und Touristen spazieren und suchen Erholung im Grünen (oder rauchen einen Joint...).


























1848 verkündet der Slawenkongress in Prag auf der Sophien-Insel die Flagge mit den panslawischen Farben.
1828 taucht der Begriff Panslawismus erstmals auf, als der Slowake Jan Herkel eine gemeinsame slawische Sprache fordert, in der eine Literatur - ("sive verus panslavismus") für alle Slawen verständlich - zu schreiben ist.
Hieraus entsteht im Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn der Habsburger und im Osmanischen Reich, wo Millionen Slawen leben, die politische Idee des Panslawismus nach dem Vorbild der deutschen Nationalisten, deren Definition des Begriffs Volk die Panslawisten übernehmen. Bereits Johann Gottfried Herder schreibt den Slawen einen einheitlichen Charakter zu, andere wollen nur ein kulturelle Einheit.
Während der Märzrevolution 1848 kommt es zum Prager Pfingstaufstand gegen die österreichische Vorherrschaft in Böhmen, den österreichische Truppen niederschlagen.
Die Flagge mit den panslawischen Farben lebt weiter in den meisten Fahnen slawischer Nationen, die Hymne Hej Sloveni wird später die Nationalhymne Jugoslawiens. Beobachter bezeichnen den Prager Kongress als antiösterreichisch, antiosmanisch und antirussisch.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges geraten alle slawischen Nationen unter die Vorherrschaft der kommunistischen Sowjetunion. In Polen und der Tschechoslowakei wird dies auch durch einen sowjetischen Panslawismus gerechtfertigt, ab 1948 titt an dessen Stelle zunehmend die Ideologie der "sozialistischen Freundschaft der Völker", die auch nichtslawische Nationen einschließen soll. Der Niedergang des Panslawismus relativiert die Existenzberechtigung der slawischen Vielvölkerstaaten Tschechoslowakei, Jugoslawien und Sowjetunion und verhindert ein organisches Zusammenwachsen, was - neben gewaltsamer Unterdrückung von Minderheiten - wichtiger Faktor beim Zerfall dieser Staaten Ende des 20. Jahrhunderts ist.
Heute gilt der Panslawismus als politisch gescheitert, aber kulturell als erfolgreich:
Wie in anderen romantisch-nationalistischen Bewegungen schaffen Gelehrte und Künstler bleibende Werte zur Stärkung des nationalen Zusammengehörigkeitsgefühls.

Europäische Staaten mit slawischer Sprache:


Babička (Großmutter), der berühmte Roman von 1855 verhilft der tschechischen Sprache zum Durchbruch. In 350 Auflagen auf Tschechisch und in zahlreichen Übersetzungen erscheint er, oft verfilmt, das populärste Prosawerk tschechischer Literatur mit stark autobiographischen Zügen der Schriftstellerin



Božena Némcová (1820 - 1862)

Sie steht auf der Sophieninsel.
Nach einem unglücklichen Leben und schwerer langer Krankheit stirbt sie in Prag, wo sie ihre letzten Lebensjahre verlassen und verarmt lebt. Keine der bedeutenden Persönlichkeiten, die ihrem Sarg nachgehen, kümmert sich in dieser Zeit um Némcová. Als Frau bemüht sie sich um ein eigenständiges Leben, der Versuch, den begrenzenden Konventionen ihres Jahrhunderts zu entfliehen, und Beweis dafür, wie weit sie ihrer Zeit voraus war.
Ihre Herkunft ist umstritten. Gerüchte berühmter Väter und Mütter schwirren umher. Zuletzt: Sie sei Adoptivkind, die wahren Eltern Dorothea von Sagan und Graf Karl Clam-Martinic, die sich beim Wiener Kongress und später in Paris treffen und eine leidenschaftliche Affäre haben.
Ironie der Geschichte: Das Bild der bettelarmen Božena auf dem 500-Kronen-Schein:












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