Josephus in Hebrew, written by himself. Josephus Jerusalem - die Stadt gilt sowohl Juden und Christen als auch den Arabern als heiliger Ort. Dabei fließt innerhalb ihrer Stadtmauern im Laufe der Geschichte viel Blut - etwa im Ersten Jüdischen Krieg 66 bis 70, als sich die jüdischen Bewohner Judäas erheben, weil der römische Statthalter einen Teil des Jerusalemer Tempelschatzes einfordert. Seit dem Frühjahr 70 kesseln die Römer die Stadt ein, bis sie im September Tempel und Stadt dem Erdboden gleichmachen. Es ist Stille eingekehrt in der Stadt - die Truppen unter Titus haben den Tempel erstürmt. Bevor sie ihnniederbrennen, werfen sie einen letzten Blick auf das Heiligtum. Alles war noch viel erhabener als sein Ruf bei den Fremden… Man muss gewiss um ein solches Bauwerk sehr trauern; es war ja von allen Bauten... das Wunderbarste; zunächst wegen seiner Bauart und Größe, dann aber auch wegen seiner Kostbarkeit in jeder Einzelheit und wegen der Erhabenheit seiner heiligen Räume. … Auf allen Seiten mit schweren goldenen Platten bekleidet, schimmerte der Tempel bei Sonnenaufgang im hellsten Feuerglanz und blendete das Auge gleich den Strahlen des Tagesgestirns. So schreibt Flavius Josephus über jenen sagenumwobenen Tempel (vgl. ), den Nachfolger des einst von König Salomo errichteten ersten Tempels; auf jener Bergkuppe gelegen, wo Abraham auf Gottes Befehl, einen Hammel - anstelle seines Sohnes Isaak - opfert. Aber mit der Zerstörung des Tempels ist der Widerstand der Juden gegen die noch nicht gebrochen. Diejenigen Bewohner, die aufgrund der monatelangen Belagerung Jerusalems nicht bereits den Hungertod gestorben oder in den Kämpfen umgekommen sind, haben sich in die ringsum abschüssige Oberstadt zurückgezogen. Nach Flavius Josephus ist es am Ende auch Glück, was den Römern hilft, die demoralisierten Juden zu besiegen: Sie stiegen freiwillig von den Türmen herab, wo sie niemals durch Gewalt, sondern allein durch den Hunger hätten bezwungen werden können… Denn die drei Türme… waren jeder für sich stärker als die römischen Belagerungsmaschinen… Als Titus später die restliche Stadt vollends zerstörte und die Mauern niederriss, ließ er die Türme als Wahrzeichen seines Glücks stehen, mit dessen Hilfe er bezwang, was uneinnehmbar war. Was wir heute über jene schicksalhaften Ereignisse wissen, fußt auf Josephus' Chronik. Sprössling einer jüdischen Priesterfamilie aus Jerusalem, geboren 37, ist er im Krieg gegen Rom jüdischer Militärkommandeur in Galiläa, die Römer nehmen ihn gefangen. Im anschließenden Häuserkampf gelingt es ihm, sich mit 40 Männern in einer Zisterne zu verstecken. Vespasian fordert: Kapitulation gegen Leben. Die eingeschlossenen Kämpfer entschließen sich zum Selbstmord, wobei das Los die Reihenfolge bestimmt. Flavius Josephus und noch ein Mann überleben, ergeben sich. Flavius Josephus wechselt die Seiten, wird nach seiner Weissagung, Vespasian und sein Sohn Titus würden einst Kaiser in Rom, zum Berater der Römer bei der Belagerung Jerusalems. Vergeblich sucht er den herodianischen Tempel zu retten, geht nach Rom, erhält Bürgerrecht, Villa und stattliche Pension. Fortan widmet er sich literarischen Arbeiten, verfasst bedeutende historische Werke. Ein kleinere Arbeit ist Vita (Leben), seine Autobiographie. Dort verteidigt er das Judentum gegen antijudaistische Vorwürfe und sich selbst gegen persönliche Kritik. Er schreibt auf Griechisch, wird neben Philon von Alexandria der wichtigste Autor des hellenistischen Judentums, stirbt 100. Der Verlust des Tempels bedeutet einen tiefen religiösen Einschnitt. Denn die Juden müssen von nun an ohne ihr Heiligtum auskommen. Langfristig wahren sie die jüdische Identität dadurch, dass neue Formen des Glaubenslebens einen Zusammenhalt auch ohne ein örtliches Zentrum ermöglichen. Talmud: Wenn jemand sein Haus streicht, soll er ein kleines Stück unvollendet lassen - in Erinnerung an Jerusalem. Wenn jemand ein Menu vorbereitet, soll er ein Teil des Menus weglassen - in Erinnerung an Jerusalem. Wenn eine Frau all ihren Schmuck anlegt, soll sie auf ein oder zwei Stück verzichten - in Erinnerung an Jerusalem. Nach den Römern folgten die Moslems als Besatzer Jerusalems. Heute verehren alle drei großen monotheistischen Weltreligionen den Bereich um den Tempelberg - manchmal aber scheint es, als ob ein Fluch über Jerusalem liegt. Israelis und Palästinenser streiten um den heiligen Berg. Sollte der Nahost-Konflikt - und mit ihm die symbolische Frage des Tempelbergs - eines Tages gelöst werden, dann - und nur dann - kann vielleicht die Zeit des wahrlich himmlischen Jerusalems beginnen.
Jerusalem - die Stadt gilt sowohl Juden und Christen als auch den Arabern als heiliger Ort. Dabei fließt innerhalb ihrer Stadtmauern im Laufe der Geschichte viel Blut - etwa im Ersten Jüdischen Krieg 66 bis 70, als sich die jüdischen Bewohner Judäas erheben, weil der römische Statthalter einen Teil des Jerusalemer Tempelschatzes einfordert. Seit dem Frühjahr 70 kesseln die Römer die Stadt ein, bis sie im September Tempel und Stadt dem Erdboden gleichmachen. Es ist Stille eingekehrt in der Stadt - die Truppen unter Titus haben den Tempel erstürmt. Bevor sie ihnniederbrennen, werfen sie einen letzten Blick auf das Heiligtum. Alles war noch viel erhabener als sein Ruf bei den Fremden… Man muss gewiss um ein solches Bauwerk sehr trauern; es war ja von allen Bauten... das Wunderbarste; zunächst wegen seiner Bauart und Größe, dann aber auch wegen seiner Kostbarkeit in jeder Einzelheit und wegen der Erhabenheit seiner heiligen Räume. … Auf allen Seiten mit schweren goldenen Platten bekleidet, schimmerte der Tempel bei Sonnenaufgang im hellsten Feuerglanz und blendete das Auge gleich den Strahlen des Tagesgestirns. So schreibt Flavius Josephus über jenen sagenumwobenen Tempel (vgl. ), den Nachfolger des einst von König Salomo errichteten ersten Tempels; auf jener Bergkuppe gelegen, wo Abraham auf Gottes Befehl, einen Hammel - anstelle seines Sohnes Isaak - opfert. Aber mit der Zerstörung des Tempels ist der Widerstand der Juden gegen die noch nicht gebrochen. Diejenigen Bewohner, die aufgrund der monatelangen Belagerung Jerusalems nicht bereits den Hungertod gestorben oder in den Kämpfen umgekommen sind, haben sich in die ringsum abschüssige Oberstadt zurückgezogen. Nach Flavius Josephus ist es am Ende auch Glück, was den Römern hilft, die demoralisierten Juden zu besiegen: Sie stiegen freiwillig von den Türmen herab, wo sie niemals durch Gewalt, sondern allein durch den Hunger hätten bezwungen werden können… Denn die drei Türme… waren jeder für sich stärker als die römischen Belagerungsmaschinen… Als Titus später die restliche Stadt vollends zerstörte und die Mauern niederriss, ließ er die Türme als Wahrzeichen seines Glücks stehen, mit dessen Hilfe er bezwang, was uneinnehmbar war. Was wir heute über jene schicksalhaften Ereignisse wissen, fußt auf Josephus' Chronik. Sprössling einer jüdischen Priesterfamilie aus Jerusalem, geboren 37, ist er im Krieg gegen Rom jüdischer Militärkommandeur in Galiläa, die Römer nehmen ihn gefangen. Im anschließenden Häuserkampf gelingt es ihm, sich mit 40 Männern in einer Zisterne zu verstecken. Vespasian fordert: Kapitulation gegen Leben. Die eingeschlossenen Kämpfer entschließen sich zum Selbstmord, wobei das Los die Reihenfolge bestimmt. Flavius Josephus und noch ein Mann überleben, ergeben sich. Flavius Josephus wechselt die Seiten, wird nach seiner Weissagung, Vespasian und sein Sohn Titus würden einst Kaiser in Rom, zum Berater der Römer bei der Belagerung Jerusalems. Vergeblich sucht er den herodianischen Tempel zu retten, geht nach Rom, erhält Bürgerrecht, Villa und stattliche Pension. Fortan widmet er sich literarischen Arbeiten, verfasst bedeutende historische Werke. Ein kleinere Arbeit ist Vita (Leben), seine Autobiographie. Dort verteidigt er das Judentum gegen antijudaistische Vorwürfe und sich selbst gegen persönliche Kritik. Er schreibt auf Griechisch, wird neben Philon von Alexandria der wichtigste Autor des hellenistischen Judentums, stirbt 100. Der Verlust des Tempels bedeutet einen tiefen religiösen Einschnitt. Denn die Juden müssen von nun an ohne ihr Heiligtum auskommen. Langfristig wahren sie die jüdische Identität dadurch, dass neue Formen des Glaubenslebens einen Zusammenhalt auch ohne ein örtliches Zentrum ermöglichen. Talmud: Wenn jemand sein Haus streicht, soll er ein kleines Stück unvollendet lassen - in Erinnerung an Jerusalem. Wenn jemand ein Menu vorbereitet, soll er ein Teil des Menus weglassen - in Erinnerung an Jerusalem. Wenn eine Frau all ihren Schmuck anlegt, soll sie auf ein oder zwei Stück verzichten - in Erinnerung an Jerusalem. Nach den Römern folgten die Moslems als Besatzer Jerusalems. Heute verehren alle drei großen monotheistischen Weltreligionen den Bereich um den Tempelberg - manchmal aber scheint es, als ob ein Fluch über Jerusalem liegt. Israelis und Palästinenser streiten um den heiligen Berg. Sollte der Nahost-Konflikt - und mit ihm die symbolische Frage des Tempelbergs - eines Tages gelöst werden, dann - und nur dann - kann vielleicht die Zeit des wahrlich himmlischen Jerusalems beginnen.