Philoitios, der Führer der Hirten, zu Odysseus/dem Bettler:
Odysseus sei sicher gestorben.
"Schon als Jüngling hat er mich zum Hüter seiner Rinder gemacht, deren Zucht vortrefflich gedeiht, leider aber muss ich sie andern
zum Schmause daherführen! Auch wäre ich längst vor Ärger aus diesem Lande geflohen, wenn ich nicht immer
noch hoffte, Odysseus kehre dereinst zurück und jage diesen Schwarm auseinander."
"Kuhhirt", erwidert Odysseus, "bei Zeus schwöre ich dir, heute noch, und solange du im Palaste bist, kehrt Odysseus heim,
und deine Augen werden es schauen, wie er die Freier abschlachtet!"
Es geht dem apokalyptischen Ende zu, bei Don Giovanni und auf Ithaka ...
Leporello unterrichtet Don Giovanni, dass alle Gäste der Hochzeit im Haus seien, er Beschäftigung für Masetto gefunden habe,
dass die Rückkehr von Zerlina aber alles verdorben habe. Elvira habe er in einen leeren Raum gesperrt.
Der sorglose Don Giovanni ist ausgesprochen vergnügt und läuft zum Palast.
Garten. Zerlina folgt dem eifersüchtigen Masetto und versucht, ihn zu besänftigen. Don Giovanni führt beide ins Brautzimmer,
Leporello lädt zum Fest drei Maskierte ein, Elvira, Ottavio und Anna.
Ballsaal. Es erklingen Menuett, Kontre- und Deutscher Tanz. Don Giovanni führt Zerlina weg, während Leporello Masetto ablenkt.
Als Zerlinas Hilfeschrei zu hören ist, spielt Don Giovanni eine Komödie, indem er auf Leporello zustürzt und ihn der Verführung Zerlinas
anklagt. Da ihm niemand glaubt und er angegriffen wird, kämpft er sich den Weg durch die Menge frei.
Leporello muss als Don Giovanni verkleidet Elvira eine Botschaft bringen. Von Masetto und seinen Freunden überrascht,
flieht der falsche Leporello und verprügelt Zerlinas Bräutigam
KV 527 14. Finale Teil 1
KV 527 14. Finale Teil 2
MASETTO
Hurtig, hurtig, eh' er nahet,
Will ich mich bei Seite machen.
In der Nische werd' ich wachen,
Alles hör' ich dort mit an.
ZERLINA
Ach Masetto, was beginnst du?
Ach bitte, bitte, nicht verstecken!
Sicher wird er dich entdecken
Und dann ist's um dich getan.
MASETTO
Sag' und tu' er, was er wolle.
ZERLINA
Ah, er hört mich nicht, der Tolle!
MASETTO
Rede laut und bleib' hier stehen!
ZERLINA
Er ist taub für all' mein Flehen!
MASETTO
Sprich' mir laut und bleib' hier stehen!
Ich will seh'n, ob sie mir treu ist,
So nur komm' ich auf die Spur.
Geht in die Nische.
ZERLINA
O wie grausam, wie abscheulich, Dass er mir die Falle stellt!
DON GIOVANNI
Auf Ihr Freunde, munter, munter!
Nicht verlegen, liebe Leute!
Nur die Freude herrsche heute!
Tanzt und scherzet, trinkt und lacht.
Auf ihr Diener, führt geschwinde
Mir die Leute hier zum Mahle,
Füllet alle Weinpokale,
Jubel herrsch' in dieser Nacht!
DIE VIER DIENER
Auf ihr Freunde, munter, munter!
Nicht verlegen, liebe Leute!
Nur die Freude herrsche heute,
Tanzt und scherzet, trinkt und lacht!
Ulysses S. 714f.
2. November
Mozart KV 527 Don Giovanni
Odyssee
Odyssee 20, 241 - 274
Die Freier kommen. Sie haben Telemachs Ermordung verabredet.
Tiere werden geschlachtet, gebraten und verteilt; Diener mischen Wein in Krügen, der Sauhirt reicht die Becher umher,
Philoitios die Brote, den Wein schenkt Melanthios aus, das Mahl beginnt.
Telemach platziert Odysseus an die Schwelle des Saales auf einen unansehnlichen Stuhl. Auf dem Tischchen davor lässt er
ihm gebratenes Eingeweide auftragen, füllt seinen Becher mit Wein und spricht:
"Hier schmause ruhig, und ich rate niemandem, dich zu schmähen!"
Antinoos selbst ermahnt seine Freunde, den Fremdling gewähren zu lassen, denn er merkt wohl, dass derselbe
unter Zeus' Schutz steht.
Einladungen zum Essen, bei Odysseus und beim Komptur.
Haus der Donna Anna. Zu Elvira kommen Ottavio, Anna, Masetto und Zerlina, die den falschen Don Giovanni demaskieren.
Es wird Gewissheit, dass der wirkliche Don Giovanni der Mörder des Komturs ist. Dem enttarnten Leporello gelingt die Flucht.
Platz in Form eines Grabmals, Statue des Komturs. Leporello berichtet Don Giovanni, was geschehen ist. Eine Stimme
von der Statue befiehlt dem Wüstling, still zu sein; auf Befehl Don Giovannis liest Leporello die Inschrift auf dem Sockel:
Dell'empio che mi trasse al passo, estremo qui attendo la vendetta.
("Hier erwarte ich die Rache an dem Gottlosen, der mich erschlug"). Der Diener erzittert, aber der unverfrorene Don Giovanni lädt
voller Ironie die Statue zum Abendessen ein, sie nickt und antwortet: „Sì - Ja.“
Saal mit gedeckten Tisch. Elvira tritt ein in der Hoffnung, Don Giovanni zur Reue zu bewegen. Kurz nachdem sie abgegangen ist, hört man sie schreien. Giovanni schickt Leporello nach draußen, um nachzusehen. Auch Leporello schreit und berichtet nach seiner Rückkehr, dass die Statue gekommen sei. Sie klopft an Giovannis Tür; er verlangt von Leporello, sie zu öffnen. Leporello kommt dem nicht nach, sondern versteckt sich unter dem Tisch, Giovanni öffnet selbst. Nun erscheint die Statue des Komturs. Don Giovanni befiehlt, ein Gedeck aufzutragen. Die Statue will wissen, ob er mit ihr zum Essen komme. Don Giovanni sagt zu und schlägt ein. Die Kälte der Hand, die ihm der Komtur reicht, lässt Giovanni aufschreien, und er wird aufgefordert, zu bereuen und sein Leben zu ändern. Don Giovanni lehnt dies ab, die Statue meint nun, seine Zeit sei abgelaufen und geht ab. Flammen umschließen Don Giovanni, der meint, seine Seele zerreiße; unterirdische Chöre rufen, angesichts seiner Sünden sei dies wenig, und Leporello zeigt sich äußerst erschrocken. Schließlich wird Don Giovanni von der Erde verschlungen.
KV 527
Ulysses S. 715f.
3. November
Mozart KV 529 Des kleinen Friedrichs Geburtstag "Es war einmal, ihr Leutchen"
Odyssee 20, 275 - 302
Die Freier beim Schmaus.
Unter ihnen Ktesippos, von der Insel Same.
"Ihr Freier, höret, zwar hat der Fremdling längst seinen Anteil, so gut wie wir selber, und es wäre auch nicht recht,
wenn Telemach einen so vornehmen Gast überginge! Doch will ich ihm noch ein besonderes Gastgeschenk verehren;
er mag die Schaffnerin damit bezahlen, die ihm den Schmutz vom Leibe gewaschen hat!"
So höhnend zieht er einen Kuhfuß aus dem Korbe und schleudert ihn nach dem Bettler. Odysseus weicht aus, drängt mit
bitterem Hohn seinen Zorn in die Brust zurück; der Knochen klatscht an die Mauer.
Friedrich von Anhalt-Dessau ( 1769 bis 1814)
Homer hat in der Odyssee dem Ktesippos von der Insel Samos ein negatives Denkmal für seine Schandtat gesetzt,
Mozart dem Erbprinzen Friedrich ein positives - Homer und Amadé sicher aber ein durch und durch menschliches ...
Aus Prag schickt Amadée an Jacquin in Wien, um ihm seine Freundschaft zu versichern, einen Brief und legt das
Lied für eine Singstimme mit Klavierbegleitung bei, das er am 6. November 1787 komponiert.
Er entnimmt den Text dem Mildheimischen Liederbuch; der kleine Friedrich ist der Erbprinz von Anhalt-Dessau.
KV 529
Des kleinen Friedrichs Geburtstag
1.
Es war einmal, ihr Leutchen,
Ein Knäblein jung und zart,
Hieß Friedrich, war daneben
Recht gut von Sinnesart.
2.
War freundlich und bescheiden,
Nicht zärtlich und nicht wild,
War sanft wie kleine Schäfchen,
Und wie ein Täubchen mild.
3.
Auch war ihm in der Schule
Ein Jeder herzlich gut,
Denn Allen macht es Freude,
Und Allen war es gut.
4.
Einst hieß es: Brüder, morgen fällt
Sein Geburtstag ein!
Gleich riefen All' und Jede:
Der muß gefeiert sein.
5.
Da war des Wohlbehagens
Und jeder Freude viel,
Und wo man sah und hörte,
War Sang und Tanz und Spiel.
6.
Denn Alle, Alle freuten
Des frohen Tages sich,
Und Alle, Alle sangen:
Heil unserm Friederich!
7.
Und Gott im Himmel oben
Erhörte ihr Gebet.
Sein Segen folgt dem Knaben,
Da wo er geht und steht.
Joachim Heinrich Campe
Friedrich von Anhalt-Dessau aus dem Haus der Askanier war Erbprinz des Fürstentums Anhalt-Dessau und
nicht nur herzlich gut, sondern auch sehr fruchtbar.
Ab 1788 Offizier in preußischen Dienst, aus dem er Anfang Januar 1794 unter Beförderung zum Generalmajor entlassen wurde.
Friedrich, nie an der Regierung Anhalts beteiligt, starb drei Jahre vor seinem Vater
(weshalb diesem Friedrichs ältester Sohn als Fürst von Anhalt-Dessau folgte).
Nachkommen:
1) Auguste
2) Leopold IV. Friedrich Herzog von Anhalt
3) Georg
4) Paul
5) Luise
6) Friedrich August
7) Wilhelm
Ulysses S. 716
4. November
Mozart KV 530 Traumbild "Wo bist du, Bild"
Odysseus 20, 303 - 337
Telemach rügt den Ktesippos mit drohenden Worten.
Er solle sich glücklich schätzen, den Fremdling nicht getroffen zu haben. Sonst hätte er ihm die Lanze durch den Leib gestoßen.
Keiner solle sich mehr eine Ungebühr in seiner Wohnung erlauben!
Alle verstummen. Agelaos spricht:
"Telemach hat recht! Aber er und seine Mutter sollen jetzt ein Wort in Güte mit sich reden lassen. Solange noch
irgendeine Hoffnung vorhanden war, dass Odysseus jemals in seine Heimat zurückkehren könne, so war es begreiflich,
wenn man die Freier hinhielt. Jetzt aber ist es keinem Zweifel unterworfen, dass jener niemals zurückkommt.
Wohlan denn, Telemach, tritt zu deiner Mutter, bestimme sie, den Edelsten unter uns Freiern und der die
meisten Gaben bietet, zu wählen, damit du selbst hinfort ungeschmälert dein väterliches Erbe genießen kannst!"
Der Text, den Amadé vertont, stammt von Hölty, von ganz anderem Stil als die unmissverständliche Aufforderung
von Agelaos an Penelope.
Wie KV 529 komponiert Mozart das Lied für eine Singstimme mit Klavier 1787 in Prag für seinen Frund
Emilian Gottfried von Jacquin in Wien. Er durchbricht bewusst das formale Regelmaß durch geringfügige
asymmetrische Veränderungen.
KV 530
Wo bist du, Bild, das vor mir stand,
Als ich im Garten träumte,
In's Haar den Rosmarin mir wand,
Der um mein Lager keimte?
Wo bist du, Bild, das vor mir stand,
Mir in die Seele blickte,
Und eine warme Mädchenhand
Mir an die Wangen drückte?
Nun such' ich dich, mit Harm erfüllt,
Bald bei des Dorfes Linden,
Bald in der Stadt, geliebtes Bild,
Und kann dich nirgends finden.
Nach jedem Fenster blick' ich hin,
Wo nur ein Schleier wehet,
Und habe meine Lieblingin
Noch nirgends ausgespähet.
Komm selber, süßes Bild der Nacht,
Komm mit den Engelsmienen,
Und in der leichten Schäfertracht,
Worin du mir erschienen!
Bring' mit die schwanenweiße Hand,
Die mir das Herz gestohlen,
Das purpurrote Busenband,
Das Sträußchen von Violen.
Dein großes blaues Augenpaar,
Woraus ein Engel blickte;
Die Stirne, die so freundlich war,
Und guten Abend nickte;
Den Mund, der Liebe Paradies,
Die kleinen Wangengrübchen,
Wo sich der Himmel offen wies:
Bring' alles mit, mein Liebchen!
Ulysses S. 716ff.
Georgina Johnson: siehe 23. März
5. November
Mozart KV 531 Die kleine Spinnerin "Was spinnst du"
Odyssee 20, 338 - 362
Telemach weigert sich, seine Mutter zu drängen, einen der Freier zu wählen.
Seine Erklärung nehmen die Freier mit unbändigem Gelächter auf - Pallas Athene hat ihren Geist schon verwirrt;
auch das Fleisch essen sie halb roh und blutig auf: plötzlich füllen sich ihre Augen mit Tränen, von der größten
Ausgelassenheit fallen sie in tiefste Schwermut.
Dies alles bemerkt der Seher Theoklymenos.
"Was ist euch, ihr Armen? Eure Häupter sind ja wie in Nacht gehüllt, eure Augen sind voll Wassers, und aus eurem Munde
tönen Wehklagen! Und was schaue ich, an allen Wänden trieft Blut, Halle und Vorhof wimmeln von Gestalten des Hades,
und die Sonne am Himmel ist ausgelöscht!"
Die Freier verfallen wieder in Lustigkeit.
Eurymachos zu den andern:
"Dieser Fremdling, der sich erst seit kurzem in unserer Mitte befindet, ist wahrhaftig ein rechter Narr. Schnell, ihr Diener, wenn
er hier im Saale nichts als Nacht sieht, so führt ihn hinaus auf Straße und Markt!"
Das Lied für eine Singstimme und Klavier KV 531 Die kleine Spinnerin komponiert Amadé am 11. Dezember 1787 in Wien.
Wer den Text schrieb, wissen wir nicht.
KV 531
1.
Was spinnst du? fragte Nachbars Fritz,
als er uns jüngst besuchte;
dein Rädchen läuft ja wie der Blitz!
Sag an, wozu dir's fruchte!
2.
Komm lieber her zu uns ins Spiel! -
"Herr Fritz, das lass ich bleiben;
ich kann mir, wenn Er's wissen will,
so auch die Zeit vertreiben,
so auch die Zeit vertreiben"
3.
Was hätt' ich auch von euch, ihr Herrn?
Man kennt ja eure Weise,
Ihr neckt und scherzt und dreht euch gern
Mit Mädchen um im Kreise,
Erhitzt ihr Blut, macht ihr Gefühl
In allen Adern rege,
Und treibt, so bunt ihr könnt, das Spiel,
Dann geht ihr eurer Wege!
4.
Schier ist's, als wär'n in aller Welt
Zum Spaße nur die Mädchen.
Drum geht und spaßt, wo's euch gefällt,
Ich lobe mir mein Rädchen.
Geht, eure Weise ist kein nütz!
Wenn ich soll Seide spinnen,
So will ich, merk er sich's!, Herr Fritz,
Nicht Werg dabei gewinnen.
Ulysses S. 719
Schellfisch: Die Legende schreibt den schwarzen Fleck hinter der Brustflosse des Schellfischs dem Finger- und Damenabdruck
von Petrus zu, der, wie von Jesus angekündigt, im Maul eines Fisches einen Tempelgroschen fand.
6. November
Mozart KV 532 Terzett für Sopran, Tenor und Baßstimme "Grazie agl'inganni tuoi" von Metastasio
Odyssee 20, 363 - 383
Eurymachos will Theoklymenos den Seher zum Markt bringen lassen.
Theoklymenos entrüstet, und geht.
"Augen, Ohren und Füße sind gesund, auch ist bei mir der Verstand noch am rechten Ort; ich gehe von selbst, denn
der Geist weissagt mir das Unheil, das euch naht und dem keiner von euch entflieht."
Die Freier verhöhnen Telemach weiter.
"Schlechtere Gäste als du, Telemach, hat doch kein Mensch in der Welt beherbergt: einen ausgehungerten Bettler und einen
Narren, der wahrsagt! Wahrhaftig, du solltest mit ihnen durch Griechenland reisen und sie für gutes Geld auf den Märkten
sehen lassen!"
Der irische Opernsänger Kelly hatte zu Metastasios Canzonetta "La Libertà a Nice" eine kleine Melodie komponiert,
die Mozart, so Kelly in seinen "Reminicenses" von 1826, oft gespielt habe. Amadés Komposition ist ähnlich,
es könnte sich um eine Übernahme der Melodie handeln.
KV 532
La Libertà a Nice
Grazie agl’inganni tuoi,
Al fin respiro, o Nice,
Al fin d’un infelice
Ebber gli Dei pietà.
E non t’offenda il vero,
Nel tuo leggiadro aspetto,
Scopro alcun difetto,
Che mi parea beltà.
Dank deines Betrugs
atme ich wieder, o Nice, endlich haben die Götter sich eines Unglücklichen erbarmt.
Die Wahrheit verletze dich nicht:
in deiner anmutigen Erscheinung
entdecke ich nun Mängel, die ich
bisher für Schönheit gehalten habe.
Ulysses S. 720ff.
7. November
Mozart KV 533 Allegro und Andante für Klavier
Odyssee 20, 384 bis Schluss
Das Festmahl der Freier nähert sich seinem Höhepunkt.
Telemach sieht schweigend Odysseus an, immer darauf wartend, dass sein mächtiger Arm die schamlosen Freier bestrafe.
Penelope belauscht die Reden der übermütigen Männer, die mit lautem Lachen ihr Festmahl feiern.
Aber unlieblicher ward kein Abendschmaus noch gefeiert,
Als den bald die Göttin, mit ihr der starke Odysseus,
Jenen gab, die bisher so schändliche Greuel verübten.
Mozart komponiert - wie Telemach grübelnd über die Freier - das Allegro und Andante KV 533 am 3. Januar 1788 in Wien und
fasst es mit dem Rondo KV 494 zu einer Sonate zusammen. Im Allegro-Satz verbindet er die Sonatenform
mit kontrapunktischen Elementen. Im Andante mit seiner Melodik und den außergewöhnlichen harmonischen Wendungen
versinkt Mozart in ungewöhnliche Tiefen.
Die Sonate zeigt einmal mehr, wie intensiv Mozart sich mit Bach und Händel befasst hat.
KV 533
Ulysses S. 728f.
8. November
Mozart KV 534 Kontretanz (Das Donnerwetter)
Odysseee 21, 1 - 33
Athene gibt Penelope ein, den Freiern Bogen und Äxte zu bringen.
Sie holt aus der Schatzkammer des Königs den Bogen mit dem Pfeilköcher, die Odysseus einst von Iphytos geschenkt erhalten hatte.
Odysseus war als Bote der Gemeinde von Ithaka nach Messene zu Iphytos gereist, eine Forderung geltend zu machen,
weil Messener 300 Schafe samt Hirten aus Ithaka geraubt haten.
Ausgiebig setzt Amadé, um das Abenteuer mit Odysseus' Bogen vorzubreiten, Trommeln und Pauken ein.
Erst vor ein paar Jahren hat man die Orchesterfassung des Kontretanzes KV 534 in Budpast entdeckt.
Alledrdings stimmt die Orchestrierung nicht mit der von Mozart angegebenen überein, aber
"Das Donnerwetter" ist eine lebhafte kleine Skizze, wunderbar in die anderen Prgramm-Kontretänze passend.
KV 534
Ulysses S. 731f.
9. November
Mozart KV 535 Kontretanz (La Bataille)
Odyssee 21, 34 - 65
Penelope holt den Bogen.
Penelope mustert in der Schatzkammer die Kästen, wo Kleider und Geräte verwahrt liegen. Sie findet Bogen und
Köcher an einem Nagel hängen. Der Schmerz überwältigt sie, auf einem Stuhl, Bogen und Köcher auf dem Schoße,
sitzt sie lang in Tränen da. Endlich erhebt sie sich; die Waffen werden in eine Lade gelegt, mit welcher
ihr die Dienerinnen folgen.
Amadée bereitet mit seinem Kontretanz KV 535 das Spektakel vor.
Battaglia, das musikalische Schlachtengemälde ist Programmmusik und stellt den Kampf konkurrierender Armeen,
Gruppen oder Personen musikalisch dar. Es enthält meist zahlreiche Instrumentaleffekte, so die col-legno-Technik der
Streicher (mit der Bogenstange), oder Fanfaren als Schlachtenrufe der Blechbläser, Glockengeläut als Triumph- und
Friedenszeichen, Orgel und erweitertes Schlaginstrumentarium zur Imitation von Gewehrschüssen und Kanonensalven.
Es steht bis zum 18. Jahrhundert im Zusammenhang mit höfischen Zeremoniellen.
Lausch zeigt das Stück am 19. März 1788 in der Wiener Zeitung als "Die Belagerung von Belgrad" an.
General Laudon hat die Stadt dann am 7. Oktober 1789 im Russisch-Österreichischer Türkenkrieg (1787–1792) erobert.
Mozarts Kontretanz sieht den Krieg mit Kinderaugen oder eines vergnügungssüchtigen Wieners,
für den Krieg nur Farben, Trommeln und Jubelrufe bedeutet, während Penelope in Homers Odysee die
weibliche Sicht der Dinge repräsentiert.
Die Piano- und Forteteile werden abwechselnd von Paaren und Gruppen getanzt. Die Coda ist eine Marcia turca,
wo die Bässe ihre Saiten mit dem Bogenholz schlagen ...
KV 535
Ulysses S. 732ff.
10. November
Mozart KV 536 Sechs deutsche Tänze
Odyssee 21, 66 - 97
Penelope spricht zu den Freiern.
"Wohlan, ihr Freier, wer mich erwerben will, der gürte sich, es gilt jetzt einen Wettkampf! Hier ist der große Bogen meines
erhabenen Gemahls: Wer ihn am leichtesten spannt und durch die Löcher von 12 hintereinanderaufgestellten Äxten schießt,
dem will ich folgen als seine Gemahlin, will diesen Palast meines ersten Gatten mit ihm verlassen."
Sie befiehlt dem Sauhirten, den Freiern Bogen und Pfeile vorzulegen. Weinend empfängt Eumaios die Waffen aus der
Lade, breitet sie vor den Kämpfern aus; und auch der Rinderhirt weint.
Das ärgert Antinoos.
"Dumme Bauern, was macht ihr mit euren Tränen unserer Königin das Herz schwer! Sättigt euch beim Mahle, oder weinet
vor der Türe draußen! Wir aber, ihr Freier, wollen uns an den schweren Wettstreit machen; denn diesen Bogen da zu spannen
dünkt mich gar nichts Leichtes. Unter uns allen ist kein Mann wie Odysseus; ich erinnere mich seiner noch wohl, obgleich ich damals noch ein kleiner Knabe war."
In seinem Herzen aber denkt Antinoos nur an sich, wie er die Bogensehne spannt und den Pfeil durch die Äxte hindurchfliegen sieht.
Der Showdown läuft: Die Freier scharen sich um den Bogen, die Tänzer tanzen ...
Die 6 Deutschen Tänze KV 536 schreibt Mozart am 27. Januar 1788. Die Blasinstrumente machen den Reiz der Musik aus.
In Nr. 1 überträgt Amadée einfach den Anfang seines Kontretanzes La Batille, KV 535 in den 3/4-Takt - der Tanz selbst geht
wahrscheinlich auf eine Volkslied oder einen populären Marsch zurück.
Die Verzierungen im 2. Teil des Trios sind alpenländischer Herkunft, und das Trio beruht - wie KV 606 - auf einem Tiroler
Volkslied. Nr 5 steht dem Rhythmus böhmischer Volksmusik nahe. Einen würdevollen Abschluss bildet Nr. 6:
Chromatische Melodien und Opernanspielungen (z. B. Zitate aus Figaro) lässt Mozart erklingen.
Und er neben sich selbst auch Sarti:
Eine Melodie aus dessen komischer Oper Fra due litiganti il terzo gode, die Mozart auch als Bläsermusik in der
Tafelszene im Finale von Don Giovanni bringt ...
KV 536
Ulysses S. 734ff.
11. November
Mozart KV 537 Konzert für Klavier ("Krönungs-Konzert")
Odyssee 21, 98 - 129
Der Bogenwettkampf wird vorbereitet.
Der erste Pfeil wird zufällig Antinoos beschieden.
Da steht Telemach auf:
"Fürwahr, Zeus hat mir meinen Verstand genommen! Meine Mutter erklärt sich bereit, dieses Haus zu verlassen und
einem Freier zu folgen, und ich lache dazu. Wohlan, ihr Freier, ihr wagt den Wettkampf um ein Weib, wie in ganz
Griechenland keines mehr ist. Doch das wisset ihr selbst, und ich brauche meine Mutter nicht zu loben.
Drum ohne Zögern den Bogen gespannt! Hätte ich doch selbst Lust, mich im Wettkampf zu versuchen; dann, wenn ich euch besiegte,
würde mir die Mutter das Haus nicht verlassen!"
Dann wirft Telemach Purpurmantel und Schwert von der Schulter, zieht eine Furche in den Estrich des Saals, bohrt die Äxte,
eine um die andere, in den Boden und stampfte die Erde wieder fest. Alle bewundern seine Kraft und sichere Genauigkeit.
Er greift nach dem Bogen und versucht ihn zu spannen, dreimal versagt ihm die Kraft. Als es ihm beim vierten Mal gelingen
will, hält ihn ein Wink vom Vater zurück.
Leopold II.
1790 bis 1792 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches
König von Böhmen, Kroatien und Ungarn
"Krönungskonzert" hat der Verleger André das KV 537 genannt. Amadé hat das Klavierkonzert Nr. 26 in D-Dur - komponiert 1788 -
erstmals am 17. April 1789 in Dresden (im Rahmen seiner Berlin-Reise mit dem Fürsten Lichnowsky) und am
17. Oktober 1790 in Frankfurt am Main anlässlich der Krönung Leopolds II. (das letzte große Ereignis des Heiligen
Römischen Reiches. Man hoffte auf eine lange Friedenszeit unter einem als Titus verklärten fähigen Herrscher).
Mozart komponiert anlässlich der Krönung in Prag die Oper La clemenza di Tito.
In - wie immer - großer Eile niedergeschrieben (im Solopart notiert Mozart größtenteils die linke Hand nicht),
hält das Konzert einige Überraschungen bereit. Es ist locker gefügt, mit dem Nachdruck auf dem melodischen Geschehen,
reich an virtuosem Figurenwerk - und dabei mit einem ganz einfachen und schönen A-dur-Larghetto als Mittelsatz,
ein Vorgriff auf vor- und frühromantische Konzerte, schon in der Nähe des frühen Beethoven. Das zweite Thema des
Finalrondos ist in der Durchführung von Bedeutung und zeigt, dass Mozart vor allem in den Finalsätzen immer
nach neuen Gestaltungsprinzipien sucht.
Es war im 19. Jahrhundert sein beliebtestes Konzert.
KV 537
Ulysses S. 738ff.
12. November
Mozart KV 538 Arie für Sopran "Ah se in ciel"
Odyssee 21, 130 - 163
Telemach gibt es auf, den Bogen zu spannen.
Antinoos teilt die Reihenfolge ein.
Leiodes, der Opferer und der einzige, dem der Unfug der Freier zuwider war und der die ganze Rotte hasst, bemüht
sich vergebens, den Bogen zu spannen.
"Tu es ein anderer, ich bin der Rechte nicht! und vielleicht ist keiner in der Runde, der es vermag."
Und nocheinmal ist es Aloysia, seine Schwägerin Lange, für die Amadé ihre letzte Arie, ein Bravourstück, im März 1788 schreibt.
Er wählt wiederum einen Metastaio-Text. Höchst virtuos ist der Gesangspart und überreich an Koloraturen.
Das Stück wirkt durch das große Orchester-Vorspiel und die Anlage des Da-capo, das an eine sinfonische Reprise erinnert,
sehr konzertant. Mozarts Arie KV 538 ist unverdientermaßen viel zu wenig bekannt.
KV 538
LISINGA
Ah se in ciel, benigne stelle,
La pietà non è smarrita,
O toglietemi la vita,
O lasciatemi il mio ben!
Voi, che ardete ognor sìi belle
Del mio ben nel dolce aspetto,
Proteggete il puro affetto
Che ispirate a questo sen.
LISINGA
Ach ihr gütigen Sterne, wenn im Himmel
das Erbarmen nicht verschwunden ist,
so nehmt mir entweder das Leben,
oder laßt mir mein geliebtes Gut!
Ihr, die ihr jederzeit so schön leuchtet
im süßen Anblick meines Liebsten,
schützt die reine Neigung,
die ihr in dieser Brust entfacht habt.
Ulysses S. 741ff.
13. November
Mozart KV 539 Ein deutsches Kriegslied "Ich möchte wohl der Kaiser sein"
Odyssee 21, 163 - 198
Die Freier versuchen den Bogen zu spannen.
Antinoos gebietet dem Rinderhirten Melanthios, Feuer zu machen und Talg zu holen, um den ausgedörrten Bogen zu
wärmen und zu schmieren, vergebens. Zuletzt sind nur noch Antinoos und Eurymachos übrig.
Draußen begegnen sich Rinder- und Sauhirt. Odysseus/der Bettler folgt ihnen, er fragt sie leise und vertraulich:
"Ihr Freunde, ich möchte wohl ein Wort mit euch reden, wenn ich mich auf euch verlassen kann; sonst schwiege
ich lieber. Wie wär es, wenn den Odysseus jetzt plötzlich ein Gott aus der Fremde zurückführte? Würdet ihr die Freier verteidigen
oder ihn? Redet unverhohlen, ganz wie es euch ums Herz ist."
Grigori Alexandrowitsch Potjomkin und Sultan Abdülhamid I.
Damals alles wie heute auf dem Balkan:
Auf der Krim war ein formell unabhängiger Krimtartarenstaat gegründet worden. 1782 drängt der politisch einflussreiche Günstling
Potjomkin Zarin Katharina II. mit Erfolg, die Krim zu besetzen. Als Vorwand dienen Familienstreitigkeiten in der Familie der Khane.
Der von Russland unterstützte Khan trat die Krim an die Zarin ab. Für einen Krieg war das osmanische Reich zu schwach,
zumal es auch mit einem Kriegseintritt Österreichs rechnen musste. Die Annexion wird 1784 anerkannt. Potjomkin begann
unmittelbar danach mit der Gründung des Kriegshafens Sewastopol und anderer Städte.
In einer prunkvollen Reise begeben sich Zarin, Hofgesellschaft und ausländische Gesandte 1787 selbst an die Krim
(- im Laufe der Reise entstanden die Potjomkinschen Dörfer!). Dort trifft Katharina mit dem inkognito angereisten
Joseph II. zusammen, sie vereinbaren einen gemeinsamen Krieg gegen das Osmanische Reich. Die internationale
Lage scheint günstig, weil - nach dem Tod Friedrichs II. - von Preußen keine Störung erwartet wird.
Sie haben aber die Lage falsch eingeschätzt: 1787 beginnt das osmansiche Reich einen Präventivkrieg, dann wird die
russische Flotte durch Sturm außer Gefecht gesetzt, Kriegserklärung Schwedens, Bündnis Preußen mit dem
osmanischen Reich, das hochgesteckte Kriegsziel, das osmanische Reich zu zerschlagen, wird verfehlt.
Ein bekannter Wiener Komiker, Friedrich Baumann vom Leopoldstädter Theater in Wien, trägt das Lied
"Ich möchte wohl der Kaiser sein" vor - zu Beginn dieses Kriegs von Johann Wilhelm Ludwig Gleim geschrieben.
Und am 19. März 1788 ist in der Wiener Zeitung angezeigt, dass sowohl die Stimmen wie der Klavierauszug zu haben sind
in der Lauschschen Musicalienhandlung Kärntner Straße:
Neues Kriegslied eines deutschen Soldaten des Herrn Kapellmeisters
Mozart in wirkl. Diensten Sr. Majestät des Kaisers.
KV 539
Ich möchte wohl der Kaiser sein!
Den Orient wollt ich erschüttern,
Die Muselmänner müssten zittern,
Constantinopel wäre mein!
Ich möchte wohl der Kaiser sein!
Ich möchte wohl der Kaiser sein!
Athen und Sparta sollten werden
Wie Rom die Königin der Erden,
Das Alte sollte sich erneun,
Ich möchte wohl der Kaiser sein!
Ich möchte wohl der Kaiser sein!
Die besten Dichter wollt ich dingen,
Der Helden Taten zu besingen,
Die goldnen Zeiten führt ich ein!
Ich möchte wohl der Kaiser sein!
Ich möchte wohl der Kaiser sein!
Weil aber Joseph meinen Willen
Bei seinem Leben will erfüllen
Und sich darauf die Weisen freun,
So mag er immer Kaiser sein!
Ulysses S. 753ff.
Rudy: siehe bei 1. Februar
14. November
Mozart KV 540 Adagio für Klavier h-moll
Odyssee 21, 199 - 230
Vor dem Bogenschiessen.
Odysseus hat dem Rinder- und Sauhirten die Treuefrage gestellt.
Als sie diese positiv beantworten, gibt Odysseus sich zu erkennen.
"Nach unsäglichen Leiden komme ich im zwanzigsten Jahr zurück in meine Heimat, und ich sehe, daß ich euch beiden willkommen bin,
euch allein unter allem Gesinde; denn keinen unter allen hörte ich jemals um meine Wiederkehr zu den Göttern flehen.
Dafür will ich auch jedem von euch, wenn ich die Freier bezwungen habe, ein Weib geben,
Äcker schenken, Häuser bauen, ganz nahe bei meinem Hause, und Telemach soll euch behandeln wie seine leiblichen Brüder."
Er zeigt ihnen seine Narbe. Beiden Hirten beginnen zu weinen, umschlingen ihren Gebieter, küssen ihm Gesicht und Schultern.
Auch Odysseus küsst die treuen Knechte. Dann sollen sie einzeln, einer nach dem andern, in den Saal gehen.
Penelope, Eurykleia, Telemach und die treuen Hirten sind oft in den 20 Jahren Abwesenheit von Odysseus
in solche Adagio-Tongefilde gefallen - KV 540: Ein "Karfreitagssatz" oder ein "Tombeau", ein Stück zur Erinnerung an einen
lieben Verwandten.
Über seine Entstehung ist nichts bekannt. Das vollendeste Adagio in Moll seiner Art, zugleich auch das Trostloseste,
was Amadé je komponiert hat. Es muss ihm am 19. März 1788 in einer ernsten, schweren Stunde aus der Feder geflossen sein.
In dem sonatisch gestalteten Satz konfrontiert er die schmerzerfüllte, ausducksvolle Klage mit einem lichteren zweiten Thema. Mozart verarbeitet Vorhalte, Seufzer, Stimmtausch und Kontrapunkt, bestimmt damit Klang- und Satzbild. Mit der unerhört kühnen Harmonik des Druchführungsteils gleitet er in weit entfernt liegende Tonartenbereiche.
Die Coda schließt nach der Darstellung von so viel Leid in H-dur.
Wessen Mozart so eindringlich in Tönen gedachte, das wird wohl immer sein Geheimnis bleiben. Das Stück wird erst 1796
postum veröffentlicht; es weist auf Schubert voraus.
KV 540
Kapitel 16: Eumaios
Ulysses S. 759f.
Rudy: siehe 1. Februar
15. November
Mozart KV 540a Don Giovanni - Aria "Dalla sua pace"
Odysseus 21, 231 - 262
Odysseus hat sich dem Rinderhirten Philoitios und Sauhirten Eumaios zu erkennen gegeben.
Die Freier würden es nicht gestatten, ihm Bogen und Köcher zu geben. Eumaios solle den Bogen Odysseus reichen.
Zugleich soll er den Weibern befehlen, die Hintertüre fest zu verriegeln; auch wenn sie inwendig im Saale Lärmen von Männerstimmen
und Stöhnen hörten, keine solle sich aus der Türe wagen. Philoitios soll das Hoftor verreigeln und ein Seil ums Schloß binden.
Eurymachos dreht gerade den Bogen unermüdlich über dem Feuer, es gelingt ihm aber nicht, die Sehne zu spannen,
er stöhnt unmutig:
"Nicht so sehr um Penelopes Hand gräme ich mich, denn es gibt der Griechinnen noch genug in Ithaka und anderwärts;
sondern dass wir gegen den Helden Odysseus so ganz kraftlos erscheinen sollen; darüber werden uns die Enkel noch verspotten!"
Antinoos schlägt vor, da heute das Fest von Apollon gefeiert werde, das Geschoss weg zu legen, wieder eins trinken,
morgen dem Apollo zu opfern und dann den Bogenkampf zu vollbringen.
Wie sich der Strick um den Hals der Freier immer enger zieht, so schöpft auch die Umgebung Don Giovannis mehr und mehr
Verdacht gegen ihn.
In der Wiener Uraufführung des Don Giovanni im April 1788 singt Francesco Morella den Don Ottavio. Ihm legt Amadé die
nachkomponierte Aria "Dalla sua pace" in den Mund. Drei Stücke (KV 540 a, b und c) sind Nachkompositionen für
die Wiener Aufführung. Die Texte stammen aus dem Libretto Lorenzo da Pontes.
KV 540a
DON OTTAVIO
Dalla sua pace la mia dipende;
Quel che a lei piace vita mi rende,
Quel che le incresce morte mi dà.
S'ella sospira, sospiro anch'io,
è mia quell'ira, quel pianto è mio
e non ho bene s'ella non l'ha.
OTTAVIO Ihr Friede ist der meine, was ihr gefällt, schenkt mir Leben,
was ihr missfällt, ist mein Tod. Wenn sie seufzt, seufze ich auch, mein ist ihr Zorn, mein sind ihre Tränen,
ich habe kein Glück, wenn sie es nicht hat.
Ulysses S. 761ff.
16. November
Mozart KV 540b Don Giovanni - Duetto Zerlina-Leporello "Per queste due manine"
Odyssee 21, 263 - 294
Die Freier haben, nach dem vergeblichen Versuch, den Bogen zu spannen, beschlossen, erst morgen nach dem Opfer für Apollon
den Kampf durchzuführen.
Jetzt wendet sich Odysseus/der Bettler an die Freier:
"Ihr tut wohl daran, heute zu rasten; morgen wird euch hoffentlich Apollo den Sieg verleihen. Einstweilen gestattet mir, den Bogen zu erproben und zu versuchen, ob in den elenden Gliedern noch etwas von der alten Kraft geblieben ist."
Antinoos fährt ihn an:
"Fremdling, bist du ganz von Sinnen? Betört dich der Wein?"
Die drei Stücke KV 540a, 540b und 540c sind, wie gesagt, Nachkompositionen für die Wiener Aufführung des Don Giovanni
im April 1788. Die Texte stammen aus dem Libretto Lorenzo Da Pontes.
Das Duett von Zerlina und Leporello "Per queste tue manine" singen Luisa Mombelli und Francesco Benucci,
die erste Gräfin und der erste Figaro in Le nozze di Figaro.
In einer Arie hat Ottavio erneut das Schicksal seiner Braut beklagt ("Il mio tesoro intanto"). Leporello wird wieder
eingefangen und von Zerlina an einen Stuhl gefesselt, bis es ihm schließlich gelingt, sich zu befreien, eben das Duett KV 540b.
(Diese Szene lassen - im Gegensatz zu den anderen neu eingefügten Teilen - heutige Aufführungen in der Regel aus.
Auch auf Schallplatteneinspielungen fehlt diese komödiantisch-burleske Szene häufig).
KV 540b
LEPORELLO
Per queste tue manine
Candide e tenerelle,
Per questa fresca pelle,
Abbi pietà die me!
ZERLINA
Non v'è pietà, briccone:
son una tigre irata,
Un aspide, un leone,
Non no, pietà non v'è!
LEPORELLO
Ah, di fuggir si provi!
ZERLINA
Zei motro,si ti movi
LEPORELLO
Barbari, ingiusti dei,
In mano di costei
Chi capitar mi fe'?
ZERLINA
Barbaro traditore,
el tuo padrone il core
Avessi qui con te!
LEPORELLO
Deh, non mi stringer tanto!
L'anima mia sen va.
ZERLINA
Sen vada, sen vada, o resti
Intanto non partirai di qua!
LEPORELLO
Che strette, oh dei, che botte!
È giorno, ovver è notte?
ZERLINAD
i gioia e di diletto
Sento brillarmi il petto:
Così, così cogli uomini,
Così, così si fa!
LEPORELLO
Che scosse di tremuoto,
Che buia oscurità!
LEPORELLO Bei diesen deinen weißen und zarten Händchen,
bei dieser frischen Haut, hab Erbarmen mit mir!
ZERLINA Kein Erbarmen, du Schurke:
Ich bin eine wütende Tigerin, eine Natter, eine Löwin,
nein, nein, ich habe kein Erbarmen.
LEPORELLO
Ach, ich muss versuchen
zu flüchten!
ZERLINA
Du bist tot, wenn du dich rührst!
LEPORELLO
Grausame, ungerechte Götter,
wie konnte ich
in ihre Hände fallen?
ZERLINA
Grausamer Verräter,
Hätte ich nur das Herz
deines Herrn hier mit dir.
LEPORELLO
Bitte, peinige mich nicht so,
mein Geist schwindet.
ZERLINA
Ob er das tut oder nicht,
du bleibst hier!
LEPORELLO
Welch ein Schlag, welch ein Hieb!
Ist es Tag oder Nacht?
ZERLINA
Vor Freude und Vergnügen
fühle ich mein Herz glühen.
So, nur so
muß man Männer behandeln
LEPORELLO
Welch ein erschütterndes Erdbeben,
welch ein tiefes Dunkel.
Ulysses S. 763ff.
Corley: Gestalt aus "Zwei Kavaliere", der 6. Geschichte in Joyce' "Dubliners":
Zwei junge Männer Anfang dreißig schlendern durch den frühen Augustabend und unterhalten sich über das anstehende Rendezvous
des einen mit einem Dienstmädchen. Corley, ihr Verehrer, ist ein dicker, selbstzufriedener, langsam denkender und watschelnd gehender
Sohn eines Polizeiinspektors auf seinem Weg in die Kleinkriminalität: Er will das in ihn verliebte Mädchen dazu bringen, an diesem Abend für
ihn seine Herrschaften zu bestehlen.
Während das Paar zunächst per Tram zu einem bequemen Plätzchen in einen von Dublins Vororten fährt, wartet Lenehan, der andere,
ungeduldig auf den Ausgang der Geschichte. Er ist der sportlichere der beiden Männer, forsch und unerschrocken, kleiner und klüger –
aber dennoch am Rande der Verzweiflung über die Ausweglosigkeit seiner Lebenslage: Keine geregelte Arbeit, kein Geld, kein Heim. Nachdem er
die Wartezeit mit seiner Wanderschaft durch die nächtlichen Straßen Dublins herumgebracht hat, präsentiert ihm sein Freund tatsächlich
den Erfolg des Abends: eine kleine ihrer Herrschaft gestohlene Goldmünze.
Der Sieger der Erzählung ist Corley, der mit seinen familiären Beziehungen, seinen Einstellungen und seiner Statur die Lähmung dieser
Stadt personifiziert. Lenehan dagegen besitzt zwar eine Anzahl Talente und ist „ausgestattet mit einem gewaltigen Vorrat an Geschichten,
Limericks und Rätseln“ (Vorlieben auch von Joyce), aber alle Anstrengungen haben seine prekäre Lage bisher nicht verbessert. Welche Zukunft kann
Dublin aber haben, wenn nicht einmal der fast sympathische Lenehan eine hat?
17. November
Mozart KV 541 Ariette für Baß "Un bacio di mano"
Odyssee 21, 294 - 329
Antinoos beschimpft Odysseus/den Bettler, was er sich erlaube, den Bogen spannen zu wollen:
"Betört dich der Wein? Willst du Hader beginnen wie der Zentaur Eurytion auf der Hochzeit des Peirithoos? Bedenke,
dass dieser zuerst das Verderben selbst fand, so soll auch dich das Unheil treffen, sobald du den Bogen spannst,
und du wirst keinen Fürsprecher mehr unter uns finden!"
Penlope mischt sich ein:
"Antinoos, wie unziemlich wäre es, den Fremdling vom Wettkampf ausschließen zu wollen! Fürchtest du etwa,
wenn es dem Bettler gelänge, den Bogen zu spannen, er würde mich als Gattin heimführen? Schwerlich macht er
sich selbst diese Hoffnung. Bekümmere sich nur deswegen keiner von euch in seinem Herzen!
Das wäre ja unmöglich!"
Eurymachos: "Nicht das fürchten wir, oh Königin, nein! sondern wir fürchten nur die Nachrede bei den Griechen,
dass nur schlechte Männer, von denen keiner vermocht hat, den Bogen des unsterblichen Helden zu spannen,
um seine Gattin geworben haben; zuletzt aber sei ein Bettler aus der Fremde gekommen, der habe
den Bogen ohne Anstrengung gespannt und durch die Äxte geschossen!"
Amadé nimmt mit der Ariette - wie Homer in der Bogenschuss-Szene - etwas vorweg, nämlich ein Motiv
des ersten Satzes seiner Jupiter-Sinfonie, die er einige Monate später komponiert.
"Un bacio di mano” ist eine Einlagearie für die Opera buffa 'Le gelosie fortunate' von Pasquale Anfossi.
Der Sänger der Wiener Aufführung ist Francesco Albertarelli, der erste Don Giovanni. Im Original-Libretto fehlt
der Text der im Juni 1788 entstandenen Komposition. Vermutlich baute ihn Lorenzo Da Ponte in das Wiener Textbuch ein.
KV 541
M. GIRÒ
Un bacio di mano
Vi fa maraviglia,
E poi bella figlia
Volete sposar.
Voi siete un po'tondo,
Mio caro Pompeo,
L'usanze del mondo
Andate a studiar.
Un uom, che si sposa
Con giovin vezzosa,
A certi capricci
Dee libere voglie
Lasciar alla moglie,
Dee sempre le porte
Aperte Iasciar.
Dee chiudere gli occhi,
Gli orecchi, la bocca,
Se il re degli sciocchi
Non vuole sembrar.
M. GIRÒ
Über einen Handkuss seid Ihr verwundert,
und ein schönes Mädchen wollt Ihr heiraten?
Ihr seid ein wenig naiv, mein lieber Pompeo.
Geht erst einmal, die Usancen
der großen Welt studieren.
Ein Mann, der sich mit einem
reizenden jungen Mädchen verheiratet
muss auf gewisse Launen
vorher verzichten.
Er muss der Gattin
den freien Willen
und immer die Türen
offen lassen.
Er muß die Augen,
die Ohren und den Mund schließen,
wenn er nicht als der König der Narren
erscheinen will.
Ulysses S. 768ff
Eblana=Dublin
18. November
Mozart KV 542 Trio für Klavier, Violine und Violoncell
Odyssee 21, 330 - 360
Penelope spricht für den Bettler, er soll den Bogen spannen dürfen:
"Der Fremdling ist nicht so schlecht, als ihr wähnet, sehet ihn nur recht an, wie groß und gedrungen sein Gliederbau ist!
Auch er rühmt sich eines edlen Mannes als Erzeuger. So gebet ihm denn den Bogen! Spannt er ihn, so soll er nichts
weiter von mir haben als Mantel und Leibrock, Speer und Schwert und Sohlen unter die Füße.
Damit mag er hinziehen, wohin sein Herz begehrt." Telemach fällt ihr ins Wort:
"Mutter, über den Bogen hat kein Achaier zu gebieten als ich, und keiner soll mich mit Gewalt davon abhalten,
und wollte ich ihn dem Fremdling auf der Stelle schenken, damit in die weite Welt zu gehen.
Du aber, Mutter, geh in dein Frauengemach zu Webstuhl und Spindel, das Geschoss gebührt den Männern."
Staunend fügt sich Penelope der entschlossenen Rede des verständigen Sohnes.
Nun bringt der Sauhirt den Bogen, während die Freier ein wütendes Geschrei erheben.
Die Dramatik des Trios begleitet den Disput der Freier, der ihrem Untergang vorhergeht ...
Die Musikgelehrten streiten, ob das Trio KV 542 vom 23. Juni 1788 oder KV 563 (oder beide) als "Puchberg-Trio"
zu bezeichnen sind. Jedenfalls fragt Amadé im Juni 1788 bei seinem Freund Puchberg an, ob er nicht wieder eine
kleine Musik in seinem Hause machen wolle: "Ich habe ein neues Trio geschrieben". Das war jedenfalls das E-dur-Trio.
Johann Michael Puchberg (geb. 1741) war ein Wiener Geschäftsmann, gehörte
verschiedenen Wiener Loge an und dürfte Mozart auch über die Freimaurer kennengelernt haben.
Mozart hat zahlreiche "Bitt- und Bettelbriefe" um größere oder kleinere Summen an ihn gerichtet -
peinlich-demütigende Zeugnisse einer materiellen Not, in die er ab 1787 geraten war und deren Ursachen
bis heute rätselhaft geblieben sind - bis zu Mozarts Tod war die geliehene Summe auf immerhin ca. 1.415 Gulden
(etwa 60.000 €) angewachsen.
Constanze übrigens, Mozarts Witwe, hat diese Schulden an Puchberg nach und nach zurückbezahlt, als sich für den edlen
Gönner das Blatt gewendet hatte: Puchberg stirbt verarmt 1822.
Es ist das bedeutendste Klaviertrio, das Mozart geschrieben hat, zeitlich in unmittelbarer Nachbarschaft
zu den drei großen letzten Symphonien. Gleich im Hauptthema des ersten Satzes
führt Mozart eine charakteristische chromatische Wendung ein, und das zweite Thema
legt in seiner Behandlung plötzlich einen ganz überraschenden kontrapunktischen Tiefsinn
an den Tag. Der zweite Satz ist ein zierliches Andante grazioso in A-dur, mit reizvoller Melodik,
die sich in seltsam fremd anmutenden Molltrübungen verliert. Als Schlußsatz schreibt Mozart,
wie in den Konzerten, ein großangelegtes Rondo mit durchaus ins Virtuose gesteigerten Formabschnitten,
wo sich Violine und Violoncello gelegentlich gegen das Klavier zusammenschließen, besonders in einigen
prägnanten parallelen Oktavgängen zum Ende des Werkes.
KV 542
Ulysses S. 772ff.
19. November
Mozart KV 543 Sinfonie Nr. 39 Es-Dur
Odyssee 21, 361 - 392
Der Sauhirt holt den Bogen, wird von den Freiern beschimpft.
"Wohin mit dem Geschoss, du Rasender? Juckt es dich, von deinen eigenen Hunden bei den Schweineställen zerrissen zu werden?"
Erschrocken legt er den Bogen von sich; Telemach aber ruft mit drohender Stimme:
"Hierher mit dem Bogen, Alter! Du hast nur einem zu gehorchen, sonst jage ich dich mit Steinen hinaus, obgleich
ich der Jüngere bin. Wäre ich nur den Freiern überlegen, wie ich dir es bin!"
Die Freier lachen, der Sauhirt reicht dem Bettler den Bogen, dann befiehlt er der Schaffnerin, die Pforten des Hintergemachs zu
verriegeln, Philoitios eilt aus dem Palaste und verriegelt sorgfältig die Türe des Vorhofs.
Auch Mozart geht dem Abschluss seiner Gesamtkomposition entgegen.
Höhepunkt des sinfonischen Schaffens Amadés sind die 1788 in der unglaublich knappen Zeit von knapp zwei Monaten
entstandenen drei letzten Sinfonien (KV 543, 550, 551). Sie tragen allesamt einen individuellen Ausdruck.
Die heitere, festliche Es-Dur-Sinfonie beginnt Mozart mit einer langsamen Einleitung, die er mit würdevollen,
harmonisch spannungsvoll punktierten Akkorden bestimmt.
Im ersten Thema des folgenden Allegro setzt er sich über das Schema des Sonatensatzes hinweg:
er gestaltet es nicht männlich-heroisch, sondern zart und gesanglich. Einen schmerzlichen Asudruck
verleiht Amadé dem schlichten Thema des Andante, das er zunächst auf die Streicher beschränkt,
mit dem Einsatz der Bläser. Er vereinheitlicht mit fortwährender Punktierung den Satz.
Einem höfischen Menuett mit ländlerartigem Trio schließt er den Finalsatz an, mit dessen Thema,
das den gesamten Satz durchzieht, er uns aufmuntert.
KV 543
Ulysses S. 774ff.
20. November
Mozart KV 545 Sonate für Klavier
Odyssee 21, 393 - Schluss
Vor dem Bogenkampf.
Odysseus beschaut sich den Bogen von allen Seiten, ob in der langen Zeit die Würmer nicht das Holz zernagt oder sonst
ihm etwas fehle. Die Freier fragen sich, ob er wohl selbst einen ähnlichen zu Hause habe, oder ob er sich einen anderen darnach
bilden wolle?
Nachdem Odysseus den gewaltigen Bogen von allen Seiten geprüft, spannt er ihn nur leichthin, wie der Sänger die Saiten
eines Lautenspiels, greift mit der rechten Hand in die Sehne und versucht ihre Spannkraft, die einen hellen Ton von sich
gibt, wie das Zwitschern der Schwalbe. Die Freier alle durchzuckt ein Schmerz, sie erblassen. Zeus aber donnert vom Himmel
mit unheilvoller Vorbedeutung. Odysseus greift sich Pfeil, zieht die Sehne, und schießt mit sicheren Augen zielend, den aufgelegten
Pfeil ab. Keine Axt verfehlt der Schuß: der Pfeil fliegt vom vordersten Öhr hindurch bis aus dem letzten.
Dann sagt er zu Telemach:
"Nun, der Fremdling in deinem Palaste hat dir keine Schande gebracht, Telemach! Meine Kraft ist noch ungeschwächt,
sosehr mich die Freier verhöhnt haben. Jetzt aber ist es Zeit, dass wir den Achaiern den Abendschmaus geben, noch eh es Nacht wird,
dann folge Lautenspiel und Gesang und was sonst noch das festliche Mahl erfreuen mag."
Es ist "Eine kleine Klavier Sonate für Anfänger" vom 26. Juni 1788 in Wien, die Amadé zum Schmaus der Freier spielen wird.
Die "Sonata facile" genannte Sonate KV 545 ist Mozarts populärste Klaviersonate, sie avancierte zum festen Bestandteil
pianistischer Ausbildung. Leichtere Spielbarkeit hat sich mit hohem musikalischen Anspruch verbündet.
Der klare und doch nicht stereotype formale Aufbau und der raffinierte Umgang mit einfachen Motiven zeigen, dass
Mozart auch den angehenden Tonsetzer didaktisch im Auge hat, sind doch zu seiner Zeit Interpret und Komponist
oft eine Person. Vor allem der erste Satz musste zahlreiche Verarbeitungen (u. a. von Georg Kreisler) über sich ergehen lassen.
KV 545
Ulysses S. 779ff.
Der ärmliche Junge Lazarillo, Freund Don Cesars, der zum Tod durch Erschießen verurteilt ist, rettet diesen,
indem er die Kugeln aus den Musketen des Erschießungskommandos entfernt.
Don José, der Cesar nach dem Leben trachtet, zwingt den Jungen auf diesen zu schießen; die Kugel bleibt jedoch in
dessen Hut stecken.
21. November
Mozart KV 546 Adagio und Fuge für 2 Violinen, Viola, Violoncell
Odyssee 22, 1- 30
Odysseus/der Bettler hat den Bogen gespannt und durch die Axtöhren geschossen.
Er streift sich die Lumpen ab, springt auf die hohe Schwelle und ruft:
"Der erste Wettkampf ist nun vollbracht, ihr Freier! Nun folgt der zweite; und jetzt wähle ich mir ein Ziel, wie es noch kein
Schütze getroffen hat; und doch gedenke ich es nicht zu verfehlen."
Er zielt mit dem Bogen auf Antinoos. Dieser hebt eben den goldenen Pokal und führt ihn ahnungslos zum Munde.
Da fährt ihm der Pfeil in die Gurgel, die Spitze dringt hervor aus dem Genick. Der Becher fällt ihm aus der Hand,
ein dicker Blutstrahl fährt aus der Nase, und während er zur Seite sinkt, stösst er den Tisch samt Speisen um.
Die Freier springen tobend von ihren Thronsesseln auf:
"Was schießest du auf Männer, verfluchter Fremdling? Unsern edelsten Genossen hast du getötet.
Aber es ist dein letzter Schuss gewesen, und bald werden dich die Geier fressen!"
Das mächtige Adagio von KV 546 leitet die Rache des Odysseus ein, und wie bei der anschließenden Fuge folgen ihre genau
geplanten Einzelakte.
Mit dem Adagio und der Fuge c-Moll für Streicher greift Amadé auf seine Fuge für 2 Klaviere c-Moll KV 426
aus dem Jahr 1783 zurück. Er stellt ihr diese imposante langsame Einleitung voran, sie erinnert durch ihre
Punktierungen an eine französische Ouvertüre einer großen Sinfonie.
KV 546
Ulysses S. 784ff.
16: Symbolzahl für Homosexualität
22. November
Mozart KV 547 Sonatine für Klavier und Violine F-dur
Odyssee 22, 31 - 67
Der Freiermord beginnt.
Die Freier meinen, er habe Antinoos, ohne es zu wollen, getroffen, und ahnen nicht, dass sie alle das gleiche Schicksal erwartet.
Odysseus mit donnernder Stimme:
"Ihr Hunde, ihr glaubt, ich komme nie mehr von Troja zurück; deswegen verschwelgt ihr mein Gut, verführt mein Gesinde,
werbt um mein eigenes Weib, scheut Götter und Menschen nicht! Jetzt ist die Stunde eueres Verderbens gekommen!"
Der Freier erbleichen, Entsetzen ergreift sie. Eurymachos fasste sich als einziger:
"Wenn du wirklich Odysseus der Ithaker bist, so hast du Recht, uns zu schelten, denn es ist viel Unziemliches im Palast und auf
dem Lande geschehen. Aber der, der an allem schuldig ist, liegt ja bereits von deinem Pfeil erschossen.
Antinoos hat das alles angestiftet, er selbst wollte König in Ithaka werden und gedachte deinen Sohn heimlich
zu ermorden. Doch der hat ja nun sein Teil. Du aber schone deine Stammesgenossen;
lass dich versöhnen! Jeder von uns soll dir zwanzig Rinder zum Ersatz für das Verzehrte bringen, auch Erz und Gold,
soviel dein Herz verlangt, bis wir dich wieder günstig gemacht haben!"
"Nein, Eurymachos, und wenn ihr mir all euer Erbgut bötet und noch mehr, ich werde nicht ruhen, bis ihr mir
alle mit dem Tod eure Missetaten gebüßt habt. Tut, was ihr wollt, kämpfet oder fliehet, keiner wird mir entrinnen!"
Auch die F-Dur-Sonate für Klavier und Violine dient - wie KV 545 - Amadés Unterricht. Er selbst titelt: Eine kleine Klavier
Sonate für Anänger mit einer Violine komp. 10. Juli 1788 in Wien.
Diese letzte, technisch einfach gehaltene Sonate Mozarts für Violine und Klavier besteht aus einer schlichten
dreisätzigen Komposition mit zahlreichen didaktischen Elementen - Mozart selbst hat sie auch nur für Klavier
allein bearbeitet, siehe KV 547a.
KV 547
Ulysses S. 797ff.
Loop Line Bridge: Brücke der City of Dublin Junction Railway, einer Hochbahn, die den Bahnhof in der Westened Row mit dem
Bahnhof in der Amiens Street verband
Segler wissen es: Kotzen, Kämmen, Pissen nie nach Luv - weil man sonsst die Gelbsucht erleiden könnte
Libation cum Potation (Trankopfer mit Betrinken)
23. November
Mozart KV 547 a Sonate für Klavier
Odyssee 22, 68 - 98
Odysseus hat sich zu erkennen gegeben und Antinoos ermordet.
Herz und Knie zitteren den Freiern.
Eurymachos zu den Freiern:
"Männer, dieses Mannes Hände wird niemand mehr aufhalten; ziehet die Schwerter, wehrt sein Geschoss mit den Tischen ab;
alsdann werfen wir uns auf ihn selber, suchen ihn von der Schwelle zu verdrängen, dann zerstreuen wir uns durch die
Stadt und rufen unsere Freunde auf!"
Er zieht sein Schwert und springt mit grässlichem Geschrei empor. Da durchbohrt ihn der Pfeil des Odysseus die Leber;
das Schwert sinkt ihm aus der Hand, er wälzt sich mitsamt dem Tische zu Boden, wirft Speisen und Becher zur Erde und
schlägt mit der Stirn auf den Estrich.
Nun stürmt Amphinomos gegen Odysseus hinan, um sich mit dem Schwerte Bahn durch den Eingang zu machen.
Aber diesen erreicht Telemachs Speer im Rücken zwischen den Schultern, so dass er vorn aus der Brust hervordringt,
der Getroffene fällt zu Boden.
Die Klaviersonate KV 547a in F-dur ist eine authentische Zusammenstellung aus anderen Werken Mozarts.
Der 1. Satz entspricht dem Mittelsatz der Violinsonate KV 547, und der 2. ist der nach F-Dur transponierte Finalsatz
der Klaviersonate KV 545. Als Mittelsatz werden oftmals die von Alfred Einstein hinzugefügten Variationen KV 54
(alias Anh. 138a) gespielt.
KV 547a
Ulysses S. 800ff.
Rebus: Bilderrätsel
Liebe auf Irisch:
Anspielung auf einen Artikel über ein Gerichtsverfahren in einer Liebes Affäre zwischen dem Mitglied der
Gaelic League Frank P. Burke und Miss Maggie Deleaney. Deleaney klagte auf Schadenersatz, weil Burke sein Eheversprechen
gebrochen hatte (er hatte tatsächlich inzwischen geheiratet); das Gericht sprach ihr 200 Pfund zu.
Telemachos klagt in der Hütte des Eumaios "Bettler" Odysseus: die vielen Freier "werben um meine Mutter und zehren
das Gut auf" (XVI 125, 24. August)
Erster Brief an die Hebräer: Gemeint Deasys fiktiver Brief über die Maul- und Klauenseuche
Boom: Donner, Gebrüll, wodurch hier der göttergleiche Odysseus genannt wäre
24. November
Mozart KV 548 Klaviertrio C-dur
Odyssee 21, 99 - 134
Odysseus beim Freiermord.
Telemach holt vier Rüstungen und wappnet Vater Odysseus, den Sau- und Rinderhirten und sich selbst.
Als Odysseus die Pfeile - mit jedem von ihnen erlegt er einen der Freier - ausgehen, greift er zum Schwert.
Agelaos fordert dazu auf, dass einer durch die Seitenpforte hinausgehe und es dem Volke verkünde, was hier abgehe.
Ist es Trauer oder ist es Spott, was da Cello und Geige am Ende des 1. Satzes zu dem Selbstmitleid der Freier erklingen lassen?
"Ein Terzett für Klavier, violin und Violoncello" vermerkt Mozart unter dem 14. Juli 1788 im eigenhändigen Werkverzeichnis
und zeigt damit die Vollendung seines vorletzten Klaviertrios an — weitere dokumentarische Belege über
Auftraggeber oder Aufführungen zu seinen Lebzeiten sind nicht bekannt. Dass das Werk in der
Mozart-Literatur weniger günstig beurteilt wird, mag daran liegen, dass seine kompositorische Höhe an den übermächtigen
symphonischen Nachbarwerken, zwischen denen es zeitlich steht, gemessen wird, der Es-dur-Symphonie KV 543
und der großen g-moll-Symphonie KV 550. Aber auch im Vergleich zum E-dur-Trio KV 542 erscheint es insgesamt
weniger aufwendig, knapper in der Form, aber auch von geringerer Inspiration in der melodischen und thematischen
Erfindung. Zentrum des Werkes ist zweifellos das Andante cantabile in F-dur, der Mittelsatz, "unendlich rührend", wie
Alfred Einstein bemerkt, "in seiner weichen Religiosität."
KV 548
Ulysses S. 819ff.
25. November
Mozart KV 549 Canzonetta "Più non si trovano"
Odyssee 22, 135 - 169
Freiermord.
Agelaos will durch eine Seitentür fliehen.
Der Ziegenhirte auf der Seite der Freier:
"Pforte und Gang sind so eng, dass nur ein einzelner Mann hindurchkann, und wenn sich von jenen vieren nur einer
darvorstellt, so wehrt er uns allen. Lass lieber mich unbemerkt hinausschlüpfen, so hol ich euch Waffen genug vom Söller."
Der Ziegenhirt kommt mit 12 Schilden und ebenso vielen Helmen und Lanzen zurück. Odysseus erschrickt.
Telemach: "Vater, ich bin schuld; ich habe vorhin, als ich die Waffen holte, die Türe der Rüstkammer in der Eile nur angelehnt."
Der Sauhirt eilt nun hinauf zur Kammer, um sie zu verschließen. Durch die offene Türe sieht er, wie drin der
Geißhirt steht, weitere Waffen zu holen. "Soll ich mich des Schalks bemächtigen?"
Für Freund Gottfried von Jacquin und dessen Hausmusiken schreibt Amadé mehrere Notturni (KV 346, 436, 437, 438, 439 und 549)
Die Canzonetta "Più non si trovano" für zwei Soprane und Bass ist auf den 16. Juli 1788 datiert -
mit ihr kann Mozart nur Penelope meinen! Ihr liegt ein Text aus dem 1. Akt von Pietro Metastasios "Olimpiade" zugrunde.
Die Begleitung durch drei Bassetthörner ist nicht gesichert, passt aber in den Zusammenhang der anderen Stücke,
die Mozart in gleicher Besetzung zum Anlass der Soireen schreibt.
KV 549
Più non si trovano fra mille amanti
Sol due bell'anime che sian costanti,
E tutti parlano di fedelità.
E il reo costume tanto s'avanza
Che la costanza di chi ben ama
Ormai si chiama semplicità.
Unter tausend Liebhabern
gibt es nur zwei standhafte Seelen,
und alle reden von Treue.
Der schlechte Brauch ist so verbreitet,
dass die Treue eines wahrhaft Liebenden
für einfältig gehalten wird.
Ulysses S.821ff.
Humpty Dumpty: Ein Ei, nach dem Kinderreim Humpty Dumpty, der von der Mauer fiel und zerbrach
26. November
Mozart KV 550 Sinfonie Nr. 40 G-moll
Odyssee 22, 170 - 202
Freiermord.
Der Schweinhirt überascht den Geißhirten in der Waffen-kammer.
Nimm den Rinderhirten mit, überfallet ihn in der Kammer, drehet ihm die Hände und Füße auf den Rücken und hänget
ihn mit einem starken Seil an die Mittelsäule der Kammer, dass er in Qualen harre. Dann schließet er die Türe zu und kehret zurück,
so befiehlt es Odysseus.
Die Hirten gehorchen. Als er zur Schwelle kommt, in der einen Hand einen Helm, in der andern einen alten verschimmelten
Schild, packen sie ihn, werfen den Schreienden zu Boden, fesseln ihm Hände und Füße auf dem Rücken, knüpfen
an einen Haken der Decke ein langes Seil, schlingen es um seinen Leib und ziehen ihn an der Säule bis dicht an
die Balken empor. Sie verschließen die Pforte und kehren auf ihre Posten zu den Helden zurück.
Auch bei Mozart geht es wieder rasant zu. 1788 schreibt Amadé nur innerhalb von knapp zwei Monaten seine
drei letzten Sinfonien (KV 543, 550, 551), zugleich Abschluss und Höhepunkt seines sinfonischen Schaffens.
Den schmerzlich-leidenschaftlichen Charakter der ganzen g-Moll-Sinfonie macht uns Mozart schon im seufzerartigen ersten
Thema deutlich. Im Andante führt er dann Beweis, dass Ausdrucksintensität keineswegs von melodischer Intensität
abhängt, denn schon das Hauptthema besteht nicht aus einer einzelnen melodischen Linie, sondern aus einem mehrschichtigen
Geflecht. Das schroffe, von Synkopen geprägte Menuett realisiert die Emanzipation zum gleichgewichtigen Sinfoniesatz.
Entgegen der Tradition ist das Finale kein fröhlicher Kehraus, sondern ein düsterer, kämpferischer Satz, der unerbittlich in Moll endet.
KV 550
Ulysses S. 840ff.
Kapitel 17: Ithaka
Er ist gegen 2h morgens, als Bloom und Steven in 7 Eccles Street ankommen.
Bloom bewirtet Steven und die beiden unterhalten sich noch eine Weile, bevor Steven das Haus wieder verlässt.
Bloom hängt seinen Gedanken nach und geht dann ins Bett zu Molly. Ein Freiermord ist nicht nach seinem Geschmack, und die Beziehung
zur Odyssee besteht in diesem Kapitel eher in dem Gegensatz zwischen einem zürnenden Odysseus und einem Bloom,
der sich in die Dinge findet.
Die literarische Technik dieses Kapitels nannte Joyce "Katechismus (unpersönlich)". Statt einer durchlaufenden Erzählung werden
unpersönliche Fragen gestellt und in einer sehr formalen Sprache beantwortet. Dabei entsteht zunächst der Eindruck großer Objektivität
und Genauigkeit. Es werden jedoch meist Gedanken, Gefühle und Äußerungen Blooms und auch Stevens wiedergegeben, so dass sich hinter der scheinbar
objektiven äußerst exakten Darstellung subjektive Urteile und Befindlichkeiten verbergen.
27. November
Mozart KV 551 Sinonie mit der Schlussfuge (Jupiter-Sinfonie)
Odyssee 22, 203 - 235
Der Freiermord.
Unverhofft kommt Athene in Mentors Gestalt, Odysseus erahnt die Göttin. Als die Freier den neuen Kämpfer bemerken,
ruft Agelaos zornig hinauf: "Mentor, ich sage dir, laß dich durch Odysseus nicht verleiten, die Freier zu bekriegen,
sonst ermorden wir mit Vater und Sohn auch dich und dein ganzes Haus!"
Athene gerät in Wut, spornt den Odysseus an.
"Dein Mut scheint mir nicht mehr derselbe zu sein, Freund, wie du ihn zehn Jahre lang vor Troja bewiesest.
Durch deinen Rat sank diese Stadt; und nun, wo es gilt, in deiner eigenen Heimat Palast und Gut zu verteidigen,
zagest du den Freiern gegenüber?"
Statt Jupiter könnte auch Athene den Beinamen für Mozarts Sinfonie liefern, wie sie in der Odyssee so oft beweist ...
Amadés letzte Sinfonie und zugleich den Abschluss seiner sinfonischen Trias (KV 543, 550, 551) komponiert er in nur knapp
zwei Monaten des Jahres 1788. Er gibt ihr einen sieghaft strahlenden Charakter - ihm verdankt die Sinfonie ihren Beinamen
"Jupiter" - mit festlichen Fanfarenklängen am Ende des Kopfsatzes. Im Andante erleben wir durch den Wechsel
nach Moll, unruhigen Synkopen sowie stockenden Triolenfiguren die einzige Stimmungseintrübung der Sinfonie.
Im Menuett zeigt Mozart die thematische Verwandtschaft innerhalb der Sätze: Er entnimmt das Thema
dem Seitensatz des Kopfsatzes. Und im grandiosen Finale vereint er die Form des Sonatensatzes mit dem
Prinzip der Fuge. Imitation, Umkehrung und Schichtung der verschiedenen Themen führen zu höchster kontrapunktischer
Verdichtung. Mozart verlagert somit das ursprüngliche Hauptgewicht des Kopfsatzes auf das Finale.
KV 551
Ulysses S.844ff.
28. November
Mozart KV 553 Kanon "Alleluja"
Odyssee 22, 236 - 268
Kampf mit den Freiern.
Athene ist in der Gestalt des Menthes zu Hilfe geeilt.
Plötzlich schwingt sie sich in Vogelgestalt empor und sitzt einer Schwalbe gleich, auf dem rußigen Gebälk der Decke.
"Mentor ist wieder hinweggegangen, der Prahler", ruft Agelaos seinen Freunden zu, "die viere sind wieder allein."
Die Freier werfen zu sechst gleichzeitig ihre Lanze: des einen durchbohrt den Pfosten, des andern fährt in die Tür,
die letzte blieb in der Wand stecken.
Odysseus trifft den Demoptolemos, Telemach den Euryades, den Elatos der Sauhirt, der Rinderhirt den Peisander,
welche alle in den Staub sinken.
Drei geistliche Kanons insgesamt Mozart komponiert Amadé.
Im vierstimmigen Kanon in C-Dur KV 553 auf die Worte "Alleluja" und "Amen" stellt er ein
gregorianisches Soggetto aus gravitätischen ganzen Noten - diese charakteristische Tonfolge
entstammt der Alleluja-Intonation der Karsamstagsliturgie - einem eleganten, in kürzeren Notenwerten
verlaufenden Kontrapunkt gegenüber. Der gregorianische Choral findet sich im 'Graduale Romanum'
(Paris 1924)
KV 553
Ulysses S. 851ff.
29. November
Mozart KV 556 Kanon "G'rechtelt's enk"
Odysseus 22, 269 - 301
Der Kampf mit den Freiern.
Die noch übrigen Freier ziehen die Speere aus den Leichnamen. Ihre Lanzen verfehlen wieder ihr Ziel, nur der Speer
des Amphimedon streift dem Telemach die Knöchelhaut an der einen Hand, und des Ktesippos Lanze ritzt dem Sauhirt die
Schulter über dem Schild. Beide werden zum Lohne von den Verletzten durch Lanzenwürfe getötet, und der Sauhirt
begleitet seinen Wurf mit den Worten: "Nimm dies, du Lästerer, für den Kuhfuß, mit dem du meinen Herrn beschenktest,
als er noch im Saale bettelte!"
Eurydamas streckt Odysseus nieder, dann ersticht er Agelaos, Telemach jagt dem Leiokritos den Speer durch den
Bauch. Athene schüttelt ihren verderblichen Ägisschild von der Decke herab und jagt den Freiern Entsetzen ein.
Amadé war nicht nur ein großer Komponist, sondern auch ein wortgewaltiger Schreiber, wie seine vielen Briefe dartun.
Grechtelt's enk stammt aus seiner Feder.
Ob die drei Mozarts - Amadé, Constanze und der vierjährige Carl Thomas den Kanon sangen, der den häuslichen
Disput schildert und den Mozart am 2. September 1788 schreibt: Die ausgehwillige Person drängt ihren Begleiter,
der offenbar lieber zu Hause bliebe, solange, bis dieser mit einer Ohrfeige droht.
KV 556
Grechtelt's enk,
wir gehn im Prater.
Im Pragter?
I lass mi net stimma.
Ei beilieb. Ei jawohl,
Mi bringst nöt aussi:
Was blauscht der?
Itz halt's Maul!
I gib' d'ra Tetschen!
Ulysses S. 857ff.
30. November
Mozart KV 559 Kanon "Difficile lectu mihi mars"
Odyssee 22, 302 - 329
Der Kampf mit den Freiern.
Odysseus und seine Freunde sind von der Schwelle herabgesprungen und durchwüten mit Morden den Saal, dass überall
Schädel krachen, Röcheln zu hören ist und der Boden von Blut trieft.
Leiodes wirft sich Odysseus zu Füßen, umklammert seine Knie:
"Erbarme dich! Nie habe ich Mutwillen in deinem Hause getrieben, habe die andern gezähmt, aber sie folgten mir nicht!
Ich bin ihr Opferer und habe nichts getan, soll ich denn auch fallen?"
"Wenn du ihr Opferer bist, so hast du wenigstens für sie gebetet und meine Heimkehr verwünscht!"
Er rafft das Schwert des Agelaos vom Boden auf und schlägt dem flehenden Leiodes das Haupt vom Nacken.
Amadés Freund, der bayerische Tenor Johann Nepomuk Peyerl, ist für seine undeutliche, dialektgebundene Aussprache bekannt.
Ihn nimmt Mozart mit seinem Kanon "Difficile lectu mihi mars et ionicu" auf den Arm. Der Text ist Nonsens, seine Bedeutung
erschließt sich, wenn man die absonderliche lateinische Aussprache des ersten Wortes ("Difickile")
zugrundelegt, die undeutliche Artikulation des Folgenden ("Leck du mich im Arsch") und die mannigfache
Wiederholung des letzten Wortes in Mozarts Vertonung, die aus "ionicu" beim Hören "coglioni" (=Hoden)
macht, eine der vielen vielen Spässe des Genies.