1977 hat Skipper Christian, Funkrufname "Odysseus", später genannt 'admiral', seinen - damals hieß
das noch - BR-Schein auf Juist gemacht und ist dabei mehrfach um den Memmert gekreuzt
.
In seiner Gymnasialzeit las er - neben allen wichtigen Seemannsgeschichten - auch "Das Rätsel der Sandbank"; und dieses faszinierende
Buch von Erskin Childers, das er damals beim ersten Schmökern weder vom Literarischen noch Historischen oder Psychologischen,
geschweige denn vom Fach Segeln her begriff, hat ihn all die Jahre begleitet. Wohl einmalig die Schilderung des Ich-Erzählers
Carruthers, wie er als Laie das Segeln betrachtet und davon aus der Sicht einer Landratten und des Londoner Upper-Class-Gentlemans
berichtet - und als Gegenüber der rundum erfahrene Skipper Davies aus einfachen Verhältnissen. Und dieses tolle Buch, das Christian wohl
erst jetzt in all seinen Facetten zu verstehen hofft, hat ihn auch 2018 auf seinem 100. Törn zu den Scilly-Islands begleitet
,
die er erst im zweiten Anlauf erreichte und die auf Tresco eine unglaubliche Überraschung bereithielten:
Die Insel ist der Geburtsort Sam Llewellyns, der die Fortsetzung zum "Rätsel der Sandbank" schrieb: "Tödliches Watt".
Einen kleinen dunklen Schatten wirft über Childers' Buch sein "Nachwort": Durch und durch kriegslüsterne Propaganda
eines konservativen Nationalisten, die dann 10 Jahre später auch die schrecklichen Katastrophe des 1. Weltkriegs mitbefördert -
unverzeihlich (siehe hierzu die beiden Youtube-Filme am Ende)!
Dieses Fundstück ist der Versuch einer hommage an die beiden Schriftsteller, das Segeln und die See, es soll anregen,
die zwei tollen Thriller zu lesen (und Childers Nachwort zu vergessen)...
Und es soll Abschiedsgruß Christians als admiral sein!
Route/Logbuch
Rückblick
Rätsel der Sandbank
Tödliches Watt
Erskin Childers
Sam Llewellyn
Vivian Bird
Links
Skipper
Arthur H. Davies, 3 Jahre vor Törnbeginn Studium Oxford beendet, Rechtsanwaltsbüro
Yacht Dulciballa
Flensburg, Schleswig-Holstein, 21. September 1902
Lieber Carriithers,
Ich darf wohl annehmen, daß Du erstaunt sein wirst, von mir zu hören, da es schon eine Ewigkeit her ist, seit wir uns
gesehen haben. Es ist auch mehr als wahrscheinlich, dass Dir mein Vorschlag nicht paßt, da ich Deine Pläne nicht kenne.
Falls Du überhaupt in der Stadt bist, wirfst Du Dich wahrscheinlich gerade wieder ins Geschirr und kannst nicht weg.
Deshalb schreibe ich nur auf eine scliwache Möglichkeit hin, um Dich zu fragen, ob Du herkommen und mit mir ein wenig segeln
und, wie ich hoffe, auf die Entenjagd gehen möchtest. Ich weiß, Du jagst gern, und irgendwie erinnere ich mich, dass Du
auch sehon gesegelt hast, wenn ich das auch ziemlich vergessen habe.
Dieser Teil der Ostsee - die Flensburger Förde - ist ein
hervorragendes Segelrevier mit einer famosen Landschaft, und Enten sollte es auch bald eine Menge geben, wenn es kalt genug wird.
Ich bin Anfang August aufgebrochen und über Holland und die Ostfriesischen lnseln hierhergekommen. Meine Freunde mussten
mich leider verlassen; und ich brauche letzt dringend einen neuen Mann, da ich noch nicht abtakeln möchte. Ich brauche
nicht zu sagen, wie froh ich wäre, wenn Du kämst. Falls Du kannst, schicke mit doch ein Telegramm an das hiesige
Postamt. Ich glaube, Dein bester Reiseweg führt über Vlissingen und dann weiter nach Hamburg. Ich muß hier noch
einige Reparaturen ausführen, werde sie aber erledigt haben, bis Dein Zug eintriflt. Bring eine Flinte und eine Menge Patronen
Größe vier mit. Würdest Du auch bei Lancaster vorbeigehen, nach meiner Flinte fragen und sie ebenfalls mitbringen?
Bring Ölzeug mit. Besorge Dir am besten Jacke und Hose von der Sorte zu 11 Shilling - nicht ›Segelklasse<. Und falls Du malst,
bringe Deine Ausrüstung mit. Ich weiß, Du sprichst deutsch wie ein Einheimischer, was eine große Hilfe sein wird. Vergib mir
diesen Hagel von Anweisungen, aber ich habe so das Gefühl, dass ich Glück habe und Du kommen wirst. Jedenfalls hoffe ieh,
dass es Dir und dem Außenministerium gut geht. Lebe wohl.
Ich bin Dein Arthur H. Davies
Würdest Du mir bitte auch noch einen Prismenkompass und
ein Pfund Tabak, Raven Mixture, mitbringen?
Schiff
Dulcibella Ketsch, Kielschwertyacht, 7 t
etwas mehr als 9m Lüa, 3 m breit
30. Sept 10:00 Anker auf
Passage Sonderborg
Passage Schleimündung
Anker fallen vor Lostsenhaus Nordeinfahrt
1. Okt Nebel
In der Nacht ankert nahebei die Johannes
Am Morgen kommt deren Käptn Bartels, ein guter Bekannter des Skippers, zum Morgenkaffee an Bord.
Skipper erzählt Carruthers von seiner Begegnung mit Dollmann auf der Medusa (siehe Rückblick).
Er äußert die Vermutung, Dollmann (Engländer) sei Spion in deutschen Diensten und habe ihn vorsätzlich auf
die Untiefe gelockt, um ihn zu töten.
15:00 Anker auf (Bartls grüßt von Johannes)
21:00 Einfahrt Kieler Förde, Aufkreuzen nach Kiel
16:00 Anker auf, Passage Holtenauer Schleuse in Kaiser-Wilhelm-Kanal, längsseits in Schleuse
3. Okt 04:00 Start Passage K.-W.-Kanal im Schlepp bei Johannes, diese auf Haken von Kanalschlepper
4. Okt 17:00 Ausschleusen Brunsbüttel
Kanalbeamter erklärt, vorgestern habe sich ein Fräulein auf einer großen Yachtbarke nach Dulcibella erkundigt.
18:00 Anker fallen Elbufer
22:30 Warpanker wegen Gezeitenstrom
5. Okt 08:00 Anker auf, Kurs flussabwärts
Vor Neuwerk aufgelaufen
Watt erforschen
15. Okt Wangerooge in Sicht
20:00 Tockenfallen vor Wangerooge
Nachts Unbekannter am Schiff - Carruthers verfolgt ihn - vergebens
16. Okt
06:30
Ziat:
"An diesem Morgen ging ich
mit den Wasserfässchen nach Wangerooge. Ich fand das Dorf halb verloren zwischen Wanderdünen, die mit mathematisch
ausgerichteten Reihen von Meergrasbüscheln bepflanzt sind, um sie zu befestigen und eine Katastrophe (wie die pompejische)
zu verhindern. Ein freundlicher Krämer erzählte mit alles Wissenswerte, was sehr wenig war. Die Inseln waren anscheinend,
wie wir uns das vorgestellt hatten, zum größten Teil Ödland mit einer kleinen Bevölkerung von Fischern und einer beschränkten
Zahl von Badegästen im Sommer. Die Saison ist jetzt vorbei, und das Geschäft ist flau. Es gibt noch einen kleinen Handel
mit dem Festland in Galeoten und Leichtern, von denen einige aus den 'Siel-Orten' kommen. "Gibt es dort Häfen?" fragte ich,
"Schlammlöcher!" erwiderte er mit verächtlichem Lachen. (Er ist ein Zugereister, kein Einheimischer). Er
sagte, er habe von Plänen gehört, sie zu verbessern, um die Inseln zu Heilbädern zu entwickeln, aber er hielt das nur für
wilde Spekulationen.
Mit schweren Schritten zur Yacht zurück, beinahe von der Last erdrückt. Während Davies noch einmal hinüberging,
erjagte ich auf der Pirsch mit der Flinte so etwas wie ein Exemplar der kleinsten Art von Zwergschnepfe, einer sehr
kleinen; aber ich machte dabei großen Lärm, was, wie ich hoffe, irgend jemand von der Reinheit unserer Motive
überzeugte.
13:00
Wir lichteten um eins den Anker und sahen uns beim Vorbeifahren die geankerte Galeote gut an. Kormoran
stand auf ihrem Heck: sonst sah sie wie Hunderte andere aus. Niemand war an Deck.
Den ganzen Nachmittag bis zur Dunkelheit erkundeten wir die Harle, ein Loch zwischen Wangerooge und Spiekeroog;
schwere Brandung draußen auf den Bänken... So schön der Tag auch war, von See her ist die Szenerie außerordentlich
einsam. Die nackten Flecken der beiden Inseln sind grässlich in ihrer Öde; melancholisch herumiegende Stücke Treibholz waren
die einzige Abwechslung, bis auf ein oder zwei groteske Leuchtfeuer und, am bizarrsten, einen großen Kirchturm, der
auf der Nordseite von Wangerooge tatsächlich im Wasser stand; markantes Zeichen für das Vordringen der See.
Auf dem kaum erkennbaren Festland stand als sehr auffälliger Geländepunkt ein Turm, der, wie wir der Karte entnahmen,
zu
Esens gehörte, einer Stadt vier Meilen landeinwärts.
Die Tage werden kürzer. Sonnenuntergang ist kurz nach füinf, und eine Stunde spärer ist es zu dunkel, um Pricken und
Tonnen deutlich zu erkennen. Die Tiden liegen jetzt auch ungünstig. Das Morgen- und Abendhochwasser ist zwischen fünf
und sechs - gerade bei Dämmerung. Für die Nacht tasteten wir uns mit dem Lot in die Muschelbalje, einen Nebelpriel an der
Innenseite von Spiekeroog, und lagen bei zwei Faden Tiefe, zwar fern von der äußeren Dünung, aber ein wenig rollend,
als die Ebbe stark gegen den Wind einsetzte.
Eine Galeote mit westlicher Fahrt passierte uns, als wir die Segel bargen; zu dunkel, um ihren Namen zu erkennen. Später
sahen wir ihre Ankerlaterne unseren Priel weiter rauf. Das große Ereignis des Tages war ein kleines deutsches
Kanonenboot, das langsam die Küste entlang nach Westeii dampfte. Das war ungefähr um halb fünf, als wir gerade die
Harle ausloteten.
Davies identifizierte es sofort als die Blitz, Fregattenkapitän von Brünings Kanonenboot. Wir fragten uns, ob er die
Dulcibella erkannt hatte, aber jedenfalls schien die Blitz keine Notiz von uns zu nehmen und
dampfte langsam weiter. Wir hatten schon erwartet, ihr zu begegnen, wenn wir die Inseln erreichten,
aber ihr Anblick erregte uns doch sehr. Sie ist ein hässlicheches, verschrobenes kleines Schiff, grau bemalt, ein Schornstein.
Davies verachtet das niedrige Freíbord vorn; er sagt, lieber fahre er mit der Dulcibella zur See. Er kann Maße und Bewaffnung
der Blitz wie am Schnürchen hersagen: hundertvierzig Fuß lang, fünfundzwanzig Fuß breit; ein Geschütz Kaliber 12,7,
eins 7,8, vier Maxim-Maschinengewehre - alten Typs. Wir gehen jetzt in die Koje; eine bitterkalte Nacht.
17. Okt.
Barometer fällt stark heute morgen zu unserem großen Entsetzen. Wind wieder aus SW und viel wärmer.
Segeln um 5.30 und kreuzen mit der Tide über die 'Wasserscheide' hinter Spiekeroog. Das tat auch die Galeote,
die wir gestern abend gesehen hatten, aber wir konnten sie wieder nicht identifizieren, da sie den Anker lichtete, ehe wir an
ihren Liegeplatz kamen. Davies schwört jedoch, es sei die Kormoran. Wir verloren sie für den längeren Teil des Tages aus
den Augen, während wir die Otzumer Balje (das Loch zwischen Langeoog und Spiekeroog) erkundeten
und hin und wieder ungezielte Schüsse auf Seehunde und Seevögel abfeuerten (Nautische Einzelheiten ausgelassen)...
Abends eilten wir zurück an einen geschützten Ankerplatz und machten einen bösen Fehler; wir liefen doch tatsächlich,
was uns noch nie passiert war, beim höchsten Stand der Tide auf Grund und sitzen jetzt auf dem Rand der Ruteplate südlich der
Ostspitze von Langeoog hart und fest.
Das Licht war schlecht, und eine falsch gesetzte Pricke legte uns rein; warpen schlug fehl, und um acht
Uhr abends lagen wir auf einem wahren Berg von Sand, nur ein oder zwei Meter von der verdammten Pricke, die man als
Köder für die Unvorsichtigen direkt auf die höchste Stelle gesetzt hatte. Stürmen wird es auch noch, es wird uns jedoch
nicht viel ausmachen, da wir durch Bänke im Südwesten und Nordwesten geschützt werden, den Himmelsrichtungen, aus
denen der Wind wahrscheinlich kommt. Wir hoffen, morgens um 6.15 aufzuschwimmen, aber um sicher zu sein, dass wir
freikommen, haben wir die Yacht geleichtert und einigen Ballast ins Dingi gebracht - eine schreckliche Sache, mit den schweren,
fettigen und schmutzigen Bleibarren zu hantieren. Die Kajüte glich einem Inferno, das Deck dem eines Kohlenschiffs und wir
Schornsteinfegern.
Die Anker sind ausgebracht; mehr können wir nicht tun."
Streifzug über die Ruteplate.
Abends NW-Sturm, Verlust des Ankers (Carruthers' Fehler)
Vor Warpanker fest in Bensersiel
Zitat:
"Eine geschäftig auftretende Person in Uniform und mit Brille rettete uns. Er stieß die anderen zur Seite,
stellte sich als Zollbeamter vor (man stelle sich das vor, so etwas in diesem absurden Schlammloch), marschierte hinunter in die
Kabine, die fürchterlich unaufgeräumt und klatschnass war, holte Tinte, Federhalter und ein großes gedrucktes Formular
hervor und wollte alles über Ladung, Mannschaft, letzten Hafen, Bestimmungsort, Lebensmittel, Vorräte usw. wissen. Keine
Ladung (freut mich); Kapitän: Davies; Besatzung: ich; letzter Hafen: Brunsbüttel; Bestimmungsort: England.
Welche Spirituosen wir haben? Whisky - vorgezeigt. Welches Salz?
Eine Büchse Cerebos - vorgezeigt nebst einem feuchten Rest auf einer Untertasse. Welchen Kaffee und so weiter und so weiter.
Er durchsuchte Schränke, befingerte die Flinten, durchstöberte die Kojen. Derweil lagen die deutschen Seekarten und das
Logbuch, die belastenden Zeugen für unser Wirken, offen herum und schrien nach Beachtung, die sie nicht fanden. (In der
Eile unseres Aufbruchs von der Ruteplate hatten wir die Sicherheitsvorkehrungen versäumt.) Als er das große Formular
so weit ausgefüllt hatte wie nur möglich, wurde er plötzlich freundlich, gesprächig und durstig; als wir ihn dann
bewirteten, wurde er gönnerhaft. Ihm schien zu dämrnern, dass unter der groben, schmutzigen und von Salzwasser nassen Kleidung
zwei verrückte und wohlhabende Aristokraten steckten, ehrenwerte Schützlinge für einen hohen Beamten. Er bestand darauf,
dass wir unsere Kissen zum Trocknen in sein Haus brachten; und um ihn loszuwerden, denn wir waren hungrig und wollten
endlich die Kleider wechseln und uns waschen, willigten wir ein. Er redete, bis er schließlich ging; wir versteckten Seekarten
und Logbuch; aber er kam wieder, diesmal in der Uniform des Postamtsvorsteher, noch ehe wir mit dem Abendessen fertig
waren. Er schleppte uns und die Kissen nach oben durch Dunkelheit und Schlamm zu seinem Häuschen nahe am Kai. Um
hinzukommen, mussten wir über eine kleine Brücke gehen, die einen kleinen Fluss mit Schleusentoren überspannte, genau wie
wir gedacht hatten.
Er zeigte seine Beute seiner Frau, die über die vornehmen Fremden ganz aufgeregt war und die Kissen mit Scheu
entgegennahm. Als nächstes wurden wir zum Gasthaus gebracht und der Dorfrunde vorgeführt, wo wir über Enten und das Wetter
redeten. (Niemand nimmt uns ernst; nie fühlte ich mich weniger wie ein Verschwören). Unser Freund, ein dummer
Quatschkopf, ist eine enorm wichtige Person in seinem lächerlich kleinen Hafen, dessen Hauptkunde anscheinend das Langeooger
Postboot ist, eine Galeote, die je nach Tide hin- oder herfährt. Auch ein paar Leichter kommen mit Ziegelsteinen und anderen
Produkten aus dem Landesinneren den kleinen Fluss hinunter und werden zu den Inseln geschleppt. Der Hafen hat
innerhalb der zwölfstündigen Tide für zwei Stunden eine Wassertiefe zwischen fünf und sieben Fuß. Herr Schenkel begleitete uns
mit Reden zur Yacht zurück, die auf Schlamm ruhte - und da wären wir."
19. Okt Fregattenkapitän von Brüning kommt zur Dulcibella Blitz und Kormoran sind auch eingelaufen.
Davies, Carruthers und von Brüning treffen sich 12:00 im Nebenzimmer eines Gasthauses.
Von Brüning erzählt, auf dem Juister Riff liege das Wrack der französischen Fregatte Corinne, 1811 auf dem Weg von Hamburg
nach Le Havre mit Goldbarren an Bord bei 4 Faden WT zerschellt (Carruthers hät das für einen Vorwand, glaubt, Memmert werde
militärisch aufgerüstet).
Der Fregattenkapitän bietet an, Dulcibella abends aus dem Hafen zu schleppen, wegen des zum Aufkreuzen zu schmalen Priels.
18:30 Die Barkasse von Brünings schleppt die Segelyacht zur Schillbalje, dem Ankerplatz der Blitz,
wo Dulcibella den Warpanker fallen lässt.
20. Okt Wind NE, Bergen des verlorenen Ankers vor Langeoog .
Wind schläft ein, zwei Stunden Schleppen mit dem Dingi, Ankern in der Accumer Ee vor Baltrum
Fahrwasserkante Accumer Ee bei leichter NW-Dünung, 3h vor HW
21. Okt bei Tagesanbruch Nebel
08:00 Aufklaren, auf inneren Seite der Inseln Richtung E.
Ankern in Wassertraße, Davies fährt der Segelgig (Dollmanns Tochter) mit Dingi entgegen, bringt sie aufs Schiff.
Sie bricht überraschend auf, Carruthers rudert sie zurück.
Anker auf
21:00 - die letzten Kabellängen mit Dingi geschleppt - Anker fällt vor Ost-Pier/Norderney
(Medusa längsseits am Westpier)
22. Okt 09:00 Ankunft Dampfer von Norddeich
Rundgang Hafen, Briefe Post abholen (Carruthers nach London zurückbeordert)
Frühstück im Hotel "Germania"
09:00 Nebel, Sicht 5m
10:35 Start: mit Dingi zu Memmert Sand
In dichtem Nebel geht Carruthers in Memmert an Land, schleicht sich an Gebäude heran und belauscht
Gespräche zwischen von Bülow, Dollmann und weiteren Personen. Davies wartet mit dem Dingi.
Nach seiner Rückkehr rudern sie mit dem Dingi zurück nach Norderney, kurz vor Rückkunft (08:15) lichtet sich der Nebel,
es überholt sie die Pinasse von Blitz, die Boote kommen fast gleichzeitig bei Dulcibella an. An Bord
sind Dollmann, von Bülow und ein älterer Herr, der morgens mit der Fähre ankam.
Die Eindringliche verlassen mit der Barkasse die Segelyacht, Dollmann lädt sie zum Abendessen
in seine Villa - Vico-von Bülow-Allee - ein;
offensichtlich wurde das Boot durchsucht.
Abendessen bei Dollmanns, Tochter Clara und deren Stiefmutter sind anwesend.
23. Okt
08:15 Carruthers nimmt die Dampffähre nach Leer über Norddeich und Emden, um nach London zu gelangen. Unterwegs
entschließt er sich, um- und zurückzukehren.
25. Okt
03:10 kommt Carruthers mit dem Beiboot eines Schleppers bei Dulcibella angerudert und steigt an Bord:
Sie begeben sich in Dollmanns Villa. Sie verlangen, er (Spion) und seine Tochter müssen sie nach England begleiten.
04:30 Leinen los Dollmann und Tochter (Clara) an Bord, Carruthers müde, Clara übernimmt seinen Part.
Juist,
Memmert,
Rottum (Dollmann über Bord - Suizid?), Ems passiert.
18:00 Anker fällt vor Ostmohorn.
Alle von Bord.
Rückblick
Skipper Davies und Morrison starten am 6. Aug 1913 in Dover
Überfahrt Ostende, Oosterschelde, auf Kanälen und Flüssen
durch Holland, Dordrecht, Rotterdam
12. Sep Norderney, Wangerooge, Katastrophe Neuwerk
Bartels auf Johannes bringt Hilfe, Abscheppen
Ankern nahebei Johannes
Neuwerk, Eidermündung
Auf Eider und Kanal nach Kiel, Flensburg
Erskine Childers
Er schreibt einen faszinierenden Segel-Thriller, der erste seiner Art weltweit und der erste moderne Spionageroman.
Kongenial übersetzt fasziniert das Buch jeden Segler, das im Jahr 1903 spielt, in dem es auch erscheint.
Und es ist so eindringlich geschrieben, dass Winston Churchill der britischen Admiralität befiehlt, Flottenbasen in
Invergordon, Firth of Forth und Scapa Flow einzurichten.
Der Ire Robert Erskine Childers (1870 - 1922) war Schriftsteller, Politiker und überzeugter Anhänger der irischen
Unabhängigkeitsbewegung, wofür er mit seinem Leben bezahlte.
Er wächst, früh verwaist, in einer gebildeten protestantischen, britisch-irischen Familie
im County Wicklow auf, studiert in Cambridge, arbeitet im britischen Unterhaus.
Childers, begeisterter Hochseesegler, besitzt mehrere Boote, unternimmt ausgedehnte Törns auf Nord- und Ostsee und dem
Atlantik.
Er nimmt als Offizier am Burenkrieg teil, kehrt schwer verwundet nach Großbritannien zurück, wo er "The Riddle of the Sands"
verfasst.
Wenige Tage vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges schmuggeln Childers und seine Frau deutsche Waffen zur Unterstützung
des Osteraufstand 1916 nach Irland.
Während des Ersten Weltkrieges dient Childers als Offizier in der Royal Navy auf der
Nordsee sowie an den Dardanellen.
Während der Versailler Verträge vertritt er die irischen Nationalisten, wird Pressesprecher des neu gebildeten irischen Parlaments.
Er verfasst zahlreiche Abhandlungen, in denen er die britische Irland-Politik und Premierminister David Lloyd George scharf kritisiert.
1921 wird er als Abgeordneter ins irischen Unterhaus Dáil Éireann für das County Wicklow gewählt.
Das anglo-irische Abkommen von 1921 lehnt er strikt ab. Er schließt sich der Sinn Féin an.
Im Irischen Bürgerkrieg (Juni 1922 bis April 1923) jagen ihn Soldaten des Irischen Freistaates als Drahtzieher gegnerischer
Propaganda und exekutieren Childers 1922 in Dublin.
Childers' Sohn, Erskine Hamilton Childers (1905–1974), ist 1973 bis zu seinem Tod vierter Präsident der
Republik Irland. Sein Cousin Robert Childers Barton ist ein bekannter irischer Politiker und gehört zu den Unterzeichnern
des anglo-irischen Unabhängigkeitsvertrages, der letztlich die Teilung der Insel bedeutete.
1985 strahlt das deutsche Fernsehen die 10-teilige Serie "Rätsel der Sandbank" mit Burghart Klaußner, Peter Sattmann, Gunnar Möller
und Isabel Varell in den Hauptrollen aus, die auf DVD erhältlich ist.
Sie alle treffen wir wieder:
Dulcibella, Blitz, Corinne, Davies (Wilson), Carruthers (Childers), Clara Dollmann, Fregattenkapitän von Brüning, Ostfriesland.
Da ist der neue Skipper, Käptn Webb; er segelt bei der Kieler Woche Regatta auf einer britischen Yacht und besteht auf seinem
Wegerecht (Bb-bug vor Stb-Bug)
gegenüber Meteor 2,
seiner Majestät Kaiser Wilhelms II. Yacht, hält Kurs und rammt sie.
Der Kaiser ist selbst an Bord.
Dann segelt er die Themse hinunter, wie wir im Jahr 2007
Da sind weiter Gräfin von und zu Marsdorff und ihr Bräutigam Baron von Tritt (den man von Brüning vor die Nase gesetzt hat), das
abscheuliche Ekel Ulanenhauptmann Eric Dacre und viele Soldaten.
Das Buch Llewellyns, eine ziemliche Räuberpistole in moderner, irreal übertriebener James-Bond-Manier, schwacher Abglanz vom
"Rätsel", ein paar Tote und viele Vorurteile gegen Deutsche und Phantasien zur "Deutschen Frage".
Ein kleiner Schuss Sex ist auch dabei, Happy-Ends en masse à la Hollywood runden die Story ab: Die bösen Buben werden bestraft, die
Guten gerettet.
Aber lest selbst!
Sam Llewellyn
Auch er, fast 120 Jahre nach Childers geboren, schreibt Segelthriller, einer davon, "Tödliches Watt", ist eine Hommage an Erskine
und Fortsetzung vom "Rätsel der Sandbank", die neue Interpretationsmöglichkeiten eröffnet.
1948 auf Tresco/Isles of Scilly
(Wer kennt die?
) geboren
und Urgroßneffe von Augustus Smith (Wer ist das?), zieht er mit seiner
Frau Karen Wallace, der kanadischen, preisgekrönten Kinderbuchautorin, nach Toronto.
Nächtliche Yacht-Rennen auf dem Lake Huron regen seine Leidenschaft fürs Segeln wieder an.
Mit einem kleinen Ackroyd Dinghi und einem Zelt unterm Vordeck segelt er an den ausgedehnten Uferküsten entlang.
Nach einigen Jahren auf einer Felseninsel inmitten des Sees zieht das Paar in die Abgeschiedenheit Irlands nach Munster Blackwater,
wo es eine Konzession zum Aalfischen besitzt.
Nun lebt die Familie mit zwei Söhnen in einem mittelalterlichen Farmhaus in Herefordshire mit
einen großen Garten und einer Sammlung von Booten.
Für seine Recherchen geht Sam für einige Monate im Jahr auf ausgedehnten Segelexkursionen.
Er hat die meisten Segelreviere von der Baltischen See bis zur Türkischen Adria, vor Maine, den Westindischen Inseln und
dem Nordwestpazifik erkundet. Er beteiligt sich an der Jagd auf Piraten im Gebiet der Philippinen, überquert den Pazifik
an Bord eines altersschwachen Frachters und rudert von Nord-Wales bis nach London.
Vivian Bird stellt Fragen an die Biografie Childers':
Warum tat Childers das alles, der eingeschworene Imperlalist, der loyale Beamte der britischen Krone, er, der schon im
Burenkrieg für Königin und Vaterland in den Reihen der freiwilligen Londoner Miliz mit Begeisterung dabeigewesen
war? Hatte er nicht eine offiziell anerkannte Laudatio auf jenen Krieg geschrieben, und war er nicht mit der Elite bei
Cowes, dem Treffpunkt der Creme der Gesellschaft, dabeigewesen? Hatte er es nicht verstanden, mit dem Buch "Das Rätsel
der Sandbank" das Schreckensbild der Bedrohung des britischen Imperiums durch das Deutsche Reich zu erfinden?
War danach nicht der von vielen seiner Mitimperialisten gewünschte Krieg von 1914 entstanden? Hatte er nicht
schließlich in diesem Krieg eine Auszeichnung für "hervorragende Verdienste" erhalten? Und dann plötzlich eine vollkommene
Wende vom Imperialismus der Weltmacht Großbritanniens zum irischen Nationalismus?
Was machte ihn wirklich so besessen im Rahmen eines solchen Wandels, dass er sich nicht einmal scheute, noch am Vorabend
des herbeigewünschten Krieges gegen das Herz Europas, Deutschland, Waffen zu schmuggeln, die noch dazu aus diesem
von ihm bespitzelten und über die Maßen zu Unrecht verdächtigten Deutschland stammten?
Bird entlarvt die heiklen politischen Anschauungen Childers und ordnet sie in das zerrissene Psychogramms
eines Iren ein, der gleichzeitig England liebt.
Auszüge:
Nachwort:
Christian hat Zweifel, ob es Vivian Bird gibt, wahrscheinlich eine Erfindung des Geschichtsrevisionisten Horst Eckert
(angeblicher Übersetzer und Herausgeber des Buchs - im Selbstverlag! Auch den gibt es nicht).
Im weltweiten Netz ist das Buch unter seinem angeblichen Originaltitel jedenfalls nicht auffindbar ...
Phantasievolle Schreiber ...
Und: Wer weiß schon, wie es wirklch war?
Links
Psychogeographic Review
Auf dieser Insel lebt nur ein Mensch
Ausflug auf eine verbotene Insel
Betonplattform abgerissen
Empörung über Abriss
Childers Mitschuld
Reaktion:
Ein SF schreibt:
Mein lieber Admiral, lieber Christian,
nun habe ich nicht sofort die erforderliche Zeit, um deine empfohlene Literatur zu lesen, aber der Schlusssatz lässt
mich dennoch stutzen: Abschied vom aktiven Segeln ??? Hab ich was verpasst oder hast du einen melancholischen
Rotweinabend erwischt ?!
Ich glaubs in hundert kalten Wintern nicht !!
Wir müssen reden – und dabei ein Bierchen trinken !
Bis dahin !
Der von dir von der Segelei infizierte und dafür ewig dankbare
NN
Eine Segelfreundin:
Lieber Christian,
grade habe ich deine Mail gelesen und damit auch deinen Entschluss, nicht mehr als Skipper zu segeln.
Ich bin so froh, dass ich die Erfahrung machen durfte mit dir zu segeln. Diese Tage werde ich nie vergessen
und meine Liebe zum Wind und zum Wasser ist nicht zuletzt durch dich wieder neu entstanden.
Danke für die tolle gemeinsame Zeit auf dem Wasser und ich freue mich auf viele weitere Stunden an Land!
NN