Jürgen Trittin
Aus 'nem verzagten Arsch
kommt kein fröhlicher Furz
Soll der Aufstieg der Rechtspopulisten gestoppt werden,
braucht es andere Mehrheiten.
Soll der Etablierungsprozess der AfD gebremst werden,
muss die Union in die Opposition.
Wollen wir Europa zusammenhalten,
müssen wir die Austerität beenden und
in unsere gemeinsame Zukunft investieren.
Und nur ein gemeinsames Europa kann eine starke Antwort
auf Donald Trump wie die Internationale der Autokraten
von Putin bis Erdogan geben.
Das zu erreichen wird schwer.
Doch mit dem Pessimismus des Verstandes
und dem Optimismus des Willens ist es zu schaffen.
R2G
Jürgen Trittin ist 1981 für das Kommunalwahlprogramm AGIL (Alternative-Grünen-Initiativen-Liste) verantwortlich.
Dort fordert eine Gruppe neben umfassender Gleichstellung Homosexueller auch, die § 174 StGB
(Sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen) und § 176 StGB (sexueller Missbrauch von Kindern) neu zu fassen,
dass nur Anwendung oder Androhung von Gewalt oder Missbrauch eines Abhängigkeitsverhältnisses unter Strafe stehen.
Dies wird 2013 im Rahmen einer wissenschaftlichen Untersuchung "pädophiler Forderungen in den Milieus der Neuen Sozialen
Bewegungen sowie der Grünen" bekannt - genau eine Woche vor der Bundestagswahl.
Was folgte, glich einer Rufmordkampagne, emsig befeuert von der CSU. Ihr damaliger Generalsekretär Alexander Dobrindt:
"Trittin ist Teil des Pädophilie-Kartells bei den Grünen", er sei "als Frontmann untragbar." Horst Seehoferr: "ich glaube nicht,
dass Trittin eine führende Funktion in der deutschen Politik behalten kann."
"Dannys uneinsichtiges Verhalten war der Anlass für die Schweine", sagt Trittin über Kollegen Cohn-Bendit und seine Kritiker.
Überall sei er bepöbelt worden. Ihn verfolge die Sache mit der Pädophilie bis heute.
Seit Beginn des Jahres 2017 kämpft er für eine rot-rot-grüne Bundesregierung.
Jürgen Trittin, Bundestagsabgeordneter, geboren 1954, Vater im WK 2 SS-Obersturmführer, danach Geschäftsführer einer Fabrik in Bremer.
Sohn: "Er redete, anders als seine Zeitgenossen, offen darüber, auch gegenüber seinen Kindern. Er besucht mit seinen Söhnen ein
KZ: Guckt euch das an, das haben wir verbrochen. So etwas dürft ihr nie wieder zulassen."
Wegen des Schweigens der Kirche zum Massaker von My Lai tritt Jürgen als Gymnasiast aus der Kirche aus.
1973 Abitur, Bundeswehr (Kriegsdienstverweigerung zunächst nicht anerkannt), nach Klage Zivildienst,
Studium der Sozialwissenschaften. Bis 1980 Mitglied des Kommunistischen Bundes, dann bei den Grünen.
1984 bis 1985 Pressesprecher der Grünen-Landtagsfraktion Niedersachsen, 1985 Fraktionsvorsitzender im Niedersächsichen
Landtag. 1990 bis 1994 im Kabinett Schröder Minister, 1998 Umweltministerer (Amtsvorgängerin Angela Merkel).
2000 Erneuerbare-Energien-Gesetz - Herzstück der rot-grünen Energie- und Klimapolitik, Klimaschutzprogramm
2001 Machtkampf mit der Industrie (Dosenpfand)
2002 Spannung zwischen Umwelt- und Wirtschaftsministerium (Trittin unterstützt erneuerbare Energien, Clement die heimische Steinkohle)
2005 Opposition.
2013 enttäuschendes Wahlergebnis, gibt Franktionsvorsitz auf.
Er will, dass Angela Merkels Kanzlerschaft im Herbst endet und Deutschland eine linke Regierung bekommt- die erste rot-rot-grüne
Koalition auf Bundesebene. Während die meisten Politiker von SPD, Grünen und Linken eher verschämt über das mögliche Bündnis
reden, kämpft Trittin offen, voller Leidenschaft und Entschlossenheit dafür.
Er selbst, so die Hoffnung, könnte dann einer cler Architekten dieses historischen Bündnisses sein und womöglich
noch einmal Minister werden.
Okologie ist nichts neben Gerechtigkeit. Ökologie ist Gerechtigkeit. Eine Welt, in der 67 Milliardäre, eine Busladung voll, so viel besitzen
wie 3,5 Milliarden Menschen, die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung, eine solche Welt ist nicht gerecht. Und sie wird nicht ökologisch werden.
Anders als sein Gegenspieler Kretschmann, der die Grünen als Partei der Mitte versteht, gehört soziale Gerechtigkeit für Trittin zum
Wesenskern seiner Partei.
Wenn Deutschlandfunk oder Talkshows nach einem, erstens, bekannten und, zweitens, pointierten Gast suchen, fragen sie eher
selten einen der Offiziellen der Grünen, sie fragen Trittin, was bei den Amtsträgern weniger gut ankommt.
In letzter Zeit sei der Jürgen wieder linker und radikaler geworden, sagen seine Weggefährten. Als kehrte er mit 62 Jahren
zu seinen politischen Wurzeln zurück.
Er nennt Deutschland "eine Steueroase, was die Besteuerung von Vermögen und Erbschaften angeht", und fragt,
warum Hillary Clinton wohl in den entscheidenden Staaten gegen Trump verloren habe: "Weil die Linke die soziale Frage
für die Rechten hat liegen lassen".
Eigentlich haben sich der linke und der rechte Flügel seiner Partei darauf verständigt, neutral in den Wahlkampf zu ziehen.
Es soll keine Hinweise geben, ob sie eine Koalition mit der Union oder ein Bündnis mit SPD und Linken eingehen wollen.
Der Einzige, der diese Verabredimg konsequent unterwandert, ist Trittin.
"Es ist eine Kinderei, ja, ein regelrechter Unsinn, zu glauben, man könne Inhalte von Machtfragen trennen."
2/3 der Grünenwähler bevorzugen R2G, nicht einmal 1/3 ein schwarz-grünes Bündnis.
"Wir dürfen nicht den historischen Fehler der Weimarer Zeit wiederholen, als die Konservativen den Radikalen das Feld überließen."
Letztlich gehe es darum, ob das europäische Nachkriegsmodell überlebe. Wenn nicht, gebe es nicht nur "ökonomische Verwerfungen",
es werde auch zu gewalttätigen Friktionen kommen.
Joschka Fischer habe seine ganze Ausrichtung nicht gepasst. "Der wollte den Linken Trittin einfach weghaben".
Bis heute lässt Trittin kaum eine Gelegenheit aus, Spitzen gegen Fischer loszulassen. Etwa, wenn er über Gerhard
Schröders Ablehnung des Irakkriegs redet. Das sei stark gewesen. "Stärker jedenfalls als unser Joschka, der sich gerade mal ein
,Ich bin nicht überzeugt' getraut und danach ständig die Nase über Schröders Hemdsärmeligkeit gerümpft hat. Der feine Herr."
Trittin hat es nie ganz verwunden, dass Fischer die Nummer eins der Partei war, während er selbst der schwierige Jürgen
blieb. Dabei hat er das Land mit dem Atomausstieg und der Energiewende stärker geprägt als die anderen Grünen zusammen.
Die Jüngeren sagen, es habe habe etwas Tragisches, dass Trittin nicht aufhören könne, dass er nicht zur Ruhe komme.
Wenn man Trittin fragt, warum er noch immer mitmische: Wenn man die Chance habe, die Union 2017 aus der Regierung
zu drängen, dann sei das doch spannend.
Austerität = strenge staatliche Haushaltspolitik, die einen ausgeglichenen Staatshaushalt anstrebt und eine Verringerung
der Staatsschulden anstrebt.
Link zu Trittin
Nachtrag
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