(Schwindel.Gefühle S. 269ff. )
... der Jäger Hans Schlag, von dem es hieß, daß er von auswärts, und zwar aus Koßgarten am Neckar stamme und mehrere Jahre im Schwarzwald ein weitläufiges Revier versehen habe, ehe er, man wußte nicht genau, aufgrund welcher Umstände, aus dem Schwarzwald in die Gegend von W. gekommen und bis zu seiner Übernahme durch die bayerische Forstverwaltung gut ein Jahr stellungslos gewesen war. Der Jäger Schlag war ein stattlicher Mann mit dunklem, lockigem Haupt- und Barthaar und ungewöhnlich tiefliegenden, überschatteten Augen. Stundenlang, oft bis tief in die Nacht hinein, saß er bei seinem Glas, ohne mit jemandem ein Wort zu wechseln. Zu seinen Füßen schlief der Waldmann, festgebunden an den an der Stuhllehne hängenden Rucksack. Immer wenn ich in die Wirtschaft hinuntergekommen bin, um für den Vater eine Schachtel Zuban zu holen, saß der Jäger Schlag so an seinem Tisch. Meist war sein Blick gesenkt auf die auffallend kostbare goldene Taschenuhr, die er vor sich liegen hatte, als dürfe er irgend einen wichtigen Termin nicht versäumen, aber zwischenhinein schaute er auch durch seine halbgeschlossenen Augen zur Romana hinüber, die hinter dem hohen Schanktisch in einem fort die Schnaps- und Biergläser füllte. An einem mir überdeutlich in Erinnerung gebliebenen Abend freilich, es war Anfang Dezember und hatte
gerade zum erstenmal bis ins Tal herunter geschneit, saß der Jäger, wie ich nach dem Nachtmahl in die Gaststube hinabkam, nicht an seinem Platz, und auch die Romana war rätselhafterweise nirgends zu sehen.
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