Während des Prager Aufstands in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs schießen deutsche Panzer vom Letná, einem Prager Hügel, das Rathaus in Brand, keiner der Einwohner hat Hoffung, dass die Astronomische Uhr je wieder die Zeit anzeigen könnte.
Aber die Altstädter Uhr, die weltweit bekannte astronomische Uhr von 1410, das Meisterwerk gotischer Wissenschaft und Technik an der Südmauer des Altstädter Rathauses, hat in ihrer 600jährigen Existenz nicht nur den Panzerbeschuss von uns Deutschen 1945 überlebt (seit 1947 tickt sie wieder).
Meister Hanuš nach der Legende ihr Schöpfer, erklärt seine Konstruktion den Prager Ratsherren, die sich einig sind, noch nie ein solch beeindruckendes Werk gesehen zu haben. Aber Eifersucht beginnt an den Ratsherren zu nagen, und als ihnen zu Ohren kommt, dass Hanuš Angebote aus den verschiedensten Städten für Turmuhren bekommt, geschieht es:
Eines Nachts dringen Verbrecher in sein Schlafgemach, stechen ihm beide Augen aus. Hanuš überlebt zwar, wird aber schwer krank. Endlich rafft er sich auf, lässt sich zu seiner Uhr leiten, und als sich das komplizierte Räderwerk in Bewegung setzt, um zur vollen Stunde zu schlagen, legt er die Hand in das Uhrwerk, prompt bleibt es unter grauenhaftem Knirschen stehen. Meister Hanuš lässt sich nach Hause bringen und stirbt. In den folgenden 100 Jahren kann niemand die Uhr des Meisters reparieren ...
27 böhmische Adlige, 1621 geköpft, treffen sich jedes Jahr am Tag ihrer Hinrichtung vor dem Rathaus, gehen still und langsam zum Südportal, um die astronomische Uhr zu beobachten. Geht sie gut und genau, wird es dem tschechischen Volk gut gehen, alle gehen in Frieden auseinander. Steht oder geht sie falsch, kommen schlechte Zeiten. Sie verschwinden traurig in den dunklen Gassen der Altstadt, müssen warten, bis wieder ein Jahr vergeht.
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