Pisanello San Giorgio con capello di paglia (Hl. Georg mit Strohhut) (Schwindel.Gefühle. S. 292f) Am nächsten Mittag, zurück in London, war mein erster Weg der in die Nationalgalerie ge- wesen. Das Pisanello-Bild, das ich sehen wollte, befand sich nicht an seinem gewohnten Platz, sondern war wegen Umbauarbeiten in einem schlecht beleuchteten Raum des Untergeschos- ses aufgehängt worden, in den nur wenige der täglich mit einem Ausdruck völliger Verständ- nislosigkeit die Säle der Galerie durchwandern- den Besucher hinunterkamen. Das kleine, vielleicht 30 mal 50 Zentimeter messende Bild, das man bedauerlicherweise in einen viel zu schweren Goldrahmen aus dem letzten Jahr- hundert eingezwängt hat, ist in der oberen Hälfte fast ganz ausgefüllt von einer aus dem Himmelsblau hervorstrahlenden golde- nen Scheibe, die als Hintergrund dient für eine Darstellung der Jungfrau mit dem Er- löserkind.
ganz Besondere aber an diesem Bild ist der außergewöhnlich schön gearbeitete, weitkrem- pige und mit einer großen Feder geschmückte Strohhut, den der Ritter auf dem Kopf hat. Ich wüßte gern, wie Pisanello auf den Gedanken gekommen ist, den heiligen Georg ausgerechnet mit einer solchen, angesichts der Umstände eigentlich unpassenden, ja geradezu extrava- ganten Kopfbedeckung auszustaffieren. San Giorgio con cappella di paglia — sehr verwunder- lich, wie vielleicht auch die beiden guten Pferde sich denken, die dem Ritter über die Schulter blicken. Madonnenvision des Hl. Antonius und des Hl. Georgs um 1445, Tempera auf Holz, 47 × 29 cm National Gallery London sowie Pferdekopfstudien |