Aiwasovskij kennt in Russland jedes Kind, er gehört dort zu den ganz großen Ikonen wie Repin, Vereschagin, Schischkin,
Kramskoi, usw. Niemand hat so viele Werke hinterlassen wie er, ca. 6.000 und kein Museum in Russland,
wo er nicht zu finden ist, und daneben in Landhäusern und alten Villen.
Seine Malweise ist brilliant, seine Farben einzigartig, sein Wasser lebt, seine Kompositionen sind großartig.
Der Maler der Romantik, armenischer Abstammung, geboren 1817 in Feodossija auf der Krim, widmet einen Großteil
seines Werks der Marinemalerei, wo sich sein Stil in der virtuosen Gestaltung von Licht und Schatten zeigt.
Ausbildung an der Akademie von Sankt Petersburg, Reise nach Finnland, Berlin, Dresden, Wien, Triest, Venedig, Florenz,
Rom (er trifft dort William M. Turner), Paris, London,
Lissabon, Madrid, Amsterdam. Zar Nikolaus I. ernennt ihn zum Maler des Marinestabes, er besucht Konstantinopel
und breist von dort aus
das Land und die USA.
1847 mit dem Titel Professor geehrt lässt er sich in seiner Heimatstadt Feodossija nieder, wo
er eine Villa mit großem Atelier erbaut.
1758 Ritter der Ehrenlegion in Paris, er stirbt 1900.
Wasser, Wasser, immer wieder Wasser
Die teils riesigen Formate der Seestücke beeindrucken auf den ersten Blick nicht nur wegen ihrer Größe, sondern vor allem aufgrund der meisterlichen akademischen Malweise. Die Kompositionen reichen von völlig ruhigen Meereslandschaften zu Bildern der Idylle mit öligen Wasseroberflächen, Sonnenuntergängen, dem rauchenden Vesuv, Pinien sowie Staffagefiguren im Vordergrund, auf die das sanfte Licht des Mondes fällt oder die vom gelbgoldenen Licht der Mittelmeersonne beschienen werden. Viel häufiger jedoch findet sich die See aufgewühlt: Aufbrausende Wasserstürme machen das Abenteuer, aber auch die Unberechenbarkeit des Meeres und somit die Gefahren der Schifffahrt spürbar. Als offizieller Maler des Marienstabs war es Aiwasowskis Aufgabe, Seekriege, wie zum Beispiel die Seeschlacht von Sinope 1853, möglichst realistisch wiederzugeben. Auch wenn der Künstler selbst nicht vor Ort war, so hat er sich nachweislich um Augenzeugenberichte bemüht, um einen hohen Grad an Realismus und Überzeugungskraft zu entwickeln. Gleichzeitig bezeugen Bilder mit religiösem Inhalt, etwa „Die Sintflut“ und „Die Erschaffung der Welt“ (beide 1864), dass Aiwasowski das Wasser auch als lebensbestimmendes Element aus religiöser Sicht dazustellen wusste. Das Entstehen und die Vernichtung des Lebens aus dem und durch das Wasser findet sich unterschwellig auch in allen anderen Bildern des Künstlers. Sie sind allesamt Metaphern für das menschliche Leben, die „Stürme des Lebens“ und ein unbedingtes Gottvertrauen.
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