Manzoni hat anscheinend vorweggenommen, was eine Verbindung zwischen konzeptueller Kunst und kapitalistischer Informationsökonomie werden würde. Manzonis Merda d’artista etablierte sich zweifellos als Sammlerstück und er zielt letztendlich auf Repräsentationssysteme (die den sie beschreibenden kritischen Diskurs einschließen) als relativ abstrahierte, frei schwebende Einheiten. Dies ist sicherlich eine Voraussetzung für die Popkultur, in der der Konsum des Bildes dem Konsum des Dings selbst Konkurrenz macht - wenn eine solche Dichotomie noch gelten kann. Seltsamerweise ist diese scheinbare Transmogrifizierung durch Kritik nichts anderes als eine Chimäre, obwohl angeblich niemand definitiv identifiziert hat, was in Manzonis Dosen steckt, und sie spiegelt Regeln wider, nach denen wir alle leben, ob wir wollen oder nicht.
Überzeugt?
Und:
Weil ein dänisches Museum in Randers eine der Dosen bei zu hohen Temperaturen gelagert und dadurch beschädigt hatte, musste es dem Eigentümer für seine Leihgabe nach einem Rechtsstreit in den 1990er Jahren 250.000 dänische Kronen zahlen.
Und:
Auch die Tate-Gallery hat sich nicht entblödet, 2000 eine Kot-Dose zu erwerben.


Links im Bild ein anderer Aktionist, der roten Umweltschmutz produziert und vermarktet - die Steuern dafür hinterzieht seine Ehefrau.
Stoisch lässt Rita Nitsch den Medienrummel und das Blitzlichtgewitter über sich ergehen. Gefasst legt sie vor dem Schöffensenat ein umfassendes Geständnis ab. Die Schwarzverkäufe von "Kunstwerken" ihres Mannes über mehrere Jahre räumt sie ein.
Der Staatsanwalt beziffert die Abgaben-hinterziehung mit knapp einer Million € (190.000 € Umsatz- und 770.000 € Einkommensteuer).
Er erläutert: „Die Steuerschuld konnte nur geschätzt werden. Die verkauften Kunstwerke sind über die ganze Welt verstreut und die Käufer sind nicht gerade auskunftsfreudig.“

2018 wird er 80: Orgien, Blutrausch mit Musik, Körpern und Innereien.
Kindheitstraumata?
1938 in Wien geboren, ist die Kindheit gekennzeichnet von den Gräueln des Krieges. In ersten Aktionen sorgt er für Aufsehen, verwendet Blut oder Gedärme, ist erfüllt vom Vorhaben eines Sechs-Tage-Spiels, das für Akteure wie Betrachter zur Ganzkörpererfahrung werden sollte.

(bitte Vollbild F11)

Christlich-religiös geprägte Menschen werfen ihm Blasphemie vor. Tierschützer erregen sich über seinen Umgang mit geschlachteten Tieren im Rahmen seiner Rituale. Hilde Spiel meldet gegenüber der „Rohheit“ seiner Aktionen humanistische Bedenken an.

Kunst? Anita Albus: "Blut-Kitsch!"


Zum Schluss der Wichser ...
Es gibt doch tatsächlich Wissenschaftler, die sich mit dem Onanisten beschäftigen und Buchläden, die das vertreiben!
Ernst Jandl darf mit seinem frühpubertären ejakulat ein(führen)spritzen:

Germanist Begemann bringt Mathematik ins Spiel, damit wir die Sauerei begreifen und behauptet, "dass Jandl den produktionsästhetischen (?) Horizont, in dem die neuzeitliche Vorstellung vom Kunstwerk als Lebewesen(?) wurzelt, unter den veränderten Bedingungen des 20. Jahrhunderts gewissermaßen auf seine drastischste (=ordinärste) Formel (Formelbuch Klasse 9) bringt und dabei einen konstitutiven Subtext(?) ans Licht holt (nein, lieber unter der Bettdecke lassen!) ...

Ein vom Mainstream der Banausen, Versteigerer und Kunstmakler als ganz großer hochgejubelter Baum war 20 Jahre einsam und hatte Langeweile: So setzt er denn Jandls Poem buchstäblich in die Tat um. Selbstexplikativ schreibt der Baum: Der tatsächliche Inhalt des Buches ist eingetrockneter menschlicher Samen, der auf die einzelnen Seiten in darauffolgenden Tagen vom Autor selbst ejakuliert wurde.
Das Bild dazu lieferte schon 1946 Duchamp:

Menschliche Samenflüssigkeit auf Astralon, unterlegt mit schwarzem Satin

So wollen die Surrealisten (und Nachfolger) die Trennung von Kunst und Nicht-Kunst aufheben, was heißt, jeder Scheißhaufen, jede blutige Jungfrau und jeder Spermafleck, der sogar Bücher füllen kann, ist Kunst.
An der Echtheit des Samens hängt für den Ejakulator die Überzeugungskraft des Arguments. Dieser echte Samen befruchtet sein Buch, das damit die Stelle der Frau oder des Körpers einnimmt.

Hinweis:
Von Bettines Fötzchen dichtet unser große Goethe in den "Venetianischen Epigrammen" (erraten?). Interpretation: Gründet Kunst im Eros, so gründet wiederum dessen onanistische Form im eigenen Können: Aha! Bettinas erotische Zirkularität als Bild des psychoökonomischen Kreislaufs künstlerischer Selbstaffizierung führt Kunst und Onanie zusammen.

Christian Begemann hat das Wichserbuch ("20 Jahre Einsamkeit" von Anselm Kiefer) interpretiert -->

SKIANTOS - MERDA D'ARTISTA -->

Anselm Kiefers Energie- und Material-Verschwendung:-->