VENUS
Planet
Fast gleich groß wie die Erde, und nach dem Mond das hellste Gestirn, aber nur am Morgen- oder Abendhimmel sichtbar,
nie gegen Mitternacht, wird die Venus auch Morgen- oder Abendstern genannt. Schon mit einem kleinen Fernrohr, manchmal ohne,
kann man sie auch tags sehen.
Die Venus ist der zweitinnerste und drittkleinste Planet des Sonnensystems, der Planet, der auf seiner Umlaufbahn der Erde am nächsten
kommt und zu den vier erdähnlichen Planeten Merkur, Venus, Erde und Mars zählt. Die durchschnittlichen Sonnenentfernung
der Venus beträgt 108 Mill. km.
Größe und Aufbau der Venus sind unserer Erde ähnlich, in Oberfläche und Atmosphäre aber sehr unterschiedlich.
Die Atmosphäre der Venus besteht hauptsächlich aus Kohlendioxid und ist wegen der stets geschlossenen Wolkendecke
von außen völlig undurchsichtig, die hauptsächlich aus Schwefel besteht, den Vulkane in Form von Schwefeldioxid
ausgestoßen haben.
In Bodennähe gibt es Brisen der Windstärke 4. Vom Sonnenlicht erreichen nur 2 % die Oberfläche, die Sichtweite beträgt wie an
einem trüben Nachmittag rund 3 km. Tag und Nacht herrschen Temperaturen von etwa 450° C.
Spekulation über Leben auf der Venus beruhen darauf, dass die Pioneer-Venus-Eintauchkapsel in den Wolken Partikel in Bakteriengröße fand.
Vulkane kommen auf der Venus mindestens so zahlreich vor wie auf der Erde, Vulkane mit mindestens 100 km Durchmesser gibt es
nicht weniger als 167, spezielle Vulkanform haben aufgrund der Ähnlichkeit den Spitznamen 'Tick' (engl. Zecke), wie es sie auch auf
dem Meeresboden gibt.
Erstmals 1966 landet ein Raumfahrzeug auf der Venus. Am 1. März führt die sowjetische Venera-3-Sonde eine Crashlandung auf der Venus
aus, die die Sonde nicht übersteht. Ihre Schwestersonde Venera 2 fällt kurz vor dem Vorbeiflug aufgrund Überhitzung aus. 2006 bis 2014
untersucht die erste Venussonde Venus Express der ESA Atmosphäre und Oberfläche des Planeten und erhält genauere Daten über
Atmosphäre und Wolkendecke.
Eine Besonderheit der Venusbahn sind die Venustransite.
Die Venus steht dann genau vor der Sonnenscheibe (Transit). Der letzte Venusdurchgang ereignete sich 2012, der nächste wird 2117 sein.
Als das hellste sternartige Objekt am Firmament spielt Venus von Anbeginn der Kulturgeschichte eine tragende Rolle in Astronomie,
Mythologie und Astrologie.
Die späten Hellenen beziehen den Planeten auf die Göttin Aphrodite und seit der Antike benutzt man für den Planeten und die Göttin das
Pentagramm
als Symbol. Der Ursprung liegt offensichtlich in der besonderen periodischen Bewegung des Planeten, dessen auffälligste Positionen am
Sternenhimmel im Zeitraum von acht Jahren ein recht exaktes Pentagramm beschreiben. Vermutet wird, dass die Griechen die Olympischen
Spiele der Antike nach diesem Zyklus ausgerichtet haben.
Unser bekanntes Venussymbol steht sowohl für die Göttin Venus/Aphrodite als auch in Astronomie und Astrologie für den Planeten.
|
Ein Brief an Max
Wer die internationale Venus-Mythologie vergleicht, dem zeigen sich exemplarisch die Widersprüche in sich der Pseudo-Sternen-Wissenschaft
Astrologie.
Im Abendland gilt Venus als Symbol des Bindungsvermögens, seit dem Altertum steht sie als Symbol für das Planetenmetall Kupfer, das
die Sterngläubigen als Spiegelmetall der Liebes- und Schönheitsgöttin zuordneten. Und heute steht das Symbol der Venus durch die
allgemeine Zuordnung eines weiblichen Charakters in der abend- und morgenländischen Kultur für Weiblichkeit und in der Biologie für das
weibliche Geschlecht schlechthin.
Ganz konträr hierzu die altamerikanische Mythologie.
Den Maya galt die Venus als aggressiv, sie berechneten den Erfolg von Kriegszügen nach dem Venuskalender.
Und die gläubigen Christen?
Der Morgenstern ist Symbol für den herannahenden Gottessohn und dessen lichtvolle Erscheinung in der Nacht der Welt (Epiphanie).
Nach Jesaia 14, 12 aber ist der Morgenstern Luzifer, der "gefallene Engel", und einige Sekten nehmen an, dass Venus der Ort der Hölle sei,
welche Vorstellung die unwirtlichen Temperaturen und Schwefelwolken auf ihr stützen.
Aber ist nicht unser Verständnis von Literatur ebenso zweischneidig, wie der folgende Brief, gerichtet an
W. G. Sebald, zeigt?
Lieber Max!
Ich bin überzeugt, daß wir per Du gewesen wären, hätten wir uns jemals getroffen, was übrigens so abwegig
nicht ist, wir haben ja immerhin zu selben Zeit in Freiburg/Br. studiert, noch dazu gleiche Fächer
(Germanistik und Anglistik)...
Ich schreibe Dir - der Du wie die meisten wirklich wichtigen Leute bereits auf einem Stern sitzt
und zuschaust von oben - deshalb, weil ich ein bisschen böse auf
Dich bin, Du hast mit deinem Essay über Andersch (in „Luftkrieg und Literatur“) ein Ideal zerstört und zwar
restlos; den Schriftsteller, der ganz oben auf meiner Favoritenskala seinen Platz hatte.
Die alte Diskussion, ob man Werk und Autor trennen kann (bei Goethe für mich Dauerfrage, wohl auch bei Thomas Mann)
löst Du im negativen Sinn, Deinem Einheitspostulat (Einheit von Vita und Werk: dass dann, wenn man als Schreiber
moralische Postulate verbreitet (z. B. Günther Grass) solche auch selbst gelebt werden müssen) stimme ich
im Prinzip zu.
Noch tiefer geht meine Frustration vor allem, weil viel von dem in mir ist, was Du an Andersch geißelst,
ich will es vielleicht auch noch literarisch verarbeiten, und da treffe ich auf dein Dictum - treffend:
Literatur als Mittel zur Begradigung des Lebenslaufs
So wie die literarische Figur wäre man (ich, der Verfasser) gerne gewesen, zwar nicht unbedingt seinerzeit,
aber doch in der Rückschau zumindest.
Manchmal schreibst Du sehr hoch und mit vielen Fremdwörtern, bei denen ganz oft im Duden steht: „veraltet“
oder die gar nicht verzeichnet sind, z.B. das Verb „avertieren“. Aber davon später.
Der Gedanke von den retrospektiven Wunschbildern hat mich ins Mark getroffen
(ich weiß - dieser Ausdruck wäre Dir zu schwülstig!) und ich werde versuchen, da mal dranzubleiben.
Ist es denn wirklich wahr, daß 'Du' jetzt klein geschrieben werden muss?
Auszug aus dem Duden: Auch in Briefen wird »du« kleingeschrieben:
Liebe Maria, wie du [alte Schreibung Du] bestimmt schon gemerkt hast ...
Was mir noch einfällt, Reich-R. finde ich entsetzlich, Du zählst ihn zu "tonangebenden Kritikern" (Was ist das?),
wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob Du damit nicht irgendeinen hinterhältigen Gedanken hast...
(Entlarvt hat der Größenwahnsinnige ("Ich kann mich nicht irren") sich in dem Beitrag über Dich:
)
Wir können uns sicher bald mal drüber auch persönlich unterhalten, denn was sind noch die paar Jahre und
dann ...
Einer Deiner vielen tiefen Bewunderer
|
PS
doc schrieb mir, es ist schon länger her:
Du weißt, dass ich professioneller Astro-Navigator bin ...
Am 8. Juni 2004 bot sich auf meinem Trip zu den Kanaren die einmalige Gelegenheit, den Venustransit
durch die Sonne für eine Positionsbestimmung zu nutzen. Das gespiegelte schwarze Pünktchen
innerhalb der Sonnenscheibe war mit dem Sextanten inklusive Sonnenfilter mit einiger Anstrengung
(sowie Hilfe meines Teleskops, welches die momentane Lage der Venus zeigte) gerade noch sichtbar.
Ich bildete drei Messgruppen im Abstand von ca. 1,5 Stunden mit jeweils je drei kurz aufeinanderfolgenden
Höhenmessungen.
James Cook 1769 auf Tahiti half mir und lässt grüßen ...
|