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St. Petersburg
5 Mill. Einwohner, zweitgrößte Stadt Russlands, viertgrößte Europas
Geschichte
Dass Peter d. Gr. seine zukünftige Hauptstadt in einer unbewohnten und öden Sumpflandschaft an der Newa-Mündung
gründen wollte, ist ein Mythos.
Es gab dort die schwedische Festung Nyen, die die Russen eroberten.
1703 legt Peter im Newa-Delta den Grundstein für die Peter-und-Paul-Festung zur strategischen Absicherung der Newa-Mündung.
Die äußeren Bedingungen für eine Stadtgründung waren denkbar ungeeignet. Dennoch will Peter
hier seine neue Hauptstadt errichten.
Ab 1706 setzt er durch Zwangs-
rekrutierung von 30.000, 1707 von 40.000 Leibeigenen seinen Plan mit Nachdruck und
unglaublicher Rück-
sichtslosigkeit in wenigen Jahren um. Zehntausende von Zwangsarbeitern und Leibeigenen sterben an
Sumpffieber, Skorbut, an der Ruhr oder einfach an Hunger und Entkräftung.
Da große Teile der Stadt auf Pfählen im Boden errichtet sind, sprechen viele Leute davon, dass St. Petersburg eigentlich
auf Skeletten ruht.
Den russischen Adel beordert Peter nach Sankt Petersburg. Die Familien müssen auf eigene Kosten mit ihrem gesamten
Haushalt in die Stadt ziehen.
1712 erklärt Peter der Große Sankt Petersburg anstelle von Moskau zur Hauptstadt seines Kaiserreichs.
Handwerker und Ingenieure aus ganz Europa, insbesondere aus Deutschland und den Niederlanden, machen
die neue Hauptstadt von Anfang an zu einem Zentrum europäischer Technik und Wissenschaft.
Katharina d. Gr. (1729–1796) öffnet das Reich weiter verstärkt nach Westen, holt Künstler und Architekten nach St. Petersburg.
Ende des 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jhts erlebt die Stadt eine Blütezeit, vorerst vor allem auf kulturellem,
später auf wissenschaftlich-technischem Gebiet.
Die Aufhebung der Leibeigenschaft durch Kaiser Alexander II. sorgt ab 1861 dafür, dass zahlreiche Menschen in die Stadt
einwandern. Die Bevölkerungszahl schnellt innerhalb weniger Jahre empor.
Bis 1918 finden in der Soldaten- und Regierungsstadt alle wichtigen Revolten der russischen Geschichte statt,
die langfristig zur Gründung der Sowjetunion führen.
Startsignal für die Oktoberrevolution 1917 gibt ein Schuss des Kreuzers Aurora im Petrograder Hafen.
Lenin erklärt Moskau zur sowjetischen Hauptstadt. Die Bevölkerung sinkt innerhalb weniger Jahre erheblich
durch Bürgerkrieg und Statusverlust, die gesamten Regierung und Verwaltung zieht nach Moskau um.
Nach dem Tode Lenins benennt der Rätekongress 1924 die ehemalige Zarenstadt in Leningrad um.
1934 lässt Stalin den Leningrader Parteichef Sergei Kirow in seinem Büro, 1940 Leo Trotzki im mexikanischen Exil ermorden.
Während des Zweiten Weltkrieges belagern deutsche Truppen 871 Tage lang die Stadt, über eine Mill. Zivilisten sterben.
Hitler:
Der Führer ist entschlossen, die Stadt Petersburg vom Erdboden verschwinden zu lassen. Es besteht nach der Niederwerfung
Sowjetrusslands keinerlei Interesse am Fortbestand dieser Großsiedlung.
Die Deutschen vernichten durch Luftan-griffe einen Großteil der Nahrungsmittel-vorräte, zudem bricht der Winter
unge-wöhnlich früh ein und der Abwurf gefälschter Lebensmittelbezugsscheine aus Flugzeugen der Wehrmacht tut ein Übriges.
Es herrschen Temperaturen von –40°, Heizmaterial ist äußerst knapp. Allein im Dezember 1941 sterben
rund 53.000 Menschen - viele von ihnen fallen einfach vor Entkräftung auf der Straße um.
Etwa 150.000 Artilleriegeschosse und 100.000 Fliegerbomben feuern die Deutschen auf die Stadt. Bei Versuchen der Roten Armee,
die Belagerung zu sprengen, kommen etwa 500.000 sowjetische Soldaten ums Leben.
Die Behandlung Leningrads nach dem Zweiten Weltkrieg ist widersprüchlich. Einerseits ist die Stadt zum Symbol von Widerstandswillen
und Leiden im Krieg geworden – andererseits toben Machtkämpfe zwischen Leningrader und Moskauer Funktionären
noch bis in die 1950er-Jahre hinein.
1991 sprechen sich 54 % der Bevölkerung für die Rückkehr zum historischen Namen aus.
2003 weihen Präsident Wladimir Putin und Bundeskanzler Gerhard Schröder das rekonstruierte Bernsteinzimmer ein.
2017 tötet ein Terroranschlag 14 Menschen in einem Zug in der Metro.
Und im Übrigen startet von St. Petersburg aus, wo er sich vier Jahre aufhielt, wie W. G. Sebald in seinem
Elementargedicht "Nach der Natur" schreibt, Georg Wilhelm Steller aus Windsheim seine Teilnahme an der berühmten
Zweiten Kamtschatka-Expedition, nachdem er in den botanischen Gärten des Marinehospitals den Patriarchen von Novgorod getroffen
hat, der ihm berichtet, Gott sei auf einmal und wie aus heiterem Himmel auf einem Lungenkrautblatt entstanden, siehe
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