Murmansk

Wer im Sommer 2015 Warnemünde anlief, traf auf die Sedov, Eigner die Technische Universität Murmansk, was auch Heimathafen der Viermastbark ist.

Murmansk ist das Hauptquartier der Nordmeerflotte, früher Stolz der Weltmeere, heute ein kolossaler Trümmerhaufen. Eine radioaktive Müllhalde, die Russlands Norden zu einer der gefährlichsten Gegenden der Welt macht. Die russische Marine zählte ursprünglich über 250 atomgetriebene U-Boote, darunter wahre Ungetüme wie die Delta IV, 160m Lüa und mehr als 10.000t schwer.
Was die Sowjetunion im Kalten Krieg schnell und ohne Entsorgungspläne aufrüstete, rostet jetzt vor sich hin. Russische Rettungsboote verrotten im Hafen von Murmansk, die Ausrüstung ist in einem jämmerlichen Zustand. In der ganzen Region gibt es insgesamt hundert ausgediente Atom-U-Boote aller Klassen. Den Russen fehlt Geld und Know-How für die Entsorgung.

Sie müssen Druckluft in die Boote pumpen, damit sie nicht absinken und es zu keinem Kontakt zwischen Reaktor und Wasser kommen kann. Denn das würde den Prozess der Korrosion stark beschleunigen und zu einer ökologischen Katastrophe führen - einer Verschmutzung der Umwelt mit Radioaktivität.
Beispiel Karasee: Hier versenkten die Russen ganze U-Boote samt Reaktor. Strahlenmüll in Dutzenden von Containern - ein ökologisches Desaster. Viele dieser Reaktoren liegen schon sehr lange auf dem Grund der Karasee. Um Schlimmeres zu vermeiden, müssten die Reaktoren gehoben und auf dem Festland entsorgt werden.
Noch schlimmer ist die Situation in der Andrejewa-Bucht. Hier befindet sich die größte radioaktive Abfalldeponie der russischen Nordseeflotte. Es gibt hochradioaktive Brennstäbe aus U-Booten, die einfach herumliegen. Gefahr besteht hier auch für die Menschen: Sie würden innerhalb kürzester Zeit sterben, wären sie dieser Strahlung ausgesetzt.
Die Halde liegt an der norwegischen Grenze und stellt die größte Atommülldeponie überhaupt dar. Kein Ort auf der Welt versammelt so viel radioaktiven Abfall unter freiem Himmel wie die Andrejewa-Bucht. Deshalb leben die Einwohner Kirkenes' in Norwegen - 45 Kilometer von der Deponie entfernt - in ständiger Angst.