Blythe, Chay
Caffari, Dee
Calligaro, Gudrun
Dekker, Laura
Dumas, Vito
Gabart, François
Knox-Johnston, Robin
Martin, Jesse
Moitessier, Bernard
Perham, Michael
Slocum. Josua
Testa, Serge
Tetley, Nigel



Und die übrigen Probleme,
die mich mitunter quälen -
sie wiegen nicht ein Gramm angesichts der unendlichen Ferne,
in der sich das Kielwasser mit dem Himmel vereint,
angesichts des Windes über der See,
die sich von keinen kleinlichen Alltagssorgen beunruhigen lässt.


Einhand-
Weltumsegler*










Zwei Weltumsegler treffen sich

Im Juni 2006 begegnet Wilfried Erdmann, unser deutscher Einhand-Weltumsegler, seiner englischen Kollegin Dee Caffari, als sie von ihrer Einhand-Umrundung der Welt zurückkehrt.

Er schreibt:

Es ist der 23. Mai in Southampton, wohl 8°, Wind und Regen. Die Menschen im Hafen suchen Schutz. Dees Bewegungen sind katzenhaft, als sie über die Reling auf den Steg jumpt. Ihr Händedruck gleicht dem eines Seebären. Unsere Blicke weichen sich nicht aus. Wir haben dieselbe Leidenschaft. Waren an denselben Orten. Und: in gleichen Situationen. Ich vermute, was sie erlebt und noch nicht gesagt hat.
Nonstopkurse sind inzwischen Kult. Jedes Jahr starten einige, um bei Erfolg immer die gleichen Geschichten zu erzählen und aufzuschreiben, wie es am Kap Hoorn, in einem chaotischen Sturm, nach einer Monsterwelle und dann im Zielhafen war. Sie schreiben über Einsamkeit oder wie für technische Probleme Lösungen gefunden wurden und – ja, richtig – über die feuchten Augen am Ziel. Insgesamt Erfahrungen, die es nicht zu bereuen gilt aber sich irgendwie wiederholen.



Joshua Slocum

1844 bis 1909
Der geborene Kanadier umsegelt von 1895 bis 1898 die Welt als erster einhand auf einem alten Austernfischer mit 11,2 m LüA und legt dabei 46.000 sm zurück.
Sein Reisebericht "Sailing Alone Around the World" wird schnell zum Klassiker der Reise-, See- und Abenteuerliteratur.




Vito Dumas

1900 - 1965
Mitten im Zweiten Weltkrieg, im Juni 1942, bricht der Argentinier zu seiner Weltreise auf und kehrt am 27. August 1943 wohlbehalten wieder in seine Heimatstadt Buenos Aires zurück. Er fährt auf einer Ketsch und schafft als erster Einhandsegler alle drei großen Kaps (Kap der guten Hoffnung, Kap Leeuwin, Kap Hoorn) zu umrunden.



Bernard Moitessier

1925 - 1994
Während des Golden Globe Race 1968 (siehe unten bei Nigel Tetley) unsegelt der Franzose als erster Einhandsegler die Antarktis nonstop. Den schon sicheren Sieg in der Regatta gibt er aus persönlichen Gründen auf. Seine Route ist heute nicht mehr als Weltumsegelung anerkannt, da Moitessier den Äquator nur einmal überquerte, und dann ausschließlich auf der Südhalbkugel weiter nach Tahiti segelte.



Robin Knox-Johnston

* 1939 Putney, London.
Sir William Robin Knox-Johnston ist der erste Mensch, der im Einhandsegeln nonstop 1968/69 die Welt umsegelt.
Als Teilnehmer des Golden Globe Race (siehe unten bei Nigel Tetley) startet er mit einem Holzschiff (LüA 9,7m) und läuft nach 30.123 sm und 312 Tagen am 22. April 1969 wieder in Falmouth ein. Die Siegerprämie lässt er der Familie Donald Crowhursts zukommen, der wohl während des Rennens Selbstmord beging.



Nigel Tetley

1924 – 1972
Der Südafrikaner umsegelt 1968 während des Golden Globe Race als erster Einhand-Segler in einem Trimaran non-stop die Welt.

Das Golden Globe Race hat einen bizarren Platz in der Seefahrt. Geboren vom Wunsch nach Rekorden ist es aber ein wichtiger Schritt im Jachtsport, der kleine Segelboote immer widerstandsfähiger gemacht hat. Als der Amerikaner Joshua Slocum 1895 zu einer Weltumsegelung aufbricht, war er drei Jahre unterwegs. Mitte der 1960er glaubt der englische Flugpionier

Francis Chichester, schneller als die Teeklipper sein zu können, wenn er die passende Jacht besäße.
Und tatsächlich: Bei seiner Rückkehr 1967 hat er mit der Gypsy Moth IV nur 226 Tage benötigt.
Als der Starttermin feststeht, trifft der Franzose

Bernard Moitessier unverzüglich Vorkehrungen für eine Nonstop-Umsegelung. Er ist ein genialer Vagabund, der als Autor viel gelesener Bücher bekannt und mit 43 Jahren derjenige ist, dem man einen Erfolg am ehesten zutraut.
9 Segler gehen 1968 an den Start. Als Einziger fährt am Ende Knox-Johnston ins Ziel. Nach 313 Tagen auf See kehrt er am 22. April 1969 nach Falmouth zurück, wo er am 14. Juni 1968 gestartet ist. Sechs seiner Konkurrenten haben aufgegeben, unter ihnen auch Moitessier, der nach Tahiti weitersegelt, weil er dem Rummel nach der Rückkehr entgehen will. Der Trimaran Nigel Tetleys ist im Sturm gesunken, und der merkwürdigste Teilnehmer,


Donald Crowhurst
begeht aller Wahrscheinlichkeit nach Selbstmord.

Nach dem Sieg Knox-Johnstons sind Crowhurst und Tetley noch im Rennen um die Prämie für den schnellsten Nonstop-Einhand-Weltumsegler.
Da Crowhurst fürchtet, dass sein gefälschtes Logbuch einer genauen Prüfung durch Fachleute nicht standhalten würde, plant er, erst dann in Richtung Heimat aufzubrechen, wenn er Tetley den Titel nicht mehr streitig machen könnte.
Dies vereitelt Tetley, indem er, da er annimmt, Crowhurst sei ihm dicht auf den Fersen, zu riskant segelt und am 21. Mai 1969 nahe den Azoren mit seinem Trimaran Schiffbruch erleidet.
Crowhursts Boot wird 1969 im Nordatlantik unbeschädigt, aber leer entdeckt.





Chay Blyth

* 1940 in Hawick, Schottland.
Er umrundet als erster Einhandsegler 1971 die Welt von Ost nach West gegen die vorherrschende Westwindrichtung ohne Zwischenstopp auf einer 59 ft-Yacht in 262 Tagen.





Serge Testa

* 1950 Australien
Er hält den Weltrekord im Einhand-Segeln um die Welt auf dem kleinsten Segelboot (LüA 12ft!) im Jahr 1987. Das Boot ist so gebaut, dass es bei schwerem Wetter auch von innen zu bedienen war.



Gudrun Calligaro

1948 - 2017
Sie segelt als erste Deutsche von 1988 bis 1990 auf einer 9,25-m Yacht einhand um die Welt.




Jesse Martin

* 1981 Dachau
Der Australier umsegelt mit 17 Jahren 1998/99 als jüngster Mensch einhand die Welt nonstop und ohne fremde Hilfe. Er startet von seinem Heimathafen Port Philipp Bay/Australien auf seiner Yacht (LüA 34 ft) und segelt 31.700 sm in 328 Tagen um die Welt.



Interview:

Quelle



Dee Caffari

* 1973 Hertfordshire, England.
Sie macht es Chay Blyth nach und umsegelt 2006 als erste Frau die Welt non-stop von Ost nach West gegen die vorherrschende Westwindrichtung auf einer 65,2 ft-Yacht in 178 Tagen.



Wilfried Erdmanns Interview (Quelle )



Michael Perham

* 1992 Saint-Michel/Frankreich
Michael segelt 2007 im Alter von 14 Jahren einhand über den Atlantik und hält damit den Weltrekord als jüngste Person.



Laura Dekker

* 1995 Whangarei, Neuseeland
Der besondere Törn:
2009 will Laura (13) mit ihrem Boot, einer Hurley 800 (8,3m LüA) zu eine Einhand-Weltumseglung aufbrechen, was das Familiengericht Utrecht verhindert. Ein Sachverständiger (Kinderpsychologe) soll klären, ob Laura in der Lage ist, allein eine Weltumseglung zu überstehen. Laura darf frühestens im Sommer 2010 in See stechen. Solch ein langer und durchaus gefährlicher Segeltörn könne „Lauras Gesundheit und ihre geistige Entwicklung gefährden“.
Ihr Vater kauft ihr ein neues Boot (Ketsch 11,5 m LüA) und Laura segelt im August 2010 von Portugal los. Am 21. Januar 2012 beendet sie ihre Weltumseglung als jüngster Einhandweltumsegler.



François Gabart

* 1983 Saint-Michel/Frankreich
Am 17. Dezember 2017 stellt François auf seinem Trimaran (LüA 100 ft!) einen neuen Weltrekord im Einhand-Segeln um die Erde auf.
Der 34-Jährige erreicht die Ziellinie vor Brest nach 42 Tagen, 16 Stunden, 40 Minuten und 35 Sekunden, gut sechs Tage schneller als der vorherige Rekordhalter Thomas Coville.



siehe auch




Ein lesenswertes Buch:






*) Für alle Nichtsegler: Der Begriff stammt aus dem Englischen,
angelehnt an den seemännischen Fachausdruck für
Besatzungsmitglied = "hand";
zB "All Hands!" = "Alle Mann an Deck!"