TREMITIS

Wer nachts mit Südkurs auf die Inseln zuläuft, der sieht nichts - außer alle 4 Sekunden 3 Blitze, die Kennung von San Nicola. Er muss, wenn er auf Westkurs geht, um in den Hafen einzulaufen, sich frei halten von den Klippen - und mit einem Mal ist er, entlang der im weiten Bogen zurückweichenden finsteren Steilküste der Insel entlang aus dem Dunkel die Hafenmole rundend, in eine andere Welt versetzt:
Angestrahlt und im diffus-gelben Licht vieler Straßenlaternen zieht das gewaltige Bauwerk der Abtei und fortezza aus hellem Stein den Berg hinauf rund um die Bucht, da und dort nur geben Fundamente den Blick frei auf gewachsenen Fels.
Oben der Giebel der chiesa della Madonna und hoch über allem der Himmel, nachtschwarz, Filmkulisse für mittelalterliche Spektakel.

Die Seelen trojanischer Krieger erzählen die Sagen von Agamemnon und Hektor,
von Helena und Paris, draußen im Wasser ein springender Fisch,
das kaum hörbare Gleiten der Möven die einzigen Laute.
Verlassen die Insel im Monat März. Das Rattern des Außenborders vom
Coast-Guard-Schiff, das anlegt drüben am Ufer von San Domino,
wieder vollkommene Ruhe, kein Mondlicht in der schweigenden Nacht.
Falken schwirren.
Hörst du das Rufen, ihr Schreien, ihr Weinen vom anderen Ufer?
In den Fangleinen der Fischer verreckende Albatrosse.
Diomedes kehrt heim.
Eine Steinfigur wie in Mozarts Oper am Schluss, der Komtur erscheint:
Padre Pio, langsam versinkend zum Grunde des Meeres.
Wir drängen im Traum zu seinen blutigen Händen, er segnet,
heilt alle Gläubigen, hergepilgert aus der weiten Welt.
Uns träumt vom Taka-Tuka-Land, wo die Piraten den Vater von Pippi
gefangen halten, von slawischen Filibustermatrosen und ihrem Plan
abgefeimt wie Odysseus’ Ross aus Holz.
Die Mönche sind überredet, für den Skipper der Feibeuter
das Leichenbegängnis zu richten, die Bösen fromm geworden in Trauer
tragen den Sarg den Berg hinan, am offenen Grab springt
der tote Käptn aus der Kiste, die voller Waffen, das Morden beginnt,
ein Mönch entkommt.
Plötzlich erwacht, starrt der verwesende Beato Tomaso durchs schmutzige Glas
breit grinsend, das Totenschädelgesicht unter dem geistlichen Hut.



Bringt ihn nicht weg von der Insel, die Leiche von fratre Nicolò bringt Sturm!
Nahezu im Zenit steht Benetnasch, der Schlußstern im Schwanz der Bärin,
dalmatinische Seeräuber massakrieren die Zisterzienser, wacht auf!



Überall hinter der Schlucht beim Kloster bedeckt Euphorbia mit Buketten
die Hochebene von St. Niklaus, an dessen jenseitigem Ufer Sonnenstrahlen
bei ihrem Tageslauf die letzte Insel-Ruhestätte morgens früh erwärmen.
Haben alle, Diomedes nach endlosem Wandern, Agrippina die Verbannte,
haben Piraten und Benediktiner, Internierte und Zisterzienser, oder die Sarazenen
sich auch erfreut an der gelben Blüte des kugelig aufsteigenden Wolfsmilchgewächses?



Antonio, mit grauem Bart- und Haupthaar, durch Sterne auf den Schultern
der blauen Uniform sehr offiziell, der erst nach längerem Rufen
uns abfertigt aus dem Fenster im ersten Stock im Eck des Hafens,
erzählt von unvorstellbaren tausend Tagestouristen in der Saison,
suchen das Eiland heim mit Hoovercraft und Helikopter.
Beim Tor der Ritter auf der Rückkehr zum Boot
Begegnung mit der anderen Crew.
Woher wohin, sie waren längsseits gegangen,
nachdem die Yacht sie hertrug von der dalmatinischen Küste.
Visitando la Chiesa soffermiamoci
un attimo in preghiera
rivolgendo lo sguardo
de il pensiero al Signore
ed affidiamoci alla
Sua potenzione





Capraia



Il Cretaccio ("der Lehmhaufen")














Jesus hominum salvator
















































Diomedes, einer der griechischen Hauptkämpfer gegen Troja.
Zusammen mit Sthenelos und Euryalos führt er 80 griechische Schffe, verwundet Aeneas, die diesem zu Hilfe eilende Göttin Aphrodite und den Gott Ares mit Hilfe der Göttin Athene.
Bei den Leichenspielen für Patroklos gewimmt Diomedes im Wagenrennen und im Kampf gegen Ajax. Die tote Penthesileia hält er nicht für würdig, begraben zu werden, und stößt sie mit dem Fuß in den Fluss Skamandros. Ein Orakel verkündet, dass es nur gelänge, Troja zu erobern, wenn die Griechen den Bogen des Herakles bei sich hätten. Deshalb segeln Diomedes und Odysseus nach Lemnos und überreden Philoktetes, mit ihnen zu kämpfen.
Diomedes ist auch einer der Helden im Trojanischen Pferd.
Auf der Rückfahrt von Troja strandet der Held an der Küste Libyens, dann landet er an der attischen Küste, wo sie führ Piraten gehalten werden. Während Diomedes’ Abwesenheit geht seine Frau fremd und versucht, ihn nach seiner Heimkehr zu vergiften. Er haut ab, ein Sturm verschlägt ihn an die apulische Küste, im hohen Alter stirbt er und wird auf einer der Diomedischen Inseln begraben.



Com'è profondo il mare - komponiert von Lucio Dalla auf S. Nicola























Wir besuchten den Archipel 2004 und 2013