Wer "Seewolf" gelesen oder den Film mit Raimund Harmstorf gesehen hat, weiß, wie Jack London, selbst ein Seewolf, tickte. Nur 40 Jahre ist er geworden. Was andere Schriftsteller sich ausdenken, versucht er einfach: Mit dem


Zweimaster "Snark", gebaut nach eigenen Plänen,

sticht er 1907 zu seiner Weltumsegelung in See. Mit an Bord Ehefrau Charmian und sieben Matrosen. Beim ersten Sturm ein Leck, eingedrungenes Wasser beschädigt den Motor. Auf Hawaii müssen sie einen Zwischenstopp einlegen. Auf den Marquesas spielen sie den Insulanern auf ihrem Grammophon Caruso vor. Tahiti verlassen sie gleich wieder, weil es ihnen "zu touristisch ist. Auf Samoa besuchen sie das


Grab von Robert Louis Stevenson.

Und auf den Salomon-Inseln werden sie von Indianern bedroht.
Malaria, Parasiten, Mangelernährung und Virusinfekte der Besatzung erzwingen den Abbruch der Reise in Sydney. Jack London verkauft das Schiff und kehrt nach 27 Monaten zurück nach Kalifomien. In "Adventure" oder "The Cruise Of The Snark" erzählt er von seinen Erlebnissen in der Südsee.




Lenin bat seine Frau noch auf dem Totenbett, ihm eine Geschichte von Jack London vorzulesen. Als bekennender Kommunist und aktives Mitglied der Sozialistischen Arbeiterpartei Amerikas lagen die beiden auf einer Linie. Ein Leben lang kämpft lack London für die Rechte der Unterdrückten. Was auch in seiner Abstannntmg begründet liegt.
"Meine Umgebung war grob, roh und rau; mein Platz in der Gesellschaft war ganz unten."

1876 als John Griffth Chaney geboren, wächst er in den Armenvierteln von San Francisco auf. Der leibliche Vater macht sich aus dem Staub, als er von der Schwangerschaft seiner Freundin Flora hört. Der Stiefvater ist eigentlich Zimmermann, arbeitet aber als Kolonialwarenhändler, Gernüsebauer, Bahnarbeiter und Nachtwächter. Als er nach einem Unfall arbeitsunfähig wird, muss Jack zum Familieneinkommen beitragen, jobbt als Zeitungsjunge, liefert Eis aus, sitzt am Fließband einer Konservenfabrik.
Früh schon flieht er in die Bücher, die er sich aus der städtischen Bibliothek Oakland leiht. Es sind haltlose Jahre. Er wird Austernpirat, klaut nachts die Meeresfrüchte von den Muschelbänken. Betrinkt sich in den Bars am Hafen. Er schuftet als Kohlenschipper und marschiert mit den demonstrierenden Arbeitern nach Washington, um gegen die Arbeitsbedingungen zu protestieren. Als Hobo (heimatlose Wanderarbeiter, die auf Güterzügen durchs Land reisen) springt er auf Züge auf und trampt bis in die Sierra Nevada.

1892 ergattert er einen Posten bei der Fischereipatrouille, ein Jahr später heuert er als Robbenfänger auf der "Sophia Sutherland" an und fährt nach Japan. Dort sammelt er den Stoff für seinen bekanntesten Roman "Der Seewolf", der 1904 erscheint. Zurück aus Japan drängt erst einmal die Mutter Jack, sich an einem Schreibwettbewerb zu beteiligen. Prompt gewinnt er, das Preisgeld beträgt 25 Dollar. Jetzt will er das Gymnasium nachholen, auch wenn er fünf Jahre älter ist als seine Mitschüler.. Um das zu ?nanzieren, fegt er nach dem Unterricht den Klassenraum. Danach zieht es ihn als Goldsucher nach Klondike. Mit Skorbut, der "Lepra der Arktis", kehrt er zurück. Der Verkauf des Goldstaubs bringt ihm gerade mal 4,50 Dollar ein.

Aber er ist jetzt fest entschlossen, Schriftsteller zu werden. Jeden Tag schreibt er 1.000 Wörter - bis zu seinem Tod. Sein Roman "The Call Of The Wild“ (1903), in dem er von einem Hund erzählt, der von einem Goldgräber mit nach Alaska genommen wird und sich nach dessen Tod den Wölfen anschließt, wird zum ersten Erfolg.
Als Kriegsberichterstatter reist er nach Japan und Korea. Von dort zurück, heiratet er Charmian Kittredge, eine emanzipierte Frau, mit der er bis zum Lebensende zmammenbleiben wird. Nördlich von San Francisco kauft er eine Farm.
Sein aufwändiger Lebensstil und seine Liebe zum Alkohol aber treiben ihn in den Ruin. Als sein "Wolf House", eine Villa mit 26 Zimmern, kurz vor der Fertigstellung abbrennt, sieht es düster aus. Noch einmal versucht er sich als Kriegsberichterstatter, diesmal in Mexiko. 1916, heute vor 100 Jahren, stirbt er an Nierenversagen. Seine Asche liegt unter den Fundamentresten des abgebrannten Wolf House.

Charmian überlebt ihn um 40 Jahre.