Verstrickt in seine aus heutiger Sicht Fehldeutungen, erkennt der Mann jemals weder sein Scheitern noch seine eigentliche Leistung:
Als Christoph Kolumbus 1506 stirbt, ahnt er nicht, dass eines Tages die Schulkinder der Welt lernen werden, er habe Amerika entdeckt.
Zeitlebens glaubt der geniale Seemann, bei seinen Törns in Asien gelandet zu sein. Sein Ziel war nicht die Entdeckung der Neuen Welt,
sondern die Suche nach dem westwärtigen Seeweg nach Indien, um den Handel mit dem Fernen Osten zu vereinfachen.
In Kolumbus' Vorstellung besteht die Welt aus den drei Kontinenten Europa, Afrika und Asien. Beim Navigieren auf Westkurses
nach Indien geht der passionierte Kartograf von einem viel zu geringen Erdumfang aus -
hätte er dessen wahre Größe gekannt, hätte er vermutlich nie seine Anker mit Kurs Indien gelichtet.
Bei seiner Rückkehr nach der zweimaligen Bezwingung des Atlantiks feiert man ihn als Entdecker eines neuen Seewegs
und der "Inidianer".
Aber wie überall und immer in der Geschichte endet da, wo Europäer hinkommen, alles blutig, grausam und ungerecht:
Die Einheimischen werden ausgerottet, ihnen werden ihr Land, ihre Kulturgüter, ihre Überzeugungen genommen, die europäischen Mächte
streiten sich um die Vormacht im fremden Land, als sei es ihr eigenes ...
Bei seiner dritten Route kommen selbst Kolumbus Zweifel, ob er wirklich in Asien gelandet ist. Aber da er das neu entdeckte Land
nicht in seine Geografie einordnen kann, findet er nur eine Erklärung: Er hat das von den mittelalterlichen Kartografen
im Orient verortete Paradies gefunden ...
Und auf seinem letzten Törn erreicht er die Lagunen von Panama, sucht nach einer Durchfahrt, überzeugt, hinter
der Landzunge liege eine anderer Ozean. 400 Jahre später gibt der Bau des Panamakanals seinem genialen Seefahrerinstinkt recht.
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Den amerikanische Kontinent hat schon rund 500 Jahre vor ihm Leif Eriksson (oder ein andere Isländer).
Dass Kolumbus gleichwohl als Entdecker Amerikas gilt, ist auf die dauerhafte Kolonisierung durch Europäer als Folge seiner
Entdeckung zurückzuführen.
Eine Persönlichkeit, die bei der Geschichte von der Entdeckung Amerikas stets zu kurz kommt, ist
Martín Alonso Pinzón
Kapitän der Karavelle Pinta, eines der beiden Begleitschiffe auf Kolumbus' erster Reise.
Pinzón, Handelsherr und Seefahrer, Förderer und zugleich Gegenspieler. Die Pinzóns stellen Pinta und Niña für die Expedition
vor allem aus wirtschaftlichen Gründen zur Verfügung. Pinzón verfügt in Palos als Haupt einer reichen Kaufmannsfamilie
über großen Einfluss, als Schiffseigner Brotgeber vieler Seeleute ist er bereit, das Risiko der Westfahrt zu tragen,
angesteckt von Kolumbus' Gewissheit, der wortreich von den Reichtümern Indiens erzählt.
Warum Pinzón sechs Wochen von ihm getrennt wurde, ist nicht bekannt, Kolumbus beschuldigt ihn des Verrats.
Cristoforo Colombo, vermutlich 1451 in Genua geboren als Sohn eines Genueser Wollwebers, fährt nach eigenen Aussagen
mit 14 Jahren zur See, absolviert wahrscheinlich ein Grundstudium an der Universität von Pavia, beherrscht Latein und Mathematik
hervorragend, Voraussetzungen für seine Kenntnisse der Kosmographie und Kartographie. 1461 siedelt die Familie
Colombo nach Savona über.
Colombo wird Korsar im Erbfolgekrieg um Süditalien. Seine weiteste Route führt ins östliche Mittelmeer bis nach Chios, eine genuesische
Kolonie. 1476 erreicht er den Atlantischen Ozean. Während einer Seeschlacht rettet er sich schwimmend an die portugiesischen
Küste und arbeitet ab 1477 in Lissabon, einem Zentrum europäischer Seefahrt, mit seinem Bruder Bartolomeo, Kartograf,
als Zeichner. 1477 segelt er erneut auf dem Nordatlantik, bis zu 100 sm über Thule (Island) hinaus, 1482/1483 nimmt
er an einer Expedition entlang der westafrikanischen Küste bis São Jorge da Mina in Guinea teil.
Heirat, Sohn Diego um 1480 auf Porto Santo (bei Madeira) geboren, Schwiegervater Bartolomeu Perestrelo,
Gouverneur von Porto Santo. Kolumbus studiert dessen Seekarten, Logbücher und Papiere und ist ab da intensiv mit einer
Seeroute nach Süd- und Ostasien beschäftigt.
Von Indien und China kommen wertvolle Güter wie Seide und Gewürze. Seit etwa 1350 hat sich das Osmanische Reich zwischen
Europa und den Osten gezwängt. Landwege stehen nicht mehr offen, auf Luxusgüter sind hohe Zölle zu entrichten.
Man sucht eine Seeroute nach Indien um Afrika herum - Vasco da Gama kommt 1498 auf diese Weise ans Ziel.
Kolumbus hat um 1480 die Idee einer Westroute nach Ostasien, die auf Aristoteles zurückgeht, der behauptet, man könne den Ozean
zwischen den Säulen des Herakles (Gibraltar) und Asien innerhalb weniger Tage überqueren. Er hält sich an die Karte von Paolo dal
Pozzo Toscanelli, der schreibt:
"Der genannte Weg (Westkurs nach Quinsay in China) ist nicht nur möglich, sondern wahr und sicher."
Und er verlässt sich auf den Reisebericht Marco Polos. Möglicherweise hat er auch von den Fahrten der Wikinger und dem mythischen
Reisebericht des irischen Mönches Brendan gehört.
Indizien für eine Landmasse westlich Europas gibt es genug. Ein portugiesischer Kapitän findet weit im Westen ein fremdartiges,
sehr rotes Stück Holz (Brasilholz), augenscheinlich bearbeitet. Hölzer und fremde Pflanzen spülen an den Küsten
Madeiras und Porto Santos an Land, Gerüchte von zwei auf Flores/Azoren angespülten Leichen fremdartigen Aussehens machen die
Runde.
Bei seinen Planungen erkennt Kolumbus, dass man sich die Passatwinde für eine schnelle Fahrt nach Westen zu Nutze machen kann,
indem man zunächst mit Südkurs die Kanaren ansteuert und erst dann Westkurs anlegt (noch heute starten Yachten von Puerto de
Mogan/Gran Canaria nach Amerika ...)
Seit Ptolemäus glaubt man, dass Eurasien 180° der Erdbreite einnehme, während die restlichen 180° unbekannt seien.
Die Entfernung zwischen den Längengraden schätzt Kolumbus zu klein ein und erhält einen Abstand von unter 2.500 sm
bis Japan (tatsächlich 11.000 sm). Deshalb hält er die von ihm später entdeckten Inseln in der Karibik für dem chinesischen Festland
vorgelagerte Inseln. Sie liegen ungefähr dort, wo auch die Karte Toscanellis 1474 zahlreiche Inseln südwestlich von "Cippangu" verzeichnet.
Aufgrund eines Übersetzungsfehlers von "las Indias" = heutiges Indien hat sich die Bezeichnung Westindische Inseln bis heute gehalten.
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Mit seinen drastischen Fehleinschätzungen ist Kolumbus nicht allein. Auf dem Behaim-Globus liegen zwischen der spanischen
Westküste und Cipango ungefähr 90 Längengrade, also ¼ des Erdumfangs. Behaim plaziert Spanien zutreffend auf etwa 40°
nördlicher Breite, also hätte nach seiner, und wohl auch der Vorstellung des Kolumbus, der 40. Breitenkreis einen Umfang von etwa
22.000km haben müssen.
Um 1484 stellt Kolumbus detailliert ausgearbeitete Pläne einer Expeditionsfahrt dem portugiesischen König Johann II. vor.
Immer und immer wieder lehnen Experten des Königs lehnen sie ab, weil sie den Plan für undurchführbar halten,
die Distanz für weitaus länger annehmen.
Dann scheitrn Verhandlungen scheitern an außergewöhnlich hohen Forderungen von Kolumbus: Er beansprucht den erblichen
Titel eines Admirals des Ozeans und des Vizekönigs über die von ihm entdeckten Gebiete, abgerlehnt.
Kolumbus gehtn nach Frankreich. Ein Eilbote holt Kolumbus knapp 10 Kilometer von Granada entfernt ein,
1492 Vertrag: Kolumbus, im Gegenzug für das Bringen von Gold und Gewürzen, erhält 10% der Profite aus dem Verkauf der Güter,
wird Statthalter über die gefundenen Ländereien und Admiral der Weltmeere.
War Kolumbus Jude? Sadist?
Der Sohn Kolumbus', Fernando, schreibt, sein Vater habe es vorgezogen, ihn und andere im Ungewissen zu lassen,
was es mit seiner Abstammung und seiner Familie auf sich habe. Herkunft und Ursprung seines Geschlechts sei - wie vieles andere
im Leben - "misterio" (Rätsel). Sein Geschlecht, nimmt Fernando an, stamme "vom heiligen Blut Jerusalems". In Genua nämlich
gibt es kein Adelsgeschlecht Colombo, aus den Akten geht hervor, dass die Familie tatsächlich einst eingewandert ist.
Nicht einmal seine Unterschrift, eine kryptische Buchstaben-Pyramide, konnten Wissenschaftler vollständig entschlüsseln.
Und Historiker haben nur zwei Belege dafür gefunden, dass er das Italienische überhaupt beherrschte.
Eine Hypothese, besagt, Kolumbus habe seine jüdische Herkunft geheim halten wollen. Als Jude hätte er bei dem katholischen Königspaar
Isabella und Ferdinand nie Unterstützung für seine Expeditionen gefunden, da diese die Juden aus Spanien vertreiben wollten.
Die von ihnen im Alhambra-Dekret vom 31. März 1492 gesetzte Frist, innerhalb derer alle nicht konvertierten Juden ihr Land
verlassen haben mussten, war der 31. Juli. Dies fällt zeitlich eng zusammen mit dem Tag, an dem Kolumbus zu seiner ersten
Entdeckungsreise aufbricht.
Zu dieser – womöglich zufälligen – Begebenheit kommt als Indiz hinzu, dass der Entdecker offenbar tiefgehende Kenntnisse
jüdischer Gedankenwelt hatte. In einer Notiz etwa überträgt er das Jahr 1481 mal eben in die jüdische Zeitrechnung. Des Weiteren
setzt sich besonders Luis de Santángel, der Privatschatzmeister des spanischen Königs, am Hof für Kolumbus’ Pläne ein.
Mit hohem persönlichen Einsatz und Risiko gelingt es ihm, Königin Isabella noch umzustimmen, die Kolumbus’ Forderungen
bereits abgelehnt hat, und er bietet Kolumbus an, einen Großteil der Expedition zu finanzieren. Warum?
Der Mann ist "Converso", einer jener 300 000 spanischen Juden, die sich aus Angst haben taufen lassen, die sich aber trotzdem noch
vor der Inquisition fürchten mussten. Kolumbus' Pläne weckten Hoffnungen bei den Verfolgten. Damit öffnete sich eine Perspektive
eines Auswanderungslandes.
Kolumbus nimmt auf seine Entdeckungsreise als einzigen Dolmetscher einen Mann namens Luis de Torres mit.
Der beherrscht Arabisch, eine Sprache, die Menschen in Indien womöglich verstehen würden. Aber: Auch de Torres ist ein getaufter
Jude und hätte sich wohl auf Hebräisch verständigen können.
Spekulationen besagen, dass verfolgte Juden, die auch nach der Konversion nicht sicher vor der Inquisition sein konnten,
in seine Pläne Hoffnung auf ein Auswanderungsland setzten. Tatsächlich soll sich auf den Kanarischen Inseln und später
in den heute zu Kalifornien gehörenden Küstenstreifen zeitweilig eine größere Zahl von Juden und Conversos vor
der spanischen Inquisition in Sicherheit gebracht und unbehelligt gelebt haben, bevor ein Edikt die Ansiedlung von Juden
auch in den Kolonien verbot.
Weitere Indizien: Den Namen Colombo tragen in Norditalien häufig jüdische Familien, die jüdischen Vornamen seiner Mutter Susanna
und seines Vaters Jacobo, er heiratet eine Jüdin heiratet, seine zweite Frau, die keine Jüdin ist, heiratet er nicht:
Nach jüdischem Selbstverständnis ist es Juden verboten, Nichtjuden zu heiraten.
Am 9. August 2006 liest man BILD:
"Kolumbus war ein übler Sadist.
Im spanischen Archiv von Simancas fand die Historikerin Isabel Aguirre ein schauriges Dokument ...
Die Aussagen von 22 Zeugen belegen: Jeder Eingeborene musste Gold abliefern. Wer es nicht herbei schaffte,
dem wurden die Hände abgehackt ... Kolumbus handelte mit Sklaven, die ihm umgerechnet bis zu 8000 Euro pro "Stück"
brachten. Seinem Bruder Bartolomé befahl er, eine Frau nackt auf einen Esel zu schnallen und durch die Straßen
zu treiben. Wer protestierte, wurde kurzerhand erstochen, auch Kinder und Greise. Schwangere wurden vergewaltigt ..."
Die Zeugenaussagen stehen im Buch "La caída de Cristóbal Colón" (Der Sturz des Kolumbus). In Madrid ein Bestseller -
die Spanier sind erschüttert. Nun wussten Millionen von Bild-Lesern Bescheid, der Rest der Nation aber nicht. Und das,
obwohl der Bild-Bericht über die Enthüllung zwar grob gestrickt ist, aber im Großen und Ganzen zutrifft.
Am 6. Dezember werden auch die gehobenen Schichten informiert. Die FAZ titelt:
"Grausamkeit, Geldgier und Verlogenheit des Eroberers." Der Autor (Roberto Zapperi) hebt einen Vorwurf hervor:
"Das Verhör brachte Vorgänge von unerhörter Schwere ans Licht. Der gravierendste und von allen
Geistlichen einstimmig gegen Kolumbus erhobene Vorwurf lautete, er habe systematisch die Taufe der Eingeborenen durch
die Missionare verhindert ... "
Ende
39 Männer hat Kolumbus auf Hispaniola, was er für das von Marco Polo beschriebene Japan hält, zurückgelassen.
In der Hoffnung auf Bodenschätze drängt Spaniens Herrscherpaar auf eine baldige zweite Segeltour. Kolumbus soll die "Neue Welt"
besiedeln, die Ureinwohner christianisieren.
1493 sticht der Admiral erneut in See: Mit 17 Schiffen und 1.200 Mann!
Die Siedlung auf Hispaniola findet er zerstört vor, einige Männder haben sich im Streit gegenseitig umgebracht, andere töten und
misshandeln die Indianer. Die Spanier nehmen blutige Rache, töten und versklaven die Indianer brutal. Der Statthalter der neuen Siedlung,
Kolumbus, gerät bald in die Kritik und widmet sich wieder seinen Erkundungsfahrten. Er segelt an Kubas Küsten entlang -
was er für das Festland China hält.
Wäre er 100 sm weiter gesegelt, hätte er seinen Irrtum erkannt: Kuba ist eine Insel.
Erst bei seiner dritten Reise bis in das Mündungsgebiet des Orinoco kommen ihm Zweifel.
Seine 4. Reise muss er krank abbrechen ...
Kolumbus der Skipper
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